und von Jhm allein alles, und von der Schlangen Gifft und Gallen nichts nehmen wollten.
§. 2. Ach! wo will Sich doch der theure JEsus in diesen ver-Uber die geringe Zahl de- ren die JESU nachlauf- fen; wirrten Zeiten hinwenden? Wo wird Er Seelen finden, die aus Göttlichem, eiferigem Trieb, ohne Neben-Absichten, in ihrem ei- teln Sinn stille stehen, und hingegen nach ihme allein, beständig, und ohnermüdet durch vieles Leiden fortlauffen, und mit aufgedeck- tem Angesicht Seine Herrlichkeit unverruckt anschauen/ um in Sein Bild von einer Klarheit zur andern vorgestaltet zu werdena? welches gewißlich einer Seelen, die zu JEsu kommen will, höchst- nöthig wäre. Dann Adam ware im Paradieß wie ein von der Weiß- heit und Heiligkeit des Sohns GOttes klar durchscheinender Cry- stall. Nach dem Fall aber ward er mit einer dicken Haut überzogen, welche aber nicht anderst, als durch vieles unermüdetes Leiden, als so viel Schritt auf dem Weg nach JEsu, in der Gnaden-Zeit kan zerschellet, abgerieben und abgeschirffet werden. Wo dieses bey ei- ner Seelen nicht geschiehet, so kommt sie in Satans Hände, der sie mit solchem Höllen-Koth überschmeisset, und beschmieret, daß nicht der geringste Stral von GOttes Freuden-Licht Sie mehr be- rühren kan.
§. 3. Aber! wo seynd jetzund die Seelen, welche alles dem FleischUnd sein Ereutz mit Freuden auf sich nehmen. bittere mit Freuden umarmen? als wordurch die Seele von ihr selbst und der Welt mehr ausgeleeret, die Gaabe des Vatters zu empfan- gen bequemer, zum Hingehen nach JEsu tüchtiger, und nach seinen himmlischen Schätzen begieriger gemacht wird.
§. 4. Ein Mensch, der unter des Vatters Zucht sich getreulichÜber die Unbestän- digkeit und Flüch tigkeit der Gemü- thern. beuget, wird alles Anhangs an der Creatur und sündlicher Lust loß, und hingegen durch das Anschauen JEsu, von eigener Weißheit Dünckel, eigenem Recht, können und haben befreyet, so, daß sich JEsu Schönheit in solchen Seelen, als in einem Spiegel, wun- derbarlich spieglen kan b. Aber! ach wo seynd diese Spiegel, die durch den Glauben in des Vatters Hand sich gegen die Sonne der Gerechtigkeit umwenden lassen, Seines Gnaden-Scheins ungehindert und ununterbrochen theilhafftig zu werden; Ach! wie unstät seynd auch fromme Gemüther in diesen Tagen der Sicherheit, wie geschwind
schnellen
a 2 Cor. III. 18.
bEsa. IV. 1.
Evangelii JESU.
und von Jhm allein alles, und von der Schlangen Gifft und Gallen nichts nehmen wollten.
§. 2. Ach! wo will Sich doch der theure JEſus in dieſen ver-Uber die geringe Zahl de- ren die JESU nachlauf- fen; wirrten Zeiten hinwenden? Wo wird Er Seelen finden, die aus Goͤttlichem, eiferigem Trieb, ohne Neben-Abſichten, in ihrem ei- teln Sinn ſtille ſtehen, und hingegen nach ihme allein, beſtaͤndig, und ohnermuͤdet durch vieles Leiden fortlauffen, und mit aufgedeck- tem Angeſicht Seine Herrlichkeit unverruckt anſchauen/ um in Sein Bild von einer Klarheit zur andern vorgeſtaltet zu werdena? welches gewißlich einer Seelen, die zu JEſu kommen will, hoͤchſt- noͤthig waͤre. Dann Adam ware im Paradieß wie ein von der Weiß- heit und Heiligkeit des Sohns GOttes klar durchſcheinender Cry- ſtall. Nach dem Fall aber ward er mit einer dicken Haut uͤberzogen, welche aber nicht anderſt, als durch vieles unermuͤdetes Leiden, als ſo viel Schritt auf dem Weg nach JEſu, in der Gnaden-Zeit kan zerſchellet, abgerieben und abgeſchirffet werden. Wo dieſes bey ei- ner Seelen nicht geſchiehet, ſo kommt ſie in Satans Haͤnde, der ſie mit ſolchem Hoͤllen-Koth uͤberſchmeiſſet, und beſchmieret, daß nicht der geringſte Stral von GOttes Freuden-Licht Sie mehr be- ruͤhren kan.
§. 3. Aber! wo ſeynd jetzund die Seelen, welche alles dem FleiſchUnd ſein Ereutz mit Freuden auf ſich nehmen. bittere mit Freuden umarmen? als wordurch die Seele von ihr ſelbſt und der Welt mehr ausgeleeret, die Gaabe des Vatters zu empfan- gen bequemer, zum Hingehen nach JEſu tuͤchtiger, und nach ſeinen himmliſchen Schaͤtzen begieriger gemacht wird.
§. 4. Ein Menſch, der unter des Vatters Zucht ſich getreulichÜber die Unbeſtaͤn- digkeit und Fluͤch tigkeit der Gemuͤ- thern. beuget, wird alles Anhangs an der Creatur und ſuͤndlicher Luſt loß, und hingegen durch das Anſchauen JEſu, von eigener Weißheit Duͤnckel, eigenem Recht, koͤnnen und haben befreyet, ſo, daß ſich JEſu Schoͤnheit in ſolchen Seelen, als in einem Spiegel, wun- derbarlich ſpieglen kan b. Aber! ach wo ſeynd dieſe Spiegel, die durch den Glauben in des Vatters Hand ſich gegen die Sonne der Gerechtigkeit umwenden laſſen, Seines Gnaden-Scheins ungehindert und ununterbrochen theilhafftig zu werden; Ach! wie unſtaͤt ſeynd auch fromme Gemuͤther in dieſen Tagen der Sicherheit, wie geſchwind
ſchnellen
a 2 Cor. III. 18.
bEſa. IV. 1.
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Evangelii JESU.
und von Jhm allein alles, und von der Schlangen Gifft und Gallen
nichts nehmen wollten.
§. 2. Ach! wo will Sich doch der theure JEſus in dieſen ver-
wirrten Zeiten hinwenden? Wo wird Er Seelen finden, die aus
Goͤttlichem, eiferigem Trieb, ohne Neben-Abſichten, in ihrem ei-
teln Sinn ſtille ſtehen, und hingegen nach ihme allein, beſtaͤndig,
und ohnermuͤdet durch vieles Leiden fortlauffen, und mit aufgedeck-
tem Angeſicht Seine Herrlichkeit unverruckt anſchauen/ um in
Sein Bild von einer Klarheit zur andern vorgeſtaltet zu werden a?
welches gewißlich einer Seelen, die zu JEſu kommen will, hoͤchſt-
noͤthig waͤre. Dann Adam ware im Paradieß wie ein von der Weiß-
heit und Heiligkeit des Sohns GOttes klar durchſcheinender Cry-
ſtall. Nach dem Fall aber ward er mit einer dicken Haut uͤberzogen,
welche aber nicht anderſt, als durch vieles unermuͤdetes Leiden, als
ſo viel Schritt auf dem Weg nach JEſu, in der Gnaden-Zeit kan
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ner Seelen nicht geſchiehet, ſo kommt ſie in Satans Haͤnde, der
ſie mit ſolchem Hoͤllen-Koth uͤberſchmeiſſet, und beſchmieret, daß
nicht der geringſte Stral von GOttes Freuden-Licht Sie mehr be-
ruͤhren kan.
Uber die
geringe
Zahl de-
ren die
JESU
nachlauf-
fen;
§. 3. Aber! wo ſeynd jetzund die Seelen, welche alles dem Fleiſch
bittere mit Freuden umarmen? als wordurch die Seele von ihr ſelbſt
und der Welt mehr ausgeleeret, die Gaabe des Vatters zu empfan-
gen bequemer, zum Hingehen nach JEſu tuͤchtiger, und nach ſeinen
himmliſchen Schaͤtzen begieriger gemacht wird.
Und ſein
Ereutz mit
Freuden
auf ſich
nehmen.
§. 4. Ein Menſch, der unter des Vatters Zucht ſich getreulich
beuget, wird alles Anhangs an der Creatur und ſuͤndlicher Luſt loß,
und hingegen durch das Anſchauen JEſu, von eigener Weißheit
Duͤnckel, eigenem Recht, koͤnnen und haben befreyet, ſo, daß ſich
JEſu Schoͤnheit in ſolchen Seelen, als in einem Spiegel, wun-
derbarlich ſpieglen kan b. Aber! ach wo ſeynd dieſe Spiegel, die
durch den Glauben in des Vatters Hand ſich gegen die Sonne der
Gerechtigkeit umwenden laſſen, Seines Gnaden-Scheins ungehindert
und ununterbrochen theilhafftig zu werden; Ach! wie unſtaͤt ſeynd auch
fromme Gemuͤther in dieſen Tagen der Sicherheit, wie geſchwind
ſchnellen
Über die
Unbeſtaͤn-
digkeit
und Fluͤch
tigkeit der
Gemuͤ-
thern.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/143>, abgerufen am 22.11.2024.
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