und was dieser Lehr zuwieder, muß schwermerisch seyn; Was ist diß anders, als wie dorten der HErr sagt: Böses gut/ und G[u]tes böse heissen/ aus Finsternuß Licht, und aus Licht Finsternuß/ aus sauer süß/ und aus süß sauer machena, Satan den Lugen- Geist zur Wahrheit, und JEsum die Wahrheit selbsten zum Ver- führer machen; Aber wehe, wehe denen.
Welches er meister- lich zu practicie- ren weis- set.
§. 17. Aber diß ist nichts neues, der Satan hat die Maxime allezeit ge- braucht, und damit schon viel tausend Seelen in die Höll gelocket; hiermit hat er, die alte Schlang, den Anfang bey den Menschen gemacht, dann eben so hat er auch Evam verführt, vorgebende: Sie die Eva verstehe das Verbott nicht recht, ob sie doch so thorecht seyn könne, zu gedencken, daß GOtt so hart und streng seye, daß er um einer Frucht willen, eine so hoch edle und höchst-be- seeligte Creatur, in den geistlichen und ewigen Tod werde fallen las- sen; Ey ja wohl! sie solls nur auf sein Wort hin wagen, sie werde es sehen, daß nicht das geringste Ubel zu befahren seye; Also wandte sich der Mensch zuruck von dem Angesicht GOttes, und ward aus einem Heiligen ein Sünder, aus einem seeligen Monarchen der elen- deste Sclav; Hat nun die Schlang, den von GOttes Licht und Seeligkeit durchdrungenen Menschen, mit ihrer Schalckheit be- trogen, was ists dann Wunder, daß noch jetzt vieler Sinnen ver- rucket werden, und abweichen von der Einfalt, die gegen Christum seyn soll b. Petrus sagt dorten von den letzten Zeiten, der Teuffel lauffe umher wie ein brüllender Löw/ und suche/ welche er ver- schlingec; Aber wann Petrus jetzt lebte, er würde sagen: Die Menschen lauffen dem Teuffel nach, damit er sie verschlinge, dann es ist eine verborgene Sympathie zwischen der von GOttes Willen ab- gerissenen Seelen, und denen bösen Geisteren, welche die Menschen durch ihre Neigungen, von weitem an sich ziehen; Hingegen ist es ei- ne Antipathie wider JEsum, und sein Reich, wo die Sünde herr- schet.
Die Be- trachtung der Ge- schöpfen sollte den Menschen zu JESU bringen.
§. 18. Ach was muß der grosse GOtt doch nicht von den Wür- men leiden? Wunder ists, daß die Sonne noch leucht! Wunder, daß die Früchte zur Zeitigung kommen! Wunder, daß GOtt die Sonne nicht lasset schwartz werden! Wunder, daß GOTT nicht alles in Brand steckt! Ach daß JEsus noch wartet.
Er
aJes. V. 20.
b 2 Cor. XI. 3.
c 1 Pet. V. 8.
Geiſtliche Sonnen-Wende
und was dieſer Lehr zuwieder, muß ſchwermeriſch ſeyn; Was iſt diß anders, als wie dorten der HErr ſagt: Boͤſes gut/ und G[u]tes boͤſe heiſſen/ aus Finſternuß Licht, und aus Licht Finſternuß/ aus ſauer ſuͤß/ und aus ſuͤß ſauer machena, Satan den Lugen- Geiſt zur Wahrheit, und JEſum die Wahrheit ſelbſten zum Ver- fuͤhrer machen; Aber wehe, wehe denen.
Welches er meiſter- lich zu practicie- ren weiſ- ſet.
§. 17. Aber diß iſt nichts neues, der Satan hat die Maxime allezeit ge- braucht, und damit ſchon viel tauſend Seelen in die Hoͤll gelocket; hiermit hat er, die alte Schlang, den Anfang bey den Menſchen gemacht, dann eben ſo hat er auch Evam verfuͤhrt, vorgebende: Sie die Eva verſtehe das Verbott nicht recht, ob ſie doch ſo thorecht ſeyn koͤnne, zu gedencken, daß GOtt ſo hart und ſtreng ſeye, daß er um einer Frucht willen, eine ſo hoch edle und hoͤchſt-be- ſeeligte Creatur, in den geiſtlichen und ewigen Tod werde fallen laſ- ſen; Ey ja wohl! ſie ſolls nur auf ſein Wort hin wagen, ſie werde es ſehen, daß nicht das geringſte Ubel zu befahren ſeye; Alſo wandte ſich der Menſch zuruck von dem Angeſicht GOttes, und ward aus einem Heiligen ein Suͤnder, aus einem ſeeligen Monarchen der elen- deſte Sclav; Hat nun die Schlang, den von GOttes Licht und Seeligkeit durchdrungenen Menſchen, mit ihrer Schalckheit be- trogen, was iſts dann Wunder, daß noch jetzt vieler Sinnen ver- rucket werden, und abweichen von der Einfalt, die gegen Chriſtum ſeyn ſoll b. Petrus ſagt dorten von den letzten Zeiten, der Teuffel lauffe umher wie ein bruͤllender Loͤw/ und ſuche/ welche er ver- ſchlingec; Aber wann Petrus jetzt lebte, er wuͤrde ſagen: Die Menſchen lauffen dem Teuffel nach, damit er ſie verſchlinge, dann es iſt eine verborgene Sympathie zwiſchen der von GOttes Willen ab- geriſſenen Seelen, und denen boͤſen Geiſteren, welche die Menſchen durch ihre Neigungen, von weitem an ſich ziehen; Hingegen iſt es ei- ne Antipathie wider JEſum, und ſein Reich, wo die Suͤnde herr- ſchet.
Die Be- trachtung der Ge- ſchoͤpfen ſollte den Menſchen zu JESU bringen.
§. 18. Ach was muß der groſſe GOtt doch nicht von den Wuͤr- men leiden? Wunder iſts, daß die Sonne noch leucht! Wunder, daß die Fruͤchte zur Zeitigung kommen! Wunder, daß GOtt die Sonne nicht laſſet ſchwartz werden! Wunder, daß GOTT nicht alles in Brand ſteckt! Ach daß JEſus noch wartet.
Er
aJeſ. V. 20.
b 2 Cor. XI. 3.
c 1 Pet. V. 8.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0254"n="158"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Geiſtliche Sonnen-Wende</hi></fw><lb/>
und was dieſer Lehr zuwieder, muß ſchwermeriſch ſeyn; Was iſt<lb/>
diß anders, als wie dorten der HErr ſagt: <hirendition="#fr">Boͤſes gut/ und G<supplied>u</supplied>tes<lb/>
boͤſe heiſſen/ aus Finſternuß Licht, und aus Licht Finſternuß/<lb/>
aus ſauer ſuͤß/ und aus ſuͤß ſauer machen</hi><noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Jeſ. V.</hi> 20.</note>, Satan den Lugen-<lb/>
Geiſt zur Wahrheit, und JEſum die Wahrheit ſelbſten zum Ver-<lb/>
fuͤhrer machen; Aber wehe, wehe denen.</p><lb/><noteplace="left">Welches<lb/>
er meiſter-<lb/>
lich zu<lb/>
practicie-<lb/>
ren weiſ-<lb/>ſet.</note><p>§. 17. Aber diß iſt nichts neues, der Satan hat die Maxime allezeit ge-<lb/>
braucht, und damit ſchon viel tauſend Seelen in die Hoͤll gelocket;<lb/>
hiermit hat er, die alte Schlang, den Anfang bey den Menſchen<lb/>
gemacht, dann eben ſo hat er auch Evam verfuͤhrt, vorgebende:<lb/>
Sie die Eva verſtehe das Verbott nicht recht, ob ſie doch ſo<lb/>
thorecht ſeyn koͤnne, zu gedencken, daß GOtt ſo hart und ſtreng<lb/>ſeye, daß er um einer Frucht willen, eine ſo hoch edle und hoͤchſt-be-<lb/>ſeeligte Creatur, in den geiſtlichen und ewigen Tod werde fallen laſ-<lb/>ſen; Ey ja wohl! ſie ſolls nur auf ſein Wort hin wagen, ſie werde es<lb/>ſehen, daß nicht das geringſte Ubel zu befahren ſeye; Alſo wandte<lb/>ſich der Menſch zuruck von dem Angeſicht GOttes, und ward aus<lb/>
einem Heiligen ein Suͤnder, aus einem ſeeligen Monarchen der elen-<lb/>
deſte Sclav; Hat nun die Schlang, den von GOttes Licht und<lb/>
Seeligkeit durchdrungenen Menſchen, mit ihrer Schalckheit be-<lb/>
trogen, was iſts dann Wunder, daß noch jetzt vieler Sinnen ver-<lb/>
rucket werden, und abweichen von der Einfalt, die gegen Chriſtum<lb/>ſeyn ſoll <noteplace="foot"n="b">2 <hirendition="#aq">Cor. XI.</hi> 3.</note>. Petrus ſagt dorten von den letzten Zeiten, <hirendition="#fr">der Teuffel<lb/>
lauffe umher wie ein bruͤllender Loͤw/ und ſuche/ welche er ver-<lb/>ſchlinge</hi><noteplace="foot"n="c">1 <hirendition="#aq">Pet. V.</hi> 8.</note>; Aber wann Petrus jetzt lebte, er wuͤrde ſagen: Die<lb/>
Menſchen lauffen dem Teuffel nach, damit er ſie verſchlinge, dann es<lb/>
iſt eine verborgene Sympathie zwiſchen der von GOttes Willen ab-<lb/>
geriſſenen Seelen, und denen boͤſen Geiſteren, welche die Menſchen<lb/>
durch ihre Neigungen, von weitem an ſich ziehen; Hingegen iſt es ei-<lb/>
ne Antipathie wider JEſum, und ſein Reich, wo die Suͤnde herr-<lb/>ſchet.</p><lb/><noteplace="left">Die Be-<lb/>
trachtung<lb/>
der Ge-<lb/>ſchoͤpfen<lb/>ſollte den<lb/>
Menſchen<lb/>
zu JESU<lb/>
bringen.</note><p>§. 18. Ach was muß der groſſe GOtt doch nicht von den Wuͤr-<lb/>
men leiden? Wunder iſts, daß die Sonne noch leucht! Wunder,<lb/>
daß die Fruͤchte zur Zeitigung kommen! Wunder, daß GOtt die<lb/>
Sonne nicht laſſet ſchwartz werden! Wunder, daß GOTT nicht<lb/>
alles in Brand ſteckt! Ach daß JEſus noch wartet.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Er</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[158/0254]
Geiſtliche Sonnen-Wende
und was dieſer Lehr zuwieder, muß ſchwermeriſch ſeyn; Was iſt
diß anders, als wie dorten der HErr ſagt: Boͤſes gut/ und Gutes
boͤſe heiſſen/ aus Finſternuß Licht, und aus Licht Finſternuß/
aus ſauer ſuͤß/ und aus ſuͤß ſauer machen a, Satan den Lugen-
Geiſt zur Wahrheit, und JEſum die Wahrheit ſelbſten zum Ver-
fuͤhrer machen; Aber wehe, wehe denen.
§. 17. Aber diß iſt nichts neues, der Satan hat die Maxime allezeit ge-
braucht, und damit ſchon viel tauſend Seelen in die Hoͤll gelocket;
hiermit hat er, die alte Schlang, den Anfang bey den Menſchen
gemacht, dann eben ſo hat er auch Evam verfuͤhrt, vorgebende:
Sie die Eva verſtehe das Verbott nicht recht, ob ſie doch ſo
thorecht ſeyn koͤnne, zu gedencken, daß GOtt ſo hart und ſtreng
ſeye, daß er um einer Frucht willen, eine ſo hoch edle und hoͤchſt-be-
ſeeligte Creatur, in den geiſtlichen und ewigen Tod werde fallen laſ-
ſen; Ey ja wohl! ſie ſolls nur auf ſein Wort hin wagen, ſie werde es
ſehen, daß nicht das geringſte Ubel zu befahren ſeye; Alſo wandte
ſich der Menſch zuruck von dem Angeſicht GOttes, und ward aus
einem Heiligen ein Suͤnder, aus einem ſeeligen Monarchen der elen-
deſte Sclav; Hat nun die Schlang, den von GOttes Licht und
Seeligkeit durchdrungenen Menſchen, mit ihrer Schalckheit be-
trogen, was iſts dann Wunder, daß noch jetzt vieler Sinnen ver-
rucket werden, und abweichen von der Einfalt, die gegen Chriſtum
ſeyn ſoll b. Petrus ſagt dorten von den letzten Zeiten, der Teuffel
lauffe umher wie ein bruͤllender Loͤw/ und ſuche/ welche er ver-
ſchlinge c; Aber wann Petrus jetzt lebte, er wuͤrde ſagen: Die
Menſchen lauffen dem Teuffel nach, damit er ſie verſchlinge, dann es
iſt eine verborgene Sympathie zwiſchen der von GOttes Willen ab-
geriſſenen Seelen, und denen boͤſen Geiſteren, welche die Menſchen
durch ihre Neigungen, von weitem an ſich ziehen; Hingegen iſt es ei-
ne Antipathie wider JEſum, und ſein Reich, wo die Suͤnde herr-
ſchet.
§. 18. Ach was muß der groſſe GOtt doch nicht von den Wuͤr-
men leiden? Wunder iſts, daß die Sonne noch leucht! Wunder,
daß die Fruͤchte zur Zeitigung kommen! Wunder, daß GOtt die
Sonne nicht laſſet ſchwartz werden! Wunder, daß GOTT nicht
alles in Brand ſteckt! Ach daß JEſus noch wartet.
Er
a Jeſ. V. 20.
b 2 Cor. XI. 3.
c 1 Pet. V. 8.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/254>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.