der Eitelkeit herum wie eine verlockte Tauben/ die nichts mercken willa; Sie haben gar keinen Durst nach GOTT, keinen Appetit zu JESU, seine Heiligkeit gefallt ihnen nicht, sondern es heißt viel- mehr: Es ist umsonst/ daß man GOtt diene/ und was nutzet es/ daß wir halten/ was er uns zu halten befohlen hat/ und daß wir schwartz gekleidet einher gehen/ von wegen des HErrn Zebaoth; darum preisen wir die Stoltzen seelig/ sintemahl diejenigen gebauet werden/ die da Gottlosigkeit übenb; Und daher bekümmern sie sich wenig um die Liebe und Gunst GOttes, sondern sprechen zu ihm: Weich von uns/ dann wir begehren deine Weg nicht zu wissen. Wer ist er/ daß wir ihm dienen sollen/ oder was sind wirs gebes- seret, so wir ihn anruffenc; Deswegen wollen sie von der Ein- wohnung und Erleuchtung des Heil. Geistes gar nichts hören, son- dern sie kommt ihnen als etwas gar über alle massen verdächtiges, wo nicht gar als etwas teufelisches vor, und scheuen sich nicht mit jenen Juden einen von dem Geist Christi getriebenen d, anzufahren: Du hast den Teuffele. Sie tappen lieber nach der Wand wie die Blinden, in der Finsternuß der Sünden und Lastern, darinn ruhen sie, darinn ist ihnen wohl f.
Theils durch das Zuruffen der Welt- Gütern selbsten.
§. 5. Aber, O Thorheit! dann alle Creaturen, mit denen wir uns erfreuen, weisen uns einen schlechten Danck darfür, ja sie sind gar nicht damit zufrieden, sondern wollten lieber, daß wir durch sie zu JEsu geleitet würden: Sie seuffzen unter dem Dienst der Sün- deng. Dann sehet, alle Bäum, alle Pflantzen ruffen uns gleich- sam zu: Wendet euch nicht zu uns, dann wir vergehen, wir kön- nen euch in dem Tod nicht helffen, vor dem grossen Gerichts-Tag nicht rechtsprechen; Wendet euch vielmehr zu GOtt unserm Schöpf- fer, der ewig lebet, der uns unser Wesen, Safft und Krafft, und vom Himmel Regen giebet h. Habt ihr ein Verlangen nach Gut, Geld, Ehr, Schönheit, Geruch, Geschmack und Farben, nach Gemächlichkeit, schönen Häusern, diese Ding alle ruffen euch zu: Wir können der armen Seelen keinen dauerhafften Trost geben, dann der Wind kan alles wegwehen, das Wasser verschwemmen, das Feur verzehren; darum so kehret euch von diesem allem ab, es
ist
aHos. VII. 11.
bMal. III. 14. 15.
cJob. XXI. 14. 15.
dRom. VIII. 14.
eJoh. VIII. 48.
fJes. LIX. 10.
gRom. VIII. 22.
h Geschichth. XIV. 17.
Geiſtliche Sonnen-Wende
der Eitelkeit herum wie eine verlockte Tauben/ die nichts mercken willa; Sie haben gar keinen Durſt nach GOTT, keinen Appetit zu JESU, ſeine Heiligkeit gefallt ihnen nicht, ſondern es heißt viel- mehr: Es iſt umſonſt/ daß man GOtt diene/ und was nutzet es/ daß wir halten/ was er uns zu halten befohlen hat/ und daß wir ſchwartz gekleidet einher gehen/ von wegen des HErrn Zebaoth; darum preiſen wir die Stoltzen ſeelig/ ſintemahl diejenigen gebauet werden/ die da Gottloſigkeit uͤbenb; Und daher bekuͤmmern ſie ſich wenig um die Liebe und Gunſt GOttes, ſondern ſprechen zu ihm: Weich von uns/ dann wir begehren deine Weg nicht zu wiſſen. Wer iſt er/ daß wir ihm dienen ſollen/ oder was ſind wirs gebeſ- ſeret, ſo wir ihn anruffenc; Deswegen wollen ſie von der Ein- wohnung und Erleuchtung des Heil. Geiſtes gar nichts hoͤren, ſon- dern ſie kommt ihnen als etwas gar uͤber alle maſſen verdaͤchtiges, wo nicht gar als etwas teufeliſches vor, und ſcheuen ſich nicht mit jenen Juden einen von dem Geiſt Chriſti getriebenen d, anzufahren: Du haſt den Teuffele. Sie tappen lieber nach der Wand wie die Blinden, in der Finſternuß der Suͤnden und Laſtern, darinn ruhen ſie, darinn iſt ihnen wohl f.
Theils durch das Zuruffen der Welt- Guͤtern ſelbſten.
§. 5. Aber, O Thorheit! dann alle Creaturen, mit denen wir uns erfreuen, weiſen uns einen ſchlechten Danck darfuͤr, ja ſie ſind gar nicht damit zufrieden, ſondern wollten lieber, daß wir durch ſie zu JEſu geleitet wuͤrden: Sie ſeuffzen unter dem Dienſt der Suͤn- deng. Dann ſehet, alle Baͤum, alle Pflantzen ruffen uns gleich- ſam zu: Wendet euch nicht zu uns, dann wir vergehen, wir koͤn- nen euch in dem Tod nicht helffen, vor dem groſſen Gerichts-Tag nicht rechtſprechen; Wendet euch vielmehr zu GOtt unſerm Schoͤpf- fer, der ewig lebet, der uns unſer Weſen, Safft und Krafft, und vom Himmel Regen giebet h. Habt ihr ein Verlangen nach Gut, Geld, Ehr, Schoͤnheit, Geruch, Geſchmack und Farben, nach Gemaͤchlichkeit, ſchoͤnen Haͤuſern, dieſe Ding alle ruffen euch zu: Wir koͤnnen der armen Seelen keinen dauerhafften Troſt geben, dann der Wind kan alles wegwehen, das Waſſer verſchwemmen, das Feur verzehren; darum ſo kehret euch von dieſem allem ab, es
iſt
aHoſ. VII. 11.
bMal. III. 14. 15.
cJob. XXI. 14. 15.
dRom. VIII. 14.
eJoh. VIII. 48.
fJeſ. LIX. 10.
gRom. VIII. 22.
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Geiſtliche Sonnen-Wende
der Eitelkeit herum wie eine verlockte Tauben/ die nichts mercken
will a; Sie haben gar keinen Durſt nach GOTT, keinen Appetit
zu JESU, ſeine Heiligkeit gefallt ihnen nicht, ſondern es heißt viel-
mehr: Es iſt umſonſt/ daß man GOtt diene/ und was nutzet es/
daß wir halten/ was er uns zu halten befohlen hat/ und daß wir
ſchwartz gekleidet einher gehen/ von wegen des HErrn Zebaoth;
darum preiſen wir die Stoltzen ſeelig/ ſintemahl diejenigen gebauet
werden/ die da Gottloſigkeit uͤben b; Und daher bekuͤmmern ſie
ſich wenig um die Liebe und Gunſt GOttes, ſondern ſprechen zu ihm:
Weich von uns/ dann wir begehren deine Weg nicht zu wiſſen.
Wer iſt er/ daß wir ihm dienen ſollen/ oder was ſind wirs gebeſ-
ſeret, ſo wir ihn anruffen c; Deswegen wollen ſie von der Ein-
wohnung und Erleuchtung des Heil. Geiſtes gar nichts hoͤren, ſon-
dern ſie kommt ihnen als etwas gar uͤber alle maſſen verdaͤchtiges,
wo nicht gar als etwas teufeliſches vor, und ſcheuen ſich nicht mit
jenen Juden einen von dem Geiſt Chriſti getriebenen d, anzufahren:
Du haſt den Teuffel e. Sie tappen lieber nach der Wand wie
die Blinden, in der Finſternuß der Suͤnden und Laſtern, darinn
ruhen ſie, darinn iſt ihnen wohl f.
§. 5. Aber, O Thorheit! dann alle Creaturen, mit denen wir
uns erfreuen, weiſen uns einen ſchlechten Danck darfuͤr, ja ſie ſind
gar nicht damit zufrieden, ſondern wollten lieber, daß wir durch ſie
zu JEſu geleitet wuͤrden: Sie ſeuffzen unter dem Dienſt der Suͤn-
den g. Dann ſehet, alle Baͤum, alle Pflantzen ruffen uns gleich-
ſam zu: Wendet euch nicht zu uns, dann wir vergehen, wir koͤn-
nen euch in dem Tod nicht helffen, vor dem groſſen Gerichts-Tag
nicht rechtſprechen; Wendet euch vielmehr zu GOtt unſerm Schoͤpf-
fer, der ewig lebet, der uns unſer Weſen, Safft und Krafft, und
vom Himmel Regen giebet h. Habt ihr ein Verlangen nach Gut,
Geld, Ehr, Schoͤnheit, Geruch, Geſchmack und Farben, nach
Gemaͤchlichkeit, ſchoͤnen Haͤuſern, dieſe Ding alle ruffen euch zu:
Wir koͤnnen der armen Seelen keinen dauerhafften Troſt geben,
dann der Wind kan alles wegwehen, das Waſſer verſchwemmen,
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iſt
a Hoſ. VII. 11.
b Mal. III. 14. 15.
c Job. XXI. 14. 15.
d Rom.
VIII. 14.
e Joh. VIII. 48.
f Jeſ. LIX. 10.
g Rom. VIII. 22.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/216>, abgerufen am 22.11.2024.
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