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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Geistliche Sonnen-Wende
GOtt, daß er zornig gewesen über ihn, und sein Zorn
sich gewendet, und ihne tröstet
a, sie freuet und rüh-
met sich der Trangsalen
b; Sie bricht aus: Jch will
diß zu Hertzen führen, und darum will ich hoffen,
nehmlich daß es die vielfältige Güte des HErrn ist,
daß ich nicht gar aufgerieben bin, daß seine Barm-
hertzigkeit noch kein Ende hat, sondern sie ist alle
Morgen neu, und deine Treu ist groß; Der HErr
ist mein Theil, darum will ich auf ihn hoffen, der
HErr ist freundlich denen die auf ihn harren, und
der Seelen die nach ihm fraget etc.
c.

die Hoff-
nung ge-
trost und
freudig.

§. 10. (c) Dann die Hoffnung/ als ein vester Ancker d, versüs-
set ihro alles, sie stellet ihro vor die über alle massen wichtige Herr-
lichkeit, die sie zu erwarten e, durch die siehet sie, als durch ein
Perspectiv, das himmlische Canaan f, die Stadt GOttes, von
weitem g, die zwitzeret ihro in die Augen.

Aus die-
sen dreyen
Gnaden-
Gaben
sprossen
herfür,
drey Gna-
den-Wer-
cke, als:

§. 11. Und diese drey Gnaden-Gaben machen den neuen Men-
schen aus, der nunmehro fähig ist, das, durch JEsum sein Haupt,
als den neuen Adam, vom Himmel wiedergebrachte Paradieß wie-
der zu geniessen in seinen Anfängen und Vorschmäcken, welches sind
die drey Gnaden-Werck und Gnaden-Frücht, so sich in der Seelen
ausbreiten und offenbahren, nach dem Maas der drey Gnaden-Gaa-
ben; Eben wie ein Natur-Mensch mehr Nahrung und Kleidung
gebraucht, so er groß, starck ist, und guten Appetit hat; So auch,
je stärcker der Glaub, je reiner die Liebe/ je lebendiger die Hoff-
nung,
je überschwenglicher erzeigen sich folgende Seeligkeiten im
Menschen.

Verge-
bung der
Sünde,

§. 12. (2.) a Vergebung der Sünden; dann wo diese verspüh-
ret wird, da ist gewiß das Leben, da ist Seeligkeit h; wie im Ge-
gentheil eine rechte Höllen-Pein, wann man von den Sünden ge-
ängstiget und gequälet wird i, ohne Trost und Christo, wie einer
der unter die Mörder gefallen, gantz nackend und halb tod liget k;

Wo
a Jes. XII. 1.
b Rom. V. 3. Jac. I. 2-12.
c Klag. Jer. III. 21-25.
d Hebr. VI. 19.
e Rom. VIII. 18.
f 5 B. Mos. XXXIV. v. 1.
g Offenb.
XXI. v.
10.
h Psalm. XXXII. 1. 2.
i Psalm. XXXVIII.
k Luc. X. v. 30.

Geiſtliche Sonnen-Wende
GOtt, daß er zornig geweſen uͤber ihn, und ſein Zorn
ſich gewendet, und ihne troͤſtet
a, ſie freuet und ruͤh-
met ſich der Trangſalen
b; Sie bricht aus: Jch will
diß zu Hertzen fuͤhren, und darum will ich hoffen,
nehmlich daß es die vielfaͤltige Guͤte des HErrn iſt,
daß ich nicht gar aufgerieben bin, daß ſeine Barm-
hertzigkeit noch kein Ende hat, ſondern ſie iſt alle
Morgen neu, und deine Treu iſt groß; Der HErr
iſt mein Theil, darum will ich auf ihn hoffen, der
HErr iſt freundlich denen die auf ihn harren, und
der Seelen die nach ihm fraget ꝛc.
c.

die Hoff-
nung ge-
troſt und
freudig.

§. 10. (c) Dann die Hoffnung/ als ein veſter Ancker d, verſuͤſ-
ſet ihro alles, ſie ſtellet ihro vor die uͤber alle maſſen wichtige Herr-
lichkeit, die ſie zu erwarten e, durch die ſiehet ſie, als durch ein
Perſpectiv, das himmliſche Canaan f, die Stadt GOttes, von
weitem g, die zwitzeret ihro in die Augen.

Aus die-
ſen dreyen
Gnaden-
Gaben
ſproſſen
herfuͤr,
drey Gna-
den-Wer-
cke, als:

§. 11. Und dieſe drey Gnaden-Gaben machen den neuen Men-
ſchen aus, der nunmehro faͤhig iſt, das, durch JEſum ſein Haupt,
als den neuen Adam, vom Himmel wiedergebrachte Paradieß wie-
der zu genieſſen in ſeinen Anfaͤngen und Vorſchmaͤcken, welches ſind
die drey Gnaden-Werck und Gnaden-Fruͤcht, ſo ſich in der Seelen
ausbreiten und offenbahren, nach dem Maas der drey Gnaden-Gaa-
ben; Eben wie ein Natur-Menſch mehr Nahrung und Kleidung
gebraucht, ſo er groß, ſtarck iſt, und guten Appetit hat; So auch,
je ſtaͤrcker der Glaub, je reiner die Liebe/ je lebendiger die Hoff-
nung,
je uͤberſchwenglicher erzeigen ſich folgende Seeligkeiten im
Menſchen.

Verge-
bung der
Suͤnde,

§. 12. (2.) α Vergebung der Suͤnden; dann wo dieſe verſpuͤh-
ret wird, da iſt gewiß das Leben, da iſt Seeligkeit h; wie im Ge-
gentheil eine rechte Hoͤllen-Pein, wann man von den Suͤnden ge-
aͤngſtiget und gequaͤlet wird i, ohne Troſt und Chriſto, wie einer
der unter die Moͤrder gefallen, gantz nackend und halb tod liget k;

Wo
a Jeſ. XII. 1.
b Rom. V. 3. Jac. I. 2-12.
c Klag. Jer. III. 21-25.
d Hebr. VI. 19.
e Rom. VIII. 18.
f 5 B. Moſ. XXXIV. v. 1.
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XXI. v.
10.
h Pſalm. XXXII. 1. 2.
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[108/0204] Geiſtliche Sonnen-Wende GOtt, daß er zornig geweſen uͤber ihn, und ſein Zorn ſich gewendet, und ihne troͤſtet a, ſie freuet und ruͤh- met ſich der Trangſalen b; Sie bricht aus: Jch will diß zu Hertzen fuͤhren, und darum will ich hoffen, nehmlich daß es die vielfaͤltige Guͤte des HErrn iſt, daß ich nicht gar aufgerieben bin, daß ſeine Barm- hertzigkeit noch kein Ende hat, ſondern ſie iſt alle Morgen neu, und deine Treu iſt groß; Der HErr iſt mein Theil, darum will ich auf ihn hoffen, der HErr iſt freundlich denen die auf ihn harren, und der Seelen die nach ihm fraget ꝛc. c. §. 10. (c) Dann die Hoffnung/ als ein veſter Ancker d, verſuͤſ- ſet ihro alles, ſie ſtellet ihro vor die uͤber alle maſſen wichtige Herr- lichkeit, die ſie zu erwarten e, durch die ſiehet ſie, als durch ein Perſpectiv, das himmliſche Canaan f, die Stadt GOttes, von weitem g, die zwitzeret ihro in die Augen. §. 11. Und dieſe drey Gnaden-Gaben machen den neuen Men- ſchen aus, der nunmehro faͤhig iſt, das, durch JEſum ſein Haupt, als den neuen Adam, vom Himmel wiedergebrachte Paradieß wie- der zu genieſſen in ſeinen Anfaͤngen und Vorſchmaͤcken, welches ſind die drey Gnaden-Werck und Gnaden-Fruͤcht, ſo ſich in der Seelen ausbreiten und offenbahren, nach dem Maas der drey Gnaden-Gaa- ben; Eben wie ein Natur-Menſch mehr Nahrung und Kleidung gebraucht, ſo er groß, ſtarck iſt, und guten Appetit hat; So auch, je ſtaͤrcker der Glaub, je reiner die Liebe/ je lebendiger die Hoff- nung, je uͤberſchwenglicher erzeigen ſich folgende Seeligkeiten im Menſchen. §. 12. (2.) α Vergebung der Suͤnden; dann wo dieſe verſpuͤh- ret wird, da iſt gewiß das Leben, da iſt Seeligkeit h; wie im Ge- gentheil eine rechte Hoͤllen-Pein, wann man von den Suͤnden ge- aͤngſtiget und gequaͤlet wird i, ohne Troſt und Chriſto, wie einer der unter die Moͤrder gefallen, gantz nackend und halb tod liget k; Wo a Jeſ. XII. 1. b Rom. V. 3. Jac. I. 2-12. c Klag. Jer. III. 21-25. d Hebr. VI. 19. e Rom. VIII. 18. f 5 B. Moſ. XXXIV. v. 1. g Offenb. XXI. v. 10. h Pſalm. XXXII. 1. 2. i Pſalm. XXXVIII. k Luc. X. v. 30.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/204>, abgerufen am 22.11.2024.