HErren Braut-geziemenden Schönheit, biß sie zur Vollkommenheit gelanget, und der Meister der H. Geist den letzten Streich an die- sem Gemälde ziehet im Tod, und selbiges mit lebendigen Farben des himmlischen Glantzes ausfüllet, in Verklärung des geheiligten Gei- stes, endlich in dem clarificirten Leib als Cristallinisch-himmlisch Gold einfasset, daß die Tugend-Quelle JEsus in ihr aufwalle, und die Strahlen der ewig blühenden Schöne in GOttes Majestät ewig- lich von ihr ausblitzen.
Ubergros- ses Glück derselben.
§. 5. Stellet euch vor einen Engel in seiner englischen Klarheit und Reinigkeit, was ist doch das vor eine schöne Creatur, aber eine Seel, die hier auf Erden geheiliget ist noch viel schöner, darum schauet sie GOTT an mit unaussprechlicher Freudigkeit, dann der GOtt-Mensch JEsus ist ihr lebendiger Schönheits-Glantz, und Schmuck, den sie mit vielem ringen und kämpffen, und gelassener Ubergab, an alle Mittheilungen des H. Geistes angezogen hat.
Wann die Seraphim sich decken Und vor seiner Macht erschrecken Wird er doch von seiner Braut Jn der Wunder-vollen Crone Auf dem glorieusen Throne Ohne Decke angeschaut.
Und wie sie JEsum anschauet, so siehet hinwieder JESUS an ih- rer Schönheit Lust, daß sie gläntzet wie die Sonne. Von diesem gantzen Werck will GOTT unser Mahler allein die Ehre haben und kan es gantz und gar nicht leiden, daß wir uns das geringste davon vor die Stirne schreiben, wann ein Mahler das ausbündigste Kunst- Stück hätte verfertiget, und es käme ein tölpischer Stümpler, und spreche er hätte es gemacht, oder geholffen daran arbeiten, das würde ihn billich verdriessen. Wann man sehen könnte, wie JEsus Christus und der H. Geist in eine solche Seel ausstrahlet, und sie durchleuchtet er würde die schönste Creatur auf Erden sehen, alles andere würde einem ecklen und häßlich vorkommen, die vornehmste Lineament Bildungs-Striche sind ausgedruckt Matth. 11. lernet von mir, dann ich bin sanfftmüthig und von Hertzen demüthig, an dieser schönen Seel hat GOtt der Allmächtige ein Wohlgefallen, weil sie sich an keinem Ding auf Erden begnügen will als an ihm, wann man
ihr
Der geiſtliche Fruͤhling.
HErren Braut-geziemenden Schoͤnheit, biß ſie zur Vollkommenheit gelanget, und der Meiſter der H. Geiſt den letzten Streich an die- ſem Gemaͤlde ziehet im Tod, und ſelbiges mit lebendigen Farben des himmliſchen Glantzes ausfuͤllet, in Verklaͤrung des geheiligten Gei- ſtes, endlich in dem clarificirten Leib als Criſtalliniſch-himmliſch Gold einfaſſet, daß die Tugend-Quelle JEſus in ihr aufwalle, und die Strahlen der ewig bluͤhenden Schoͤne in GOttes Majeſtaͤt ewig- lich von ihr ausblitzen.
Ubergroſ- ſes Gluͤck derſelben.
§. 5. Stellet euch vor einen Engel in ſeiner engliſchen Klarheit und Reinigkeit, was iſt doch das vor eine ſchoͤne Creatur, aber eine Seel, die hier auf Erden geheiliget iſt noch viel ſchoͤner, darum ſchauet ſie GOTT an mit unausſprechlicher Freudigkeit, dann der GOtt-Menſch JEſus iſt ihr lebendiger Schoͤnheits-Glantz, und Schmuck, den ſie mit vielem ringen und kaͤmpffen, und gelaſſener Ubergab, an alle Mittheilungen des H. Geiſtes angezogen hat.
Wann die Seraphim ſich decken Und vor ſeiner Macht erſchrecken Wird er doch von ſeiner Braut Jn der Wunder-vollen Crone Auf dem glorieuſen Throne Ohne Decke angeſchaut.
Und wie ſie JEſum anſchauet, ſo ſiehet hinwieder JESUS an ih- rer Schoͤnheit Luſt, daß ſie glaͤntzet wie die Sonne. Von dieſem gantzen Werck will GOTT unſer Mahler allein die Ehre haben und kan es gantz und gar nicht leiden, daß wir uns das geringſte davon vor die Stirne ſchreiben, wann ein Mahler das ausbuͤndigſte Kunſt- Stuͤck haͤtte verfertiget, und es kaͤme ein toͤlpiſcher Stuͤmpler, und ſpreche er haͤtte es gemacht, oder geholffen daran arbeiten, das wuͤrde ihn billich verdrieſſen. Wann man ſehen koͤnnte, wie JEſus Chriſtus und der H. Geiſt in eine ſolche Seel ausſtrahlet, und ſie durchleuchtet er wuͤrde die ſchoͤnſte Creatur auf Erden ſehen, alles andere wuͤrde einem ecklen und haͤßlich vorkommen, die vornehmſte Lineament Bildungs-Striche ſind ausgedruckt Matth. 11. lernet von mir, dann ich bin ſanfftmuͤthig und von Hertzen demuͤthig, an dieſer ſchoͤnen Seel hat GOtt der Allmaͤchtige ein Wohlgefallen, weil ſie ſich an keinem Ding auf Erden begnuͤgen will als an ihm, wann man
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Der geiſtliche Fruͤhling.
HErren Braut-geziemenden Schoͤnheit, biß ſie zur Vollkommenheit
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ſem Gemaͤlde ziehet im Tod, und ſelbiges mit lebendigen Farben des
himmliſchen Glantzes ausfuͤllet, in Verklaͤrung des geheiligten Gei-
ſtes, endlich in dem clarificirten Leib als Criſtalliniſch-himmliſch Gold
einfaſſet, daß die Tugend-Quelle JEſus in ihr aufwalle, und die
Strahlen der ewig bluͤhenden Schoͤne in GOttes Majeſtaͤt ewig-
lich von ihr ausblitzen.
§. 5. Stellet euch vor einen Engel in ſeiner engliſchen Klarheit
und Reinigkeit, was iſt doch das vor eine ſchoͤne Creatur, aber eine
Seel, die hier auf Erden geheiliget iſt noch viel ſchoͤner, darum
ſchauet ſie GOTT an mit unausſprechlicher Freudigkeit, dann der
GOtt-Menſch JEſus iſt ihr lebendiger Schoͤnheits-Glantz, und
Schmuck, den ſie mit vielem ringen und kaͤmpffen, und gelaſſener
Ubergab, an alle Mittheilungen des H. Geiſtes angezogen hat.
Wann die Seraphim ſich decken
Und vor ſeiner Macht erſchrecken
Wird er doch von ſeiner Braut
Jn der Wunder-vollen Crone
Auf dem glorieuſen Throne
Ohne Decke angeſchaut.
Und wie ſie JEſum anſchauet, ſo ſiehet hinwieder JESUS an ih-
rer Schoͤnheit Luſt, daß ſie glaͤntzet wie die Sonne. Von dieſem
gantzen Werck will GOTT unſer Mahler allein die Ehre haben und
kan es gantz und gar nicht leiden, daß wir uns das geringſte davon
vor die Stirne ſchreiben, wann ein Mahler das ausbuͤndigſte Kunſt-
Stuͤck haͤtte verfertiget, und es kaͤme ein toͤlpiſcher Stuͤmpler, und
ſpreche er haͤtte es gemacht, oder geholffen daran arbeiten, das
wuͤrde ihn billich verdrieſſen. Wann man ſehen koͤnnte, wie JEſus
Chriſtus und der H. Geiſt in eine ſolche Seel ausſtrahlet, und ſie
durchleuchtet er wuͤrde die ſchoͤnſte Creatur auf Erden ſehen, alles
andere wuͤrde einem ecklen und haͤßlich vorkommen, die vornehmſte
Lineament Bildungs-Striche ſind ausgedruckt Matth. 11. lernet von
mir, dann ich bin ſanfftmuͤthig und von Hertzen demuͤthig, an dieſer
ſchoͤnen Seel hat GOtt der Allmaͤchtige ein Wohlgefallen, weil ſie
ſich an keinem Ding auf Erden begnuͤgen will als an ihm, wann man
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/384>, abgerufen am 22.11.2024.
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