sen, und nicht Tod und Untergang, sondern lauter Gnad, Frieden und Liebe darinnen suchen und finden, und lieber alles leiden, da- mit nur die Sünd sterbe. Wie wenige sind dann auch noch unter den Frommen selbst, von denen man sagen könne, daß sie stehen in dieser neuen Geburt, weilen noch so viel des alten Gumpists und Wustes allenthalben zu finden.
Das zehende Capitel. Das Mittel zur Wiedergeburt.
Zu dieser neuen Ge- burt kom- met man durch stäte Ubung des Glau- bens.
§. 1. Frag. Wie mag ich dann kommen zu dieser neuen Ge- burt?
Antw. Ein wohlgeübter, erleuchteter Kirchen-Lehrer sagt fein dar- von: Hierzu kan der Mensch nichts thun/ als daß er je zuweilen Sünd und Höll fühle. Kommt also niemand in diesen seeligen Stand als durch eine stäte Ubung des Glaubens an JEsum, dann eben dar- zu schickets GOtt, daß Sünd und Höll die Seel mit Angst über- schwemmet, damit sie ihre abscheuliche Bitterkeit mit tieffem Schre- cken und Entsetzen empfinde, in ihrer sündigen Gestalt vor GOtt und seinen Geschöpffen zu Schanden werde, sich schäme, und un- ter alle seine so wohl offentliche als heimliche Gerichte tieff beuge, seinen allerheiligsten Urtheilen und gerechtesten Verdammung über al- les Böse beystimme, und sich darüber im Verborgenen freue, sie ge- schehen nun unmittelbahr durch scharffe Zuchtruthen JEsu, wann er die Seel in seiner heissen Liebe geißlet, damit er sie von ihrer Thorheit abwende, und ihre Füsse zuruck ziehe von den Pfaden des Todes; Oder es geschehe mittelbahr, indem das einwohnende Bö- se ausbricht, und vor den Menschen offenbahr wird, die dann über den armen gefallenen Bruder ohne Barmhertzigkeit herfahren, und ihm seinen eigenen Koth fein genug in die Nasen reiben, welches sie zwar thun aus noch ärgerer Boßheit, aber GOtt regierts also aus grundloser Güte und Barmhertzigkeit, damit durch solchen häßlichen Gestanck die Seel einen tieffen Grauen fasse ab der Sünd, und der- selben redlich gramm und überdrüßig werde. Und wann dann der Mensch allen Ruhm der Heiligkeit, Weißheit und Frommkeit vor Christo, Englen und Menschen gar verlohren hat, so sucht er nichts mehr in dieser Welt, von jemanden geliebt oder geehret zu seyn,
er
Das Haus GOTTES,
ſen, und nicht Tod und Untergang, ſondern lauter Gnad, Frieden und Liebe darinnen ſuchen und finden, und lieber alles leiden, da- mit nur die Suͤnd ſterbe. Wie wenige ſind dann auch noch unter den Frommen ſelbſt, von denen man ſagen koͤnne, daß ſie ſtehen in dieſer neuen Geburt, weilen noch ſo viel des alten Gumpiſts und Wuſtes allenthalben zu finden.
Das zehende Capitel. Das Mittel zur Wiedergeburt.
Zu dieſer neuen Ge- burt kom- met man durch ſtaͤte Ubung des Glau- bens.
§. 1. Frag. Wie mag ich dann kommen zu dieſer neuen Ge- burt?
Antw. Ein wohlgeuͤbter, erleuchteter Kirchen-Lehrer ſagt fein dar- von: Hierzu kan der Menſch nichts thun/ als daß er je zuweilen Suͤnd und Hoͤll fuͤhle. Kommt alſo niemand in dieſen ſeeligen Stand als durch eine ſtaͤte Ubung des Glaubens an JEſum, dann eben dar- zu ſchickets GOtt, daß Suͤnd und Hoͤll die Seel mit Angſt uͤber- ſchwemmet, damit ſie ihre abſcheuliche Bitterkeit mit tieffem Schre- cken und Entſetzen empfinde, in ihrer ſuͤndigen Geſtalt vor GOtt und ſeinen Geſchoͤpffen zu Schanden werde, ſich ſchaͤme, und un- ter alle ſeine ſo wohl offentliche als heimliche Gerichte tieff beuge, ſeinen allerheiligſten Urtheilen und gerechteſten Verdammung uͤber al- les Boͤſe beyſtimme, und ſich daruͤber im Verborgenen freue, ſie ge- ſchehen nun unmittelbahr durch ſcharffe Zuchtruthen JEſu, wann er die Seel in ſeiner heiſſen Liebe geißlet, damit er ſie von ihrer Thorheit abwende, und ihre Fuͤſſe zuruck ziehe von den Pfaden des Todes; Oder es geſchehe mittelbahr, indem das einwohnende Boͤ- ſe ausbricht, und vor den Menſchen offenbahr wird, die dann uͤber den armen gefallenen Bruder ohne Barmhertzigkeit herfahren, und ihm ſeinen eigenen Koth fein genug in die Naſen reiben, welches ſie zwar thun aus noch aͤrgerer Boßheit, aber GOtt regierts alſo aus grundloſer Guͤte und Barmhertzigkeit, damit durch ſolchen haͤßlichen Geſtanck die Seel einen tieffen Grauen faſſe ab der Suͤnd, und der- ſelben redlich gramm und uͤberdruͤßig werde. Und wann dann der Menſch allen Ruhm der Heiligkeit, Weißheit und Frommkeit vor Chriſto, Englen und Menſchen gar verlohren hat, ſo ſucht er nichts mehr in dieſer Welt, von jemanden geliebt oder geehret zu ſeyn,
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Das Haus GOTTES,
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und Liebe darinnen ſuchen und finden, und lieber alles leiden, da-
mit nur die Suͤnd ſterbe. Wie wenige ſind dann auch noch unter
den Frommen ſelbſt, von denen man ſagen koͤnne, daß ſie ſtehen in
dieſer neuen Geburt, weilen noch ſo viel des alten Gumpiſts und
Wuſtes allenthalben zu finden.
Das zehende Capitel.
Das Mittel zur Wiedergeburt.
§. 1. Frag. Wie mag ich dann kommen zu dieſer neuen Ge-
burt?
Antw. Ein wohlgeuͤbter, erleuchteter Kirchen-Lehrer ſagt fein dar-
von: Hierzu kan der Menſch nichts thun/ als daß er je zuweilen
Suͤnd und Hoͤll fuͤhle. Kommt alſo niemand in dieſen ſeeligen Stand
als durch eine ſtaͤte Ubung des Glaubens an JEſum, dann eben dar-
zu ſchickets GOtt, daß Suͤnd und Hoͤll die Seel mit Angſt uͤber-
ſchwemmet, damit ſie ihre abſcheuliche Bitterkeit mit tieffem Schre-
cken und Entſetzen empfinde, in ihrer ſuͤndigen Geſtalt vor GOtt
und ſeinen Geſchoͤpffen zu Schanden werde, ſich ſchaͤme, und un-
ter alle ſeine ſo wohl offentliche als heimliche Gerichte tieff beuge,
ſeinen allerheiligſten Urtheilen und gerechteſten Verdammung uͤber al-
les Boͤſe beyſtimme, und ſich daruͤber im Verborgenen freue, ſie ge-
ſchehen nun unmittelbahr durch ſcharffe Zuchtruthen JEſu, wann
er die Seel in ſeiner heiſſen Liebe geißlet, damit er ſie von ihrer
Thorheit abwende, und ihre Fuͤſſe zuruck ziehe von den Pfaden des
Todes; Oder es geſchehe mittelbahr, indem das einwohnende Boͤ-
ſe ausbricht, und vor den Menſchen offenbahr wird, die dann uͤber
den armen gefallenen Bruder ohne Barmhertzigkeit herfahren, und
ihm ſeinen eigenen Koth fein genug in die Naſen reiben, welches ſie
zwar thun aus noch aͤrgerer Boßheit, aber GOtt regierts alſo aus
grundloſer Guͤte und Barmhertzigkeit, damit durch ſolchen haͤßlichen
Geſtanck die Seel einen tieffen Grauen faſſe ab der Suͤnd, und der-
ſelben redlich gramm und uͤberdruͤßig werde. Und wann dann der
Menſch allen Ruhm der Heiligkeit, Weißheit und Frommkeit vor
Chriſto, Englen und Menſchen gar verlohren hat, ſo ſucht er nichts
mehr in dieſer Welt, von jemanden geliebt oder geehret zu ſeyn,
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/328>, abgerufen am 25.11.2024.
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