theilende Wärme ausbrute, und ich ihr ähnlich werde; Gib Gnad, daß ich in gleicher Wärme bleibe, den Ernst nicht wider fahren lasse, und in Lauwigkeit und Leichtsinn gerathe, und also dieses herrliche Werck stöhre, wo nicht gar verderbe!
Segne alle deine Wohlthaten und Züchtigungen dazu, daß sie als fruchtbare Regen und Sonnenschein, deine in uns verborgentlich eingesäete Heyls-Kräffte erregen, stärcken, daß das neue Leben JE- su als ein schönes Korn und liebliche Blum bald zum Vorschein kom- me, und nicht ewig alles so verwildet und dornicht aussehe: JESU du Durchbrecher! laß doch deinen blutigen Tod, schmertzlich Leyden und Höllen-Angst mehr auswürcken bey uns Menschen, als bis da- hin geschehen! Wir müssen ja deine Brüdern und Schwesteren wer- den, und sollen dir aus der Nacht deiner und unser Anfechtung, so den Thau der Morgen-Röthe bringt, so viel Kinder gebohren wer- den, als Thau-Tröpflein im Mayen. Jch soll ja dein Paradiesisch Gewächs seyn zu deinem Preiß, dessen du dich rühmen könnest, und bin noch gar lär von Früchten der Gerechtigkeit; Laß doch die sanff- ten Ströhme deines Geists, das schmachtende Eden meines Her- tzens wässeren; Lasse den Regen deiner göttlichen Liebe mir Ruhe und Segen bringen, und deinen heiligen Sinn deines Gehorsams un- verruckt eingiessen, biß daß ich gantz verwandelt seye in dich.
Abba Vatter! schencke mir das gute Zeugnuß und den Geist der Kindschafft, der mich lehre, regiere und treibe als dein Kind, zu le- ben vor dir, und zu sehnen nach dir, wie Kinder natürliche Neigung haben zu ihren Eltern. Leite uns in deiner Weißheit und Vatters- Treu, daß uns der Antichrist nirgend mehr fange und verderbe: Mache uns in denen geringst-scheinenden Dingen behutsam, daß wir an Adams Schaden klug werden, der auch in deinem Haus und Himmelreich als dein Kind wohnete bey dir, und aber aus Unvor- sichtigkeit von der Schlangen verführet worden ist.
Gib, daß mir alle Gedancken verdächtig seyn, welche deinem lau- tersten Willen in deinem Wort nicht gantz ähnlich sind, und nur die alte Natur ein klein wenig vergnügen wollen, wordurch deine Bli- cke, o schönste Sonne! so bald gehemmet und die Heiterkeit deiner Liebe unempfindlich benebelt wird: O daß kein Wölcklein mehr mir deine Gnaden-Strahlen raube! daß doch kein Gedäncklein oder Wörtlein in mir aufsteige, das nicht aus der neuen Geburt herkom-
me!
und die Pforte des Himmels.
theilende Waͤrme ausbrute, und ich ihr aͤhnlich werde; Gib Gnad, daß ich in gleicher Waͤrme bleibe, den Ernſt nicht wider fahren laſſe, und in Lauwigkeit und Leichtſinn gerathe, und alſo dieſes herrliche Werck ſtoͤhre, wo nicht gar verderbe!
Segne alle deine Wohlthaten und Zuͤchtigungen dazu, daß ſie als fruchtbare Regen und Sonnenſchein, deine in uns verborgentlich eingeſaͤete Heyls-Kraͤffte erregen, ſtaͤrcken, daß das neue Leben JE- ſu als ein ſchoͤnes Korn und liebliche Blum bald zum Vorſchein kom- me, und nicht ewig alles ſo verwildet und dornicht ausſehe: JESU du Durchbrecher! laß doch deinen blutigen Tod, ſchmertzlich Leyden und Hoͤllen-Angſt mehr auswuͤrcken bey uns Menſchen, als bis da- hin geſchehen! Wir muͤſſen ja deine Bruͤdern und Schweſteren wer- den, und ſollen dir aus der Nacht deiner und unſer Anfechtung, ſo den Thau der Morgen-Roͤthe bringt, ſo viel Kinder gebohren wer- den, als Thau-Troͤpflein im Mayen. Jch ſoll ja dein Paradieſiſch Gewaͤchs ſeyn zu deinem Preiß, deſſen du dich ruͤhmen koͤnneſt, und bin noch gar laͤr von Fruͤchten der Gerechtigkeit; Laß doch die ſanff- ten Stroͤhme deines Geiſts, das ſchmachtende Eden meines Her- tzens waͤſſeren; Laſſe den Regen deiner goͤttlichen Liebe mir Ruhe und Segen bringen, und deinen heiligen Sinn deines Gehorſams un- verruckt eingieſſen, biß daß ich gantz verwandelt ſeye in dich.
Abba Vatter! ſchencke mir das gute Zeugnuß und den Geiſt der Kindſchafft, der mich lehre, regiere und treibe als dein Kind, zu le- ben vor dir, und zu ſehnen nach dir, wie Kinder natuͤrliche Neigung haben zu ihren Eltern. Leite uns in deiner Weißheit und Vatters- Treu, daß uns der Antichriſt nirgend mehr fange und verderbe: Mache uns in denen geringſt-ſcheinenden Dingen behutſam, daß wir an Adams Schaden klug werden, der auch in deinem Haus und Himmelreich als dein Kind wohnete bey dir, und aber aus Unvor- ſichtigkeit von der Schlangen verfuͤhret worden iſt.
Gib, daß mir alle Gedancken verdaͤchtig ſeyn, welche deinem lau- terſten Willen in deinem Wort nicht gantz aͤhnlich ſind, und nur die alte Natur ein klein wenig vergnuͤgen wollen, wordurch deine Bli- cke, o ſchoͤnſte Sonne! ſo bald gehemmet und die Heiterkeit deiner Liebe unempfindlich benebelt wird: O daß kein Woͤlcklein mehr mir deine Gnaden-Strahlen raube! daß doch kein Gedaͤncklein oder Woͤrtlein in mir aufſteige, das nicht aus der neuen Geburt herkom-
me!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0351"n="255"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und die Pforte des Himmels.</hi></fw><lb/>
theilende Waͤrme ausbrute, und ich ihr aͤhnlich werde; Gib Gnad, daß<lb/>
ich in gleicher Waͤrme bleibe, den Ernſt nicht wider fahren laſſe, und in<lb/>
Lauwigkeit und Leichtſinn gerathe, und alſo dieſes herrliche Werck<lb/>ſtoͤhre, wo nicht gar verderbe!</p><lb/><p>Segne alle deine Wohlthaten und Zuͤchtigungen dazu, daß ſie als<lb/>
fruchtbare Regen und Sonnenſchein, deine in uns verborgentlich<lb/>
eingeſaͤete Heyls-Kraͤffte erregen, ſtaͤrcken, daß das neue Leben JE-<lb/>ſu als ein ſchoͤnes Korn und liebliche Blum bald zum Vorſchein kom-<lb/>
me, und nicht ewig alles ſo verwildet und dornicht ausſehe: JESU<lb/>
du Durchbrecher! laß doch deinen blutigen Tod, ſchmertzlich Leyden<lb/>
und Hoͤllen-Angſt mehr auswuͤrcken bey uns Menſchen, als bis da-<lb/>
hin geſchehen! Wir muͤſſen ja deine Bruͤdern und Schweſteren wer-<lb/>
den, und ſollen dir aus der Nacht deiner und unſer Anfechtung, ſo<lb/>
den Thau der Morgen-Roͤthe bringt, ſo viel Kinder gebohren wer-<lb/>
den, als Thau-Troͤpflein im Mayen. Jch ſoll ja dein Paradieſiſch<lb/>
Gewaͤchs ſeyn zu deinem Preiß, deſſen du dich ruͤhmen koͤnneſt, und<lb/>
bin noch gar laͤr von Fruͤchten der Gerechtigkeit; Laß doch die ſanff-<lb/>
ten Stroͤhme deines Geiſts, das ſchmachtende Eden meines Her-<lb/>
tzens waͤſſeren; Laſſe den Regen deiner goͤttlichen Liebe mir Ruhe und<lb/>
Segen bringen, und deinen heiligen Sinn deines Gehorſams un-<lb/>
verruckt eingieſſen, biß daß ich gantz verwandelt ſeye in dich.</p><lb/><p>Abba Vatter! ſchencke mir das gute Zeugnuß und den Geiſt der<lb/>
Kindſchafft, der mich lehre, regiere und treibe als dein Kind, zu le-<lb/>
ben vor dir, und zu ſehnen nach dir, wie Kinder natuͤrliche Neigung<lb/>
haben zu ihren Eltern. Leite uns in deiner Weißheit und Vatters-<lb/>
Treu, daß uns der Antichriſt nirgend mehr fange und verderbe:<lb/>
Mache uns in denen geringſt-ſcheinenden Dingen behutſam, daß wir<lb/>
an Adams Schaden klug werden, der auch in deinem Haus und<lb/>
Himmelreich als dein Kind wohnete bey dir, und aber aus Unvor-<lb/>ſichtigkeit von der Schlangen verfuͤhret worden iſt.</p><lb/><p>Gib, daß mir alle Gedancken verdaͤchtig ſeyn, welche deinem lau-<lb/>
terſten Willen in deinem Wort nicht gantz aͤhnlich ſind, und nur die<lb/>
alte Natur ein klein wenig vergnuͤgen wollen, wordurch deine Bli-<lb/>
cke, o ſchoͤnſte Sonne! ſo bald gehemmet und die Heiterkeit deiner<lb/>
Liebe unempfindlich benebelt wird: O daß kein Woͤlcklein mehr mir<lb/>
deine Gnaden-Strahlen raube! daß doch kein Gedaͤncklein oder<lb/>
Woͤrtlein in mir aufſteige, das nicht aus der neuen Geburt herkom-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">me!</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[255/0351]
und die Pforte des Himmels.
theilende Waͤrme ausbrute, und ich ihr aͤhnlich werde; Gib Gnad, daß
ich in gleicher Waͤrme bleibe, den Ernſt nicht wider fahren laſſe, und in
Lauwigkeit und Leichtſinn gerathe, und alſo dieſes herrliche Werck
ſtoͤhre, wo nicht gar verderbe!
Segne alle deine Wohlthaten und Zuͤchtigungen dazu, daß ſie als
fruchtbare Regen und Sonnenſchein, deine in uns verborgentlich
eingeſaͤete Heyls-Kraͤffte erregen, ſtaͤrcken, daß das neue Leben JE-
ſu als ein ſchoͤnes Korn und liebliche Blum bald zum Vorſchein kom-
me, und nicht ewig alles ſo verwildet und dornicht ausſehe: JESU
du Durchbrecher! laß doch deinen blutigen Tod, ſchmertzlich Leyden
und Hoͤllen-Angſt mehr auswuͤrcken bey uns Menſchen, als bis da-
hin geſchehen! Wir muͤſſen ja deine Bruͤdern und Schweſteren wer-
den, und ſollen dir aus der Nacht deiner und unſer Anfechtung, ſo
den Thau der Morgen-Roͤthe bringt, ſo viel Kinder gebohren wer-
den, als Thau-Troͤpflein im Mayen. Jch ſoll ja dein Paradieſiſch
Gewaͤchs ſeyn zu deinem Preiß, deſſen du dich ruͤhmen koͤnneſt, und
bin noch gar laͤr von Fruͤchten der Gerechtigkeit; Laß doch die ſanff-
ten Stroͤhme deines Geiſts, das ſchmachtende Eden meines Her-
tzens waͤſſeren; Laſſe den Regen deiner goͤttlichen Liebe mir Ruhe und
Segen bringen, und deinen heiligen Sinn deines Gehorſams un-
verruckt eingieſſen, biß daß ich gantz verwandelt ſeye in dich.
Abba Vatter! ſchencke mir das gute Zeugnuß und den Geiſt der
Kindſchafft, der mich lehre, regiere und treibe als dein Kind, zu le-
ben vor dir, und zu ſehnen nach dir, wie Kinder natuͤrliche Neigung
haben zu ihren Eltern. Leite uns in deiner Weißheit und Vatters-
Treu, daß uns der Antichriſt nirgend mehr fange und verderbe:
Mache uns in denen geringſt-ſcheinenden Dingen behutſam, daß wir
an Adams Schaden klug werden, der auch in deinem Haus und
Himmelreich als dein Kind wohnete bey dir, und aber aus Unvor-
ſichtigkeit von der Schlangen verfuͤhret worden iſt.
Gib, daß mir alle Gedancken verdaͤchtig ſeyn, welche deinem lau-
terſten Willen in deinem Wort nicht gantz aͤhnlich ſind, und nur die
alte Natur ein klein wenig vergnuͤgen wollen, wordurch deine Bli-
cke, o ſchoͤnſte Sonne! ſo bald gehemmet und die Heiterkeit deiner
Liebe unempfindlich benebelt wird: O daß kein Woͤlcklein mehr mir
deine Gnaden-Strahlen raube! daß doch kein Gedaͤncklein oder
Woͤrtlein in mir aufſteige, das nicht aus der neuen Geburt herkom-
me!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/351>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.