Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Der geistliche Frühling.
den, sondern wir durch fleißig Nachdencken und heiligen Betrach-
tungen selbige immer in unser Jnnerstes wie den Regen hinein dru-
cken, so würden wir grünen wie die Palmen-Bäume, und wachsen
wie die Cederen auf Libanon, und uns nachwerts der Welt Hohn
und Spott eben so wenig achten als ein von wohlriechender Blühte
Schnee-weisser Baum, wann er von denen um ihn her stehenden
nackenden todten, Stoderbäumen ausgelachet werden sollte, weilen
sie durch seine Zierat beschämt, einen Eckel darab fassen, aber es
hat noch kein Bekehrter die Gnade, so ihm widerfahret, hoch genug
geschätzt, dann sie ist unausdencklich: Der Unterscheid, darinn ein
von JEsu ergriffener a, und zu der ewigen Sonn umgewandter
Mensch stehet, gegen einem noch zur Zeit geist- und gnadenlosen, ist
gar zu majestätisch und wunderbar.

§. 15. Darum ist und bleibt die wahre vom Heil. Geist gewürckteJst ein
herrliches
Wunder
Göttlicher
Barmher-
tzigkeit.

Buß und mitgetheilte Anfänge des Lebens JEsu ein glorieuses und
herrliches Wunder Göttlicher Barmhertzigkeit, eben wie, wann
um ein gantzen Flecken oder Stadt herum nur drey biß vier Bäume
blüheten, und nur etwann zwey biß drey Einwohner in einem Land
wären, die in ihren Baum-Gärten etwas dergleichen hätten, mit
was Verwunderung würden nicht die anderen solches ansehen; Aber
diese geistliche Herrlichkeit und Seeligkeit ist und muß dem fleischlich
gesinnten Menschen verborgen seyn, und bleiben biß an Jüngsten
Tag b. Wissen es doch die Heilige, Auserwählte und geliebte GOt-
tes selbst nicht, zu was vor einem reichen und herrlichen Erb sie in
der Bekehrung beruffen werden.

§. 16. Ach HErr JEsu, daß doch dermahleins deine Kirch dasWunsch.
traurige Winter-Kleid ablegte! daß doch eine seelige Aenderung ge-
wircket würde auf der gantzen Erd, und daß eben so wenige todte
Seelen angetroffen würden als jetzt im Sommer Bäume ohne Blät-
ter; Daß der Geruch einer überal blühenden wahren Heiligkeit und
Gabe Christi die Himmels-Burger reitzen würde aus der oberen Welt
zu uns zu kommen und mit Lust unter uns zu wohnen, daß sich alles,
alle Gemeinden wie die Wiesen im Mayen verneuen und die gantze
Welt vor dir sey wie bunt beblühtes Feld.

Das
a Phil.. III. 12.
b 1 Joh. III. 1.
U u 3

Der geiſtliche Fruͤhling.
den, ſondern wir durch fleißig Nachdencken und heiligen Betrach-
tungen ſelbige immer in unſer Jnnerſtes wie den Regen hinein dru-
cken, ſo wuͤrden wir gruͤnen wie die Palmen-Baͤume, und wachſen
wie die Cederen auf Libanon, und uns nachwerts der Welt Hohn
und Spott eben ſo wenig achten als ein von wohlriechender Bluͤhte
Schnee-weiſſer Baum, wann er von denen um ihn her ſtehenden
nackenden todten, Stoderbaͤumen ausgelachet werden ſollte, weilen
ſie durch ſeine Zierat beſchaͤmt, einen Eckel darab faſſen, aber es
hat noch kein Bekehrter die Gnade, ſo ihm widerfahret, hoch genug
geſchaͤtzt, dann ſie iſt unausdencklich: Der Unterſcheid, darinn ein
von JEſu ergriffener a, und zu der ewigen Sonn umgewandter
Menſch ſtehet, gegen einem noch zur Zeit geiſt- und gnadenloſen, iſt
gar zu majeſtaͤtiſch und wunderbar.

§. 15. Darum iſt und bleibt die wahre vom Heil. Geiſt gewuͤrckteJſt ein
herrliches
Wunder
Goͤttlicher
Barmher-
tzigkeit.

Buß und mitgetheilte Anfaͤnge des Lebens JEſu ein glorieuſes und
herrliches Wunder Goͤttlicher Barmhertzigkeit, eben wie, wann
um ein gantzen Flecken oder Stadt herum nur drey biß vier Baͤume
bluͤheten, und nur etwann zwey biß drey Einwohner in einem Land
waͤren, die in ihren Baum-Gaͤrten etwas dergleichen haͤtten, mit
was Verwunderung wuͤrden nicht die anderen ſolches anſehen; Aber
dieſe geiſtliche Herrlichkeit und Seeligkeit iſt und muß dem fleiſchlich
geſinnten Menſchen verborgen ſeyn, und bleiben biß an Juͤngſten
Tag b. Wiſſen es doch die Heilige, Auserwaͤhlte und geliebte GOt-
tes ſelbſt nicht, zu was vor einem reichen und herrlichen Erb ſie in
der Bekehrung beruffen werden.

§. 16. Ach HErr JEſu, daß doch dermahleins deine Kirch dasWunſch.
traurige Winter-Kleid ablegte! daß doch eine ſeelige Aenderung ge-
wircket wuͤrde auf der gantzen Erd, und daß eben ſo wenige todte
Seelen angetroffen wuͤrden als jetzt im Sommer Baͤume ohne Blaͤt-
ter; Daß der Geruch einer uͤberal bluͤhenden wahren Heiligkeit und
Gabe Chriſti die Himmels-Burger reitzen wuͤrde aus der oberen Welt
zu uns zu kommen und mit Luſt unter uns zu wohnen, daß ſich alles,
alle Gemeinden wie die Wieſen im Mayen verneuen und die gantze
Welt vor dir ſey wie bunt bebluͤhtes Feld.

Das
a Phil.. III. 12.
b 1 Joh. III. 1.
U u 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0437" n="341"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der gei&#x017F;tliche Fru&#x0364;hling.</hi></fw><lb/>
den, &#x017F;ondern wir durch fleißig Nachdencken und heiligen Betrach-<lb/>
tungen &#x017F;elbige immer in un&#x017F;er Jnner&#x017F;tes wie den Regen hinein dru-<lb/>
cken, &#x017F;o wu&#x0364;rden wir gru&#x0364;nen wie die Palmen-Ba&#x0364;ume, und wach&#x017F;en<lb/>
wie die Cederen auf Libanon, und uns nachwerts der Welt Hohn<lb/>
und Spott eben &#x017F;o wenig achten als ein von wohlriechender Blu&#x0364;hte<lb/>
Schnee-wei&#x017F;&#x017F;er Baum, wann er von denen um ihn her &#x017F;tehenden<lb/>
nackenden todten, Stoderba&#x0364;umen ausgelachet werden &#x017F;ollte, weilen<lb/>
&#x017F;ie durch &#x017F;eine Zierat be&#x017F;cha&#x0364;mt, einen Eckel darab fa&#x017F;&#x017F;en, aber es<lb/>
hat noch kein Bekehrter die Gnade, &#x017F;o ihm widerfahret, hoch genug<lb/>
ge&#x017F;cha&#x0364;tzt, dann &#x017F;ie i&#x017F;t unausdencklich: Der Unter&#x017F;cheid, darinn ein<lb/>
von JE&#x017F;u ergriffener <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Phil.. III.</hi> 12.</note>, und zu der ewigen Sonn umgewandter<lb/>
Men&#x017F;ch &#x017F;tehet, gegen einem noch zur Zeit gei&#x017F;t- und gnadenlo&#x017F;en, i&#x017F;t<lb/>
gar zu maje&#x017F;ta&#x0364;ti&#x017F;ch und wunderbar.</p><lb/>
          <p>§. 15. Darum i&#x017F;t und bleibt die wahre vom Heil. Gei&#x017F;t gewu&#x0364;rckte<note place="right">J&#x017F;t ein<lb/>
herrliches<lb/>
Wunder<lb/>
Go&#x0364;ttlicher<lb/>
Barmher-<lb/>
tzigkeit.</note><lb/>
Buß und mitgetheilte Anfa&#x0364;nge des Lebens JE&#x017F;u ein glorieu&#x017F;es und<lb/>
herrliches Wunder Go&#x0364;ttlicher Barmhertzigkeit, eben wie, wann<lb/>
um ein gantzen Flecken oder Stadt herum nur drey biß vier Ba&#x0364;ume<lb/>
blu&#x0364;heten, und nur etwann zwey biß drey Einwohner in einem Land<lb/>
wa&#x0364;ren, die in ihren Baum-Ga&#x0364;rten etwas dergleichen ha&#x0364;tten, mit<lb/>
was Verwunderung wu&#x0364;rden nicht die anderen &#x017F;olches an&#x017F;ehen; Aber<lb/>
die&#x017F;e gei&#x017F;tliche Herrlichkeit und Seeligkeit i&#x017F;t und muß dem flei&#x017F;chlich<lb/>
ge&#x017F;innten Men&#x017F;chen verborgen &#x017F;eyn, und bleiben biß an Ju&#x0364;ng&#x017F;ten<lb/>
Tag <note place="foot" n="b">1 <hi rendition="#aq">Joh. III.</hi> 1.</note>. Wi&#x017F;&#x017F;en es doch die Heilige, Auserwa&#x0364;hlte und geliebte GOt-<lb/>
tes &#x017F;elb&#x017F;t nicht, zu was vor einem reichen und herrlichen Erb &#x017F;ie in<lb/>
der Bekehrung beruffen werden.</p><lb/>
          <p>§. 16. Ach HErr JE&#x017F;u, daß doch dermahleins deine Kirch das<note place="right">Wun&#x017F;ch.</note><lb/>
traurige Winter-Kleid ablegte! daß doch eine &#x017F;eelige Aenderung ge-<lb/>
wircket wu&#x0364;rde auf der gantzen Erd, und daß eben &#x017F;o wenige todte<lb/>
Seelen angetroffen wu&#x0364;rden als jetzt im Sommer Ba&#x0364;ume ohne Bla&#x0364;t-<lb/>
ter; Daß der Geruch einer u&#x0364;beral blu&#x0364;henden wahren Heiligkeit und<lb/>
Gabe Chri&#x017F;ti die Himmels-Burger reitzen wu&#x0364;rde aus der oberen Welt<lb/>
zu uns zu kommen und mit Lu&#x017F;t unter uns zu wohnen, daß &#x017F;ich alles,<lb/>
alle Gemeinden wie die Wie&#x017F;en im Mayen verneuen und die gantze<lb/>
Welt vor dir &#x017F;ey wie bunt beblu&#x0364;htes Feld.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">U u 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0437] Der geiſtliche Fruͤhling. den, ſondern wir durch fleißig Nachdencken und heiligen Betrach- tungen ſelbige immer in unſer Jnnerſtes wie den Regen hinein dru- cken, ſo wuͤrden wir gruͤnen wie die Palmen-Baͤume, und wachſen wie die Cederen auf Libanon, und uns nachwerts der Welt Hohn und Spott eben ſo wenig achten als ein von wohlriechender Bluͤhte Schnee-weiſſer Baum, wann er von denen um ihn her ſtehenden nackenden todten, Stoderbaͤumen ausgelachet werden ſollte, weilen ſie durch ſeine Zierat beſchaͤmt, einen Eckel darab faſſen, aber es hat noch kein Bekehrter die Gnade, ſo ihm widerfahret, hoch genug geſchaͤtzt, dann ſie iſt unausdencklich: Der Unterſcheid, darinn ein von JEſu ergriffener a, und zu der ewigen Sonn umgewandter Menſch ſtehet, gegen einem noch zur Zeit geiſt- und gnadenloſen, iſt gar zu majeſtaͤtiſch und wunderbar. §. 15. Darum iſt und bleibt die wahre vom Heil. Geiſt gewuͤrckte Buß und mitgetheilte Anfaͤnge des Lebens JEſu ein glorieuſes und herrliches Wunder Goͤttlicher Barmhertzigkeit, eben wie, wann um ein gantzen Flecken oder Stadt herum nur drey biß vier Baͤume bluͤheten, und nur etwann zwey biß drey Einwohner in einem Land waͤren, die in ihren Baum-Gaͤrten etwas dergleichen haͤtten, mit was Verwunderung wuͤrden nicht die anderen ſolches anſehen; Aber dieſe geiſtliche Herrlichkeit und Seeligkeit iſt und muß dem fleiſchlich geſinnten Menſchen verborgen ſeyn, und bleiben biß an Juͤngſten Tag b. Wiſſen es doch die Heilige, Auserwaͤhlte und geliebte GOt- tes ſelbſt nicht, zu was vor einem reichen und herrlichen Erb ſie in der Bekehrung beruffen werden. Jſt ein herrliches Wunder Goͤttlicher Barmher- tzigkeit. §. 16. Ach HErr JEſu, daß doch dermahleins deine Kirch das traurige Winter-Kleid ablegte! daß doch eine ſeelige Aenderung ge- wircket wuͤrde auf der gantzen Erd, und daß eben ſo wenige todte Seelen angetroffen wuͤrden als jetzt im Sommer Baͤume ohne Blaͤt- ter; Daß der Geruch einer uͤberal bluͤhenden wahren Heiligkeit und Gabe Chriſti die Himmels-Burger reitzen wuͤrde aus der oberen Welt zu uns zu kommen und mit Luſt unter uns zu wohnen, daß ſich alles, alle Gemeinden wie die Wieſen im Mayen verneuen und die gantze Welt vor dir ſey wie bunt bebluͤhtes Feld. Wunſch. Das a Phil.. III. 12. b 1 Joh. III. 1. U u 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/437
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/437>, abgerufen am 22.11.2024.