nicht nur in etwas, sondern durch und durch in der tieffsten Armuth des Geistes, geläutert, so, daß Glaube und Liebe alle Feuer-Proben durchgangen, und wie die Rede des HErrn siebenmal durchläutert, von allem Eigengesuch und Eigenwürcken gantz in der allerinnigsten Heiligkeit, Güte und Liebes-Wesen GOttes zerflossen, daß alle Schlacken verbrannt, und die Scheidung des Lichts und der Fin- sternuß gründlich geschehen, so, daß kein eigener Sinn noch Wille mehr übrig seye, sondern es stets in der Seelen heisse: Dein liebster Wille, O mein GOtt! gehe allezeit allein und allenthalben fort, mit voller Zuversicht, daß das, was alle Augenblick mit mir vorgehe, weit das heilsamste seye: Sehet! mein JEsus kommt zu mir, mir so kost- bare Gnaden, solch ewig Leben zu schencken.
§. 10. JEsus kommt zu mir, und bringt mir weisse Kleider,Heiligkeit und Un- schuld, Sein vollkommenes Heil, Seine wesentliche Sanfftmuth, Nie- drigkeit, Gestalt, kindliche Einfalt, Süßigkeit, Gedult, Gelas- senheit, so, daß lauter JEsus in und an mir seye und hervor scheine, ich ein Geist mit Jhme werde, Er in mir leuchte, lebe, wandle, ich in, mit, durch JEsum zu GOtt komme, und niemals bloß er- funden werde von geistlicher Krafft und Leben; Solche herrlich-schö- ne Schönheiten empfahe ich von JEsu.
§. 11. JEsus schencket mir Augen-Salbe den heiligen Geist, denWeisheit und Er- kanntnuß wordurch man dahin gerechtfer- tiget, daß man sich entschlies- set zu JE- su zu kom- men Geist der Weißheit und Offenbahrung zu Sein selbst Erkanntnuß, daß ich erkenne, was JEsus erkennet; Daß ich erkenne meine Blös- se und Armuth, und hingegen GOttes Reichthum; Er mein JE- sus ist gantz nahe, Et kommt an meine Thüre und klopffet an a; Und ich sollte nicht aus meinem Stall, Pfuhl und Finsternuß zu JEsu in Seinen Pallast gehen, da Er mein JEsus aus dem Himmel zu mir in die Höllen-Noth kommen; Ey, ey wie närrisch handelte ich? Nein HErr JEsu! Dein Vatter wills haben, daß ich zu Dir komme, darum will ich bey dir bleiben ewiglich b; Jch habe mir Dich meine Sonne, Freude und Wonne stetig fürgesetzet c, ja fürgese- tzet, ja mein Geist jubilieret im Triumph-Gesang mit Paulo: Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Drang- sal? oder Angst? oder Verfolgung? oder Hunger? oder Blösse? oder Fährlichkeit? oder Schwerdt? wie
geschrie-
aApoc. III. 20.
bJoh. VI. 40.
cPsal. XVI. 8.
J 2
Evangelii JESU.
nicht nur in etwas, ſondern durch und durch in der tieffſten Armuth des Geiſtes, gelaͤutert, ſo, daß Glaube und Liebe alle Feuer-Proben durchgangen, und wie die Rede des HErrn ſiebenmal durchlaͤutert, von allem Eigengeſuch und Eigenwuͤrcken gantz in der allerinnigſten Heiligkeit, Guͤte und Liebes-Weſen GOttes zerfloſſen, daß alle Schlacken verbrannt, und die Scheidung des Lichts und der Fin- ſternuß gruͤndlich geſchehen, ſo, daß kein eigener Sinn noch Wille mehr uͤbrig ſeye, ſondern es ſtets in der Seelen heiſſe: Dein liebſter Wille, O mein GOtt! gehe allezeit allein und allenthalben fort, mit voller Zuverſicht, daß das, was alle Augenblick mit mir vorgehe, weit das heilſamſte ſeye: Sehet! mein JEſus kommt zu mir, mir ſo koſt- bare Gnaden, ſolch ewig Leben zu ſchencken.
§. 10. JEſus kommt zu mir, und bringt mir weiſſe Kleider,Heiligkeit und Un- ſchuld, Sein vollkommenes Heil, Seine weſentliche Sanfftmuth, Nie- drigkeit, Geſtalt, kindliche Einfalt, Suͤßigkeit, Gedult, Gelaſ- ſenheit, ſo, daß lauter JEſus in und an mir ſeye und hervor ſcheine, ich ein Geiſt mit Jhme werde, Er in mir leuchte, lebe, wandle, ich in, mit, durch JEſum zu GOtt komme, und niemals bloß er- funden werde von geiſtlicher Krafft und Leben; Solche herrlich-ſchoͤ- ne Schoͤnheiten empfahe ich von JEſu.
§. 11. JEſus ſchencket mir Augen-Salbe den heiligen Geiſt, denWeisheit und Er- kanntnuß wordurch man dahin gerechtfeꝛ- tiget, daß man ſich entſchlieſ- ſet zu JE- ſu zu kom- men Geiſt der Weißheit und Offenbahrung zu Sein ſelbſt Erkanntnuß, daß ich erkenne, was JEſus erkennet; Daß ich erkenne meine Bloͤſ- ſe und Armuth, und hingegen GOttes Reichthum; Er mein JE- ſus iſt gantz nahe, Et kommt an meine Thuͤre und klopffet an a; Und ich ſollte nicht aus meinem Stall, Pfuhl und Finſternuß zu JEſu in Seinen Pallaſt gehen, da Er mein JEſus aus dem Himmel zu mir in die Hoͤllen-Noth kommen; Ey, ey wie naͤrriſch handelte ich? Nein HErr JEſu! Dein Vatter wills haben, daß ich zu Dir komme, darum will ich bey dir bleiben ewiglich b; Jch habe mir Dich meine Sonne, Freude und Wonne ſtetig fuͤrgeſetzet c, ja fuͤrgeſe- tzet, ja mein Geiſt jubilieret im Triumph-Geſang mit Paulo: Wer will uns ſcheiden von der Liebe Chriſti? Drang- ſal? oder Angſt? oder Verfolgung? oder Hunger? oder Bloͤſſe? oder Faͤhrlichkeit? oder Schwerdt? wie
geſchrie-
aApoc. III. 20.
bJoh. VI. 40.
cPſal. XVI. 8.
J 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0163"n="67"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Evangelii <hirendition="#g">JESU.</hi></hi></fw><lb/>
nicht nur in etwas, ſondern durch und durch in der tieffſten Armuth des<lb/>
Geiſtes, gelaͤutert, ſo, daß Glaube und Liebe alle Feuer-Proben<lb/>
durchgangen, und wie die Rede des HErrn ſiebenmal durchlaͤutert,<lb/>
von allem Eigengeſuch und Eigenwuͤrcken gantz in der allerinnigſten<lb/>
Heiligkeit, Guͤte und Liebes-Weſen GOttes zerfloſſen, daß alle<lb/>
Schlacken verbrannt, und die Scheidung des Lichts und der Fin-<lb/>ſternuß gruͤndlich geſchehen, ſo, daß kein eigener Sinn noch Wille<lb/>
mehr uͤbrig ſeye, ſondern es ſtets in der Seelen heiſſe: Dein liebſter<lb/>
Wille, O mein GOtt! gehe allezeit allein und allenthalben fort, mit<lb/>
voller Zuverſicht, daß das, was alle Augenblick mit mir vorgehe, weit<lb/>
das heilſamſte ſeye: Sehet! mein JEſus kommt zu mir, mir ſo koſt-<lb/>
bare Gnaden, ſolch ewig Leben zu ſchencken.</p><lb/><p>§. 10. JEſus kommt zu mir, und bringt mir <hirendition="#fr">weiſſe Kleider,</hi><noteplace="right">Heiligkeit<lb/>
und Un-<lb/>ſchuld,</note><lb/>
Sein vollkommenes Heil, Seine weſentliche Sanfftmuth, Nie-<lb/>
drigkeit, Geſtalt, kindliche Einfalt, Suͤßigkeit, Gedult, Gelaſ-<lb/>ſenheit, ſo, daß lauter JEſus in und an mir ſeye und hervor ſcheine,<lb/>
ich ein Geiſt mit Jhme werde, Er in mir leuchte, lebe, wandle,<lb/>
ich in, mit, durch JEſum zu GOtt komme, und niemals bloß er-<lb/>
funden werde von geiſtlicher Krafft und Leben; Solche herrlich-ſchoͤ-<lb/>
ne Schoͤnheiten empfahe ich von JEſu.</p><lb/><p><hirendition="#i">§.</hi> 11. JEſus ſchencket mir <hirendition="#fr">Augen-Salbe</hi> den heiligen Geiſt, den<noteplace="right">Weisheit<lb/>
und Er-<lb/>
kanntnuß<lb/>
wordurch<lb/>
man dahin<lb/>
gerechtfeꝛ-<lb/>
tiget, daß<lb/>
man ſich<lb/>
entſchlieſ-<lb/>ſet zu JE-<lb/>ſu zu kom-<lb/>
men</note><lb/>
Geiſt der Weißheit und Offenbahrung zu Sein ſelbſt Erkanntnuß,<lb/>
daß ich erkenne, was JEſus erkennet; Daß ich erkenne meine Bloͤſ-<lb/>ſe und Armuth, und hingegen GOttes Reichthum; Er mein JE-<lb/>ſus iſt gantz nahe, Et kommt an meine Thuͤre und klopffet an <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Apoc. III.</hi> 20.</note>; Und<lb/>
ich ſollte nicht aus meinem Stall, Pfuhl und Finſternuß zu JEſu in<lb/>
Seinen Pallaſt gehen, da Er mein JEſus aus dem Himmel zu mir<lb/>
in die Hoͤllen-Noth kommen; Ey, ey wie naͤrriſch handelte ich? Nein<lb/>
HErr JEſu! Dein Vatter wills haben, daß ich zu Dir komme,<lb/>
darum will ich bey dir bleiben ewiglich <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Joh. VI.</hi> 40.</note>; Jch habe mir Dich<lb/>
meine Sonne, Freude und Wonne ſtetig fuͤrgeſetzet <noteplace="foot"n="c"><hirendition="#aq">Pſal. XVI.</hi> 8.</note>, ja fuͤrgeſe-<lb/>
tzet, ja mein Geiſt jubilieret im Triumph-Geſang mit Paulo:<lb/><hirendition="#fr">Wer will uns ſcheiden von der Liebe Chriſti? Drang-<lb/>ſal? oder Angſt? oder Verfolgung? oder Hunger?<lb/>
oder Bloͤſſe? oder Faͤhrlichkeit? oder Schwerdt? wie</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 2</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">geſchrie-</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[67/0163]
Evangelii JESU.
nicht nur in etwas, ſondern durch und durch in der tieffſten Armuth des
Geiſtes, gelaͤutert, ſo, daß Glaube und Liebe alle Feuer-Proben
durchgangen, und wie die Rede des HErrn ſiebenmal durchlaͤutert,
von allem Eigengeſuch und Eigenwuͤrcken gantz in der allerinnigſten
Heiligkeit, Guͤte und Liebes-Weſen GOttes zerfloſſen, daß alle
Schlacken verbrannt, und die Scheidung des Lichts und der Fin-
ſternuß gruͤndlich geſchehen, ſo, daß kein eigener Sinn noch Wille
mehr uͤbrig ſeye, ſondern es ſtets in der Seelen heiſſe: Dein liebſter
Wille, O mein GOtt! gehe allezeit allein und allenthalben fort, mit
voller Zuverſicht, daß das, was alle Augenblick mit mir vorgehe, weit
das heilſamſte ſeye: Sehet! mein JEſus kommt zu mir, mir ſo koſt-
bare Gnaden, ſolch ewig Leben zu ſchencken.
§. 10. JEſus kommt zu mir, und bringt mir weiſſe Kleider,
Sein vollkommenes Heil, Seine weſentliche Sanfftmuth, Nie-
drigkeit, Geſtalt, kindliche Einfalt, Suͤßigkeit, Gedult, Gelaſ-
ſenheit, ſo, daß lauter JEſus in und an mir ſeye und hervor ſcheine,
ich ein Geiſt mit Jhme werde, Er in mir leuchte, lebe, wandle,
ich in, mit, durch JEſum zu GOtt komme, und niemals bloß er-
funden werde von geiſtlicher Krafft und Leben; Solche herrlich-ſchoͤ-
ne Schoͤnheiten empfahe ich von JEſu.
Heiligkeit
und Un-
ſchuld,
§. 11. JEſus ſchencket mir Augen-Salbe den heiligen Geiſt, den
Geiſt der Weißheit und Offenbahrung zu Sein ſelbſt Erkanntnuß,
daß ich erkenne, was JEſus erkennet; Daß ich erkenne meine Bloͤſ-
ſe und Armuth, und hingegen GOttes Reichthum; Er mein JE-
ſus iſt gantz nahe, Et kommt an meine Thuͤre und klopffet an a; Und
ich ſollte nicht aus meinem Stall, Pfuhl und Finſternuß zu JEſu in
Seinen Pallaſt gehen, da Er mein JEſus aus dem Himmel zu mir
in die Hoͤllen-Noth kommen; Ey, ey wie naͤrriſch handelte ich? Nein
HErr JEſu! Dein Vatter wills haben, daß ich zu Dir komme,
darum will ich bey dir bleiben ewiglich b; Jch habe mir Dich
meine Sonne, Freude und Wonne ſtetig fuͤrgeſetzet c, ja fuͤrgeſe-
tzet, ja mein Geiſt jubilieret im Triumph-Geſang mit Paulo:
Wer will uns ſcheiden von der Liebe Chriſti? Drang-
ſal? oder Angſt? oder Verfolgung? oder Hunger?
oder Bloͤſſe? oder Faͤhrlichkeit? oder Schwerdt? wie
geſchrie-
Weisheit
und Er-
kanntnuß
wordurch
man dahin
gerechtfeꝛ-
tiget, daß
man ſich
entſchlieſ-
ſet zu JE-
ſu zu kom-
men
a Apoc. III. 20.
b Joh. VI. 40.
c Pſal. XVI. 8.
J 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/163>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.