nen Sohn hast wollen verklären, und diese Sünder zu mir bringen a. Der Vatter führet die Seelen gleichsam bey der Hand zu JEsu Christo, da er sie überzeuget ihrer tieffen Ohnmacht, daß sie an ih- nen selbst und an ihrem eigenen Würcken und Rennen verzagen müs- sen, und entzündet in ihnen ein heisses Verlangen mit JEsu Christo wesentlich im Jnnwendigen bekleidet zu seyn, und in diesem gläntzen- den Hochzeitlichen Kleid satt zu werden von den Güteren des Hau- ses unsers GOttes und truncken von dem Bach seiner Wollüsten.
§. 12. So bald dieses geschehen, so gibt sich JEsus dieser Seel,Der sich mit ihme vereiniget, die der Vatter zu ihm gebracht, durch solch hertzlich Sehnen, zu geniessen; JEsus vereiniget sich mit dem nach ihme so hungerenden Sünder und der Sünder nimmt ihn gerne an, und ist wohl zu frie- den mit einem solchen JEsu, allwo eine so genaue Verbindung vor- gehet, daß der Vatter sie hernach als eine einzele Person betrachtet, und tractiret, so weit daß von dem Tag an der Sünder das beste Recht hat zu allen Gnaden des Göttlichen Reichs, welche GOtt allzumahl seinem Christo als dem Sohn seiner Liebe übergeben und beygeleget hat.
§. 13. Jst nun die Seel unter den Händen JEsu Christi, so las-und durch den Geist der Heili- gung set der himmlische Vatter ihn mit handthieren und sein Amt an ihr verrichten, das er JEsu auferlegt, nehmlich sie neu zu gebähren, nach dem Plan und Entwurff, so er gemacht hat von seinem Reich und nach dem Maas des demüthigen und selbst ausleerenden Glau- bens, und getrost gelassenen, ergebenen Zuversicht, so der Glaubi- ge hat zu seinem JEsu und seinem Vatter und GOtt, so daß sich an gleichem Tag zutragt, daß JEsus Christus seinen Geist giebet, welcher freylich eben derselbige Geist ist, der sie gezogen, und zu JE- su getrieben, er tragt aber jetzt einen andern Namen, zuvor hieß er der Geist der Bekehrung, des Glaubens, der Gnaden, des Gebetts, wann aber die Seel mit JEsu eins worden, und der Balsam von ihme auf sein Glied herab fliesset, so heisset er der Geist der Heili- gung, des Lebens, der Kindschafft, der Herrlichkeit. So sind die- se gnadenreiche Würckungen, Zubereitungen, zur neuen Geburt eben wie der H. Geist ehemahls auf dem Wasser geschwebet, wie ein Ad- ler auf seinen Jungen, oder wie eine Gluckhenne auf ihren Küch-
lein,
aJoh. XVII. 6.
B b 3
und die Pforte des Himmels.
nen Sohn haſt wollen verklaͤren, und dieſe Suͤnder zu mir bringen a. Der Vatter fuͤhret die Seelen gleichſam bey der Hand zu JEſu Chriſto, da er ſie uͤberzeuget ihrer tieffen Ohnmacht, daß ſie an ih- nen ſelbſt und an ihrem eigenen Wuͤrcken und Rennen verzagen muͤſ- ſen, und entzuͤndet in ihnen ein heiſſes Verlangen mit JEſu Chriſto weſentlich im Jnnwendigen bekleidet zu ſeyn, und in dieſem glaͤntzen- den Hochzeitlichen Kleid ſatt zu werden von den Guͤteren des Hau- ſes unſers GOttes und truncken von dem Bach ſeiner Wolluͤſten.
§. 12. So bald dieſes geſchehen, ſo gibt ſich JEſus dieſer Seel,Der ſich mit ihme vereiniget, die der Vatter zu ihm gebracht, durch ſolch hertzlich Sehnen, zu genieſſen; JEſus vereiniget ſich mit dem nach ihme ſo hungerenden Suͤnder und der Suͤnder nimmt ihn gerne an, und iſt wohl zu frie- den mit einem ſolchen JEſu, allwo eine ſo genaue Verbindung vor- gehet, daß der Vatter ſie hernach als eine einzele Perſon betrachtet, und tractiret, ſo weit daß von dem Tag an der Suͤnder das beſte Recht hat zu allen Gnaden des Goͤttlichen Reichs, welche GOtt allzumahl ſeinem Chriſto als dem Sohn ſeiner Liebe uͤbergeben und beygeleget hat.
§. 13. Jſt nun die Seel unter den Haͤnden JEſu Chriſti, ſo laſ-und durch den Geiſt der Heili- gung ſet der himmliſche Vatter ihn mit handthieren und ſein Amt an ihr verrichten, das er JEſu auferlegt, nehmlich ſie neu zu gebaͤhren, nach dem Plan und Entwurff, ſo er gemacht hat von ſeinem Reich und nach dem Maas des demuͤthigen und ſelbſt ausleerenden Glau- bens, und getroſt gelaſſenen, ergebenen Zuverſicht, ſo der Glaubi- ge hat zu ſeinem JEſu und ſeinem Vatter und GOtt, ſo daß ſich an gleichem Tag zutragt, daß JEſus Chriſtus ſeinen Geiſt giebet, welcher freylich eben derſelbige Geiſt iſt, der ſie gezogen, und zu JE- ſu getrieben, er tragt aber jetzt einen andern Namen, zuvor hieß er der Geiſt der Bekehrung, des Glaubens, der Gnaden, des Gebetts, wann aber die Seel mit JEſu eins worden, und der Balſam von ihme auf ſein Glied herab flieſſet, ſo heiſſet er der Geiſt der Heili- gung, des Lebens, der Kindſchafft, der Herrlichkeit. So ſind die- ſe gnadenreiche Wuͤrckungen, Zubereitungen, zur neuen Geburt eben wie der H. Geiſt ehemahls auf dem Waſſer geſchwebet, wie ein Ad- ler auf ſeinen Jungen, oder wie eine Gluckhenne auf ihren Kuͤch-
lein,
aJoh. XVII. 6.
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Der Vatter fuͤhret die Seelen gleichſam bey der Hand zu JEſu
Chriſto, da er ſie uͤberzeuget ihrer tieffen Ohnmacht, daß ſie an ih-
nen ſelbſt und an ihrem eigenen Wuͤrcken und Rennen verzagen muͤſ-
ſen, und entzuͤndet in ihnen ein heiſſes Verlangen mit JEſu Chriſto
weſentlich im Jnnwendigen bekleidet zu ſeyn, und in dieſem glaͤntzen-
den Hochzeitlichen Kleid ſatt zu werden von den Guͤteren des Hau-
ſes unſers GOttes und truncken von dem Bach ſeiner Wolluͤſten.
§. 12. So bald dieſes geſchehen, ſo gibt ſich JEſus dieſer Seel,
die der Vatter zu ihm gebracht, durch ſolch hertzlich Sehnen, zu
genieſſen; JEſus vereiniget ſich mit dem nach ihme ſo hungerenden
Suͤnder und der Suͤnder nimmt ihn gerne an, und iſt wohl zu frie-
den mit einem ſolchen JEſu, allwo eine ſo genaue Verbindung vor-
gehet, daß der Vatter ſie hernach als eine einzele Perſon betrachtet,
und tractiret, ſo weit daß von dem Tag an der Suͤnder das beſte Recht
hat zu allen Gnaden des Goͤttlichen Reichs, welche GOtt allzumahl
ſeinem Chriſto als dem Sohn ſeiner Liebe uͤbergeben und beygeleget
hat.
Der ſich
mit ihme
vereiniget,
§. 13. Jſt nun die Seel unter den Haͤnden JEſu Chriſti, ſo laſ-
ſet der himmliſche Vatter ihn mit handthieren und ſein Amt an ihr
verrichten, das er JEſu auferlegt, nehmlich ſie neu zu gebaͤhren,
nach dem Plan und Entwurff, ſo er gemacht hat von ſeinem Reich
und nach dem Maas des demuͤthigen und ſelbſt ausleerenden Glau-
bens, und getroſt gelaſſenen, ergebenen Zuverſicht, ſo der Glaubi-
ge hat zu ſeinem JEſu und ſeinem Vatter und GOtt, ſo daß ſich
an gleichem Tag zutragt, daß JEſus Chriſtus ſeinen Geiſt giebet,
welcher freylich eben derſelbige Geiſt iſt, der ſie gezogen, und zu JE-
ſu getrieben, er tragt aber jetzt einen andern Namen, zuvor hieß er der
Geiſt der Bekehrung, des Glaubens, der Gnaden, des Gebetts,
wann aber die Seel mit JEſu eins worden, und der Balſam von
ihme auf ſein Glied herab flieſſet, ſo heiſſet er der Geiſt der Heili-
gung, des Lebens, der Kindſchafft, der Herrlichkeit. So ſind die-
ſe gnadenreiche Wuͤrckungen, Zubereitungen, zur neuen Geburt eben
wie der H. Geiſt ehemahls auf dem Waſſer geſchwebet, wie ein Ad-
ler auf ſeinen Jungen, oder wie eine Gluckhenne auf ihren Kuͤch-
lein,
und durch
den Geiſt
der Heili-
gung
a Joh. XVII. 6.
B b 3
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/293>, abgerufen am 22.11.2024.
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