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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
schöne Gesetz und Tugenden der Heyden herkamen, weil sie GOtt unteraus dem
Kasten flie-
gen liese
abbildet.

seiner-Zucht hielte. C'est l'esprit reprimant. Das ware der Geist
der Zucht, der den Heyden ein Zaum ware, so sie zuruck hielte von
groben Lastern, und ihr Gemüth zu schönen Tugenden lenckete: wie
fürnemlich an Socrates, an Epictet, an Kayser Antonio zu sehen.
Die erste Tauben aber stellet vor die nach vielen Regeln, Gesetzen
und Ordnungen eingerichtete Haushaltung des H. Geistes oder Wei-
se zu regieren in der Jüdischen Kirch zur Knechtschafft unter dem Joch
der Ceremonien; Diese fand keinen Ruh-Platz für ihren Fuß, sie
seufftzete als eine Mühseelige nach dem Meßia, als dem wahren Noa
oder Ruhbringer a. Die andere ist die Christliche Kirchen, zu deren
der H. Geist am Abend der Welt kommen mit dem Oel-Blat des Frie-
dens und Freud als der Tröster, Ermahner und Geist der Wahrheit
und Kindschafft b. Und liesse sich durch den Mund der Aposteln so
laut hören, daß seine Stimme auf der gantzen Erden verspührt ward,
und ihr Schall gieng aus in alle Land c. Das ware die erste Pfing-
sten, wir erwarten aber noch eine weit herrlichere, da der H. Geist
wird ausgehen mit ungemeiner Krafft, und lebendig weben über das
Menschliche Geschlecht, und sie beugen zum Gehorsam Christi hohe
und niedere, Könige, Fürsten und Gemeine, wie ein starck blasen der
Wind alle Bäum, Pflantzen und Gewächs auch die Gräßlein dahin
beuget, wo sein wehen hingehet, und das bildete die 3te Tauben vor,
welche ausfloge, und forthin nicht mehr wieder in die Arch kame,
anzuzeigen, daß nun der Antichrist und falsche Prophet, von der Er-
den ausgerottet, der Drach in Abgrund verschlossen, und alle Reich
der Welt, GOttes und seines Gesalbten worden d. Und überall
ein Sitz des Königreichs des H. Geistes in Gerechtigkeit, Fried und
Freud, das ist die neue Paradeysische Erden in deren Gerechtigkeit
wohnet, die geistliche Erneurung der Welt e, welche der leiblichen
vorgehet, wie die Verklärung der Seelen des Leibs. Diß ist das
letzte herrliche Reich, worvon alle Propheten weissagen, da die Erde
vom H. Geist bewohnet, und mit Herrlichkeit erfüllet ist, und diß
ist die letzte Pfingsten, deren sich alle rechtschaffene Fromme trösten
und sich darauf freuen: Amen das werde wahr: HErr JEsu komme
bald! Amen.

Es
a Matth. XI. 29.
b Joh. IV. Rom. VIII.
c Rom. X.
d Apoc. XI.
e 2 Petr. III. 13.
R r 3

Der geiſtliche Fruͤhling.
ſchoͤne Geſetz und Tugenden der Heyden herkamen, weil ſie GOtt unteraus dem
Kaſten flie-
gen lieſe
abbildet.

ſeiner-Zucht hielte. C’eſt l’eſprit reprimant. Das ware der Geiſt
der Zucht, der den Heyden ein Zaum ware, ſo ſie zuruck hielte von
groben Laſtern, und ihr Gemuͤth zu ſchoͤnen Tugenden lenckete: wie
fuͤrnemlich an Socrates, an Epictet, an Kayſer Antonio zu ſehen.
Die erſte Tauben aber ſtellet vor die nach vielen Regeln, Geſetzen
und Ordnungen eingerichtete Haushaltung des H. Geiſtes oder Wei-
ſe zu regieren in der Juͤdiſchen Kirch zur Knechtſchafft unter dem Joch
der Ceremonien; Dieſe fand keinen Ruh-Platz fuͤr ihren Fuß, ſie
ſeufftzete als eine Muͤhſeelige nach dem Meßia, als dem wahren Noa
oder Ruhbringer a. Die andere iſt die Chriſtliche Kirchen, zu deren
der H. Geiſt am Abend der Welt kommen mit dem Oel-Blat des Frie-
dens und Freud als der Troͤſter, Ermahner und Geiſt der Wahrheit
und Kindſchafft b. Und lieſſe ſich durch den Mund der Apoſteln ſo
laut hoͤren, daß ſeine Stimme auf der gantzen Erden verſpuͤhrt ward,
und ihr Schall gieng aus in alle Land c. Das ware die erſte Pfing-
ſten, wir erwarten aber noch eine weit herrlichere, da der H. Geiſt
wird ausgehen mit ungemeiner Krafft, und lebendig weben uͤber das
Menſchliche Geſchlecht, und ſie beugen zum Gehorſam Chriſti hohe
und niedere, Koͤnige, Fuͤrſten und Gemeine, wie ein ſtarck blaſen der
Wind alle Baͤum, Pflantzen und Gewaͤchs auch die Graͤßlein dahin
beuget, wo ſein wehen hingehet, und das bildete die 3te Tauben vor,
welche ausfloge, und forthin nicht mehr wieder in die Arch kame,
anzuzeigen, daß nun der Antichriſt und falſche Prophet, von der Er-
den ausgerottet, der Drach in Abgrund verſchloſſen, und alle Reich
der Welt, GOttes und ſeines Geſalbten worden d. Und uͤberall
ein Sitz des Koͤnigreichs des H. Geiſtes in Gerechtigkeit, Fried und
Freud, das iſt die neue Paradeyſiſche Erden in deren Gerechtigkeit
wohnet, die geiſtliche Erneurung der Welt e, welche der leiblichen
vorgehet, wie die Verklaͤrung der Seelen des Leibs. Diß iſt das
letzte herrliche Reich, worvon alle Propheten weiſſagen, da die Erde
vom H. Geiſt bewohnet, und mit Herrlichkeit erfuͤllet iſt, und diß
iſt die letzte Pfingſten, deren ſich alle rechtſchaffene Fromme troͤſten
und ſich darauf freuen: Amen das werde wahr: HErr JEſu komme
bald! Amen.

Es
a Matth. XI. 29.
b Joh. IV. Rom. VIII.
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d Apoc. XI.
e 2 Petr. III. 13.
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[317/0413] Der geiſtliche Fruͤhling. ſchoͤne Geſetz und Tugenden der Heyden herkamen, weil ſie GOtt unter ſeiner-Zucht hielte. C’eſt l’eſprit reprimant. Das ware der Geiſt der Zucht, der den Heyden ein Zaum ware, ſo ſie zuruck hielte von groben Laſtern, und ihr Gemuͤth zu ſchoͤnen Tugenden lenckete: wie fuͤrnemlich an Socrates, an Epictet, an Kayſer Antonio zu ſehen. Die erſte Tauben aber ſtellet vor die nach vielen Regeln, Geſetzen und Ordnungen eingerichtete Haushaltung des H. Geiſtes oder Wei- ſe zu regieren in der Juͤdiſchen Kirch zur Knechtſchafft unter dem Joch der Ceremonien; Dieſe fand keinen Ruh-Platz fuͤr ihren Fuß, ſie ſeufftzete als eine Muͤhſeelige nach dem Meßia, als dem wahren Noa oder Ruhbringer a. Die andere iſt die Chriſtliche Kirchen, zu deren der H. Geiſt am Abend der Welt kommen mit dem Oel-Blat des Frie- dens und Freud als der Troͤſter, Ermahner und Geiſt der Wahrheit und Kindſchafft b. Und lieſſe ſich durch den Mund der Apoſteln ſo laut hoͤren, daß ſeine Stimme auf der gantzen Erden verſpuͤhrt ward, und ihr Schall gieng aus in alle Land c. Das ware die erſte Pfing- ſten, wir erwarten aber noch eine weit herrlichere, da der H. Geiſt wird ausgehen mit ungemeiner Krafft, und lebendig weben uͤber das Menſchliche Geſchlecht, und ſie beugen zum Gehorſam Chriſti hohe und niedere, Koͤnige, Fuͤrſten und Gemeine, wie ein ſtarck blaſen der Wind alle Baͤum, Pflantzen und Gewaͤchs auch die Graͤßlein dahin beuget, wo ſein wehen hingehet, und das bildete die 3te Tauben vor, welche ausfloge, und forthin nicht mehr wieder in die Arch kame, anzuzeigen, daß nun der Antichriſt und falſche Prophet, von der Er- den ausgerottet, der Drach in Abgrund verſchloſſen, und alle Reich der Welt, GOttes und ſeines Geſalbten worden d. Und uͤberall ein Sitz des Koͤnigreichs des H. Geiſtes in Gerechtigkeit, Fried und Freud, das iſt die neue Paradeyſiſche Erden in deren Gerechtigkeit wohnet, die geiſtliche Erneurung der Welt e, welche der leiblichen vorgehet, wie die Verklaͤrung der Seelen des Leibs. Diß iſt das letzte herrliche Reich, worvon alle Propheten weiſſagen, da die Erde vom H. Geiſt bewohnet, und mit Herrlichkeit erfuͤllet iſt, und diß iſt die letzte Pfingſten, deren ſich alle rechtſchaffene Fromme troͤſten und ſich darauf freuen: Amen das werde wahr: HErr JEſu komme bald! Amen. aus dem Kaſten flie- gen lieſe abbildet. Es a Matth. XI. 29. b Joh. IV. Rom. VIII. c Rom. X. d Apoc. XI. e 2 Petr. III. 13. R r 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/413>, abgerufen am 22.11.2024.