den, sondern wir durch fleißig Nachdencken und heiligen Betrach- tungen selbige immer in unser Jnnerstes wie den Regen hinein dru- cken, so würden wir grünen wie die Palmen-Bäume, und wachsen wie die Cederen auf Libanon, und uns nachwerts der Welt Hohn und Spott eben so wenig achten als ein von wohlriechender Blühte Schnee-weisser Baum, wann er von denen um ihn her stehenden nackenden todten, Stoderbäumen ausgelachet werden sollte, weilen sie durch seine Zierat beschämt, einen Eckel darab fassen, aber es hat noch kein Bekehrter die Gnade, so ihm widerfahret, hoch genug geschätzt, dann sie ist unausdencklich: Der Unterscheid, darinn ein von JEsu ergriffener a, und zu der ewigen Sonn umgewandter Mensch stehet, gegen einem noch zur Zeit geist- und gnadenlosen, ist gar zu majestätisch und wunderbar.
§. 15. Darum ist und bleibt die wahre vom Heil. Geist gewürckteJst ein herrliches Wunder Göttlicher Barmher- tzigkeit. Buß und mitgetheilte Anfänge des Lebens JEsu ein glorieuses und herrliches Wunder Göttlicher Barmhertzigkeit, eben wie, wann um ein gantzen Flecken oder Stadt herum nur drey biß vier Bäume blüheten, und nur etwann zwey biß drey Einwohner in einem Land wären, die in ihren Baum-Gärten etwas dergleichen hätten, mit was Verwunderung würden nicht die anderen solches ansehen; Aber diese geistliche Herrlichkeit und Seeligkeit ist und muß dem fleischlich gesinnten Menschen verborgen seyn, und bleiben biß an Jüngsten Tag b. Wissen es doch die Heilige, Auserwählte und geliebte GOt- tes selbst nicht, zu was vor einem reichen und herrlichen Erb sie in der Bekehrung beruffen werden.
§. 16. Ach HErr JEsu, daß doch dermahleins deine Kirch dasWunsch. traurige Winter-Kleid ablegte! daß doch eine seelige Aenderung ge- wircket würde auf der gantzen Erd, und daß eben so wenige todte Seelen angetroffen würden als jetzt im Sommer Bäume ohne Blät- ter; Daß der Geruch einer überal blühenden wahren Heiligkeit und Gabe Christi die Himmels-Burger reitzen würde aus der oberen Welt zu uns zu kommen und mit Lust unter uns zu wohnen, daß sich alles, alle Gemeinden wie die Wiesen im Mayen verneuen und die gantze Welt vor dir sey wie bunt beblühtes Feld.
Das
aPhil.. III. 12.
b 1 Joh. III. 1.
U u 3
Der geiſtliche Fruͤhling.
den, ſondern wir durch fleißig Nachdencken und heiligen Betrach- tungen ſelbige immer in unſer Jnnerſtes wie den Regen hinein dru- cken, ſo wuͤrden wir gruͤnen wie die Palmen-Baͤume, und wachſen wie die Cederen auf Libanon, und uns nachwerts der Welt Hohn und Spott eben ſo wenig achten als ein von wohlriechender Bluͤhte Schnee-weiſſer Baum, wann er von denen um ihn her ſtehenden nackenden todten, Stoderbaͤumen ausgelachet werden ſollte, weilen ſie durch ſeine Zierat beſchaͤmt, einen Eckel darab faſſen, aber es hat noch kein Bekehrter die Gnade, ſo ihm widerfahret, hoch genug geſchaͤtzt, dann ſie iſt unausdencklich: Der Unterſcheid, darinn ein von JEſu ergriffener a, und zu der ewigen Sonn umgewandter Menſch ſtehet, gegen einem noch zur Zeit geiſt- und gnadenloſen, iſt gar zu majeſtaͤtiſch und wunderbar.
§. 15. Darum iſt und bleibt die wahre vom Heil. Geiſt gewuͤrckteJſt ein herrliches Wunder Goͤttlicher Barmher- tzigkeit. Buß und mitgetheilte Anfaͤnge des Lebens JEſu ein glorieuſes und herrliches Wunder Goͤttlicher Barmhertzigkeit, eben wie, wann um ein gantzen Flecken oder Stadt herum nur drey biß vier Baͤume bluͤheten, und nur etwann zwey biß drey Einwohner in einem Land waͤren, die in ihren Baum-Gaͤrten etwas dergleichen haͤtten, mit was Verwunderung wuͤrden nicht die anderen ſolches anſehen; Aber dieſe geiſtliche Herrlichkeit und Seeligkeit iſt und muß dem fleiſchlich geſinnten Menſchen verborgen ſeyn, und bleiben biß an Juͤngſten Tag b. Wiſſen es doch die Heilige, Auserwaͤhlte und geliebte GOt- tes ſelbſt nicht, zu was vor einem reichen und herrlichen Erb ſie in der Bekehrung beruffen werden.
§. 16. Ach HErr JEſu, daß doch dermahleins deine Kirch dasWunſch. traurige Winter-Kleid ablegte! daß doch eine ſeelige Aenderung ge- wircket wuͤrde auf der gantzen Erd, und daß eben ſo wenige todte Seelen angetroffen wuͤrden als jetzt im Sommer Baͤume ohne Blaͤt- ter; Daß der Geruch einer uͤberal bluͤhenden wahren Heiligkeit und Gabe Chriſti die Himmels-Burger reitzen wuͤrde aus der oberen Welt zu uns zu kommen und mit Luſt unter uns zu wohnen, daß ſich alles, alle Gemeinden wie die Wieſen im Mayen verneuen und die gantze Welt vor dir ſey wie bunt bebluͤhtes Feld.
Das
aPhil.. III. 12.
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Der geiſtliche Fruͤhling.
den, ſondern wir durch fleißig Nachdencken und heiligen Betrach-
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wie die Cederen auf Libanon, und uns nachwerts der Welt Hohn
und Spott eben ſo wenig achten als ein von wohlriechender Bluͤhte
Schnee-weiſſer Baum, wann er von denen um ihn her ſtehenden
nackenden todten, Stoderbaͤumen ausgelachet werden ſollte, weilen
ſie durch ſeine Zierat beſchaͤmt, einen Eckel darab faſſen, aber es
hat noch kein Bekehrter die Gnade, ſo ihm widerfahret, hoch genug
geſchaͤtzt, dann ſie iſt unausdencklich: Der Unterſcheid, darinn ein
von JEſu ergriffener a, und zu der ewigen Sonn umgewandter
Menſch ſtehet, gegen einem noch zur Zeit geiſt- und gnadenloſen, iſt
gar zu majeſtaͤtiſch und wunderbar.
§. 15. Darum iſt und bleibt die wahre vom Heil. Geiſt gewuͤrckte
Buß und mitgetheilte Anfaͤnge des Lebens JEſu ein glorieuſes und
herrliches Wunder Goͤttlicher Barmhertzigkeit, eben wie, wann
um ein gantzen Flecken oder Stadt herum nur drey biß vier Baͤume
bluͤheten, und nur etwann zwey biß drey Einwohner in einem Land
waͤren, die in ihren Baum-Gaͤrten etwas dergleichen haͤtten, mit
was Verwunderung wuͤrden nicht die anderen ſolches anſehen; Aber
dieſe geiſtliche Herrlichkeit und Seeligkeit iſt und muß dem fleiſchlich
geſinnten Menſchen verborgen ſeyn, und bleiben biß an Juͤngſten
Tag b. Wiſſen es doch die Heilige, Auserwaͤhlte und geliebte GOt-
tes ſelbſt nicht, zu was vor einem reichen und herrlichen Erb ſie in
der Bekehrung beruffen werden.
Jſt ein
herrliches
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Goͤttlicher
Barmher-
tzigkeit.
§. 16. Ach HErr JEſu, daß doch dermahleins deine Kirch das
traurige Winter-Kleid ablegte! daß doch eine ſeelige Aenderung ge-
wircket wuͤrde auf der gantzen Erd, und daß eben ſo wenige todte
Seelen angetroffen wuͤrden als jetzt im Sommer Baͤume ohne Blaͤt-
ter; Daß der Geruch einer uͤberal bluͤhenden wahren Heiligkeit und
Gabe Chriſti die Himmels-Burger reitzen wuͤrde aus der oberen Welt
zu uns zu kommen und mit Luſt unter uns zu wohnen, daß ſich alles,
alle Gemeinden wie die Wieſen im Mayen verneuen und die gantze
Welt vor dir ſey wie bunt bebluͤhtes Feld.
Wunſch.
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a Phil.. III. 12.
b 1 Joh. III. 1.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/437>, abgerufen am 22.11.2024.
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