send Jahren, mag es auch als eine Feder gegen hundert tausend Centner Goldes zu achten seyn, und du ringest und kämpffest so we- nig darnach, dein Dichten und Trachten, dein Sinn und Sorgen gehet wohl wenig dahin!
und wird unaus- sprechliche Reu und Pein er- warten.
§. 3. Wie wirst du dir dann die Haar ausrauffen, wann du an- dere siehest diese wichtige Cron und dieses herrliche Reich besitzen, in dem Gesang und Klang der Heil. Englen, in ewiger Ehr und Herrlichkeit schweben, dich aber davon vor ein und alle mahl ver- stossen! wie mancher Misissipianer hat sich nicht in diesen Zeiten sel- ber erhenckt, ertränckt, erschossen, oder sich zu tod gegrämet, weil er seine weisse und gelbe Herd-Klumpen hingeschleudert und von ei- nem andern eingepackt sahe? aber was ist alles Gold und Geld der Welt verlieren, gegen dem, JEsum und sein Reich verlieren! O Jammer! nimmermehr verkläret werden, nimmermehr GOtt schau- en, niemahlen essen vom Baum des Lebens, der im Paradieß GOt- tes ist, kein Tröpfflein kriegen aus dem Bach der Göttlichen Wol- lüsten, nicht ein Brosam bekommen von dem verborgenen Manna, von JEsu weg gehen, keinen Antheil haben an seinem Volck, an seiner Stadt, und an allem dem Guten, das seine Kinder so über- schwenglich haben! es sollte je der blosse Schall von diesen Dingen unser Gemüthe gefangen nehmen in GOtt alles darüber zu ver- gessen.
Klag über die wenige Neugie- rigkeit für die Raritä- ten des Himmels.
§. 4. Menschen sind von Natur neugierig, aber warum sind sie es nicht hierüber? sie wollen alle Zeitungen auf der Welt wissen, sie sehen alle Raritäten gern, was seltsames aus fernen Landen kommt, warum sind sie dann nicht begierig zu erfahren diese kostbahre Ver- borgenheiten des Gnadenwercks GOttes in der Wiedergeburt, und was das vor ein Abendmahl sey, welcher JEsus haltet mit dem, der seine Stimm höret, und ihme die Thür aufthut. Jtem, was das weisse Steinlein sey, und der neue Namen, welchen niemand kennet, dann der ihn empfahet, und wiewohl es demjenigen seye, den die Wahrheit frey gemacht, und von Sünd, Tod, Teufel, Fleisch und Welt erlöset hat, und mit den Fluthen der himmlischen Liebe täglich überschwimmt, der wie ein Vögelein so dem Strick entrun- nen, in der freyen Lufft der Gottheit wohlgemuth webet und singet; Was doch das sey, frey seyn von denen tausenderley Jmpreßionen und Eindrücken, so die Bilder der eigenen Sünden und Straffen,
und
Das Haus GOTTES,
ſend Jahren, mag es auch als eine Feder gegen hundert tauſend Centner Goldes zu achten ſeyn, und du ringeſt und kaͤmpffeſt ſo we- nig darnach, dein Dichten und Trachten, dein Sinn und Sorgen gehet wohl wenig dahin!
und wird unaus- ſprechliche Reu und Pein er- warten.
§. 3. Wie wirſt du dir dann die Haar ausrauffen, wann du an- dere ſieheſt dieſe wichtige Cron und dieſes herrliche Reich beſitzen, in dem Geſang und Klang der Heil. Englen, in ewiger Ehr und Herrlichkeit ſchweben, dich aber davon vor ein und alle mahl ver- ſtoſſen! wie mancher Miſisſipianer hat ſich nicht in dieſen Zeiten ſel- ber erhenckt, ertraͤnckt, erſchoſſen, oder ſich zu tod gegraͤmet, weil er ſeine weiſſe und gelbe Herd-Klumpen hingeſchleudert und von ei- nem andern eingepackt ſahe? aber was iſt alles Gold und Geld der Welt verlieren, gegen dem, JEſum und ſein Reich verlieren! O Jammer! nimmermehr verklaͤret werden, nimmermehr GOtt ſchau- en, niemahlen eſſen vom Baum des Lebens, der im Paradieß GOt- tes iſt, kein Troͤpfflein kriegen aus dem Bach der Goͤttlichen Wol- luͤſten, nicht ein Broſam bekommen von dem verborgenen Manna, von JEſu weg gehen, keinen Antheil haben an ſeinem Volck, an ſeiner Stadt, und an allem dem Guten, das ſeine Kinder ſo uͤber- ſchwenglich haben! es ſollte je der bloſſe Schall von dieſen Dingen unſer Gemuͤthe gefangen nehmen in GOtt alles daruͤber zu ver- geſſen.
Klag uͤber die wenige Neugie- rigkeit fuͤr die Raritaͤ- ten des Himmels.
§. 4. Menſchen ſind von Natur neugierig, aber warum ſind ſie es nicht hieruͤber? ſie wollen alle Zeitungen auf der Welt wiſſen, ſie ſehen alle Raritaͤten gern, was ſeltſames aus fernen Landen kommt, warum ſind ſie dann nicht begierig zu erfahren dieſe koſtbahre Ver- borgenheiten des Gnadenwercks GOttes in der Wiedergeburt, und was das vor ein Abendmahl ſey, welcher JEſus haltet mit dem, der ſeine Stimm hoͤret, und ihme die Thuͤr aufthut. Jtem, was das weiſſe Steinlein ſey, und der neue Namen, welchen niemand kennet, dann der ihn empfahet, und wiewohl es demjenigen ſeye, den die Wahrheit frey gemacht, und von Suͤnd, Tod, Teufel, Fleiſch und Welt erloͤſet hat, und mit den Fluthen der himmliſchen Liebe taͤglich uͤberſchwimmt, der wie ein Voͤgelein ſo dem Strick entrun- nen, in der freyen Lufft der Gottheit wohlgemuth webet und ſinget; Was doch das ſey, frey ſeyn von denen tauſenderley Jmpreßionen und Eindruͤcken, ſo die Bilder der eigenen Suͤnden und Straffen,
und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0322"n="226"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Haus GOTTES,</hi></fw><lb/>ſend Jahren, mag es auch als eine Feder gegen hundert tauſend<lb/>
Centner Goldes zu achten ſeyn, und du ringeſt und kaͤmpffeſt ſo we-<lb/>
nig darnach, dein Dichten und Trachten, dein Sinn und Sorgen<lb/>
gehet wohl wenig dahin!</p><lb/><noteplace="left">und wird<lb/>
unaus-<lb/>ſprechliche<lb/>
Reu und<lb/>
Pein er-<lb/>
warten.</note><p>§. 3. Wie wirſt du dir dann die Haar ausrauffen, wann du an-<lb/>
dere ſieheſt dieſe wichtige Cron und dieſes herrliche Reich beſitzen,<lb/>
in dem Geſang und Klang der Heil. Englen, in ewiger Ehr und<lb/>
Herrlichkeit ſchweben, dich aber davon vor ein und alle mahl ver-<lb/>ſtoſſen! wie mancher Miſisſipianer hat ſich nicht in dieſen Zeiten ſel-<lb/>
ber erhenckt, ertraͤnckt, erſchoſſen, oder ſich zu tod gegraͤmet, weil<lb/>
er ſeine weiſſe und gelbe Herd-Klumpen hingeſchleudert und von ei-<lb/>
nem andern eingepackt ſahe? aber was iſt alles Gold und Geld der<lb/>
Welt verlieren, gegen dem, JEſum und ſein Reich verlieren! O<lb/>
Jammer! nimmermehr verklaͤret werden, nimmermehr GOtt ſchau-<lb/>
en, niemahlen eſſen vom Baum des Lebens, der im Paradieß GOt-<lb/>
tes iſt, kein Troͤpfflein kriegen aus dem Bach der Goͤttlichen Wol-<lb/>
luͤſten, nicht ein Broſam bekommen von dem verborgenen Manna,<lb/>
von JEſu weg gehen, keinen Antheil haben an ſeinem Volck, an<lb/>ſeiner Stadt, und an allem dem Guten, das ſeine Kinder ſo uͤber-<lb/>ſchwenglich haben! es ſollte je der bloſſe Schall von dieſen Dingen<lb/>
unſer Gemuͤthe gefangen nehmen in GOtt alles daruͤber zu ver-<lb/>
geſſen.</p><lb/><noteplace="left">Klag uͤber<lb/>
die wenige<lb/>
Neugie-<lb/>
rigkeit fuͤr<lb/>
die Raritaͤ-<lb/>
ten des<lb/>
Himmels.</note><p>§. 4. Menſchen ſind von Natur neugierig, aber warum ſind ſie es<lb/>
nicht hieruͤber? ſie wollen alle Zeitungen auf der Welt wiſſen, ſie<lb/>ſehen alle Raritaͤten gern, was ſeltſames aus fernen Landen kommt,<lb/>
warum ſind ſie dann nicht begierig zu erfahren dieſe koſtbahre Ver-<lb/>
borgenheiten des Gnadenwercks GOttes in der Wiedergeburt, und<lb/>
was das vor ein Abendmahl ſey, welcher JEſus haltet mit dem,<lb/>
der ſeine Stimm hoͤret, und ihme die Thuͤr aufthut. Jtem, was<lb/>
das weiſſe Steinlein ſey, und der neue Namen, welchen niemand<lb/>
kennet, dann der ihn empfahet, und wiewohl es demjenigen ſeye, den<lb/>
die Wahrheit frey gemacht, und von Suͤnd, Tod, Teufel, Fleiſch<lb/>
und Welt erloͤſet hat, und mit den Fluthen der himmliſchen Liebe<lb/>
taͤglich uͤberſchwimmt, der wie ein Voͤgelein ſo dem Strick entrun-<lb/>
nen, in der freyen Lufft der Gottheit wohlgemuth webet und ſinget;<lb/>
Was doch das ſey, frey ſeyn von denen tauſenderley Jmpreßionen<lb/>
und Eindruͤcken, ſo die Bilder der eigenen Suͤnden und Straffen,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[226/0322]
Das Haus GOTTES,
ſend Jahren, mag es auch als eine Feder gegen hundert tauſend
Centner Goldes zu achten ſeyn, und du ringeſt und kaͤmpffeſt ſo we-
nig darnach, dein Dichten und Trachten, dein Sinn und Sorgen
gehet wohl wenig dahin!
§. 3. Wie wirſt du dir dann die Haar ausrauffen, wann du an-
dere ſieheſt dieſe wichtige Cron und dieſes herrliche Reich beſitzen,
in dem Geſang und Klang der Heil. Englen, in ewiger Ehr und
Herrlichkeit ſchweben, dich aber davon vor ein und alle mahl ver-
ſtoſſen! wie mancher Miſisſipianer hat ſich nicht in dieſen Zeiten ſel-
ber erhenckt, ertraͤnckt, erſchoſſen, oder ſich zu tod gegraͤmet, weil
er ſeine weiſſe und gelbe Herd-Klumpen hingeſchleudert und von ei-
nem andern eingepackt ſahe? aber was iſt alles Gold und Geld der
Welt verlieren, gegen dem, JEſum und ſein Reich verlieren! O
Jammer! nimmermehr verklaͤret werden, nimmermehr GOtt ſchau-
en, niemahlen eſſen vom Baum des Lebens, der im Paradieß GOt-
tes iſt, kein Troͤpfflein kriegen aus dem Bach der Goͤttlichen Wol-
luͤſten, nicht ein Broſam bekommen von dem verborgenen Manna,
von JEſu weg gehen, keinen Antheil haben an ſeinem Volck, an
ſeiner Stadt, und an allem dem Guten, das ſeine Kinder ſo uͤber-
ſchwenglich haben! es ſollte je der bloſſe Schall von dieſen Dingen
unſer Gemuͤthe gefangen nehmen in GOtt alles daruͤber zu ver-
geſſen.
§. 4. Menſchen ſind von Natur neugierig, aber warum ſind ſie es
nicht hieruͤber? ſie wollen alle Zeitungen auf der Welt wiſſen, ſie
ſehen alle Raritaͤten gern, was ſeltſames aus fernen Landen kommt,
warum ſind ſie dann nicht begierig zu erfahren dieſe koſtbahre Ver-
borgenheiten des Gnadenwercks GOttes in der Wiedergeburt, und
was das vor ein Abendmahl ſey, welcher JEſus haltet mit dem,
der ſeine Stimm hoͤret, und ihme die Thuͤr aufthut. Jtem, was
das weiſſe Steinlein ſey, und der neue Namen, welchen niemand
kennet, dann der ihn empfahet, und wiewohl es demjenigen ſeye, den
die Wahrheit frey gemacht, und von Suͤnd, Tod, Teufel, Fleiſch
und Welt erloͤſet hat, und mit den Fluthen der himmliſchen Liebe
taͤglich uͤberſchwimmt, der wie ein Voͤgelein ſo dem Strick entrun-
nen, in der freyen Lufft der Gottheit wohlgemuth webet und ſinget;
Was doch das ſey, frey ſeyn von denen tauſenderley Jmpreßionen
und Eindruͤcken, ſo die Bilder der eigenen Suͤnden und Straffen,
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/322>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.