Und alles dieß biet ich dir dar. Wie, daß du dennoch lieber stirbst, Als dich um meine Huld bewirbst.
10. Jch bin im Wohlthun unermüdet, Ein solcher frommer Seelen-Freund, Dem stets das Hertz im Leibe siedet, Der niemand als den Lastern feind, Der nur den Bösen förchterlich. O Schäfflein! Mercks und beuge dich!
11. Jsts möglich, daß mein Liebe-Leben, Mein Blut und Tod, mein Ruf und Zug Dich nicht kan aus dem Schlaf erheben? Auf! beßre dich, und werde klug! Eh ich des holden Werbens satt Mit Schlägen komm an Liebe statt. vel Eh sich mein Antlitz von dir wendt Und dich die Höllen-Flamme brennt.
Bekandtnuß und Verlangen der bußfertigen Seelen.
12. O Jammer! Wie hab ich so greulich Jn wilder Wüsteney gelebt! O Jammer! wie so gar abscheulich, Hab ich dem Heyland widerstrebt! O JEsu! mein Verschulden macht, Daß ich mich gräme Tag und Nacht!
13. Aus meinem schnöden Todes-Schlummer Erwecket mich deine Hirten-Stimm. Jch bin erfüllt mit Angst und Kummer. Jch förchte mich für deinem Grimm. Jch war ein rechtes Ungeheur, Und zittere für dem Höllen-Feur.
14. Wie
Ein geiſtliches Lied
Und alles dieß biet ich dir dar. Wie, daß du dennoch lieber ſtirbſt, Als dich um meine Huld bewirbſt.
10. Jch bin im Wohlthun unermuͤdet, Ein ſolcher frommer Seelen-Freund, Dem ſtets das Hertz im Leibe ſiedet, Der niemand als den Laſtern feind, Der nur den Boͤſen foͤrchterlich. O Schaͤfflein! Mercks und beuge dich!
11. Jſts moͤglich, daß mein Liebe-Leben, Mein Blut und Tod, mein Ruf und Zug Dich nicht kan aus dem Schlaf erheben? Auf! beßre dich, und werde klug! Eh ich des holden Werbens ſatt Mit Schlaͤgen komm an Liebe ſtatt. vel Eh ſich mein Antlitz von dir wendt Und dich die Hoͤllen-Flamme brennt.
Bekandtnuß und Verlangen der bußfertigen Seelen.
12. O Jammer! Wie hab ich ſo greulich Jn wilder Wuͤſteney gelebt! O Jammer! wie ſo gar abſcheulich, Hab ich dem Heyland widerſtrebt! O JEſu! mein Verſchulden macht, Daß ich mich graͤme Tag und Nacht!
13. Aus meinem ſchnoͤden Todes-Schlummer Erwecket mich deine Hirten-Stimm. Jch bin erfuͤllt mit Angſt und Kummer. Jch foͤrchte mich fuͤr deinem Grimm. Jch war ein rechtes Ungeheur, Und zittere fuͤr dem Hoͤllen-Feur.
14. Wie
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Ein geiſtliches Lied
Und alles dieß biet ich dir dar.
Wie, daß du dennoch lieber ſtirbſt,
Als dich um meine Huld bewirbſt.
10.
Jch bin im Wohlthun unermuͤdet,
Ein ſolcher frommer Seelen-Freund,
Dem ſtets das Hertz im Leibe ſiedet,
Der niemand als den Laſtern feind,
Der nur den Boͤſen foͤrchterlich.
O Schaͤfflein! Mercks und beuge dich!
11.
Jſts moͤglich, daß mein Liebe-Leben,
Mein Blut und Tod, mein Ruf und Zug
Dich nicht kan aus dem Schlaf erheben?
Auf! beßre dich, und werde klug!
Eh ich des holden Werbens ſatt
Mit Schlaͤgen komm an Liebe ſtatt.
vel Eh ſich mein Antlitz von dir wendt
Und dich die Hoͤllen-Flamme brennt.
Bekandtnuß und Verlangen der bußfertigen
Seelen.
12.
O Jammer! Wie hab ich ſo greulich
Jn wilder Wuͤſteney gelebt!
O Jammer! wie ſo gar abſcheulich,
Hab ich dem Heyland widerſtrebt!
O JEſu! mein Verſchulden macht,
Daß ich mich graͤme Tag und Nacht!
13.
Aus meinem ſchnoͤden Todes-Schlummer
Erwecket mich deine Hirten-Stimm.
Jch bin erfuͤllt mit Angſt und Kummer.
Jch foͤrchte mich fuͤr deinem Grimm.
Jch war ein rechtes Ungeheur,
Und zittere fuͤr dem Hoͤllen-Feur.
14. Wie
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/356>, abgerufen am 25.11.2024.
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