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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die geistliche Vermählung JEsu
sie auf, und er sprach: Erlasset mich zu meinem HErrn. Nach dem nun
auf oberzehlte Weise der Bund mit Satan und Welt gebrochen und
dagegen mit dem ewigen GOtt aufgerichtet und geschlossen ist: da
ists billich daß man ein Freuden-Fest anstelle; doch ist dieses noch
nicht das Hochzeitliche Abendmal des Lamms a, sondern es ist nur
noch das beyderseitige Vergnügen des Anwerbers und der Braut,
daß jener so glückseelig gewesen, eine Seele Christo zu vertrauen und
diese mit Absagung alles andern Christi eigen zu seyn gantz und gar.

Wo nun diese bey der Jugend vorgehet, da kan ein Prediger das
heilige Abendmal wol erlauben und sich mit Freuden samt einem
GOtt gewonnenen Jüngling oder Jungfrauen an Christi Tisch se-
tzen, sein Fleisch essen und sein Blut trincken und dadurch Christi
Aufferstehungs Leib anziehen, zumalen man das Hochzeitliche Kleid
aus denen unergründlichen Heils-Schätzen allbereit darauf hier em-
pfangen; durch welches Mahl denn der mit Christo zu aller Treue
auf ewig verbundenen Seelen das Reich, sein Testament, darinn sie
zu einer Mit-Erbin Christi bey der Ehe-Verkommniß und Abrede ein-
gesetzt wird versiglet und bestätiget; da isset sie von gleicher Speise
mit GOtt dem Vatter und allen seinen wahren Freunden, zumah-
len JEsus der gecreutzigte GOttes köstlichste und einige Speise ist;
und trincket eben den Tranck, welches ist die Freude, Ruhe und
Seeligkeit des Heil. Geistes b. Dieses gewinnt eine Seel, die JE-
sum, sein Creutz und Gaben annimmt. So bald man keinen frem-
den GOtt mehr anbettet und JEsus der alleinige GOtt des Her-
tzens ist, so heißts alsobald thue den Mund weit auf, so will ich ihn
füllen, alsdann wird die Seele mit Weitzen und Honig gesättiget c.
O daß doch nur die geistliche Braut-Werber sich weder Müh noch
Kosten dauren liessen, sondern alles überall an die Seelen spendirten
um ihre Hertzen zuerobern und das Ja-Wort für JEsu zu bekom-
men; sie wurdens gewißlich in dem unsäglichen süssen Vergnügen
reichlich wieder einbringen: ist doch eine Cron noch wol eines
goldenen Geschmeids und einer zwey hundert stündigen Reise werth d.

Samt den Männern: Wer mitreiset, der geniessets auch mit e.
Wer JEsu Reiß-Gefehrte ist und wandelt wie er gewandelt hat f,
der wird eben an den Ort kommen wo er von denen heiligen En-

geln
a Apoc. XIX. 7. 9.
b Ps. XXIII.
c Ps. LXXXI. 9 17.
d 1 Thes.
19. Phil. IV.
1.
e Joh. XII. 26, 28-39.
f 1 Joh. II. 6.

Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
ſie auf, und er ſprach: Erlaſſet mich zu meinem HErrn. Nach dem nun
auf oberzehlte Weiſe der Bund mit Satan und Welt gebrochen und
dagegen mit dem ewigen GOtt aufgerichtet und geſchloſſen iſt: da
iſts billich daß man ein Freuden-Feſt anſtelle; doch iſt dieſes noch
nicht das Hochzeitliche Abendmal des Lamms a, ſondern es iſt nur
noch das beyderſeitige Vergnuͤgen des Anwerbers und der Braut,
daß jener ſo gluͤckſeelig geweſen, eine Seele Chriſto zu vertrauen und
dieſe mit Abſagung alles andern Chriſti eigen zu ſeyn gantz und gar.

Wo nun dieſe bey der Jugend vorgehet, da kan ein Prediger das
heilige Abendmal wol erlauben und ſich mit Freuden ſamt einem
GOtt gewonnenen Juͤngling oder Jungfrauen an Chriſti Tiſch ſe-
tzen, ſein Fleiſch eſſen und ſein Blut trincken und dadurch Chriſti
Aufferſtehungs Leib anziehen, zumalen man das Hochzeitliche Kleid
aus denen unergruͤndlichen Heils-Schaͤtzen allbereit darauf hier em-
pfangen; durch welches Mahl denn der mit Chriſto zu aller Treue
auf ewig verbundenen Seelen das Reich, ſein Teſtament, darinn ſie
zu einer Mit-Erbin Chriſti bey der Ehe-Verkommniß und Abrede ein-
geſetzt wird verſiglet und beſtaͤtiget; da iſſet ſie von gleicher Speiſe
mit GOtt dem Vatter und allen ſeinen wahren Freunden, zumah-
len JEſus der gecreutzigte GOttes koͤſtlichſte und einige Speiſe iſt;
und trincket eben den Tranck, welches iſt die Freude, Ruhe und
Seeligkeit des Heil. Geiſtes b. Dieſes gewinnt eine Seel, die JE-
ſum, ſein Creutz und Gaben annimmt. So bald man keinen frem-
den GOtt mehr anbettet und JEſus der alleinige GOtt des Her-
tzens iſt, ſo heißts alſobald thue den Mund weit auf, ſo will ich ihn
fuͤllen, alsdann wird die Seele mit Weitzen und Honig geſaͤttiget c.
O daß doch nur die geiſtliche Braut-Werber ſich weder Muͤh noch
Koſten dauren lieſſen, ſondern alles uͤberall an die Seelen ſpendirten
um ihre Hertzen zuerobern und das Ja-Wort fuͤr JEſu zu bekom-
men; ſie wurdens gewißlich in dem unſaͤglichen ſuͤſſen Vergnuͤgen
reichlich wieder einbringen: iſt doch eine Cron noch wol eines
goldenen Geſchmeids und einer zwey hundert ſtuͤndigen Reiſe werth d.

Samt den Maͤnnern: Wer mitreiſet, der genieſſets auch mit e.
Wer JEſu Reiß-Gefehrte iſt und wandelt wie er gewandelt hat f,
der wird eben an den Ort kommen wo er von denen heiligen En-

geln
a Apoc. XIX. 7. 9.
b Pſ. XXIII.
c Pſ. LXXXI. 9 17.
d 1 Theſ.
19. Phil. IV.
1.
e Joh. XII. 26, 28-39.
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[1258/1354] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu ſie auf, und er ſprach: Erlaſſet mich zu meinem HErrn. Nach dem nun auf oberzehlte Weiſe der Bund mit Satan und Welt gebrochen und dagegen mit dem ewigen GOtt aufgerichtet und geſchloſſen iſt: da iſts billich daß man ein Freuden-Feſt anſtelle; doch iſt dieſes noch nicht das Hochzeitliche Abendmal des Lamms a, ſondern es iſt nur noch das beyderſeitige Vergnuͤgen des Anwerbers und der Braut, daß jener ſo gluͤckſeelig geweſen, eine Seele Chriſto zu vertrauen und dieſe mit Abſagung alles andern Chriſti eigen zu ſeyn gantz und gar. Wo nun dieſe bey der Jugend vorgehet, da kan ein Prediger das heilige Abendmal wol erlauben und ſich mit Freuden ſamt einem GOtt gewonnenen Juͤngling oder Jungfrauen an Chriſti Tiſch ſe- tzen, ſein Fleiſch eſſen und ſein Blut trincken und dadurch Chriſti Aufferſtehungs Leib anziehen, zumalen man das Hochzeitliche Kleid aus denen unergruͤndlichen Heils-Schaͤtzen allbereit darauf hier em- pfangen; durch welches Mahl denn der mit Chriſto zu aller Treue auf ewig verbundenen Seelen das Reich, ſein Teſtament, darinn ſie zu einer Mit-Erbin Chriſti bey der Ehe-Verkommniß und Abrede ein- geſetzt wird verſiglet und beſtaͤtiget; da iſſet ſie von gleicher Speiſe mit GOtt dem Vatter und allen ſeinen wahren Freunden, zumah- len JEſus der gecreutzigte GOttes koͤſtlichſte und einige Speiſe iſt; und trincket eben den Tranck, welches iſt die Freude, Ruhe und Seeligkeit des Heil. Geiſtes b. Dieſes gewinnt eine Seel, die JE- ſum, ſein Creutz und Gaben annimmt. So bald man keinen frem- den GOtt mehr anbettet und JEſus der alleinige GOtt des Her- tzens iſt, ſo heißts alſobald thue den Mund weit auf, ſo will ich ihn fuͤllen, alsdann wird die Seele mit Weitzen und Honig geſaͤttiget c. O daß doch nur die geiſtliche Braut-Werber ſich weder Muͤh noch Koſten dauren lieſſen, ſondern alles uͤberall an die Seelen ſpendirten um ihre Hertzen zuerobern und das Ja-Wort fuͤr JEſu zu bekom- men; ſie wurdens gewißlich in dem unſaͤglichen ſuͤſſen Vergnuͤgen reichlich wieder einbringen: iſt doch eine Cron noch wol eines goldenen Geſchmeids und einer zwey hundert ſtuͤndigen Reiſe werth d. Samt den Maͤnnern: Wer mitreiſet, der genieſſets auch mit e. Wer JEſu Reiß-Gefehrte iſt und wandelt wie er gewandelt hat f, der wird eben an den Ort kommen wo er von denen heiligen En- geln a Apoc. XIX. 7. 9. b Pſ. XXIII. c Pſ. LXXXI. 9 17. d 1 Theſ. 19. Phil. IV. 1. e Joh. XII. 26, 28-39. f 1 Joh. II. 6.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1354>, abgerufen am 22.11.2024.