JEsus zu diesem al- lem ist ge- macht wordenmacht werde, wir wollen hier nicht reden von dem ewigen Friedens- Rath, zwischen dem Vatter und dem Sohn, auch nicht von dem grossen Werck der Erlösung, welches Christus in der Fülle der Zeit vollbracht, da Er gebohren, das allerheiligste Leben geführt, gelit- ten Sünd, Tod, Teuffel und Höll überwunden, und nach seiner siegreichen Aufferständnuß in die Rechte der Majestät GOttes ge- setzt worden, sonder nur wie dieses erworbene Gut allen bußfertigen Sündern in der Gnaden-Zeit ausgespendieret, und von GOTT mitgetheilet werde.
zur Weiß- heit ist er uns ge- macht daß er uns in allen zu unserm Heyl nö- thigen Puncten unterwei- se.
§. 2. Und zwar vom ersten die Weißheit, indem der Sünder nach vielen Fählen und Strauchlungen lernet was Fleisch, Sünd und Welt sey, auch wie heilig und gerecht, gnädig und barmhertzig GOTT sey, wie köstlich alle Artzney-Mittel in JESU seyen, wie so gar ein hülffreich Hertz Er habe, und wie so mächtig Er sey zu helf- fen, daß keine Noth so tieff, keine Bangigkeit so unerträglich, kei- ne Gefahr so groß, daß Er nicht daraus zu helffen wisse, und end- lich denen die Jhm trauen, in allem zu rathen; das lernet der Sünder in der steten Zuflucht-Nehmung zu JESU, er lernet auch bey denen vielfältigen Ubereylungen, die Sünd, seines Fleisches Blödigkeit und menschlicher Natur Gefangenschafft, Ohnmacht und unsägliche Tummheit, die er nie von sich geglaubt hätte, bey denen Hinder- schleichungen der Schlangen, lernet er des Teuffels Art erkennen, dessen unergründliche Arglist und Schalckheit, und unverdrossene Räncke. Und so lernet die Seel in der Schul Christi, so wohl das Geheimnuß der Boßheit, als der Gottseeligkeit, und je nach dem der Mensch durch Göttliche Gnad seine Gedancken gefangen neh- men kan, unter den Gehorsam des Glaubens (Christi) und die Boll- werck seiner Vernunfft der Erkanntnuß GOttes unterwerffen lasset, je nach dem scheinet auch Christus das Liecht der Gnaden-Welt heller und herrlicher, und entdecket die Verborgenheiten seines Reichs, denen die Jhn förchten, und seiner Stimm gehorchen, so daß bey ihnen aus jeder Nacht und Finsternuß ein neuer Tag und ein neues Liecht erwächset, und so die Seel selbst ein Liecht in dem HErren wird, dessen sind Geist und Leben, Er lehrt mit dem Heil. Geist, und mit Krafft, und gibt die Sachen selbst, von welchen Er redet, so daß Jhne kennen, die höchste Weißheit des Menschen ist, Er erfüllet seine Verheissungen treulich, ich will die Finsternuß vor Jh-
nen
JESUS das Horn des Heyls
JEſus zu dieſem al- lem iſt ge- macht wordenmacht werde, wir wollen hier nicht reden von dem ewigen Friedens- Rath, zwiſchen dem Vatter und dem Sohn, auch nicht von dem groſſen Werck der Erloͤſung, welches Chriſtus in der Fuͤlle der Zeit vollbracht, da Er gebohren, das allerheiligſte Leben gefuͤhrt, gelit- ten Suͤnd, Tod, Teuffel und Hoͤll uͤberwunden, und nach ſeiner ſiegreichen Aufferſtaͤndnuß in die Rechte der Majeſtaͤt GOttes ge- ſetzt worden, ſonder nur wie dieſes erworbene Gut allen bußfertigen Suͤndern in der Gnaden-Zeit ausgeſpendieret, und von GOTT mitgetheilet werde.
zur Weiß- heit iſt er uns ge- macht daß er uns in allen zu unſerm Heyl noͤ- thigen Puncten unterwei- ſe.
§. 2. Und zwar vom erſten die Weißheit, indem der Suͤnder nach vielen Faͤhlen und Strauchlungen lernet was Fleiſch, Suͤnd und Welt ſey, auch wie heilig und gerecht, gnaͤdig und barmhertzig GOTT ſey, wie koͤſtlich alle Artzney-Mittel in JESU ſeyen, wie ſo gar ein huͤlffreich Hertz Er habe, und wie ſo maͤchtig Er ſey zu helf- fen, daß keine Noth ſo tieff, keine Bangigkeit ſo unertraͤglich, kei- ne Gefahr ſo groß, daß Er nicht daraus zu helffen wiſſe, und end- lich denen die Jhm trauen, in allem zu rathen; das lernet der Suͤnder in der ſteten Zuflucht-Nehmung zu JESU, er lernet auch bey denen vielfaͤltigen Ubereylungen, die Suͤnd, ſeines Fleiſches Bloͤdigkeit und menſchlicher Natur Gefangenſchafft, Ohnmacht und unſaͤgliche Tummheit, die er nie von ſich geglaubt haͤtte, bey denen Hinder- ſchleichungen der Schlangen, lernet er des Teuffels Art erkennen, deſſen unergruͤndliche Argliſt und Schalckheit, und unverdroſſene Raͤncke. Und ſo lernet die Seel in der Schul Chriſti, ſo wohl das Geheimnuß der Boßheit, als der Gottſeeligkeit, und je nach dem der Menſch durch Goͤttliche Gnad ſeine Gedancken gefangen neh- men kan, unter den Gehorſam des Glaubens (Chriſti) und die Boll- werck ſeiner Vernunfft der Erkanntnuß GOttes unterwerffen laſſet, je nach dem ſcheinet auch Chriſtus das Liecht der Gnaden-Welt heller und herrlicher, und entdecket die Verborgenheiten ſeines Reichs, denen die Jhn foͤrchten, und ſeiner Stimm gehorchen, ſo daß bey ihnen aus jeder Nacht und Finſternuß ein neuer Tag und ein neues Liecht erwaͤchſet, und ſo die Seel ſelbſt ein Liecht in dem HErren wird, deſſen ſind Geiſt und Leben, Er lehrt mit dem Heil. Geiſt, und mit Krafft, und gibt die Sachen ſelbſt, von welchen Er redet, ſo daß Jhne kennen, die hoͤchſte Weißheit des Menſchen iſt, Er erfuͤllet ſeine Verheiſſungen treulich, ich will die Finſternuß vor Jh-
nen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0172"n="76"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">JESUS das Horn des Heyls</hi></fw><lb/><noteplace="left">JEſus zu<lb/>
dieſem al-<lb/>
lem iſt ge-<lb/>
macht<lb/>
worden</note>macht werde, wir wollen hier nicht reden von dem ewigen Friedens-<lb/>
Rath, zwiſchen dem Vatter und dem Sohn, auch nicht von dem<lb/>
groſſen Werck der Erloͤſung, welches Chriſtus in der Fuͤlle der Zeit<lb/>
vollbracht, da Er gebohren, das allerheiligſte Leben gefuͤhrt, gelit-<lb/>
ten Suͤnd, Tod, Teuffel und Hoͤll uͤberwunden, und nach ſeiner<lb/>ſiegreichen Aufferſtaͤndnuß in die Rechte der <hirendition="#fr">Majeſtaͤt GOttes</hi> ge-<lb/>ſetzt worden, ſonder nur wie dieſes erworbene Gut allen bußfertigen<lb/>
Suͤndern in der Gnaden-Zeit ausgeſpendieret, und von GOTT<lb/>
mitgetheilet werde.</p><lb/><noteplace="left">zur Weiß-<lb/>
heit iſt er<lb/>
uns ge-<lb/>
macht daß<lb/>
er uns in<lb/>
allen zu<lb/>
unſerm<lb/>
Heyl noͤ-<lb/>
thigen<lb/>
Puncten<lb/>
unterwei-<lb/>ſe.</note><p>§. 2. Und zwar vom erſten die Weißheit, indem der Suͤnder<lb/>
nach vielen Faͤhlen und Strauchlungen lernet was Fleiſch, Suͤnd<lb/>
und Welt ſey, auch wie heilig und gerecht, gnaͤdig und barmhertzig<lb/>
GOTT ſey, wie koͤſtlich alle Artzney-Mittel in JESU ſeyen, wie<lb/>ſo gar ein huͤlffreich Hertz Er habe, und wie ſo maͤchtig Er ſey zu helf-<lb/>
fen, daß keine Noth ſo tieff, keine Bangigkeit ſo unertraͤglich, kei-<lb/>
ne Gefahr ſo groß, daß Er nicht daraus zu helffen wiſſe, und end-<lb/>
lich denen die Jhm trauen, in allem zu rathen; das lernet der Suͤnder<lb/>
in der ſteten Zuflucht-Nehmung zu JESU, er lernet auch bey denen<lb/>
vielfaͤltigen Ubereylungen, die Suͤnd, ſeines Fleiſches Bloͤdigkeit<lb/>
und menſchlicher Natur Gefangenſchafft, Ohnmacht und unſaͤgliche<lb/>
Tummheit, die er nie von ſich geglaubt haͤtte, bey denen Hinder-<lb/>ſchleichungen der Schlangen, lernet er des Teuffels Art erkennen,<lb/>
deſſen unergruͤndliche Argliſt und Schalckheit, und unverdroſſene<lb/>
Raͤncke. Und ſo lernet die Seel in der Schul Chriſti, ſo wohl das<lb/>
Geheimnuß der Boßheit, als der Gottſeeligkeit, und je nach dem<lb/>
der Menſch durch Goͤttliche Gnad ſeine Gedancken gefangen neh-<lb/>
men kan, unter den Gehorſam des Glaubens (Chriſti) und die Boll-<lb/>
werck ſeiner Vernunfft der Erkanntnuß GOttes unterwerffen laſſet,<lb/>
je nach dem ſcheinet auch Chriſtus das Liecht der Gnaden-Welt heller<lb/>
und herrlicher, und entdecket die Verborgenheiten ſeines Reichs,<lb/>
denen die Jhn foͤrchten, und ſeiner Stimm gehorchen, ſo daß bey<lb/>
ihnen aus jeder Nacht und Finſternuß ein neuer Tag und ein neues<lb/>
Liecht erwaͤchſet, und ſo die Seel ſelbſt ein Liecht in dem HErren<lb/>
wird, deſſen ſind Geiſt und Leben, Er lehrt mit dem Heil. Geiſt,<lb/>
und mit Krafft, und gibt die Sachen ſelbſt, von welchen Er redet,<lb/>ſo daß Jhne kennen, die hoͤchſte Weißheit des Menſchen iſt, Er<lb/>
erfuͤllet ſeine Verheiſſungen treulich, ich will die Finſternuß vor Jh-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[76/0172]
JESUS das Horn des Heyls
macht werde, wir wollen hier nicht reden von dem ewigen Friedens-
Rath, zwiſchen dem Vatter und dem Sohn, auch nicht von dem
groſſen Werck der Erloͤſung, welches Chriſtus in der Fuͤlle der Zeit
vollbracht, da Er gebohren, das allerheiligſte Leben gefuͤhrt, gelit-
ten Suͤnd, Tod, Teuffel und Hoͤll uͤberwunden, und nach ſeiner
ſiegreichen Aufferſtaͤndnuß in die Rechte der Majeſtaͤt GOttes ge-
ſetzt worden, ſonder nur wie dieſes erworbene Gut allen bußfertigen
Suͤndern in der Gnaden-Zeit ausgeſpendieret, und von GOTT
mitgetheilet werde.
JEſus zu
dieſem al-
lem iſt ge-
macht
worden
§. 2. Und zwar vom erſten die Weißheit, indem der Suͤnder
nach vielen Faͤhlen und Strauchlungen lernet was Fleiſch, Suͤnd
und Welt ſey, auch wie heilig und gerecht, gnaͤdig und barmhertzig
GOTT ſey, wie koͤſtlich alle Artzney-Mittel in JESU ſeyen, wie
ſo gar ein huͤlffreich Hertz Er habe, und wie ſo maͤchtig Er ſey zu helf-
fen, daß keine Noth ſo tieff, keine Bangigkeit ſo unertraͤglich, kei-
ne Gefahr ſo groß, daß Er nicht daraus zu helffen wiſſe, und end-
lich denen die Jhm trauen, in allem zu rathen; das lernet der Suͤnder
in der ſteten Zuflucht-Nehmung zu JESU, er lernet auch bey denen
vielfaͤltigen Ubereylungen, die Suͤnd, ſeines Fleiſches Bloͤdigkeit
und menſchlicher Natur Gefangenſchafft, Ohnmacht und unſaͤgliche
Tummheit, die er nie von ſich geglaubt haͤtte, bey denen Hinder-
ſchleichungen der Schlangen, lernet er des Teuffels Art erkennen,
deſſen unergruͤndliche Argliſt und Schalckheit, und unverdroſſene
Raͤncke. Und ſo lernet die Seel in der Schul Chriſti, ſo wohl das
Geheimnuß der Boßheit, als der Gottſeeligkeit, und je nach dem
der Menſch durch Goͤttliche Gnad ſeine Gedancken gefangen neh-
men kan, unter den Gehorſam des Glaubens (Chriſti) und die Boll-
werck ſeiner Vernunfft der Erkanntnuß GOttes unterwerffen laſſet,
je nach dem ſcheinet auch Chriſtus das Liecht der Gnaden-Welt heller
und herrlicher, und entdecket die Verborgenheiten ſeines Reichs,
denen die Jhn foͤrchten, und ſeiner Stimm gehorchen, ſo daß bey
ihnen aus jeder Nacht und Finſternuß ein neuer Tag und ein neues
Liecht erwaͤchſet, und ſo die Seel ſelbſt ein Liecht in dem HErren
wird, deſſen ſind Geiſt und Leben, Er lehrt mit dem Heil. Geiſt,
und mit Krafft, und gibt die Sachen ſelbſt, von welchen Er redet,
ſo daß Jhne kennen, die hoͤchſte Weißheit des Menſchen iſt, Er
erfuͤllet ſeine Verheiſſungen treulich, ich will die Finſternuß vor Jh-
nen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/172>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.