Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

und Seeligkeit.
nen her zum Liecht machen, und das Högericht oder Ungleiche zur
Ebne, solches will ich ihnen thun, und will sie nicht verlassen a.

§. 3. Und diese Göttliche Weisheit scheinet sonderlich den zu-Wann wir
anderst
aus unse-
rem eige-
nen Wis-
sen aus-
gehen.

mahlen in die Seel, wann sie ihr Gemüth von sich selbst und der
Welt abkehret, an allem eigenen Wissen verzaget, selbiges als ei-
nen todten Schatten achtet, sich auch offt in den äussersten
Dunckelheiten befindet, daß sie nicht weißt wo aus noch an,
woran sie sich halten solle, GOTT selbst ihr zuwider ist, ihr
in der Heil. Schrifft und den Bücheren geistreicher Männeren alles
verschlossen und abgeschmackt vorkommt, alsdann bricht herfür JE-
sus als ein heller Morgenstern, und wird alles immer deutlicher,
wann das Lamm selbst die Siegel eröffnet, und so macht JEsus die
Seel recht göttlich weise, in JEsu hat sie wahre Weisheit, das
ist eine Erkanntnuß der edlesten köstlichsten Wahrheit b. Alle Welt-
Weißheit ist Narrheit vor GOTT, also wird JEsus Weißheit
durch den Glauben, und man kan den Vatter in seinen Wercken
nicht verstehen ohn in Christo JEsu, in der Rechtfertigung, in JE-
su Christo siehet man, daß alle Wege GOttes lauter Weißheit, die
GOTT schenckt den Gläubigen. Welche kein Aug gesehen, der
Vatter aber offenbahrets in der verborgenen Kammer und innigsten
Vereinigung, das ist das rechte Auditorium.

§. 4. Also daß wie keine Gerechtigkeit ist ausser Christo, also auchDann alle
Weißheit
die nicht
ein Strahl
des Glan-
tzes Chri-
sti ist, ist Ei-
telkeit.

keine Weißheit; Alle Weißheit ist Eitelkeit, die nicht ein Strahl
des Glantzes Christi; Alle Schätze Hebräischer/ Römischer/ Grie-
chischer
Weißheit müssen verstäuben; JEsum im Glauben kennen
und anschauen bringt ewige Freude, alles jagt nach eitelem Wissen,
und will von dem Baum der Erkanntnuß essen; Ach des Betrugs!

§. 5. Hier ist das Elend der armen studierenden Jugend mit
Bluts-Thränen nicht genugsam zu beweinen; Sie wollen sich, eheBittere
Klag über
das Elend
der studie-
renden
Jugend.

sie zu Christo kommen, die Sachen seines Königsreichs zu studieren
mit aufblähendem Stoppel-Wissen (wie Hieronymus die Treber des
verlohrnen Sohns von solchen leeren Hülsen und Pralerey der Ge-
lehrten verstehet, ja er nennts der Teuffeln Speiß, dabey die See-
len der Studenten vor Hunger der Wahrheit, und vor Mangel an
Tugenden verreblen und verschmachten) vorbereiten! O des unseeli-
gen Jammers, als der meisten Ursach des Verderbens der gantzen

Christen-
a Jes. XLII.
b Prov. VIII. Matth. XI. 1 Cor. II.
K 3

und Seeligkeit.
nen her zum Liecht machen, und das Hoͤgericht oder Ungleiche zur
Ebne, ſolches will ich ihnen thun, und will ſie nicht verlaſſen a.

§. 3. Und dieſe Goͤttliche Weisheit ſcheinet ſonderlich den zu-Wann wir
anderſt
aus unſe-
rem eige-
nen Wiſ-
ſen aus-
gehen.

mahlen in die Seel, wann ſie ihr Gemuͤth von ſich ſelbſt und der
Welt abkehret, an allem eigenen Wiſſen verzaget, ſelbiges als ei-
nen todten Schatten achtet, ſich auch offt in den aͤuſſerſten
Dunckelheiten befindet, daß ſie nicht weißt wo aus noch an,
woran ſie ſich halten ſolle, GOTT ſelbſt ihr zuwider iſt, ihr
in der Heil. Schrifft und den Buͤcheren geiſtreicher Maͤnneren alles
verſchloſſen und abgeſchmackt vorkommt, alsdann bricht herfuͤr JE-
ſus als ein heller Morgenſtern, und wird alles immer deutlicher,
wann das Lamm ſelbſt die Siegel eroͤffnet, und ſo macht JEſus die
Seel recht goͤttlich weiſe, in JEſu hat ſie wahre Weisheit, das
iſt eine Erkanntnuß der edleſten koͤſtlichſten Wahrheit b. Alle Welt-
Weißheit iſt Narrheit vor GOTT, alſo wird JEſus Weißheit
durch den Glauben, und man kan den Vatter in ſeinen Wercken
nicht verſtehen ohn in Chriſto JEſu, in der Rechtfertigung, in JE-
ſu Chriſto ſiehet man, daß alle Wege GOttes lauter Weißheit, die
GOTT ſchenckt den Glaͤubigen. Welche kein Aug geſehen, der
Vatter aber offenbahrets in der verborgenen Kammer und innigſten
Vereinigung, das iſt das rechte Auditorium.

§. 4. Alſo daß wie keine Gerechtigkeit iſt auſſer Chriſto, alſo auchDann alle
Weißheit
die nicht
ein Strahl
des Glan-
tzes Chri-
ſti iſt, iſt Ei-
telkeit.

keine Weißheit; Alle Weißheit iſt Eitelkeit, die nicht ein Strahl
des Glantzes Chriſti; Alle Schaͤtze Hebraͤiſcher/ Roͤmiſcher/ Grie-
chiſcher
Weißheit muͤſſen verſtaͤuben; JEſum im Glauben kennen
und anſchauen bringt ewige Freude, alles jagt nach eitelem Wiſſen,
und will von dem Baum der Erkanntnuß eſſen; Ach des Betrugs!

§. 5. Hier iſt das Elend der armen ſtudierenden Jugend mit
Bluts-Thraͤnen nicht genugſam zu beweinen; Sie wollen ſich, eheBittere
Klag uͤber
das Elend
der ſtudie-
renden
Jugend.

ſie zu Chriſto kommen, die Sachen ſeines Koͤnigsreichs zu ſtudieren
mit aufblaͤhendem Stoppel-Wiſſen (wie Hieronymus die Treber des
verlohrnen Sohns von ſolchen leeren Huͤlſen und Pralerey der Ge-
lehrten verſtehet, ja er nennts der Teuffeln Speiß, dabey die See-
len der Studenten vor Hunger der Wahrheit, und vor Mangel an
Tugenden verreblen und verſchmachten) vorbereiten! O des unſeeli-
gen Jammers, als der meiſten Urſach des Verderbens der gantzen

Chriſten-
a Jeſ. XLII.
b Prov. VIII. Matth. XI. 1 Cor. II.
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0173" n="77"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Seeligkeit.</hi></fw><lb/>
nen her zum Liecht machen, und das Ho&#x0364;gericht oder Ungleiche zur<lb/>
Ebne, &#x017F;olches will ich ihnen thun, und will &#x017F;ie nicht verla&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Je&#x017F;. XLII.</hi></note>.</p><lb/>
          <p>§. 3. Und die&#x017F;e Go&#x0364;ttliche Weisheit &#x017F;cheinet &#x017F;onderlich den zu-<note place="right">Wann wir<lb/>
ander&#x017F;t<lb/>
aus un&#x017F;e-<lb/>
rem eige-<lb/>
nen Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en aus-<lb/>
gehen.</note><lb/>
mahlen in die Seel, wann &#x017F;ie ihr Gemu&#x0364;th von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t und der<lb/>
Welt abkehret, an allem eigenen Wi&#x017F;&#x017F;en verzaget, &#x017F;elbiges als ei-<lb/>
nen todten Schatten achtet, &#x017F;ich auch offt in den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten<lb/>
Dunckelheiten befindet, daß &#x017F;ie nicht weißt wo aus noch an,<lb/>
woran &#x017F;ie &#x017F;ich halten &#x017F;olle, GOTT &#x017F;elb&#x017F;t ihr zuwider i&#x017F;t, ihr<lb/>
in der Heil. Schrifft und den Bu&#x0364;cheren gei&#x017F;treicher Ma&#x0364;nneren alles<lb/>
ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und abge&#x017F;chmackt vorkommt, alsdann bricht herfu&#x0364;r JE-<lb/>
&#x017F;us als ein heller Morgen&#x017F;tern, und wird alles immer deutlicher,<lb/>
wann das Lamm &#x017F;elb&#x017F;t die Siegel ero&#x0364;ffnet, und &#x017F;o macht JE&#x017F;us die<lb/>
Seel recht go&#x0364;ttlich wei&#x017F;e, in JE&#x017F;u hat &#x017F;ie wahre Weisheit, das<lb/>
i&#x017F;t eine Erkanntnuß der edle&#x017F;ten ko&#x0364;&#x017F;tlich&#x017F;ten Wahrheit <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Prov. VIII. Matth. XI. 1 Cor. II.</hi></note>. Alle Welt-<lb/>
Weißheit i&#x017F;t Narrheit vor GOTT, al&#x017F;o wird JE&#x017F;us Weißheit<lb/>
durch den Glauben, und man kan den Vatter in &#x017F;einen Wercken<lb/>
nicht ver&#x017F;tehen ohn in Chri&#x017F;to JE&#x017F;u, in der Rechtfertigung, in JE-<lb/>
&#x017F;u Chri&#x017F;to &#x017F;iehet man, daß alle Wege GOttes lauter Weißheit, die<lb/>
GOTT &#x017F;chenckt den Gla&#x0364;ubigen. Welche kein Aug ge&#x017F;ehen, der<lb/>
Vatter aber offenbahrets in der verborgenen Kammer und innig&#x017F;ten<lb/>
Vereinigung, das i&#x017F;t das rechte Auditorium.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 4. Al&#x017F;o daß wie keine Gerechtigkeit i&#x017F;t au&#x017F;&#x017F;er Chri&#x017F;to, al&#x017F;o auch<note place="right">Dann alle<lb/>
Weißheit<lb/>
die nicht<lb/>
ein Strahl<lb/>
des Glan-<lb/>
tzes Chri-<lb/>
&#x017F;ti i&#x017F;t, i&#x017F;t Ei-<lb/>
telkeit.</note><lb/>
keine Weißheit; Alle Weißheit i&#x017F;t Eitelkeit, die nicht ein Strahl<lb/>
des Glantzes Chri&#x017F;ti; Alle Scha&#x0364;tze <hi rendition="#fr">Hebra&#x0364;i&#x017F;cher/ Ro&#x0364;mi&#x017F;cher/ Grie-<lb/>
chi&#x017F;cher</hi> Weißheit mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;ta&#x0364;uben; JE&#x017F;um im Glauben kennen<lb/>
und an&#x017F;chauen bringt ewige Freude, alles jagt nach eitelem Wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und will von dem Baum der Erkanntnuß e&#x017F;&#x017F;en; Ach des Betrugs!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 5. Hier i&#x017F;t das Elend der armen &#x017F;tudierenden Jugend mit<lb/>
Bluts-Thra&#x0364;nen nicht genug&#x017F;am zu beweinen; Sie wollen &#x017F;ich, ehe<note place="right">Bittere<lb/>
Klag u&#x0364;ber<lb/>
das Elend<lb/>
der &#x017F;tudie-<lb/>
renden<lb/>
Jugend.</note><lb/>
&#x017F;ie zu Chri&#x017F;to kommen, die Sachen &#x017F;eines Ko&#x0364;nigsreichs zu &#x017F;tudieren<lb/>
mit aufbla&#x0364;hendem Stoppel-Wi&#x017F;&#x017F;en (wie Hieronymus die Treber des<lb/>
verlohrnen Sohns von &#x017F;olchen leeren Hu&#x0364;l&#x017F;en und Pralerey der Ge-<lb/>
lehrten ver&#x017F;tehet, ja er nennts der Teuffeln Speiß, dabey die See-<lb/>
len der Studenten vor Hunger der Wahrheit, und vor Mangel an<lb/>
Tugenden verreblen und ver&#x017F;chmachten) vorbereiten! O des un&#x017F;eeli-<lb/>
gen Jammers, als der mei&#x017F;ten Ur&#x017F;ach des Verderbens der gantzen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Chri&#x017F;ten-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0173] und Seeligkeit. nen her zum Liecht machen, und das Hoͤgericht oder Ungleiche zur Ebne, ſolches will ich ihnen thun, und will ſie nicht verlaſſen a. §. 3. Und dieſe Goͤttliche Weisheit ſcheinet ſonderlich den zu- mahlen in die Seel, wann ſie ihr Gemuͤth von ſich ſelbſt und der Welt abkehret, an allem eigenen Wiſſen verzaget, ſelbiges als ei- nen todten Schatten achtet, ſich auch offt in den aͤuſſerſten Dunckelheiten befindet, daß ſie nicht weißt wo aus noch an, woran ſie ſich halten ſolle, GOTT ſelbſt ihr zuwider iſt, ihr in der Heil. Schrifft und den Buͤcheren geiſtreicher Maͤnneren alles verſchloſſen und abgeſchmackt vorkommt, alsdann bricht herfuͤr JE- ſus als ein heller Morgenſtern, und wird alles immer deutlicher, wann das Lamm ſelbſt die Siegel eroͤffnet, und ſo macht JEſus die Seel recht goͤttlich weiſe, in JEſu hat ſie wahre Weisheit, das iſt eine Erkanntnuß der edleſten koͤſtlichſten Wahrheit b. Alle Welt- Weißheit iſt Narrheit vor GOTT, alſo wird JEſus Weißheit durch den Glauben, und man kan den Vatter in ſeinen Wercken nicht verſtehen ohn in Chriſto JEſu, in der Rechtfertigung, in JE- ſu Chriſto ſiehet man, daß alle Wege GOttes lauter Weißheit, die GOTT ſchenckt den Glaͤubigen. Welche kein Aug geſehen, der Vatter aber offenbahrets in der verborgenen Kammer und innigſten Vereinigung, das iſt das rechte Auditorium. Wann wir anderſt aus unſe- rem eige- nen Wiſ- ſen aus- gehen. §. 4. Alſo daß wie keine Gerechtigkeit iſt auſſer Chriſto, alſo auch keine Weißheit; Alle Weißheit iſt Eitelkeit, die nicht ein Strahl des Glantzes Chriſti; Alle Schaͤtze Hebraͤiſcher/ Roͤmiſcher/ Grie- chiſcher Weißheit muͤſſen verſtaͤuben; JEſum im Glauben kennen und anſchauen bringt ewige Freude, alles jagt nach eitelem Wiſſen, und will von dem Baum der Erkanntnuß eſſen; Ach des Betrugs! Dann alle Weißheit die nicht ein Strahl des Glan- tzes Chri- ſti iſt, iſt Ei- telkeit. §. 5. Hier iſt das Elend der armen ſtudierenden Jugend mit Bluts-Thraͤnen nicht genugſam zu beweinen; Sie wollen ſich, ehe ſie zu Chriſto kommen, die Sachen ſeines Koͤnigsreichs zu ſtudieren mit aufblaͤhendem Stoppel-Wiſſen (wie Hieronymus die Treber des verlohrnen Sohns von ſolchen leeren Huͤlſen und Pralerey der Ge- lehrten verſtehet, ja er nennts der Teuffeln Speiß, dabey die See- len der Studenten vor Hunger der Wahrheit, und vor Mangel an Tugenden verreblen und verſchmachten) vorbereiten! O des unſeeli- gen Jammers, als der meiſten Urſach des Verderbens der gantzen Chriſten- Bittere Klag uͤber das Elend der ſtudie- renden Jugend. a Jeſ. XLII. b Prov. VIII. Matth. XI. 1 Cor. II. K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/173
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/173>, abgerufen am 22.11.2024.