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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Das Haus GOTTES,
als in
welches
man trit-
tet wann
man aus
der Welt
zu JEsu
gehet.
der Eingang darein bey Leibes-Leben geschicht, da man der Welt
aufkündet, um GOttes Gunst und JEsu Freundschafft zu haben,
unter der Zahl seiner Freunden und Reichs-Genossen beständig zu
verbleiben, und sein irrdisches Leben mit JEsu zu verschliessen, da-
mit man von ihme vernemme, alles was er von seinem Vatter ge-
hört hat a. Unterdessen muß man wohl acht haben, daß das Ein-
gehen ins Himmelreich nicht nur bedeute, die ersten Tritte, da man
von der Sünd hinüber gehet zu GOtt, von der Natur zu der Gnad,
von der Welt zu JEsu Christo, und sich wendet von der Zeit gegen
die Ewigkeit, sondern dadurch muß auch verstanden werden die con-
tinuirliche Bewohnung dieses Reichs, daran wohl am meisten gele-
gen, worauf auch JESUS der König sehr ernstlich dringet, da
er uns das Jnnenbleiben so liebreich zu unserer Beschämung anbe-
fiehlet, weil unsere Gedancken und Begierden so leicht ausschweiffen
von diesem göttlichen Liebe-Reich, in die neblichte finstere Gegend
der Eitelkeit; Ja was noch mehr ist, du must dadurch verstehen den
Besitz und Genuß der Gütern, so GOTT darinnen austheilet, wel-
ches sonderlich sind die Früchte des Heil. Geistes, Gerechtigkeit,
Gütigkeit, Wahrheit, Liebe, Freud, Fried, Gedult, Freundlich-
keit, Glauben, Sanfftmuth, Keuschheit b, welche durch die Ein-
bildungs-Kräfften in die Seel hinein gezogen und zum Wesen wer-
den müssen, auch ist das Wort sehen c, nach Hebräischer Red-Art,
eben so viel als geniessen. Das ist die Ursache der Red-Arten, so
JEsus anderswo braucht, das Reich ist in euch d. Hier aber sagt
JEsus, wir seyen im Reich, mercke dann, so fern JEsus versteht
die Gesellschafft und Zunfft der Glaubigen als Mit-Erben und Mit-
Genossen an der Drangsal, und an der Gedult und am Reich, dar-
innen JEsus Haupt und König ist, so heißt es, wir seyen im Reich
und gehen ein in dasselbe, damit wir Gemeinschafft haben mit den
Aposteln, und unser Gemeinschafft seye mit dem Vatter und seinem
Sohn JEsu Christo; Jn so weit aber die Glaubigen das Recht em-
pfahen im Blut Christi zur Vergebung ihrer Sünden, und zu
Schenckung alles dessen, was JEsus hat, und auch in der Heili-
gung die Anfänge und Erstlinge der Gütern und Schätzen des himm-
lischen Reichs stündlich geniessen, des Reichs, sage ich, so auf sie

wartet
a Joh. XV. 15.
b Eph. V. 9. Gal. V. 22.
c Joh. III.
d Luc. XVII. 21.

Das Haus GOTTES,
als in
welches
man trit-
tet wann
man aus
der Welt
zu JEſu
gehet.
der Eingang darein bey Leibes-Leben geſchicht, da man der Welt
aufkuͤndet, um GOttes Gunſt und JEſu Freundſchafft zu haben,
unter der Zahl ſeiner Freunden und Reichs-Genoſſen beſtaͤndig zu
verbleiben, und ſein irrdiſches Leben mit JEſu zu verſchlieſſen, da-
mit man von ihme vernemme, alles was er von ſeinem Vatter ge-
hoͤrt hat a. Unterdeſſen muß man wohl acht haben, daß das Ein-
gehen ins Himmelreich nicht nur bedeute, die erſten Tritte, da man
von der Suͤnd hinuͤber gehet zu GOtt, von der Natur zu der Gnad,
von der Welt zu JEſu Chriſto, und ſich wendet von der Zeit gegen
die Ewigkeit, ſondern dadurch muß auch verſtanden werden die con-
tinuirliche Bewohnung dieſes Reichs, daran wohl am meiſten gele-
gen, worauf auch JESUS der Koͤnig ſehr ernſtlich dringet, da
er uns das Jnnenbleiben ſo liebreich zu unſerer Beſchaͤmung anbe-
fiehlet, weil unſere Gedancken und Begierden ſo leicht ausſchweiffen
von dieſem goͤttlichen Liebe-Reich, in die neblichte finſtere Gegend
der Eitelkeit; Ja was noch mehr iſt, du muſt dadurch verſtehen den
Beſitz und Genuß der Guͤtern, ſo GOTT darinnen austheilet, wel-
ches ſonderlich ſind die Fruͤchte des Heil. Geiſtes, Gerechtigkeit,
Guͤtigkeit, Wahrheit, Liebe, Freud, Fried, Gedult, Freundlich-
keit, Glauben, Sanfftmuth, Keuſchheit b, welche durch die Ein-
bildungs-Kraͤfften in die Seel hinein gezogen und zum Weſen wer-
den muͤſſen, auch iſt das Wort ſehen c, nach Hebraͤiſcher Red-Art,
eben ſo viel als genieſſen. Das iſt die Urſache der Red-Arten, ſo
JEſus anderswo braucht, das Reich iſt in euch d. Hier aber ſagt
JEſus, wir ſeyen im Reich, mercke dann, ſo fern JEſus verſteht
die Geſellſchafft und Zunfft der Glaubigen als Mit-Erben und Mit-
Genoſſen an der Drangſal, und an der Gedult und am Reich, dar-
innen JEſus Haupt und Koͤnig iſt, ſo heißt es, wir ſeyen im Reich
und gehen ein in daſſelbe, damit wir Gemeinſchafft haben mit den
Apoſteln, und unſer Gemeinſchafft ſeye mit dem Vatter und ſeinem
Sohn JEſu Chriſto; Jn ſo weit aber die Glaubigen das Recht em-
pfahen im Blut Chriſti zur Vergebung ihrer Suͤnden, und zu
Schenckung alles deſſen, was JEſus hat, und auch in der Heili-
gung die Anfaͤnge und Erſtlinge der Guͤtern und Schaͤtzen des himm-
liſchen Reichs ſtuͤndlich genieſſen, des Reichs, ſage ich, ſo auf ſie

wartet
a Joh. XV. 15.
b Eph. V. 9. Gal. V. 22.
c Joh. III.
d Luc. XVII. 21.
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[190/0286] Das Haus GOTTES, der Eingang darein bey Leibes-Leben geſchicht, da man der Welt aufkuͤndet, um GOttes Gunſt und JEſu Freundſchafft zu haben, unter der Zahl ſeiner Freunden und Reichs-Genoſſen beſtaͤndig zu verbleiben, und ſein irrdiſches Leben mit JEſu zu verſchlieſſen, da- mit man von ihme vernemme, alles was er von ſeinem Vatter ge- hoͤrt hat a. Unterdeſſen muß man wohl acht haben, daß das Ein- gehen ins Himmelreich nicht nur bedeute, die erſten Tritte, da man von der Suͤnd hinuͤber gehet zu GOtt, von der Natur zu der Gnad, von der Welt zu JEſu Chriſto, und ſich wendet von der Zeit gegen die Ewigkeit, ſondern dadurch muß auch verſtanden werden die con- tinuirliche Bewohnung dieſes Reichs, daran wohl am meiſten gele- gen, worauf auch JESUS der Koͤnig ſehr ernſtlich dringet, da er uns das Jnnenbleiben ſo liebreich zu unſerer Beſchaͤmung anbe- fiehlet, weil unſere Gedancken und Begierden ſo leicht ausſchweiffen von dieſem goͤttlichen Liebe-Reich, in die neblichte finſtere Gegend der Eitelkeit; Ja was noch mehr iſt, du muſt dadurch verſtehen den Beſitz und Genuß der Guͤtern, ſo GOTT darinnen austheilet, wel- ches ſonderlich ſind die Fruͤchte des Heil. Geiſtes, Gerechtigkeit, Guͤtigkeit, Wahrheit, Liebe, Freud, Fried, Gedult, Freundlich- keit, Glauben, Sanfftmuth, Keuſchheit b, welche durch die Ein- bildungs-Kraͤfften in die Seel hinein gezogen und zum Weſen wer- den muͤſſen, auch iſt das Wort ſehen c, nach Hebraͤiſcher Red-Art, eben ſo viel als genieſſen. Das iſt die Urſache der Red-Arten, ſo JEſus anderswo braucht, das Reich iſt in euch d. Hier aber ſagt JEſus, wir ſeyen im Reich, mercke dann, ſo fern JEſus verſteht die Geſellſchafft und Zunfft der Glaubigen als Mit-Erben und Mit- Genoſſen an der Drangſal, und an der Gedult und am Reich, dar- innen JEſus Haupt und Koͤnig iſt, ſo heißt es, wir ſeyen im Reich und gehen ein in daſſelbe, damit wir Gemeinſchafft haben mit den Apoſteln, und unſer Gemeinſchafft ſeye mit dem Vatter und ſeinem Sohn JEſu Chriſto; Jn ſo weit aber die Glaubigen das Recht em- pfahen im Blut Chriſti zur Vergebung ihrer Suͤnden, und zu Schenckung alles deſſen, was JEſus hat, und auch in der Heili- gung die Anfaͤnge und Erſtlinge der Guͤtern und Schaͤtzen des himm- liſchen Reichs ſtuͤndlich genieſſen, des Reichs, ſage ich, ſo auf ſie wartet als in welches man trit- tet wann man aus der Welt zu JEſu gehet. a Joh. XV. 15. b Eph. V. 9. Gal. V. 22. c Joh. III. d Luc. XVII. 21.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/286>, abgerufen am 25.11.2024.