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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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und die Pforte des Himmels.
bens-Manier, Grund-Regeln und Gesetze sind himmlisch, der Him-
mel fahret herab in die Seelen der Glaubigen, sie sind kommen zu
dem Berg Zion, zu der Stadt des lebendigen GOttes, zu der
Menge vieler tausend Engeln a. GOtt regiert daselbst auf eine be-
sondere Weiß, Er lebt in einem jeglichen unter ihnen, und ein jeder
von ihnen lebt von GOtt, und der Heil. Geist ist sehr nahe bey ih-
nen, leitet und treibet sie, und gibt ihnen abermahl gute Gedancken
ein, und offenbahret ihnen auf ein frisches die Gnad JEsu Christi,
und erleidet ihnen die Lüste des Fleisches, und die Begierden der
Natur, und ziehet sie in die süsse Liebe GOttes, und wirffet alle
ihre Paßionen unter den Gehorsam JEsu Christi, daß es ihr höch-
ster und innigster Wunsch ist, daß dieser allein über sie regiere, da
hingegen die Welt-Kinder draussen ins Teuffels und der Sünden
Reich irre fahren.

§. 8. Sage noch einmahl dieses Reich habe verschiedene ZeitläuffNach un-
terschied-
lichen Zeit-
Läuffen,

und Haupt-Veränderungen, die allzumahl unter der Verwaltung
und Regiment JEsu Christi stehen, der alles wiederum macht, was
Satan verbrochen und geschändet. Erstlich fangt ers an hier in die-
ser Gnaden-Zeit, da er gewiß zu dem Menschen nahet, biß er mit
ihme gar genau bekannt wird, hernach setzt er es weiters fort, wann
der Tod die Seel, JESU in die Schooß wirfft; Endlich giesset er
alles neu, wann er das Reich GOtt und dem Vatter überantwor-
tet, welches das Ende ist aller Dingen, dahin alles eylet b. Da
es eine Aenderung geben wird, in der Regierungs-Form dieses ewi-
gen Reichs.

§. 9. Hüte dich, daß du hier nicht meynest, es seyen zwey ver-und macht
doch nur
ein Reich
aus,

schiedene Reich, das Reich der Gnaden, und das Reich der Herrlich-
keit. Dann aus diesem falschen Begriff kommen tausend Jrrthümer.
Als wann das, was einen ins Gnaden-Reich bringet, nicht gnugsam
wäre, uns in die Herrlichkeit hinein zu verhelffen; Das ewige Leben
ist die vollendete Heiligung, und die Heiligung ist nichts anders, als
ein angefangenes ewiges Leben, wie Paulus sagt c: Nun ihr seyd der
Sünd frey und GOttes Knechte worden, habt ihr euere Frücht zur
Heiligung, das Ende aber, oder die Vollendung, ewiges Leben.

§. 10. Aus diesem Gemähld von dem Himmelreich siehest du, daß

der
a Hebr. XII. Phil. III.
b 1 Cor. XV. 24.
c Rom. VI. 22.
A a 3

und die Pforte des Himmels.
bens-Manier, Grund-Regeln und Geſetze ſind himmliſch, der Him-
mel fahret herab in die Seelen der Glaubigen, ſie ſind kommen zu
dem Berg Zion, zu der Stadt des lebendigen GOttes, zu der
Menge vieler tauſend Engeln a. GOtt regiert daſelbſt auf eine be-
ſondere Weiß, Er lebt in einem jeglichen unter ihnen, und ein jeder
von ihnen lebt von GOtt, und der Heil. Geiſt iſt ſehr nahe bey ih-
nen, leitet und treibet ſie, und gibt ihnen abermahl gute Gedancken
ein, und offenbahret ihnen auf ein friſches die Gnad JEſu Chriſti,
und erleidet ihnen die Luͤſte des Fleiſches, und die Begierden der
Natur, und ziehet ſie in die ſuͤſſe Liebe GOttes, und wirffet alle
ihre Paßionen unter den Gehorſam JEſu Chriſti, daß es ihr hoͤch-
ſter und innigſter Wunſch iſt, daß dieſer allein uͤber ſie regiere, da
hingegen die Welt-Kinder drauſſen ins Teuffels und der Suͤnden
Reich irre fahren.

§. 8. Sage noch einmahl dieſes Reich habe verſchiedene ZeitlaͤuffNach un-
terſchied-
lichen Zeit-
Laͤuffen,

und Haupt-Veraͤnderungen, die allzumahl unter der Verwaltung
und Regiment JEſu Chriſti ſtehen, der alles wiederum macht, was
Satan verbrochen und geſchaͤndet. Erſtlich fangt ers an hier in die-
ſer Gnaden-Zeit, da er gewiß zu dem Menſchen nahet, biß er mit
ihme gar genau bekannt wird, hernach ſetzt er es weiters fort, wann
der Tod die Seel, JESU in die Schooß wirfft; Endlich gieſſet er
alles neu, wann er das Reich GOtt und dem Vatter uͤberantwor-
tet, welches das Ende iſt aller Dingen, dahin alles eylet b. Da
es eine Aenderung geben wird, in der Regierungs-Form dieſes ewi-
gen Reichs.

§. 9. Huͤte dich, daß du hier nicht meyneſt, es ſeyen zwey ver-und macht
doch nur
ein Reich
aus,

ſchiedene Reich, das Reich der Gnaden, und das Reich der Herrlich-
keit. Dann aus dieſem falſchen Begriff kommen tauſend Jrrthuͤmer.
Als wann das, was einen ins Gnaden-Reich bringet, nicht gnugſam
waͤre, uns in die Herrlichkeit hinein zu verhelffen; Das ewige Leben
iſt die vollendete Heiligung, und die Heiligung iſt nichts anders, als
ein angefangenes ewiges Leben, wie Paulus ſagt c: Nun ihr ſeyd der
Suͤnd frey und GOttes Knechte worden, habt ihr euere Fruͤcht zur
Heiligung, das Ende aber, oder die Vollendung, ewiges Leben.

§. 10. Aus dieſem Gemaͤhld von dem Himmelreich ſieheſt du, daß

der
a Hebr. XII. Phil. III.
b 1 Cor. XV. 24.
c Rom. VI. 22.
A a 3
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[189/0285] und die Pforte des Himmels. bens-Manier, Grund-Regeln und Geſetze ſind himmliſch, der Him- mel fahret herab in die Seelen der Glaubigen, ſie ſind kommen zu dem Berg Zion, zu der Stadt des lebendigen GOttes, zu der Menge vieler tauſend Engeln a. GOtt regiert daſelbſt auf eine be- ſondere Weiß, Er lebt in einem jeglichen unter ihnen, und ein jeder von ihnen lebt von GOtt, und der Heil. Geiſt iſt ſehr nahe bey ih- nen, leitet und treibet ſie, und gibt ihnen abermahl gute Gedancken ein, und offenbahret ihnen auf ein friſches die Gnad JEſu Chriſti, und erleidet ihnen die Luͤſte des Fleiſches, und die Begierden der Natur, und ziehet ſie in die ſuͤſſe Liebe GOttes, und wirffet alle ihre Paßionen unter den Gehorſam JEſu Chriſti, daß es ihr hoͤch- ſter und innigſter Wunſch iſt, daß dieſer allein uͤber ſie regiere, da hingegen die Welt-Kinder drauſſen ins Teuffels und der Suͤnden Reich irre fahren. §. 8. Sage noch einmahl dieſes Reich habe verſchiedene Zeitlaͤuff und Haupt-Veraͤnderungen, die allzumahl unter der Verwaltung und Regiment JEſu Chriſti ſtehen, der alles wiederum macht, was Satan verbrochen und geſchaͤndet. Erſtlich fangt ers an hier in die- ſer Gnaden-Zeit, da er gewiß zu dem Menſchen nahet, biß er mit ihme gar genau bekannt wird, hernach ſetzt er es weiters fort, wann der Tod die Seel, JESU in die Schooß wirfft; Endlich gieſſet er alles neu, wann er das Reich GOtt und dem Vatter uͤberantwor- tet, welches das Ende iſt aller Dingen, dahin alles eylet b. Da es eine Aenderung geben wird, in der Regierungs-Form dieſes ewi- gen Reichs. Nach un- terſchied- lichen Zeit- Laͤuffen, §. 9. Huͤte dich, daß du hier nicht meyneſt, es ſeyen zwey ver- ſchiedene Reich, das Reich der Gnaden, und das Reich der Herrlich- keit. Dann aus dieſem falſchen Begriff kommen tauſend Jrrthuͤmer. Als wann das, was einen ins Gnaden-Reich bringet, nicht gnugſam waͤre, uns in die Herrlichkeit hinein zu verhelffen; Das ewige Leben iſt die vollendete Heiligung, und die Heiligung iſt nichts anders, als ein angefangenes ewiges Leben, wie Paulus ſagt c: Nun ihr ſeyd der Suͤnd frey und GOttes Knechte worden, habt ihr euere Fruͤcht zur Heiligung, das Ende aber, oder die Vollendung, ewiges Leben. und macht doch nur ein Reich aus, §. 10. Aus dieſem Gemaͤhld von dem Himmelreich ſieheſt du, daß der a Hebr. XII. Phil. III. b 1 Cor. XV. 24. c Rom. VI. 22. A a 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/285>, abgerufen am 25.11.2024.