das Hertz angreifft, mit heiligen Regungen bemeistert, die Glau- bens-Krafft durchs Evangelium ins Hertz hinein leget. Da beweget sich die Seel.
Die Seele muß durch den Heil. Geist berei- tet wer- den.
§. 5. Das Vögelein muß von erst ausgebrutet werden, Federen kriegen, fliegen, ehe es singen kan. Also muß die Seel sich von den Gnaden-reichen Würckungen des H. Geistes erwärmen lassen, in ih- rer äussersten Untüchtigkeit sich von GOttes Barmhertzigkeit helffen lassen, unter den Flügeln der wunderbahren Treu und Langmuth Christi verbleiben, wie ein geätztes Vögelein den Mund weit aufthun, daß ihn die Güte GOttes fülle, ein mehrers kan man ihme nicht wohl anmuthen, nur muß er im Nest der unbedingten Göttlichen Verheissungen und unwanckelbarer Zusag stille seyn, da ists am wöhl- sten und sichersten und des täglichen Zunehmens am gewissesten und wird zum fliegen und singen fertig.
Die Stim- me der Turtel- Tauben stellet den Heil. Geist und des- sen Wür- ckungen vor.
§. 6. Das 3te Zeichen der anmuthigen Frühlings-Zeit ist, daß die Stimme der Turtel-Tauben gehört wird aus dem Grund, weil sie sonst zur Winters-Zeit verborgen lieget, und bey herannahendem Sommer sich wieder sehen und hören lässet, sie bewahret ihre Zeit wann sie wiederkommen soll a.
Nachdem der H. Geist in Gestalt einer Tauben sich geoffenbahret bey der Tauff Christi, so verstehe hier den H. Geist, und die unge- meine Offenbahrung seiner Krafft und Herrlichkeit in und unter den Menschen, dann er hat seine Zeiten nach dem ewigen Rath des Vat- ters und Sohns, dann es gibt gantze Jahrhundert in der Kirchen, da man fast keine Merckmahle siehet der Gegenwart und Beywohnung des H. Geistes, da doch sint der im Paradieß geschehenen Verheis- sung kein Augenblick vorbey gegangen, daß der H. Geist nicht in ei- nigen Hertzen sein Werck habe gehabt, allein so heimlich und verbor- gen und mit so wenig scheinbarem Fortgang in anderen, daß man wohl nicht sagen könnte er lasse sich hören b.
Deren Unter- scheid das Geflügel so Noah
§. 7. So ist auch der H. Geist sehr verschieden in seinen Gaben und Würckungen wie Gen. 8. gar schön vorgebildet war. Der Rabe zwar bedeutete die Heyden, die der HErr hat lassen in ihren Wegen gehen c. Doch nicht gar ohne Zucht des H. Geistes, worvon die
schöne
aJer. VIII. 7.
bPs. LXXIV. 9.
cAct. XVII.
Der geiſtliche Fruͤhling.
das Hertz angreifft, mit heiligen Regungen bemeiſtert, die Glau- bens-Krafft durchs Evangelium ins Hertz hinein leget. Da beweget ſich die Seel.
Die Seele muß durch den Heil. Geiſt berei- tet wer- den.
§. 5. Das Voͤgelein muß von erſt ausgebrutet werden, Federen kriegen, fliegen, ehe es ſingen kan. Alſo muß die Seel ſich von den Gnaden-reichen Wuͤrckungen des H. Geiſtes erwaͤrmen laſſen, in ih- rer aͤuſſerſten Untuͤchtigkeit ſich von GOttes Barmhertzigkeit helffen laſſen, unter den Fluͤgeln der wunderbahren Treu und Langmuth Chriſti verbleiben, wie ein geaͤtztes Voͤgelein den Mund weit aufthun, daß ihn die Guͤte GOttes fuͤlle, ein mehrers kan man ihme nicht wohl anmuthen, nur muß er im Neſt der unbedingten Goͤttlichen Verheiſſungen und unwanckelbarer Zuſag ſtille ſeyn, da iſts am woͤhl- ſten und ſicherſten und des taͤglichen Zunehmens am gewiſſeſten und wird zum fliegen und ſingen fertig.
Die Stim- me der Turtel- Tauben ſtellet den Heil. Geiſt und deſ- ſen Wuͤr- ckungen vor.
§. 6. Das 3te Zeichen der anmuthigen Fruͤhlings-Zeit iſt, daß die Stimme der Turtel-Tauben gehoͤrt wird aus dem Grund, weil ſie ſonſt zur Winters-Zeit verborgen lieget, und bey herannahendem Sommer ſich wieder ſehen und hoͤren laͤſſet, ſie bewahret ihre Zeit wann ſie wiederkommen ſoll a.
Nachdem der H. Geiſt in Geſtalt einer Tauben ſich geoffenbahret bey der Tauff Chriſti, ſo verſtehe hier den H. Geiſt, und die unge- meine Offenbahrung ſeiner Krafft und Herrlichkeit in und unter den Menſchen, dann er hat ſeine Zeiten nach dem ewigen Rath des Vat- ters und Sohns, dann es gibt gantze Jahrhundert in der Kirchen, da man faſt keine Merckmahle ſiehet der Gegenwart und Beywohnung des H. Geiſtes, da doch ſint der im Paradieß geſchehenen Verheiſ- ſung kein Augenblick vorbey gegangen, daß der H. Geiſt nicht in ei- nigen Hertzen ſein Werck habe gehabt, allein ſo heimlich und verbor- gen und mit ſo wenig ſcheinbarem Fortgang in anderen, daß man wohl nicht ſagen koͤnnte er laſſe ſich hoͤren b.
Deren Unter- ſcheid das Gefluͤgel ſo Noah
§. 7. So iſt auch der H. Geiſt ſehr verſchieden in ſeinen Gaben und Wuͤrckungen wie Gen. 8. gar ſchoͤn vorgebildet war. Der Rabe zwar bedeutete die Heyden, die der HErr hat laſſen in ihren Wegen gehen c. Doch nicht gar ohne Zucht des H. Geiſtes, worvon die
ſchoͤne
aJer. VIII. 7.
bPſ. LXXIV. 9.
cAct. XVII.
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Der geiſtliche Fruͤhling.
das Hertz angreifft, mit heiligen Regungen bemeiſtert, die Glau-
bens-Krafft durchs Evangelium ins Hertz hinein leget. Da beweget
ſich die Seel.
§. 5. Das Voͤgelein muß von erſt ausgebrutet werden, Federen
kriegen, fliegen, ehe es ſingen kan. Alſo muß die Seel ſich von den
Gnaden-reichen Wuͤrckungen des H. Geiſtes erwaͤrmen laſſen, in ih-
rer aͤuſſerſten Untuͤchtigkeit ſich von GOttes Barmhertzigkeit helffen
laſſen, unter den Fluͤgeln der wunderbahren Treu und Langmuth
Chriſti verbleiben, wie ein geaͤtztes Voͤgelein den Mund weit aufthun,
daß ihn die Guͤte GOttes fuͤlle, ein mehrers kan man ihme nicht
wohl anmuthen, nur muß er im Neſt der unbedingten Goͤttlichen
Verheiſſungen und unwanckelbarer Zuſag ſtille ſeyn, da iſts am woͤhl-
ſten und ſicherſten und des taͤglichen Zunehmens am gewiſſeſten und
wird zum fliegen und ſingen fertig.
§. 6. Das 3te Zeichen der anmuthigen Fruͤhlings-Zeit iſt, daß die
Stimme der Turtel-Tauben gehoͤrt wird aus dem Grund, weil ſie
ſonſt zur Winters-Zeit verborgen lieget, und bey herannahendem
Sommer ſich wieder ſehen und hoͤren laͤſſet, ſie bewahret ihre Zeit
wann ſie wiederkommen ſoll a.
Nachdem der H. Geiſt in Geſtalt einer Tauben ſich geoffenbahret
bey der Tauff Chriſti, ſo verſtehe hier den H. Geiſt, und die unge-
meine Offenbahrung ſeiner Krafft und Herrlichkeit in und unter den
Menſchen, dann er hat ſeine Zeiten nach dem ewigen Rath des Vat-
ters und Sohns, dann es gibt gantze Jahrhundert in der Kirchen,
da man faſt keine Merckmahle ſiehet der Gegenwart und Beywohnung
des H. Geiſtes, da doch ſint der im Paradieß geſchehenen Verheiſ-
ſung kein Augenblick vorbey gegangen, daß der H. Geiſt nicht in ei-
nigen Hertzen ſein Werck habe gehabt, allein ſo heimlich und verbor-
gen und mit ſo wenig ſcheinbarem Fortgang in anderen, daß man
wohl nicht ſagen koͤnnte er laſſe ſich hoͤren b.
§. 7. So iſt auch der H. Geiſt ſehr verſchieden in ſeinen Gaben und
Wuͤrckungen wie Gen. 8. gar ſchoͤn vorgebildet war. Der Rabe
zwar bedeutete die Heyden, die der HErr hat laſſen in ihren Wegen
gehen c. Doch nicht gar ohne Zucht des H. Geiſtes, worvon die
ſchoͤne
a Jer. VIII. 7.
b Pſ. LXXIV. 9.
c Act. XVII.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/412>, abgerufen am 25.11.2024.
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