Wiederholung des heilwärtigsten Namens JEsu und gewaltigem Einsaugen der Bundsverheissungen von Gnad und Vergebung durch diese Versuchung hindurch ein Loch bohret, ins Land der Lebendi- gen hinein zu sehen, so kommt der Versucher gleichwohl tausend mahl wieder mit denen alten Waffen, und erneuert den alten Streit, nur den armen Menschen matt zu machen, damit ers aufgebe, an ein neu Göttlich Leben der Wiedergeburt zu gedencken.
durch Er- greiffung JESU,
§. 3. Hier muß sich der Glaube immer wieder aufs neu ermah- nen durch die theure Verheissungen, so GOtt in der H. Schrifft aufzeichnen lassen, sonderlich, da der Sünder Vergebung und Til- gung im Blut JEsu Christi so überschwenglich im Alten und Neuen Testament gelehret wird. Diesen grossen Hohenpriester muß die Seel sammt allen Kräfften seines Todes und Auferstehung in dem heiligen Geist mit Gewalt fassen, und ob es ihr vorkäme, es sey nur Einbil- dung und Phantasie, soll sie sich dennoch nicht abtreiben lassen, und je mehr die Anklag im Gewissen anhaltet, je steiffer, sehnlicher und ernstlicher soll sie die versprochene Erlösung ergreiffen, und die Gnad ihres gecreutzigten Seeligmachers mit ängstlichem Hunger und Durst in ihr verschmachtendes Leben hinein ziehen, und obs dem Menschen vorkäme, GOtt selbst klopffe ihn auf die Finger, daß er so unver- schamt seye, seine sündige Hand, die vom vergossenen Blut des durch seine manigfaltige Sünden ermordeten Christi tropffet, nach einer so grossen Seeligkeit des Himmelreichs auszustrecken, und mit gantz ungeschickter, verworrener Begierde den verheissenen heiligen Geist anzurühren, so muß er doch nicht abstehen, dann im Gebett mit GOtt unabtreiblich Ringen hat niemahls keinem Menschen Scha- den gebracht, viel mehr wird die elende Seel mit dem Namen Js- rael getaufft, wo sie sich darinnen ohne Unterlaß übet, daß sie lie- ber unter des Henckers Händen sterben wollte, als zu ihrer vorigen Lust in der Eitelkeit wieder umkehren, geb wie zornig und bitter Teu- fel und Welt darob werden, und ihr darzu ihre Unwürdigkeit solche unvergleichliche Seeligkeit im Reich Christi zu geniessen immer und immer wieder aufsteigt, und ihr Gebett nicht recht will lassen zu GOtt kommen, so muß die Seel trotz allen diesen und übrigen Hin- dernussen morgen wieder auf ein frisches ansetzen, und sich die Rech- nung machen, geratets heut nicht, so geratets doch morgen, heut gekämpffet, gelitten und gestritten, aber morgen noch besser daran,
ich
Das Haus GOTTES,
Wiederholung des heilwaͤrtigſten Namens JEſu und gewaltigem Einſaugen der Bundsverheiſſungen von Gnad und Vergebung durch dieſe Verſuchung hindurch ein Loch bohret, ins Land der Lebendi- gen hinein zu ſehen, ſo kommt der Verſucher gleichwohl tauſend mahl wieder mit denen alten Waffen, und erneuert den alten Streit, nur den armen Menſchen matt zu machen, damit ers aufgebe, an ein neu Goͤttlich Leben der Wiedergeburt zu gedencken.
durch Er- greiffung JESU,
§. 3. Hier muß ſich der Glaube immer wieder aufs neu ermah- nen durch die theure Verheiſſungen, ſo GOtt in der H. Schrifft aufzeichnen laſſen, ſonderlich, da der Suͤnder Vergebung und Til- gung im Blut JEſu Chriſti ſo uͤberſchwenglich im Alten und Neuen Teſtament gelehret wird. Dieſen groſſen Hohenprieſter muß die Seel ſammt allen Kraͤfften ſeines Todes und Auferſtehung in dem heiligen Geiſt mit Gewalt faſſen, und ob es ihr vorkaͤme, es ſey nur Einbil- dung und Phantaſie, ſoll ſie ſich dennoch nicht abtreiben laſſen, und je mehr die Anklag im Gewiſſen anhaltet, je ſteiffer, ſehnlicher und ernſtlicher ſoll ſie die verſprochene Erloͤſung ergreiffen, und die Gnad ihres gecreutzigten Seeligmachers mit aͤngſtlichem Hunger und Durſt in ihr verſchmachtendes Leben hinein ziehen, und obs dem Menſchen vorkaͤme, GOtt ſelbſt klopffe ihn auf die Finger, daß er ſo unver- ſchamt ſeye, ſeine ſuͤndige Hand, die vom vergoſſenen Blut des durch ſeine manigfaltige Suͤnden ermordeten Chriſti tropffet, nach einer ſo groſſen Seeligkeit des Himmelreichs auszuſtrecken, und mit gantz ungeſchickter, verworrener Begierde den verheiſſenen heiligen Geiſt anzuruͤhren, ſo muß er doch nicht abſtehen, dann im Gebett mit GOtt unabtreiblich Ringen hat niemahls keinem Menſchen Scha- den gebracht, viel mehr wird die elende Seel mit dem Namen Jſ- rael getaufft, wo ſie ſich darinnen ohne Unterlaß uͤbet, daß ſie lie- ber unter des Henckers Haͤnden ſterben wollte, als zu ihrer vorigen Luſt in der Eitelkeit wieder umkehren, geb wie zornig und bitter Teu- fel und Welt darob werden, und ihr darzu ihre Unwuͤrdigkeit ſolche unvergleichliche Seeligkeit im Reich Chriſti zu genieſſen immer und immer wieder aufſteigt, und ihr Gebett nicht recht will laſſen zu GOtt kommen, ſo muß die Seel trotz allen dieſen und uͤbrigen Hin- dernuſſen morgen wieder auf ein friſches anſetzen, und ſich die Rech- nung machen, geratets heut nicht, ſo geratets doch morgen, heut gekaͤmpffet, gelitten und geſtritten, aber morgen noch beſſer daran,
ich
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Das Haus GOTTES,
Wiederholung des heilwaͤrtigſten Namens JEſu und gewaltigem
Einſaugen der Bundsverheiſſungen von Gnad und Vergebung durch
dieſe Verſuchung hindurch ein Loch bohret, ins Land der Lebendi-
gen hinein zu ſehen, ſo kommt der Verſucher gleichwohl tauſend mahl
wieder mit denen alten Waffen, und erneuert den alten Streit,
nur den armen Menſchen matt zu machen, damit ers aufgebe, an
ein neu Goͤttlich Leben der Wiedergeburt zu gedencken.
§. 3. Hier muß ſich der Glaube immer wieder aufs neu ermah-
nen durch die theure Verheiſſungen, ſo GOtt in der H. Schrifft
aufzeichnen laſſen, ſonderlich, da der Suͤnder Vergebung und Til-
gung im Blut JEſu Chriſti ſo uͤberſchwenglich im Alten und Neuen
Teſtament gelehret wird. Dieſen groſſen Hohenprieſter muß die Seel
ſammt allen Kraͤfften ſeines Todes und Auferſtehung in dem heiligen
Geiſt mit Gewalt faſſen, und ob es ihr vorkaͤme, es ſey nur Einbil-
dung und Phantaſie, ſoll ſie ſich dennoch nicht abtreiben laſſen, und
je mehr die Anklag im Gewiſſen anhaltet, je ſteiffer, ſehnlicher und
ernſtlicher ſoll ſie die verſprochene Erloͤſung ergreiffen, und die Gnad
ihres gecreutzigten Seeligmachers mit aͤngſtlichem Hunger und Durſt
in ihr verſchmachtendes Leben hinein ziehen, und obs dem Menſchen
vorkaͤme, GOtt ſelbſt klopffe ihn auf die Finger, daß er ſo unver-
ſchamt ſeye, ſeine ſuͤndige Hand, die vom vergoſſenen Blut des
durch ſeine manigfaltige Suͤnden ermordeten Chriſti tropffet, nach
einer ſo groſſen Seeligkeit des Himmelreichs auszuſtrecken, und mit
gantz ungeſchickter, verworrener Begierde den verheiſſenen heiligen
Geiſt anzuruͤhren, ſo muß er doch nicht abſtehen, dann im Gebett
mit GOtt unabtreiblich Ringen hat niemahls keinem Menſchen Scha-
den gebracht, viel mehr wird die elende Seel mit dem Namen Jſ-
rael getaufft, wo ſie ſich darinnen ohne Unterlaß uͤbet, daß ſie lie-
ber unter des Henckers Haͤnden ſterben wollte, als zu ihrer vorigen
Luſt in der Eitelkeit wieder umkehren, geb wie zornig und bitter Teu-
fel und Welt darob werden, und ihr darzu ihre Unwuͤrdigkeit ſolche
unvergleichliche Seeligkeit im Reich Chriſti zu genieſſen immer und
immer wieder aufſteigt, und ihr Gebett nicht recht will laſſen zu
GOtt kommen, ſo muß die Seel trotz allen dieſen und uͤbrigen Hin-
dernuſſen morgen wieder auf ein friſches anſetzen, und ſich die Rech-
nung machen, geratets heut nicht, ſo geratets doch morgen, heut
gekaͤmpffet, gelitten und geſtritten, aber morgen noch beſſer daran,
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/330>, abgerufen am 22.11.2024.
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