werde a. Sintemahlen man in jener Welt mit eben deren Füssen getretten wird, von denen man hier als ein Gott verehret und an- gebetten worden. Die Gottseligkeit hat noch niemanden seine Au- thorität vermindert, vielmehr blitzt aus solchen theuren Regenten, die sich derselben ernstlich befleissen, ein Strahl der richterlichen Majestät Christi. Die Freundschafft eines so grossen Monarchen, wie JEsus unser souveraine höchstgebietende König ist, macht nie- mand bey jemand verkleinerlich, es seye dann bey des Teuffels Welt- vernarrten Leuten. Wer grosse Natur-Gaben, Credit und Gewalt, schöne Talent, Adel und Reichthum hat, bringt dieses alles zu Chri- sto, und wirfft es Jhme als ein Opffer mit vielem Gebett und Seuff- zen zu seinen Füssen, o was hat dieser für eine reiche Ernd der Gna- den hier auf Erden und der Herrlichkeiten dort im ewigen Leben zu gewarten! Jm übrigen sollte freylich mancher grosser Herr süssere Gemüths-Ruh im Leben und seligere Gewißheit im Tode empfinden, wenn er JEsum für seine einige Freude hielte, öffters zu seiner Au- dienz käme, und nach verrichteten schwehren Amts-Geschäfften sei- ne angenehmste Ergötzung in GOttes Gemeinschafft suchte; dann sonsten wurde ihr ewiger, von GOtt seinen Ursprung habender Geist so wenig Ruhe haben noch finden können, als wenig ein Fisch zwi- schen Sammet und Edelgesteinen sein Ruh und Wohlseyn finden kan, weilen GOttes Liebes-See des Geistes Element und Leben ist.
§. 13. Ach lasse es sich doch niemand verdrießlich fallen, diesesVermah- nung alles obige wohl zu Hertzen zu ziehen. wohl zu behertzigen, sondern dancke GOtt, wann sein von vielen Mühseligkeiten abgematteter Glaub noch die Gnaden-Kammer offen findet, daß er zu GOtt dem Vatter eingehen kan, eine Kammer vom Heil. Geist erbauet, mit dem Holtz des Lebens, das nicht ver- faulet, getäffelt, im Hertzen GOttes selbs verwahret, und auf sei- ne Weisheit und Wahrheit gegründet; da mag man sich wohl er- frischen, dann da werden alle Affecten, Begierden und Bewegun- gen sansst, rein und ruhig, auch über alles Jrrdische in deß Vat- ters Reich erhaben, ohngeachtet der äusserliche Beruff, Ammt und Stand zur Last und täglichen Ubung der Sanfftmuth, Liebe und Ge- dult beybehalten wird.
§. 14. Wie machens aber Untergebene? Nicht anderst als dieWie sich der arme und gemei- ne Mann ausrede. Fürgesetzten, dann meldet sich das ewige Liebes-Wesen weiters an bey Bürgern und Gemeinen, und will sie durch die enge Pfort in
das
aJcs. I. 31.
F
Evangelii JESU.
werde a. Sintemahlen man in jener Welt mit eben deren Fuͤſſen getretten wird, von denen man hier als ein Gott verehret und an- gebetten worden. Die Gottſeligkeit hat noch niemanden ſeine Au- thoritaͤt vermindert, vielmehr blitzt aus ſolchen theuren Regenten, die ſich derſelben ernſtlich befleiſſen, ein Strahl der richterlichen Majeſtaͤt Chriſti. Die Freundſchafft eines ſo groſſen Monarchen, wie JEſus unſer ſouveraine hoͤchſtgebietende Koͤnig iſt, macht nie- mand bey jemand verkleinerlich, es ſeye dann bey des Teuffels Welt- vernarrten Leuten. Wer groſſe Natur-Gaben, Credit und Gewalt, ſchoͤne Talent, Adel und Reichthum hat, bringt dieſes alles zu Chri- ſto, und wirfft es Jhme als ein Opffer mit vielem Gebett und Seuff- zen zu ſeinen Fuͤſſen, o was hat dieſer fuͤr eine reiche Ernd der Gna- den hier auf Erden und der Herrlichkeiten dort im ewigen Leben zu gewarten! Jm uͤbrigen ſollte freylich mancher groſſer Herr ſuͤſſere Gemuͤths-Ruh im Leben und ſeligere Gewißheit im Tode empfinden, wenn er JEſum fuͤr ſeine einige Freude hielte, oͤffters zu ſeiner Au- dienz kaͤme, und nach verrichteten ſchwehren Amts-Geſchaͤfften ſei- ne angenehmſte Ergoͤtzung in GOttes Gemeinſchafft ſuchte; dann ſonſten wurde ihr ewiger, von GOtt ſeinen Urſprung habender Geiſt ſo wenig Ruhe haben noch finden koͤnnen, als wenig ein Fiſch zwi- ſchen Sammet und Edelgeſteinen ſein Ruh und Wohlſeyn finden kan, weilen GOttes Liebes-See des Geiſtes Element und Leben iſt.
§. 13. Ach laſſe es ſich doch niemand verdrießlich fallen, dieſesVermah- nung alles obige wohl zu Hertzen zu ziehen. wohl zu behertzigen, ſondern dancke GOtt, wann ſein von vielen Muͤhſeligkeiten abgematteter Glaub noch die Gnaden-Kammer offen findet, daß er zu GOtt dem Vatter eingehen kan, eine Kammer vom Heil. Geiſt erbauet, mit dem Holtz des Lebens, das nicht ver- faulet, getaͤffelt, im Hertzen GOttes ſelbs verwahret, und auf ſei- ne Weisheit und Wahrheit gegruͤndet; da mag man ſich wohl er- friſchen, dann da werden alle Affecten, Begierden und Bewegun- gen ſanſſt, rein und ruhig, auch uͤber alles Jrrdiſche in deß Vat- ters Reich erhaben, ohngeachtet der aͤuſſerliche Beruff, Ammt und Stand zur Laſt und taͤglichen Ubung der Sanfftmuth, Liebe und Ge- dult beybehalten wird.
§. 14. Wie machens aber Untergebene? Nicht anderſt als dieWie ſich der arme und gemei- ne Mann ausrede. Fuͤrgeſetzten, dann meldet ſich das ewige Liebes-Weſen weiters an bey Buͤrgern und Gemeinen, und will ſie durch die enge Pfort in
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aJcſ. I. 31.
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Evangelii JESU.
werde a. Sintemahlen man in jener Welt mit eben deren Fuͤſſen
getretten wird, von denen man hier als ein Gott verehret und an-
gebetten worden. Die Gottſeligkeit hat noch niemanden ſeine Au-
thoritaͤt vermindert, vielmehr blitzt aus ſolchen theuren Regenten,
die ſich derſelben ernſtlich befleiſſen, ein Strahl der richterlichen
Majeſtaͤt Chriſti. Die Freundſchafft eines ſo groſſen Monarchen,
wie JEſus unſer ſouveraine hoͤchſtgebietende Koͤnig iſt, macht nie-
mand bey jemand verkleinerlich, es ſeye dann bey des Teuffels Welt-
vernarrten Leuten. Wer groſſe Natur-Gaben, Credit und Gewalt,
ſchoͤne Talent, Adel und Reichthum hat, bringt dieſes alles zu Chri-
ſto, und wirfft es Jhme als ein Opffer mit vielem Gebett und Seuff-
zen zu ſeinen Fuͤſſen, o was hat dieſer fuͤr eine reiche Ernd der Gna-
den hier auf Erden und der Herrlichkeiten dort im ewigen Leben zu
gewarten! Jm uͤbrigen ſollte freylich mancher groſſer Herr ſuͤſſere
Gemuͤths-Ruh im Leben und ſeligere Gewißheit im Tode empfinden,
wenn er JEſum fuͤr ſeine einige Freude hielte, oͤffters zu ſeiner Au-
dienz kaͤme, und nach verrichteten ſchwehren Amts-Geſchaͤfften ſei-
ne angenehmſte Ergoͤtzung in GOttes Gemeinſchafft ſuchte; dann
ſonſten wurde ihr ewiger, von GOtt ſeinen Urſprung habender Geiſt
ſo wenig Ruhe haben noch finden koͤnnen, als wenig ein Fiſch zwi-
ſchen Sammet und Edelgeſteinen ſein Ruh und Wohlſeyn finden
kan, weilen GOttes Liebes-See des Geiſtes Element und Leben iſt.
§. 13. Ach laſſe es ſich doch niemand verdrießlich fallen, dieſes
wohl zu behertzigen, ſondern dancke GOtt, wann ſein von vielen
Muͤhſeligkeiten abgematteter Glaub noch die Gnaden-Kammer offen
findet, daß er zu GOtt dem Vatter eingehen kan, eine Kammer
vom Heil. Geiſt erbauet, mit dem Holtz des Lebens, das nicht ver-
faulet, getaͤffelt, im Hertzen GOttes ſelbs verwahret, und auf ſei-
ne Weisheit und Wahrheit gegruͤndet; da mag man ſich wohl er-
friſchen, dann da werden alle Affecten, Begierden und Bewegun-
gen ſanſſt, rein und ruhig, auch uͤber alles Jrrdiſche in deß Vat-
ters Reich erhaben, ohngeachtet der aͤuſſerliche Beruff, Ammt und
Stand zur Laſt und taͤglichen Ubung der Sanfftmuth, Liebe und Ge-
dult beybehalten wird.
Vermah-
nung alles
obige
wohl zu
Hertzen
zu ziehen.
§. 14. Wie machens aber Untergebene? Nicht anderſt als die
Fuͤrgeſetzten, dann meldet ſich das ewige Liebes-Weſen weiters an
bey Buͤrgern und Gemeinen, und will ſie durch die enge Pfort in
das
Wie ſich
der arme
und gemei-
ne Mann
ausrede.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/137>, abgerufen am 25.11.2024.
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