gungen seines Heiligen Geistes, dich in seine innige Gemeinschafft hineinzuleiten; Er schickt dir Präsente und Geschencke, Gaben über Gaben dein Hertz zu gewinnen, er verweiset dirs, warum du so hart seyest gegen ihm, ihn so lang aufzuhalten, und dein Heyl so grob zu verschertzen, seine theure Liebe.
Wie ein Jüngling einer Braut Tag und Nacht nachlaufft: Also suchte dich JESUS des Nachts auf dem Oelberg, und des Tags auf der Schädelstätte, deine Seele zu seiner Braut zu haben; Jm Evangelio kommt er zu dir in seinem Göttlichen Schmuck; Sein Hochzeit-Crantz ist aus lauter Gnade zusammeu geflochten; die Cro- ne seines Haupts ist die Taube der Heilige Geist der Sanfftmuth, der vorbittenden, seufftzenden, girrenden, mitleidigen Barmhertzig- keit. Sein Purpur-Rock ist das Blut der Erlösung, seine goldene Ringen, Edelgestein und Perlen sind seine blutige Striemen und Tropfen an seinen Fingern; seine Kleinodien sind GOttes Wun- den-Mahle, womit er dich in sein Hertz eingegraben. Jetzt fragt er: Willt du mich arme Menschen-Seele! wer du auch seyest? Wer mich zu seinem Antheil erwehlet, der soll mich haben.
Das heili- ge Leben der Braut mit dem Bräuti- gam JE- SU.
§. 13. Jch bin hie im Nahmen des HERREN Himmels und der Erden, dich zu bereden, daß du dein Hertz mit Christi Hertz ver- mählest, deine Liebe auf GOTT richtest, dein Gemüth, so bald dich etwas will beunruhigen, mit dem Glauben an seine Gegenwart und allwaltende Vorsehung befriedigest, und dich mit dem, was GOtt ist, will, hat und thut, stets begnügest; alles in der grossen Hauß- haltung der Welt gehen lassest, mit JEsu deinem Hertz-vertrauten Gemahl in der liebreichen Schoos deß Vatters stille ruhest mit einer völligen Verlaugnung deines eigenen Willens und Vernunfft oder vielen Nachsinnens, dem was dir widerfährt. Wie eine sothane Braut Christi zu sagen pflegte: wann sich was Verwirrtes zutrug und gefährlich aussahe: Seyt stille, Kinder! haltet das Maul, be- tet, der allein weise GOTT siehet schon einen seeligen Ausgang, welche besänfftigende Hoffnung sie auch niemahls ließ zu Schanden werden.
§. 14. Wie
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
gungen ſeines Heiligen Geiſtes, dich in ſeine innige Gemeinſchafft hineinzuleiten; Er ſchickt dir Praͤſente und Geſchencke, Gaben uͤber Gaben dein Hertz zu gewinnen, er verweiſet dirs, warum du ſo hart ſeyeſt gegen ihm, ihn ſo lang aufzuhalten, und dein Heyl ſo grob zu verſchertzen, ſeine theure Liebe.
Wie ein Juͤngling einer Braut Tag und Nacht nachlaufft: Alſo ſuchte dich JESUS des Nachts auf dem Oelberg, und des Tags auf der Schaͤdelſtaͤtte, deine Seele zu ſeiner Braut zu haben; Jm Evangelio kommt er zu dir in ſeinem Goͤttlichen Schmuck; Sein Hochzeit-Crantz iſt aus lauter Gnade zuſammeu geflochten; die Cro- ne ſeines Haupts iſt die Taube der Heilige Geiſt der Sanfftmuth, der vorbittenden, ſeufftzenden, girrenden, mitleidigen Barmhertzig- keit. Sein Purpur-Rock iſt das Blut der Erloͤſung, ſeine goldene Ringen, Edelgeſtein und Perlen ſind ſeine blutige Striemen und Tropfen an ſeinen Fingern; ſeine Kleinodien ſind GOttes Wun- den-Mahle, womit er dich in ſein Hertz eingegraben. Jetzt fragt er: Willt du mich arme Menſchen-Seele! wer du auch ſeyeſt? Wer mich zu ſeinem Antheil erwehlet, der ſoll mich haben.
Das heili- ge Leben der Braut mit dem Braͤuti- gam JE- SU.
§. 13. Jch bin hie im Nahmen des HERREN Himmels und der Erden, dich zu bereden, daß du dein Hertz mit Chriſti Hertz ver- maͤhleſt, deine Liebe auf GOTT richteſt, dein Gemuͤth, ſo bald dich etwas will beunruhigen, mit dem Glauben an ſeine Gegenwart und allwaltende Vorſehung befriedigeſt, und dich mit dem, was GOtt iſt, will, hat und thut, ſtets begnuͤgeſt; alles in der groſſen Hauß- haltung der Welt gehen laſſeſt, mit JEſu deinem Hertz-vertrauten Gemahl in der liebreichen Schoos deß Vatters ſtille ruheſt mit einer voͤlligen Verlaugnung deines eigenen Willens und Vernunfft oder vielen Nachſinnens, dem was dir widerfaͤhrt. Wie eine ſothane Braut Chriſti zu ſagen pflegte: wann ſich was Verwirrtes zutrug und gefaͤhrlich ausſahe: Seyt ſtille, Kinder! haltet das Maul, be- tet, der allein weiſe GOTT ſiehet ſchon einen ſeeligen Ausgang, welche beſaͤnfftigende Hoffnung ſie auch niemahls ließ zu Schanden werden.
§. 14. Wie
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Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
gungen ſeines Heiligen Geiſtes, dich in ſeine innige Gemeinſchafft
hineinzuleiten; Er ſchickt dir Praͤſente und Geſchencke, Gaben uͤber
Gaben dein Hertz zu gewinnen, er verweiſet dirs, warum du ſo hart
ſeyeſt gegen ihm, ihn ſo lang aufzuhalten, und dein Heyl ſo grob zu
verſchertzen, ſeine theure Liebe.
Wie ein Juͤngling einer Braut Tag und Nacht nachlaufft: Alſo
ſuchte dich JESUS des Nachts auf dem Oelberg, und des Tags
auf der Schaͤdelſtaͤtte, deine Seele zu ſeiner Braut zu haben; Jm
Evangelio kommt er zu dir in ſeinem Goͤttlichen Schmuck; Sein
Hochzeit-Crantz iſt aus lauter Gnade zuſammeu geflochten; die Cro-
ne ſeines Haupts iſt die Taube der Heilige Geiſt der Sanfftmuth,
der vorbittenden, ſeufftzenden, girrenden, mitleidigen Barmhertzig-
keit. Sein Purpur-Rock iſt das Blut der Erloͤſung, ſeine goldene
Ringen, Edelgeſtein und Perlen ſind ſeine blutige Striemen und
Tropfen an ſeinen Fingern; ſeine Kleinodien ſind GOttes Wun-
den-Mahle, womit er dich in ſein Hertz eingegraben. Jetzt fragt
er: Willt du mich arme Menſchen-Seele! wer du auch ſeyeſt? Wer
mich zu ſeinem Antheil erwehlet, der ſoll mich haben.
§. 13. Jch bin hie im Nahmen des HERREN Himmels und
der Erden, dich zu bereden, daß du dein Hertz mit Chriſti Hertz ver-
maͤhleſt, deine Liebe auf GOTT richteſt, dein Gemuͤth, ſo bald dich
etwas will beunruhigen, mit dem Glauben an ſeine Gegenwart und
allwaltende Vorſehung befriedigeſt, und dich mit dem, was GOtt
iſt, will, hat und thut, ſtets begnuͤgeſt; alles in der groſſen Hauß-
haltung der Welt gehen laſſeſt, mit JEſu deinem Hertz-vertrauten
Gemahl in der liebreichen Schoos deß Vatters ſtille ruheſt mit einer
voͤlligen Verlaugnung deines eigenen Willens und Vernunfft oder
vielen Nachſinnens, dem was dir widerfaͤhrt. Wie eine ſothane
Braut Chriſti zu ſagen pflegte: wann ſich was Verwirrtes zutrug
und gefaͤhrlich ausſahe: Seyt ſtille, Kinder! haltet das Maul, be-
tet, der allein weiſe GOTT ſiehet ſchon einen ſeeligen Ausgang,
welche beſaͤnfftigende Hoffnung ſie auch niemahls ließ zu Schanden
werden.
§. 14. Wie
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1400>, abgerufen am 24.11.2024.
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