§. 11. 4. JEsus will, daß du dich unverruckt zu ihm haltest, mit ihmDer vierte Articul, wandlest, in seinem Wort und Willen ruhest, mit ihm an einem Tisch essest, aus seinem Becher trinckest, ihn nicht aus deinem lieb- reichen Angedencken verliehrest; sein gesegnetes Liebes-Joch und Creu- tzes-Last tragest, wie dein HErr deinen verfluchten Sünden-Last ge- tragen: Der himmlische Vatter will, daß du Leib, Ehr und Gut mit seinem Sohn gemein habest, ist auch nichts billichers, dann nimmest du vor lieb alles zu empfahen, was JESUS ist, hat und vermag; siehest du es gern, daß dein lieber Bräutigam sein Blut vor dich vergießt, in Noth und Tod gehet; so laß dirs dagegen auch wohl gefallen, daß alles sein sey, was du bist und hast a; der Wech- sel gereut dich nimmermehr.
§. 12. Sagst du: Ach daß ich jetzt und alle Stund und Augen-Wie man sich in Stand se- tzen solle den Willen GOttes zu thun. blick meinen Willen und meine Jmagination aus allen Creaturen ausziehe, in GOTT setze und bete, seinen Willen thue von aussen und innen; so wurde mir GOTT aus ewiger Liebe und Erbarmung seinen Sohn zum Bräutigam geben, daß ich ihn innerlich könnte geniessen?
Antw. GOTT ist von Ewigkeit zu Ewigkeit gut, mithin auch jetzt in diesem Augenblick; wohlzuthun an und in uns allen ist ja seine Na- tur; seine Güte trägt dich als sein liebes Kind, Schäfflein, das sonst zu schwach und zu dumm wäre den Weg in die frohe Ewigkeit zu machen. Suche nur JESUM, biß du ihn gefunden in dir selbst; Behalte ihn denn biß in Tod, sage der Welt mit allem Ernst ab beydes innerlich und äusserlich: Handle nicht, wie viele leider thun, die GOTT nur auf gewisse Zeit suchen, und zu einer andern wieder verlassen, welches denn ein klares Zeichen, daß sie JEsum noch niemahl recht lieb gehabt haben. Eile mit starcken Tag-Rei- sen, laß dich durch kein Wetter, weder durch wiederliche noch er- freuliche Zufälle aufhalten, daß du nur je eher je besser und lieber zu dem himmlischen Jsaac kommest.
Kehre fleißig zu GOTT ein in dein Hertz, ergib deinen eigenen Sinn und Willen, in seinen allerliebsten und besten Willen, also daß er von nun an wieder mit dir könne machen, was er will: Grabe un- ermüdet nach diesem Schatz des Himmelreichs in dir, nach der Ver- mählung deiner Seelen mit Jmmanuel; ob dir GOTT die Thüren
möchte
a 1 Cor. III. 22. VI. 19. 20.
Z z z z z z z 3
mit ſeiner Braut der Kirche.
§. 11. 4. JEſus will, daß du dich unverruckt zu ihm halteſt, mit ihmDer vierte Articul, wandleſt, in ſeinem Wort und Willen ruheſt, mit ihm an einem Tiſch eſſeſt, aus ſeinem Becher trinckeſt, ihn nicht aus deinem lieb- reichen Angedencken verliehreſt; ſein geſegnetes Liebes-Joch und Creu- tzes-Laſt trageſt, wie dein HErr deinen verfluchten Suͤnden-Laſt ge- tragen: Der himmliſche Vatter will, daß du Leib, Ehr und Gut mit ſeinem Sohn gemein habeſt, iſt auch nichts billichers, dann nimmeſt du vor lieb alles zu empfahen, was JESUS iſt, hat und vermag; ſieheſt du es gern, daß dein lieber Braͤutigam ſein Blut vor dich vergießt, in Noth und Tod gehet; ſo laß dirs dagegen auch wohl gefallen, daß alles ſein ſey, was du biſt und haſt a; der Wech- ſel gereut dich nimmermehr.
§. 12. Sagſt du: Ach daß ich jetzt und alle Stund und Augen-Wie man ſich in Stand ſe- tzen ſolle den Willen GOttes zu thun. blick meinen Willen und meine Jmagination aus allen Creaturen ausziehe, in GOTT ſetze und bete, ſeinen Willen thue von auſſen und innen; ſo wurde mir GOTT aus ewiger Liebe und Erbarmung ſeinen Sohn zum Braͤutigam geben, daß ich ihn innerlich koͤnnte genieſſen?
Antw. GOTT iſt von Ewigkeit zu Ewigkeit gut, mithin auch jetzt in dieſem Augenblick; wohlzuthun an und in uns allen iſt ja ſeine Na- tur; ſeine Guͤte traͤgt dich als ſein liebes Kind, Schaͤfflein, das ſonſt zu ſchwach und zu dumm waͤre den Weg in die frohe Ewigkeit zu machen. Suche nur JESUM, biß du ihn gefunden in dir ſelbſt; Behalte ihn denn biß in Tod, ſage der Welt mit allem Ernſt ab beydes innerlich und aͤuſſerlich: Handle nicht, wie viele leider thun, die GOTT nur auf gewiſſe Zeit ſuchen, und zu einer andern wieder verlaſſen, welches denn ein klares Zeichen, daß ſie JEſum noch niemahl recht lieb gehabt haben. Eile mit ſtarcken Tag-Rei- ſen, laß dich durch kein Wetter, weder durch wiederliche noch er- freuliche Zufaͤlle aufhalten, daß du nur je eher je beſſer und lieber zu dem himmliſchen Jſaac kommeſt.
Kehre fleißig zu GOTT ein in dein Hertz, ergib deinen eigenen Sinn und Willen, in ſeinen allerliebſten und beſten Willen, alſo daß er von nun an wieder mit dir koͤnne machen, was er will: Grabe un- ermuͤdet nach dieſem Schatz des Himmelreichs in dir, nach der Ver- maͤhlung deiner Seelen mit Jmmanuel; ob dir GOTT die Thuͤren
moͤchte
a 1 Cor. III. 22. VI. 19. 20.
Z z z z z z z 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f1381"n="1285"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">mit ſeiner Braut der Kirche.</hi></fw><lb/><p>§. 11. 4. JEſus will, daß du dich unverruckt zu ihm halteſt, mit ihm<noteplace="right">Der vierte<lb/>
Articul,</note><lb/>
wandleſt, in ſeinem Wort und Willen ruheſt, mit ihm an einem<lb/>
Tiſch eſſeſt, aus ſeinem Becher trinckeſt, ihn nicht aus deinem lieb-<lb/>
reichen Angedencken verliehreſt; ſein geſegnetes Liebes-Joch und Creu-<lb/>
tzes-Laſt trageſt, wie dein HErr deinen verfluchten Suͤnden-Laſt ge-<lb/>
tragen: Der himmliſche Vatter will, daß du Leib, Ehr und Gut<lb/>
mit ſeinem Sohn gemein habeſt, iſt auch nichts billichers, dann<lb/>
nimmeſt du vor lieb alles zu empfahen, was JESUS iſt, hat und<lb/>
vermag; ſieheſt du es gern, daß dein lieber Braͤutigam ſein Blut vor<lb/>
dich vergießt, in Noth und Tod gehet; ſo laß dirs dagegen auch<lb/>
wohl gefallen, daß alles ſein ſey, was du biſt und haſt <noteplace="foot"n="a">1 <hirendition="#aq">Cor. III. 22. VI.</hi> 19. 20.</note>; der Wech-<lb/>ſel gereut dich nimmermehr.</p><lb/><p>§. 12. Sagſt du: Ach daß ich jetzt und alle Stund und Augen-<noteplace="right">Wie man<lb/>ſich in<lb/>
Stand ſe-<lb/>
tzen ſolle<lb/>
den Willen<lb/>
GOttes<lb/>
zu thun.</note><lb/>
blick meinen Willen und meine Jmagination aus allen Creaturen<lb/>
ausziehe, in GOTT ſetze und bete, ſeinen Willen thue von auſſen<lb/>
und innen; ſo wurde mir GOTT aus ewiger Liebe und Erbarmung<lb/>ſeinen Sohn zum Braͤutigam geben, daß ich ihn innerlich koͤnnte<lb/>
genieſſen?</p><lb/><p>Antw. GOTT iſt von Ewigkeit zu Ewigkeit gut, mithin auch jetzt<lb/>
in dieſem Augenblick; wohlzuthun an und in uns allen iſt ja ſeine Na-<lb/>
tur; ſeine Guͤte traͤgt dich als ſein liebes Kind, Schaͤfflein, das<lb/>ſonſt zu ſchwach und zu dumm waͤre den Weg in die frohe Ewigkeit<lb/>
zu machen. Suche nur JESUM, biß du ihn gefunden in dir<lb/>ſelbſt; Behalte ihn denn biß in Tod, ſage der Welt mit allem Ernſt<lb/>
ab beydes innerlich und aͤuſſerlich: Handle nicht, wie viele leider<lb/>
thun, die GOTT nur auf gewiſſe Zeit ſuchen, und zu einer andern<lb/>
wieder verlaſſen, welches denn ein klares Zeichen, daß ſie JEſum<lb/>
noch niemahl recht lieb gehabt haben. Eile mit ſtarcken Tag-Rei-<lb/>ſen, laß dich durch kein Wetter, weder durch wiederliche noch er-<lb/>
freuliche Zufaͤlle aufhalten, daß du nur je eher je beſſer und lieber zu<lb/>
dem himmliſchen Jſaac kommeſt.</p><lb/><p>Kehre fleißig zu GOTT ein in dein Hertz, ergib deinen eigenen<lb/>
Sinn und Willen, in ſeinen allerliebſten und beſten Willen, alſo daß<lb/>
er von nun an wieder mit dir koͤnne machen, was er will: Grabe un-<lb/>
ermuͤdet nach dieſem Schatz des Himmelreichs in dir, nach der Ver-<lb/>
maͤhlung deiner Seelen mit Jmmanuel; ob dir GOTT die Thuͤren<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z z z z z z z 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">moͤchte</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1285/1381]
mit ſeiner Braut der Kirche.
§. 11. 4. JEſus will, daß du dich unverruckt zu ihm halteſt, mit ihm
wandleſt, in ſeinem Wort und Willen ruheſt, mit ihm an einem
Tiſch eſſeſt, aus ſeinem Becher trinckeſt, ihn nicht aus deinem lieb-
reichen Angedencken verliehreſt; ſein geſegnetes Liebes-Joch und Creu-
tzes-Laſt trageſt, wie dein HErr deinen verfluchten Suͤnden-Laſt ge-
tragen: Der himmliſche Vatter will, daß du Leib, Ehr und Gut
mit ſeinem Sohn gemein habeſt, iſt auch nichts billichers, dann
nimmeſt du vor lieb alles zu empfahen, was JESUS iſt, hat und
vermag; ſieheſt du es gern, daß dein lieber Braͤutigam ſein Blut vor
dich vergießt, in Noth und Tod gehet; ſo laß dirs dagegen auch
wohl gefallen, daß alles ſein ſey, was du biſt und haſt a; der Wech-
ſel gereut dich nimmermehr.
Der vierte
Articul,
§. 12. Sagſt du: Ach daß ich jetzt und alle Stund und Augen-
blick meinen Willen und meine Jmagination aus allen Creaturen
ausziehe, in GOTT ſetze und bete, ſeinen Willen thue von auſſen
und innen; ſo wurde mir GOTT aus ewiger Liebe und Erbarmung
ſeinen Sohn zum Braͤutigam geben, daß ich ihn innerlich koͤnnte
genieſſen?
Wie man
ſich in
Stand ſe-
tzen ſolle
den Willen
GOttes
zu thun.
Antw. GOTT iſt von Ewigkeit zu Ewigkeit gut, mithin auch jetzt
in dieſem Augenblick; wohlzuthun an und in uns allen iſt ja ſeine Na-
tur; ſeine Guͤte traͤgt dich als ſein liebes Kind, Schaͤfflein, das
ſonſt zu ſchwach und zu dumm waͤre den Weg in die frohe Ewigkeit
zu machen. Suche nur JESUM, biß du ihn gefunden in dir
ſelbſt; Behalte ihn denn biß in Tod, ſage der Welt mit allem Ernſt
ab beydes innerlich und aͤuſſerlich: Handle nicht, wie viele leider
thun, die GOTT nur auf gewiſſe Zeit ſuchen, und zu einer andern
wieder verlaſſen, welches denn ein klares Zeichen, daß ſie JEſum
noch niemahl recht lieb gehabt haben. Eile mit ſtarcken Tag-Rei-
ſen, laß dich durch kein Wetter, weder durch wiederliche noch er-
freuliche Zufaͤlle aufhalten, daß du nur je eher je beſſer und lieber zu
dem himmliſchen Jſaac kommeſt.
Kehre fleißig zu GOTT ein in dein Hertz, ergib deinen eigenen
Sinn und Willen, in ſeinen allerliebſten und beſten Willen, alſo daß
er von nun an wieder mit dir koͤnne machen, was er will: Grabe un-
ermuͤdet nach dieſem Schatz des Himmelreichs in dir, nach der Ver-
maͤhlung deiner Seelen mit Jmmanuel; ob dir GOTT die Thuͤren
moͤchte
a 1 Cor. III. 22. VI. 19. 20.
Z z z z z z z 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1381>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.