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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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mit seiner Braut der Kirche.
se, um am Tage seiner herrlichen Offenbahrung als eine reine Jung-
frau ihme dargestellt zu werden; Dergleichen Seelen sind heutigs
Tags gar dünn gesäet, und muß man offt weite Reisen thun ehe
man dergleichen antreffe; nach Ost und West, und wer weißt ob man
nicht auch 200. Stund machen müßte. Doch werden Christi Engel,
wann der Hochzeit-Tag bald im Anbruch ist seine Auserkohrne sam-
meln von allen vier Winden des Himmels. Summa, was köstlich
ist findt man nicht leicht und nicht allenthalben, aber man darf als-
dann mit der Sach vor Monarchen erscheinen: Mit Perlen, nicht
aber mit Kiselsteinen. Schließlich ist zu besorgen, es werde
mancher ungebettener Braut-Werber in Christi Zukunfft ein Zittern
ankommen, und Schmertzen wie eine Gebährerin, wann unter so vie-
len Hauffen und zahlreicher Menge keine Rebecca, keine Esther ge-
funden wird, die dem König gefallen möge.

Man bedencke doch nur, wer GOTT der Vatter seye, der die
Hochzeit-Bitter sendet? was sein Geschlecht vor Leute seyen? Wer
der Sohn GOttes seye, der mit einer Gespons versehen und be-
friedigt werden soll: Gewiß! wer der Sach recht nachsinnet, treibt
dieses Werck mit Forcht und grossem Zittern wie Paulus, der eine
innerlich druckende Hertzens-Angst dabey hatte, und auswendig
Schrecken a.

O JESU Hertzog der Seligkeit! Wer ist hiezu tüchtig? O
erbarmender Menschen-Freund! ach seye du doch selbst alles in die-
sem unendlich wichtigen Geschäffte. Leite, führe, stärcke, segne du
uns! Ach gehe du vor uns her, so wirds gelingen, sonst nimmer-
mehr:

Komm o komm du Geist deß Lebens,
Wahrer GOTT von Ewigkeit!
Deine Krafft sey nicht vergebens,
Sie erfüll uns jederzeit.
So wird Geist und Liecht und Schein
Jn dem duncklen Hertzen seyn.

Freylich schrecket dieses Beding insonderheit viele ab das Ja-
Wort zu geben, nehmlich daß man nicht von der Welt seye Joh. 15.
besonders einen Sonderling b, vor die Rechtschaffenen aber ists
nicht der mindste Beweggrund das Ja zu geben, eben darum weil

JESUS
a 1 Cor. II. 3. 2 Cor. IV. 8. VII. 4. 5.
b 2 Cor. VI. 17. 2 Tim. II. 21.
T t t t t t t

mit ſeiner Braut der Kirche.
ſe, um am Tage ſeiner herrlichen Offenbahrung als eine reine Jung-
frau ihme dargeſtellt zu werden; Dergleichen Seelen ſind heutigs
Tags gar duͤnn geſaͤet, und muß man offt weite Reiſen thun ehe
man dergleichen antreffe; nach Oſt und Weſt, und wer weißt ob man
nicht auch 200. Stund machen muͤßte. Doch werden Chriſti Engel,
wann der Hochzeit-Tag bald im Anbruch iſt ſeine Auserkohrne ſam-
meln von allen vier Winden des Himmels. Summa, was koͤſtlich
iſt findt man nicht leicht und nicht allenthalben, aber man darf als-
dann mit der Sach vor Monarchen erſcheinen: Mit Perlen, nicht
aber mit Kiſelſteinen. Schließlich iſt zu beſorgen, es werde
mancher ungebettener Braut-Werber in Chriſti Zukunfft ein Zittern
ankommen, und Schmertzen wie eine Gebaͤhrerin, wann unter ſo vie-
len Hauffen und zahlreicher Menge keine Rebecca, keine Eſther ge-
funden wird, die dem Koͤnig gefallen moͤge.

Man bedencke doch nur, wer GOTT der Vatter ſeye, der die
Hochzeit-Bitter ſendet? was ſein Geſchlecht vor Leute ſeyen? Wer
der Sohn GOttes ſeye, der mit einer Geſpons verſehen und be-
friedigt werden ſoll: Gewiß! wer der Sach recht nachſinnet, treibt
dieſes Werck mit Forcht und groſſem Zittern wie Paulus, der eine
innerlich druckende Hertzens-Angſt dabey hatte, und auswendig
Schrecken a.

O JESU Hertzog der Seligkeit! Wer iſt hiezu tuͤchtig? O
erbarmender Menſchen-Freund! ach ſeye du doch ſelbſt alles in die-
ſem unendlich wichtigen Geſchaͤffte. Leite, fuͤhre, ſtaͤrcke, ſegne du
uns! Ach gehe du vor uns her, ſo wirds gelingen, ſonſt nimmer-
mehr:

Komm o komm du Geiſt deß Lebens,
Wahrer GOTT von Ewigkeit!
Deine Krafft ſey nicht vergebens,
Sie erfuͤll uns jederzeit.
So wird Geiſt und Liecht und Schein
Jn dem duncklen Hertzen ſeyn.

Freylich ſchrecket dieſes Beding inſonderheit viele ab das Ja-
Wort zu geben, nehmlich daß man nicht von der Welt ſeye Joh. 15.
beſonders einen Sonderling b, vor die Rechtſchaffenen aber iſts
nicht der mindſte Beweggrund das Ja zu geben, eben darum weil

JESUS
a 1 Cor. II. 3. 2 Cor. IV. 8. VII. 4. 5.
b 2 Cor. VI. 17. 2 Tim. II. 21.
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[1249/1345] mit ſeiner Braut der Kirche. ſe, um am Tage ſeiner herrlichen Offenbahrung als eine reine Jung- frau ihme dargeſtellt zu werden; Dergleichen Seelen ſind heutigs Tags gar duͤnn geſaͤet, und muß man offt weite Reiſen thun ehe man dergleichen antreffe; nach Oſt und Weſt, und wer weißt ob man nicht auch 200. Stund machen muͤßte. Doch werden Chriſti Engel, wann der Hochzeit-Tag bald im Anbruch iſt ſeine Auserkohrne ſam- meln von allen vier Winden des Himmels. Summa, was koͤſtlich iſt findt man nicht leicht und nicht allenthalben, aber man darf als- dann mit der Sach vor Monarchen erſcheinen: Mit Perlen, nicht aber mit Kiſelſteinen. Schließlich iſt zu beſorgen, es werde mancher ungebettener Braut-Werber in Chriſti Zukunfft ein Zittern ankommen, und Schmertzen wie eine Gebaͤhrerin, wann unter ſo vie- len Hauffen und zahlreicher Menge keine Rebecca, keine Eſther ge- funden wird, die dem Koͤnig gefallen moͤge. Man bedencke doch nur, wer GOTT der Vatter ſeye, der die Hochzeit-Bitter ſendet? was ſein Geſchlecht vor Leute ſeyen? Wer der Sohn GOttes ſeye, der mit einer Geſpons verſehen und be- friedigt werden ſoll: Gewiß! wer der Sach recht nachſinnet, treibt dieſes Werck mit Forcht und groſſem Zittern wie Paulus, der eine innerlich druckende Hertzens-Angſt dabey hatte, und auswendig Schrecken a. O JESU Hertzog der Seligkeit! Wer iſt hiezu tuͤchtig? O erbarmender Menſchen-Freund! ach ſeye du doch ſelbſt alles in die- ſem unendlich wichtigen Geſchaͤffte. Leite, fuͤhre, ſtaͤrcke, ſegne du uns! Ach gehe du vor uns her, ſo wirds gelingen, ſonſt nimmer- mehr: Komm o komm du Geiſt deß Lebens, Wahrer GOTT von Ewigkeit! Deine Krafft ſey nicht vergebens, Sie erfuͤll uns jederzeit. So wird Geiſt und Liecht und Schein Jn dem duncklen Hertzen ſeyn. Freylich ſchrecket dieſes Beding inſonderheit viele ab das Ja- Wort zu geben, nehmlich daß man nicht von der Welt ſeye Joh. 15. beſonders einen Sonderling b, vor die Rechtſchaffenen aber iſts nicht der mindſte Beweggrund das Ja zu geben, eben darum weil JESUS a 1 Cor. II. 3. 2 Cor. IV. 8. VII. 4. 5. b 2 Cor. VI. 17. 2 Tim. II. 21. T t t t t t t

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1345>, abgerufen am 22.11.2024.