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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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und die Pforte des Himmels.
Geistes in JEsum zur Gleichförmigkeit seines Bildes im H. Geist,
und wie bald wird doch manchem zum Zeichen, daß seine Lebens-
Woche vorbey, Feyrabend geleutet werden? Und endlich am End
der Welt, wann GOtt wird zusammen leuten! Gedenckest du doch
nichts an das lieber Mensch! so gehet eine Woche nach der ande-
ren hin: Und wann alle Wochen so wenig ausgerichtet wurde als
diese, wie übel wurde es dir endlich ergehen? wann du zum End,
und hiemit deine letzte Woche wirst erlebt haben? Nun was sagst
du zu diesem allem, ists nicht wahr, wie ich jetzt angedeutet habe?
wie lang soll es noch so gehen? oder sag, welcher Tag wird doch
der gesegnete Tag seyn, wann es endlich soll anderst mit dir wer-
den?

§. 8. Ach HErr HERR! wann soll dieser oder jener gewonnenWunsch
daß sie sich
doch noch
möchten
gewinnen
lassen,

werden in meiner Gemeind? wann soll ich die glückseelige Zeit erle-
ben? daß wochentlich hinzugethan werden zu der Menge der wahren
Gläubigen! Ja wann aber diß geschehen wird, ach ich meyne, es
wird dann anderst werden: es wird GOtt dann machen, daß ihr
dessen nicht werdet vergessen: Jch glaub, ich glaub es wird dann
die Zeit besser angewandt werden: Jhr werdet dann als Bekehrte
und Neugebohrne viel eifriger nach dem Himmel trachten, als ih-
rer viel nun nach dem Jrrdischen trachten. Jch verlange nach
nichts o HErr! in dieser Welt, als daß ich mich und die mich hö-
ren könnte seelig machen! du wirst diese aufrichtige Begierd nicht
lassen vergeben seyn, sondern mir geben, was mein Hertz verlangt:
Nach Seelen dürste ich, du wirst mir Seelen schencken.

§. 9. Es ist zwar einige Bewegung in vielen Hertzen entstanden,so daß sie
nicht nur
sagten, ach
könten wir
es thun;

einmahl war es zu einer gewissen Zeit die Sprach. Ach daß wir jetzt
auch folgen könnten, es muß sonst anderst gelebt seyn, allein das ist
kaum der erste Anfang, dann ich mußte mit hefftigem Bedauren in-
ne werden, daß die meiste es dabey gelten liessen, wann sie also re-
deten: Wir haben sonst abermahl eine kräfftige Predigt gehört;
aber wann wir nur jetz und auch könnten folgen! er hat es nur ge-
nug gesagt/ wann wirs jetzt nicht thun/ so ist die Schuld unser:

Aber o des Jammers und Hertzenleyds! wie ich sage, es bleibe da-
bey, daß viele meynten, wann sie dieses sagten, so seye es alles rich-
tig, und liessens immerhin gehen wie von Alters her; Sie sagten:
ja wir sollten anderst leben: Aber ach wir sind schwache Menschen!

mich

und die Pforte des Himmels.
Geiſtes in JEſum zur Gleichfoͤrmigkeit ſeines Bildes im H. Geiſt,
und wie bald wird doch manchem zum Zeichen, daß ſeine Lebens-
Woche vorbey, Feyrabend geleutet werden? Und endlich am End
der Welt, wann GOtt wird zuſammen leuten! Gedenckeſt du doch
nichts an das lieber Menſch! ſo gehet eine Woche nach der ande-
ren hin: Und wann alle Wochen ſo wenig ausgerichtet wurde als
dieſe, wie uͤbel wurde es dir endlich ergehen? wann du zum End,
und hiemit deine letzte Woche wirſt erlebt haben? Nun was ſagſt
du zu dieſem allem, iſts nicht wahr, wie ich jetzt angedeutet habe?
wie lang ſoll es noch ſo gehen? oder ſag, welcher Tag wird doch
der geſegnete Tag ſeyn, wann es endlich ſoll anderſt mit dir wer-
den?

§. 8. Ach HErr HERR! wann ſoll dieſer oder jener gewonnenWunſch
daß ſie ſich
doch noch
moͤchten
gewinnen
laſſen,

werden in meiner Gemeind? wann ſoll ich die gluͤckſeelige Zeit erle-
ben? daß wochentlich hinzugethan werden zu der Menge der wahren
Glaͤubigen! Ja wann aber diß geſchehen wird, ach ich meyne, es
wird dann anderſt werden: es wird GOtt dann machen, daß ihr
deſſen nicht werdet vergeſſen: Jch glaub, ich glaub es wird dann
die Zeit beſſer angewandt werden: Jhr werdet dann als Bekehrte
und Neugebohrne viel eifriger nach dem Himmel trachten, als ih-
rer viel nun nach dem Jrrdiſchen trachten. Jch verlange nach
nichts o HErr! in dieſer Welt, als daß ich mich und die mich hoͤ-
ren koͤnnte ſeelig machen! du wirſt dieſe aufrichtige Begierd nicht
laſſen vergeben ſeyn, ſondern mir geben, was mein Hertz verlangt:
Nach Seelen duͤrſte ich, du wirſt mir Seelen ſchencken.

§. 9. Es iſt zwar einige Bewegung in vielen Hertzen entſtanden,ſo daß ſie
nicht nur
ſagten, ach
koͤnten wir
es thun;

einmahl war es zu einer gewiſſen Zeit die Sprach. Ach daß wir jetzt
auch folgen koͤnnten, es muß ſonſt anderſt gelebt ſeyn, allein das iſt
kaum der erſte Anfang, dann ich mußte mit hefftigem Bedauren in-
ne werden, daß die meiſte es dabey gelten lieſſen, wann ſie alſo re-
deten: Wir haben ſonſt abermahl eine kraͤfftige Predigt gehoͤrt;
aber wann wir nur jetz und auch koͤnnten folgen! er hat es nur ge-
nug geſagt/ wann wirs jetzt nicht thun/ ſo iſt die Schuld unſer:

Aber o des Jammers und Hertzenleyds! wie ich ſage, es bleibe da-
bey, daß viele meynten, wann ſie dieſes ſagten, ſo ſeye es alles rich-
tig, und lieſſens immerhin gehen wie von Alters her; Sie ſagten:
ja wir ſollten anderſt leben: Aber ach wir ſind ſchwache Menſchen!

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[223/0319] und die Pforte des Himmels. Geiſtes in JEſum zur Gleichfoͤrmigkeit ſeines Bildes im H. Geiſt, und wie bald wird doch manchem zum Zeichen, daß ſeine Lebens- Woche vorbey, Feyrabend geleutet werden? Und endlich am End der Welt, wann GOtt wird zuſammen leuten! Gedenckeſt du doch nichts an das lieber Menſch! ſo gehet eine Woche nach der ande- ren hin: Und wann alle Wochen ſo wenig ausgerichtet wurde als dieſe, wie uͤbel wurde es dir endlich ergehen? wann du zum End, und hiemit deine letzte Woche wirſt erlebt haben? Nun was ſagſt du zu dieſem allem, iſts nicht wahr, wie ich jetzt angedeutet habe? wie lang ſoll es noch ſo gehen? oder ſag, welcher Tag wird doch der geſegnete Tag ſeyn, wann es endlich ſoll anderſt mit dir wer- den? §. 8. Ach HErr HERR! wann ſoll dieſer oder jener gewonnen werden in meiner Gemeind? wann ſoll ich die gluͤckſeelige Zeit erle- ben? daß wochentlich hinzugethan werden zu der Menge der wahren Glaͤubigen! Ja wann aber diß geſchehen wird, ach ich meyne, es wird dann anderſt werden: es wird GOtt dann machen, daß ihr deſſen nicht werdet vergeſſen: Jch glaub, ich glaub es wird dann die Zeit beſſer angewandt werden: Jhr werdet dann als Bekehrte und Neugebohrne viel eifriger nach dem Himmel trachten, als ih- rer viel nun nach dem Jrrdiſchen trachten. Jch verlange nach nichts o HErr! in dieſer Welt, als daß ich mich und die mich hoͤ- ren koͤnnte ſeelig machen! du wirſt dieſe aufrichtige Begierd nicht laſſen vergeben ſeyn, ſondern mir geben, was mein Hertz verlangt: Nach Seelen duͤrſte ich, du wirſt mir Seelen ſchencken. Wunſch daß ſie ſich doch noch moͤchten gewinnen laſſen, §. 9. Es iſt zwar einige Bewegung in vielen Hertzen entſtanden, einmahl war es zu einer gewiſſen Zeit die Sprach. Ach daß wir jetzt auch folgen koͤnnten, es muß ſonſt anderſt gelebt ſeyn, allein das iſt kaum der erſte Anfang, dann ich mußte mit hefftigem Bedauren in- ne werden, daß die meiſte es dabey gelten lieſſen, wann ſie alſo re- deten: Wir haben ſonſt abermahl eine kraͤfftige Predigt gehoͤrt; aber wann wir nur jetz und auch koͤnnten folgen! er hat es nur ge- nug geſagt/ wann wirs jetzt nicht thun/ ſo iſt die Schuld unſer: Aber o des Jammers und Hertzenleyds! wie ich ſage, es bleibe da- bey, daß viele meynten, wann ſie dieſes ſagten, ſo ſeye es alles rich- tig, und lieſſens immerhin gehen wie von Alters her; Sie ſagten: ja wir ſollten anderſt leben: Aber ach wir ſind ſchwache Menſchen! mich ſo daß ſie nicht nur ſagten, ach koͤnten wir es thun;

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/319>, abgerufen am 22.11.2024.