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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Das Haus GOTTES,
bürgerlichen Wesen gehen, gehefftet, welches er will ange-
nommen haben, als wann er selbst vom Himmel erschiene. Was
wolltest du thun, wann Christus selbst mit allen Engeln sichtbarlich
herab käme, und hiesse dich dem Ackerbau, Handwerck, Hauß- und
und Beruffs-Arbeit abwarten in allen Treuen, GOtt zu Lieb und
Lob, und überall im Handel und Wandel, Gerechtigkeit, Wahr-
heit und Gütigkeit üben; Nicht nur seinen eigenen Nutzen, sondern
auch des Nächsten betrachten, und alles arbeiten, rechnen,
kauffen und verkauffen, thun oder lassen als in GOttes Gegenwart,
vor seiner herrlichen Majestät JEsu Christo zu gefallen, und dem
Nächsten redlich zum Vergnügen, nicht aber bloß sein eigen Hauß zu
bereicheren, etc. Wie würdest du dich so seelig achten, und nicht
wissen, wie du dich vor Freuden darzu stellen solltest; Nicht um des
Wercks willen, sondern daß du dem damit wüßtest zu dienen, der
grösser ist dann Himmel und Erden. Jst nicht eben diß die Lehr
Pauli, Eph. 6, 5. 6. 7. Jhr Knechte seyd gehorsam euren leibli-
chen Herren, mit Forcht und Zittern, in Einfältigkeit euers Her-
tzens als Christo/ nicht mit Dienst allein für Augen, als den Men-
schen zu gefallen, sondern als die Knechte Christi. Daß ihr solchen
Willen GOttes thut von Hertzen, mit gutem Willen. Laßt euch
düncken, daß ihr dem HErrn dienet und nicht den Menschen. Wann
man nur solches bedächte, könnte man in eitel Springen hinlauffen,
und solche geringe Werck lieber thun, dann keine andre aufs allerge-
treueste und fleißigste: Aber weil wir also närrisch sind und nicht ach-
ten, daß dieses der rechte wahre Gottesdienst seye, so sind wir faul
und verdrossen dazu, thun nichts mit Liebe, Treu und freudigem Ge-
horsam, machen uns kein Gewissen, daß wir dem Nächsten Untreu,
Schaden und Verdruß thun, damit wir uns alle Plag, Zorn und
Unglück sammlen bey aller Schein-Frommkeit, Betten und Kirch-
gehen. Wir wissen zwar insgemein wohl, daß wir nach dem Reich
GOttes, nach der Heiligung trachten, Christo nachfolgen, aus der
neuen Geburt leben sollen, wissen aber nicht was, wie, wo, wenn,
gaffen nach sonderbaren Schein-Wercken, kurtz-währenden Ubungen,
und vorbeygehenden Andachten, welche wir allein betrogener Weise
GOttes-Dienst nennen, und derweilen versaumen wir stündlich den
eigentlichen Willen GOttes, den er von uns haben will; O wehe!
dann darmit verdirbt uns die goldene Gnaden-Zeit. Wir urtheilen

GOt-

Das Haus GOTTES,
buͤrgerlichen Weſen gehen, gehefftet, welches er will ange-
nommen haben, als wann er ſelbſt vom Himmel erſchiene. Was
wollteſt du thun, wann Chriſtus ſelbſt mit allen Engeln ſichtbarlich
herab kaͤme, und hieſſe dich dem Ackerbau, Handwerck, Hauß- und
und Beruffs-Arbeit abwarten in allen Treuen, GOtt zu Lieb und
Lob, und uͤberall im Handel und Wandel, Gerechtigkeit, Wahr-
heit und Guͤtigkeit uͤben; Nicht nur ſeinen eigenen Nutzen, ſondern
auch des Naͤchſten betrachten, und alles arbeiten, rechnen,
kauffen und verkauffen, thun oder laſſen als in GOttes Gegenwart,
vor ſeiner herrlichen Majeſtaͤt JEſu Chriſto zu gefallen, und dem
Naͤchſten redlich zum Vergnuͤgen, nicht aber bloß ſein eigen Hauß zu
bereicheren, ꝛc. Wie wuͤrdeſt du dich ſo ſeelig achten, und nicht
wiſſen, wie du dich vor Freuden darzu ſtellen ſollteſt; Nicht um des
Wercks willen, ſondern daß du dem damit wuͤßteſt zu dienen, der
groͤſſer iſt dann Himmel und Erden. Jſt nicht eben diß die Lehr
Pauli, Eph. 6, 5. 6. 7. Jhr Knechte ſeyd gehorſam euren leibli-
chen Herren, mit Forcht und Zittern, in Einfaͤltigkeit euers Her-
tzens als Chriſto/ nicht mit Dienſt allein fuͤr Augen, als den Men-
ſchen zu gefallen, ſondern als die Knechte Chriſti. Daß ihr ſolchen
Willen GOttes thut von Hertzen, mit gutem Willen. Laßt euch
duͤncken, daß ihr dem HErrn dienet und nicht den Menſchen. Wann
man nur ſolches bedaͤchte, koͤnnte man in eitel Springen hinlauffen,
und ſolche geringe Werck lieber thun, dann keine andre aufs allerge-
treueſte und fleißigſte: Aber weil wir alſo naͤrriſch ſind und nicht ach-
ten, daß dieſes der rechte wahre Gottesdienſt ſeye, ſo ſind wir faul
und verdroſſen dazu, thun nichts mit Liebe, Treu und freudigem Ge-
horſam, machen uns kein Gewiſſen, daß wir dem Naͤchſten Untreu,
Schaden und Verdruß thun, damit wir uns alle Plag, Zorn und
Ungluͤck ſammlen bey aller Schein-Frommkeit, Betten und Kirch-
gehen. Wir wiſſen zwar insgemein wohl, daß wir nach dem Reich
GOttes, nach der Heiligung trachten, Chriſto nachfolgen, aus der
neuen Geburt leben ſollen, wiſſen aber nicht was, wie, wo, wenn,
gaffen nach ſonderbaren Schein-Wercken, kurtz-waͤhrenden Ubungen,
und vorbeygehenden Andachten, welche wir allein betrogener Weiſe
GOttes-Dienſt nennen, und derweilen verſaumen wir ſtuͤndlich den
eigentlichen Willen GOttes, den er von uns haben will; O wehe!
dann darmit verdirbt uns die goldene Gnaden-Zeit. Wir urtheilen

GOt-
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[244/0340] Das Haus GOTTES, buͤrgerlichen Weſen gehen, gehefftet, welches er will ange- nommen haben, als wann er ſelbſt vom Himmel erſchiene. Was wollteſt du thun, wann Chriſtus ſelbſt mit allen Engeln ſichtbarlich herab kaͤme, und hieſſe dich dem Ackerbau, Handwerck, Hauß- und und Beruffs-Arbeit abwarten in allen Treuen, GOtt zu Lieb und Lob, und uͤberall im Handel und Wandel, Gerechtigkeit, Wahr- heit und Guͤtigkeit uͤben; Nicht nur ſeinen eigenen Nutzen, ſondern auch des Naͤchſten betrachten, und alles arbeiten, rechnen, kauffen und verkauffen, thun oder laſſen als in GOttes Gegenwart, vor ſeiner herrlichen Majeſtaͤt JEſu Chriſto zu gefallen, und dem Naͤchſten redlich zum Vergnuͤgen, nicht aber bloß ſein eigen Hauß zu bereicheren, ꝛc. Wie wuͤrdeſt du dich ſo ſeelig achten, und nicht wiſſen, wie du dich vor Freuden darzu ſtellen ſollteſt; Nicht um des Wercks willen, ſondern daß du dem damit wuͤßteſt zu dienen, der groͤſſer iſt dann Himmel und Erden. Jſt nicht eben diß die Lehr Pauli, Eph. 6, 5. 6. 7. Jhr Knechte ſeyd gehorſam euren leibli- chen Herren, mit Forcht und Zittern, in Einfaͤltigkeit euers Her- tzens als Chriſto/ nicht mit Dienſt allein fuͤr Augen, als den Men- ſchen zu gefallen, ſondern als die Knechte Chriſti. Daß ihr ſolchen Willen GOttes thut von Hertzen, mit gutem Willen. Laßt euch duͤncken, daß ihr dem HErrn dienet und nicht den Menſchen. Wann man nur ſolches bedaͤchte, koͤnnte man in eitel Springen hinlauffen, und ſolche geringe Werck lieber thun, dann keine andre aufs allerge- treueſte und fleißigſte: Aber weil wir alſo naͤrriſch ſind und nicht ach- ten, daß dieſes der rechte wahre Gottesdienſt ſeye, ſo ſind wir faul und verdroſſen dazu, thun nichts mit Liebe, Treu und freudigem Ge- horſam, machen uns kein Gewiſſen, daß wir dem Naͤchſten Untreu, Schaden und Verdruß thun, damit wir uns alle Plag, Zorn und Ungluͤck ſammlen bey aller Schein-Frommkeit, Betten und Kirch- gehen. Wir wiſſen zwar insgemein wohl, daß wir nach dem Reich GOttes, nach der Heiligung trachten, Chriſto nachfolgen, aus der neuen Geburt leben ſollen, wiſſen aber nicht was, wie, wo, wenn, gaffen nach ſonderbaren Schein-Wercken, kurtz-waͤhrenden Ubungen, und vorbeygehenden Andachten, welche wir allein betrogener Weiſe GOttes-Dienſt nennen, und derweilen verſaumen wir ſtuͤndlich den eigentlichen Willen GOttes, den er von uns haben will; O wehe! dann darmit verdirbt uns die goldene Gnaden-Zeit. Wir urtheilen GOt-

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/340>, abgerufen am 22.11.2024.