nen her zum Liecht machen, und das Högericht oder Ungleiche zur Ebne, solches will ich ihnen thun, und will sie nicht verlassen a.
§. 3. Und diese Göttliche Weisheit scheinet sonderlich den zu-Wann wir anderst aus unse- rem eige- nen Wis- sen aus- gehen. mahlen in die Seel, wann sie ihr Gemüth von sich selbst und der Welt abkehret, an allem eigenen Wissen verzaget, selbiges als ei- nen todten Schatten achtet, sich auch offt in den äussersten Dunckelheiten befindet, daß sie nicht weißt wo aus noch an, woran sie sich halten solle, GOTT selbst ihr zuwider ist, ihr in der Heil. Schrifft und den Bücheren geistreicher Männeren alles verschlossen und abgeschmackt vorkommt, alsdann bricht herfür JE- sus als ein heller Morgenstern, und wird alles immer deutlicher, wann das Lamm selbst die Siegel eröffnet, und so macht JEsus die Seel recht göttlich weise, in JEsu hat sie wahre Weisheit, das ist eine Erkanntnuß der edlesten köstlichsten Wahrheit b. Alle Welt- Weißheit ist Narrheit vor GOTT, also wird JEsus Weißheit durch den Glauben, und man kan den Vatter in seinen Wercken nicht verstehen ohn in Christo JEsu, in der Rechtfertigung, in JE- su Christo siehet man, daß alle Wege GOttes lauter Weißheit, die GOTT schenckt den Gläubigen. Welche kein Aug gesehen, der Vatter aber offenbahrets in der verborgenen Kammer und innigsten Vereinigung, das ist das rechte Auditorium.
§. 4. Also daß wie keine Gerechtigkeit ist ausser Christo, also auchDann alle Weißheit die nicht ein Strahl des Glan- tzes Chri- sti ist, ist Ei- telkeit. keine Weißheit; Alle Weißheit ist Eitelkeit, die nicht ein Strahl des Glantzes Christi; Alle Schätze Hebräischer/ Römischer/ Grie- chischer Weißheit müssen verstäuben; JEsum im Glauben kennen und anschauen bringt ewige Freude, alles jagt nach eitelem Wissen, und will von dem Baum der Erkanntnuß essen; Ach des Betrugs!
§. 5. Hier ist das Elend der armen studierenden Jugend mit Bluts-Thränen nicht genugsam zu beweinen; Sie wollen sich, eheBittere Klag über das Elend der studie- renden Jugend. sie zu Christo kommen, die Sachen seines Königsreichs zu studieren mit aufblähendem Stoppel-Wissen (wie Hieronymus die Treber des verlohrnen Sohns von solchen leeren Hülsen und Pralerey der Ge- lehrten verstehet, ja er nennts der Teuffeln Speiß, dabey die See- len der Studenten vor Hunger der Wahrheit, und vor Mangel an Tugenden verreblen und verschmachten) vorbereiten! O des unseeli- gen Jammers, als der meisten Ursach des Verderbens der gantzen
Christen-
aJes. XLII.
bProv. VIII. Matth. XI. 1 Cor. II.
K 3
und Seeligkeit.
nen her zum Liecht machen, und das Hoͤgericht oder Ungleiche zur Ebne, ſolches will ich ihnen thun, und will ſie nicht verlaſſen a.
§. 3. Und dieſe Goͤttliche Weisheit ſcheinet ſonderlich den zu-Wann wir anderſt aus unſe- rem eige- nen Wiſ- ſen aus- gehen. mahlen in die Seel, wann ſie ihr Gemuͤth von ſich ſelbſt und der Welt abkehret, an allem eigenen Wiſſen verzaget, ſelbiges als ei- nen todten Schatten achtet, ſich auch offt in den aͤuſſerſten Dunckelheiten befindet, daß ſie nicht weißt wo aus noch an, woran ſie ſich halten ſolle, GOTT ſelbſt ihr zuwider iſt, ihr in der Heil. Schrifft und den Buͤcheren geiſtreicher Maͤnneren alles verſchloſſen und abgeſchmackt vorkommt, alsdann bricht herfuͤr JE- ſus als ein heller Morgenſtern, und wird alles immer deutlicher, wann das Lamm ſelbſt die Siegel eroͤffnet, und ſo macht JEſus die Seel recht goͤttlich weiſe, in JEſu hat ſie wahre Weisheit, das iſt eine Erkanntnuß der edleſten koͤſtlichſten Wahrheit b. Alle Welt- Weißheit iſt Narrheit vor GOTT, alſo wird JEſus Weißheit durch den Glauben, und man kan den Vatter in ſeinen Wercken nicht verſtehen ohn in Chriſto JEſu, in der Rechtfertigung, in JE- ſu Chriſto ſiehet man, daß alle Wege GOttes lauter Weißheit, die GOTT ſchenckt den Glaͤubigen. Welche kein Aug geſehen, der Vatter aber offenbahrets in der verborgenen Kammer und innigſten Vereinigung, das iſt das rechte Auditorium.
§. 4. Alſo daß wie keine Gerechtigkeit iſt auſſer Chriſto, alſo auchDann alle Weißheit die nicht ein Strahl des Glan- tzes Chri- ſti iſt, iſt Ei- telkeit. keine Weißheit; Alle Weißheit iſt Eitelkeit, die nicht ein Strahl des Glantzes Chriſti; Alle Schaͤtze Hebraͤiſcher/ Roͤmiſcher/ Grie- chiſcher Weißheit muͤſſen verſtaͤuben; JEſum im Glauben kennen und anſchauen bringt ewige Freude, alles jagt nach eitelem Wiſſen, und will von dem Baum der Erkanntnuß eſſen; Ach des Betrugs!
§. 5. Hier iſt das Elend der armen ſtudierenden Jugend mit Bluts-Thraͤnen nicht genugſam zu beweinen; Sie wollen ſich, eheBittere Klag uͤber das Elend der ſtudie- renden Jugend. ſie zu Chriſto kommen, die Sachen ſeines Koͤnigsreichs zu ſtudieren mit aufblaͤhendem Stoppel-Wiſſen (wie Hieronymus die Treber des verlohrnen Sohns von ſolchen leeren Huͤlſen und Pralerey der Ge- lehrten verſtehet, ja er nennts der Teuffeln Speiß, dabey die See- len der Studenten vor Hunger der Wahrheit, und vor Mangel an Tugenden verreblen und verſchmachten) vorbereiten! O des unſeeli- gen Jammers, als der meiſten Urſach des Verderbens der gantzen
Chriſten-
aJeſ. XLII.
bProv. VIII. Matth. XI. 1 Cor. II.
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und Seeligkeit.
nen her zum Liecht machen, und das Hoͤgericht oder Ungleiche zur
Ebne, ſolches will ich ihnen thun, und will ſie nicht verlaſſen a.
§. 3. Und dieſe Goͤttliche Weisheit ſcheinet ſonderlich den zu-
mahlen in die Seel, wann ſie ihr Gemuͤth von ſich ſelbſt und der
Welt abkehret, an allem eigenen Wiſſen verzaget, ſelbiges als ei-
nen todten Schatten achtet, ſich auch offt in den aͤuſſerſten
Dunckelheiten befindet, daß ſie nicht weißt wo aus noch an,
woran ſie ſich halten ſolle, GOTT ſelbſt ihr zuwider iſt, ihr
in der Heil. Schrifft und den Buͤcheren geiſtreicher Maͤnneren alles
verſchloſſen und abgeſchmackt vorkommt, alsdann bricht herfuͤr JE-
ſus als ein heller Morgenſtern, und wird alles immer deutlicher,
wann das Lamm ſelbſt die Siegel eroͤffnet, und ſo macht JEſus die
Seel recht goͤttlich weiſe, in JEſu hat ſie wahre Weisheit, das
iſt eine Erkanntnuß der edleſten koͤſtlichſten Wahrheit b. Alle Welt-
Weißheit iſt Narrheit vor GOTT, alſo wird JEſus Weißheit
durch den Glauben, und man kan den Vatter in ſeinen Wercken
nicht verſtehen ohn in Chriſto JEſu, in der Rechtfertigung, in JE-
ſu Chriſto ſiehet man, daß alle Wege GOttes lauter Weißheit, die
GOTT ſchenckt den Glaͤubigen. Welche kein Aug geſehen, der
Vatter aber offenbahrets in der verborgenen Kammer und innigſten
Vereinigung, das iſt das rechte Auditorium.
Wann wir
anderſt
aus unſe-
rem eige-
nen Wiſ-
ſen aus-
gehen.
§. 4. Alſo daß wie keine Gerechtigkeit iſt auſſer Chriſto, alſo auch
keine Weißheit; Alle Weißheit iſt Eitelkeit, die nicht ein Strahl
des Glantzes Chriſti; Alle Schaͤtze Hebraͤiſcher/ Roͤmiſcher/ Grie-
chiſcher Weißheit muͤſſen verſtaͤuben; JEſum im Glauben kennen
und anſchauen bringt ewige Freude, alles jagt nach eitelem Wiſſen,
und will von dem Baum der Erkanntnuß eſſen; Ach des Betrugs!
Dann alle
Weißheit
die nicht
ein Strahl
des Glan-
tzes Chri-
ſti iſt, iſt Ei-
telkeit.
§. 5. Hier iſt das Elend der armen ſtudierenden Jugend mit
Bluts-Thraͤnen nicht genugſam zu beweinen; Sie wollen ſich, ehe
ſie zu Chriſto kommen, die Sachen ſeines Koͤnigsreichs zu ſtudieren
mit aufblaͤhendem Stoppel-Wiſſen (wie Hieronymus die Treber des
verlohrnen Sohns von ſolchen leeren Huͤlſen und Pralerey der Ge-
lehrten verſtehet, ja er nennts der Teuffeln Speiß, dabey die See-
len der Studenten vor Hunger der Wahrheit, und vor Mangel an
Tugenden verreblen und verſchmachten) vorbereiten! O des unſeeli-
gen Jammers, als der meiſten Urſach des Verderbens der gantzen
Chriſten-
Bittere
Klag uͤber
das Elend
der ſtudie-
renden
Jugend.
a Jeſ. XLII.
b Prov. VIII. Matth. XI. 1 Cor. II.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/173>, abgerufen am 22.11.2024.
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