Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
mit seiner Braut der Kirche.

Antw. Das ist eben auch GOttes Zweck, welcher will, daß al-
len geholffen werde a, es ist JEsus Christus eben darum Mensch
worden, und aus seines Vatters Hause aufs Feld hinausgangen,
damit er des Menschen Seel als seiner liebsten Braut begegnete,
und hat ihrentwegen viel gelitten, damit er sie zu GOTT führete,
1 Petr. 3, 8. welches wohl zu mercken b.

Sagst du: Jch möchte in die Zelte der Mutter meines Heylands
ins obere Jerusalem, als in GOttes Heiligthum eingehen?

Antw. Wer mit GOTT vereinigt ist, JEsum liebet, und seine
Gebotte bewahret, ist selbst schon eine Hütte GOttes, trägt das
Heiligthum in sich, der Vatter und Sohn machen Wohnung bey
ihm; sein Leib und Seel ist ein Tempel deß Heiligen Geistes, der ihn
tröstet.

Sagst du: Wer führet mich hinein?

Antw. Kein anderer als der himmlische Jsaac, wann du ihm dein
Hertz gibst, Joh. 10. 9. der Thür-Hüter, der Heil. Geist, (der die
Sachen Christi auf Erden schaffet, und ein getreuer Braut-Werber
ist, der schon lang auf dich gewartet,) will dich gern hinein haben
und führen. Wo wir nur fleißig zu ihm kämen; es ist seiner Liebe
viel daran gelegen, in dem er nicht gerne siehet, daß seine Geschöpfe
verlohren gehen; solls aber geschehen, daß wir ins heilige Land der
Lebendigen hinein kommen, so müssen wir das böse Thier den Eigen-
will Christo zur Abschlachtung übergeben, sollte es noch so wehe
thun, es sey im Geistlichen oder Leiblichen, alles muß forthin sein
seyn, und nichts mehr unser.

Sagst du: Wie mag ichs darzu bringen?

Antw. Halt dich stäts zu JEsu ins Hertz, daß er dich könne neh-
men, sich dir offenbahren, und dich mit sich vereinigen 1 Cor. 6, 17.
und mit dir machen, was er will, wozu Streit und Ernst gehöret.
Siehe, o Seele! das ist der Weg zu JEsu Christo, und durch
JEsum zum Vatter, und also auch ins Land der Verheissung: O
GOTT ziehe mich, daß ich nichts mehr begehre mit Welt und Sünd
zu schaffen zu haben c, in der Ubergab meines gantzen Willens an dich
verharre, und dem Gebet im Verborgenen abwarte. Schliesse Au-
gen und Lippen zu, erstirb den Sinnen und bete von innen, so findet

der
a 2 Petr. III. 9.
b 1 Joh. III. 8.
c Jac. IV.
mit ſeiner Braut der Kirche.

Antw. Das iſt eben auch GOttes Zweck, welcher will, daß al-
len geholffen werde a, es iſt JEſus Chriſtus eben darum Menſch
worden, und aus ſeines Vatters Hauſe aufs Feld hinausgangen,
damit er des Menſchen Seel als ſeiner liebſten Braut begegnete,
und hat ihrentwegen viel gelitten, damit er ſie zu GOTT fuͤhrete,
1 Petr. 3, 8. welches wohl zu mercken b.

Sagſt du: Jch moͤchte in die Zelte der Mutter meines Heylands
ins obere Jeruſalem, als in GOttes Heiligthum eingehen?

Antw. Wer mit GOTT vereinigt iſt, JEſum liebet, und ſeine
Gebotte bewahret, iſt ſelbſt ſchon eine Huͤtte GOttes, traͤgt das
Heiligthum in ſich, der Vatter und Sohn machen Wohnung bey
ihm; ſein Leib und Seel iſt ein Tempel deß Heiligen Geiſtes, der ihn
troͤſtet.

Sagſt du: Wer fuͤhret mich hinein?

Antw. Kein anderer als der himmliſche Jſaac, wann du ihm dein
Hertz gibſt, Joh. 10. 9. der Thuͤr-Huͤter, der Heil. Geiſt, (der die
Sachen Chriſti auf Erden ſchaffet, und ein getreuer Braut-Werber
iſt, der ſchon lang auf dich gewartet,) will dich gern hinein haben
und fuͤhren. Wo wir nur fleißig zu ihm kaͤmen; es iſt ſeiner Liebe
viel daran gelegen, in dem er nicht gerne ſiehet, daß ſeine Geſchoͤpfe
verlohren gehen; ſolls aber geſchehen, daß wir ins heilige Land der
Lebendigen hinein kommen, ſo muͤſſen wir das boͤſe Thier den Eigen-
will Chriſto zur Abſchlachtung uͤbergeben, ſollte es noch ſo wehe
thun, es ſey im Geiſtlichen oder Leiblichen, alles muß forthin ſein
ſeyn, und nichts mehr unſer.

Sagſt du: Wie mag ichs darzu bringen?

Antw. Halt dich ſtaͤts zu JEſu ins Hertz, daß er dich koͤnne neh-
men, ſich dir offenbahren, und dich mit ſich vereinigen 1 Cor. 6, 17.
und mit dir machen, was er will, wozu Streit und Ernſt gehoͤret.
Siehe, o Seele! das iſt der Weg zu JEſu Chriſto, und durch
JEſum zum Vatter, und alſo auch ins Land der Verheiſſung: O
GOTT ziehe mich, daß ich nichts mehr begehre mit Welt und Suͤnd
zu ſchaffen zu haben c, in der Ubergab meines gantzen Willens an dich
verharre, und dem Gebet im Verborgenen abwarte. Schlieſſe Au-
gen und Lippen zu, erſtirb den Sinnen und bete von innen, ſo findet

der
a 2 Petr. III. 9.
b 1 Joh. III. 8.
c Jac. IV.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f1383" n="1287"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">mit &#x017F;einer Braut der Kirche.</hi> </fw><lb/>
          <p>Antw. Das i&#x017F;t eben auch GOttes Zweck, welcher will, daß al-<lb/>
len geholffen werde <note place="foot" n="a">2 <hi rendition="#aq">Petr. III.</hi> 9.</note>, es i&#x017F;t JE&#x017F;us Chri&#x017F;tus eben darum Men&#x017F;ch<lb/>
worden, und aus &#x017F;eines Vatters Hau&#x017F;e aufs Feld hinausgangen,<lb/>
damit er des Men&#x017F;chen Seel als &#x017F;einer lieb&#x017F;ten Braut begegnete,<lb/>
und hat ihrentwegen viel gelitten, damit er &#x017F;ie zu GOTT fu&#x0364;hrete,<lb/>
1 Petr. 3, 8. welches wohl zu mercken <note place="foot" n="b">1 <hi rendition="#aq">Joh. III.</hi> 8.</note>.</p><lb/>
          <p>Sag&#x017F;t du: Jch mo&#x0364;chte in die Zelte der Mutter meines Heylands<lb/>
ins obere Jeru&#x017F;alem, als in GOttes Heiligthum eingehen?</p><lb/>
          <p>Antw. Wer mit GOTT vereinigt i&#x017F;t, JE&#x017F;um liebet, und &#x017F;eine<lb/>
Gebotte bewahret, i&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chon eine Hu&#x0364;tte GOttes, tra&#x0364;gt das<lb/>
Heiligthum in &#x017F;ich, der Vatter und Sohn machen Wohnung bey<lb/>
ihm; &#x017F;ein Leib und Seel i&#x017F;t ein Tempel deß Heiligen Gei&#x017F;tes, der ihn<lb/>
tro&#x0364;&#x017F;tet.</p><lb/>
          <p>Sag&#x017F;t du: Wer fu&#x0364;hret mich hinein?</p><lb/>
          <p>Antw. Kein anderer als der himmli&#x017F;che J&#x017F;aac, wann du ihm dein<lb/>
Hertz gib&#x017F;t, Joh. 10. 9. der Thu&#x0364;r-Hu&#x0364;ter, der Heil. Gei&#x017F;t, (der die<lb/>
Sachen Chri&#x017F;ti auf Erden &#x017F;chaffet, und ein getreuer Braut-Werber<lb/>
i&#x017F;t, der &#x017F;chon lang auf dich gewartet,) will dich gern hinein haben<lb/>
und fu&#x0364;hren. Wo wir nur fleißig zu ihm ka&#x0364;men; es i&#x017F;t &#x017F;einer Liebe<lb/>
viel daran gelegen, in dem er nicht gerne &#x017F;iehet, daß &#x017F;eine Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe<lb/>
verlohren gehen; &#x017F;olls aber ge&#x017F;chehen, daß wir ins heilige Land der<lb/>
Lebendigen hinein kommen, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir das bo&#x0364;&#x017F;e Thier den Eigen-<lb/>
will Chri&#x017F;to zur Ab&#x017F;chlachtung u&#x0364;bergeben, &#x017F;ollte es noch &#x017F;o wehe<lb/>
thun, es &#x017F;ey im Gei&#x017F;tlichen oder Leiblichen, alles muß forthin &#x017F;ein<lb/>
&#x017F;eyn, und nichts mehr un&#x017F;er.</p><lb/>
          <p>Sag&#x017F;t du: Wie mag ichs darzu bringen?</p><lb/>
          <p>Antw. Halt dich &#x017F;ta&#x0364;ts zu JE&#x017F;u ins Hertz, daß er dich ko&#x0364;nne neh-<lb/>
men, &#x017F;ich dir offenbahren, und dich mit &#x017F;ich vereinigen 1 Cor. 6, 17.<lb/>
und mit dir machen, was er will, wozu Streit und Ern&#x017F;t geho&#x0364;ret.<lb/>
Siehe, o Seele! das i&#x017F;t der Weg zu JE&#x017F;u Chri&#x017F;to, und durch<lb/>
JE&#x017F;um zum Vatter, und al&#x017F;o auch ins Land der Verhei&#x017F;&#x017F;ung: O<lb/>
GOTT ziehe mich, daß ich nichts mehr begehre mit Welt und Su&#x0364;nd<lb/>
zu &#x017F;chaffen zu haben <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">Jac. IV.</hi></note>, in der Ubergab meines gantzen Willens an dich<lb/>
verharre, und dem Gebet im Verborgenen abwarte. Schlie&#x017F;&#x017F;e Au-<lb/>
gen und Lippen zu, er&#x017F;tirb den Sinnen und bete von innen, &#x017F;o findet<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1287/1383] mit ſeiner Braut der Kirche. Antw. Das iſt eben auch GOttes Zweck, welcher will, daß al- len geholffen werde a, es iſt JEſus Chriſtus eben darum Menſch worden, und aus ſeines Vatters Hauſe aufs Feld hinausgangen, damit er des Menſchen Seel als ſeiner liebſten Braut begegnete, und hat ihrentwegen viel gelitten, damit er ſie zu GOTT fuͤhrete, 1 Petr. 3, 8. welches wohl zu mercken b. Sagſt du: Jch moͤchte in die Zelte der Mutter meines Heylands ins obere Jeruſalem, als in GOttes Heiligthum eingehen? Antw. Wer mit GOTT vereinigt iſt, JEſum liebet, und ſeine Gebotte bewahret, iſt ſelbſt ſchon eine Huͤtte GOttes, traͤgt das Heiligthum in ſich, der Vatter und Sohn machen Wohnung bey ihm; ſein Leib und Seel iſt ein Tempel deß Heiligen Geiſtes, der ihn troͤſtet. Sagſt du: Wer fuͤhret mich hinein? Antw. Kein anderer als der himmliſche Jſaac, wann du ihm dein Hertz gibſt, Joh. 10. 9. der Thuͤr-Huͤter, der Heil. Geiſt, (der die Sachen Chriſti auf Erden ſchaffet, und ein getreuer Braut-Werber iſt, der ſchon lang auf dich gewartet,) will dich gern hinein haben und fuͤhren. Wo wir nur fleißig zu ihm kaͤmen; es iſt ſeiner Liebe viel daran gelegen, in dem er nicht gerne ſiehet, daß ſeine Geſchoͤpfe verlohren gehen; ſolls aber geſchehen, daß wir ins heilige Land der Lebendigen hinein kommen, ſo muͤſſen wir das boͤſe Thier den Eigen- will Chriſto zur Abſchlachtung uͤbergeben, ſollte es noch ſo wehe thun, es ſey im Geiſtlichen oder Leiblichen, alles muß forthin ſein ſeyn, und nichts mehr unſer. Sagſt du: Wie mag ichs darzu bringen? Antw. Halt dich ſtaͤts zu JEſu ins Hertz, daß er dich koͤnne neh- men, ſich dir offenbahren, und dich mit ſich vereinigen 1 Cor. 6, 17. und mit dir machen, was er will, wozu Streit und Ernſt gehoͤret. Siehe, o Seele! das iſt der Weg zu JEſu Chriſto, und durch JEſum zum Vatter, und alſo auch ins Land der Verheiſſung: O GOTT ziehe mich, daß ich nichts mehr begehre mit Welt und Suͤnd zu ſchaffen zu haben c, in der Ubergab meines gantzen Willens an dich verharre, und dem Gebet im Verborgenen abwarte. Schlieſſe Au- gen und Lippen zu, erſtirb den Sinnen und bete von innen, ſo findet der a 2 Petr. III. 9. b 1 Joh. III. 8. c Jac. IV.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1383
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1383>, abgerufen am 25.11.2024.