Herrlichkeit ins Hertz hinein reitet auf dem Wort der Warheit a! Was bißweilen vor ein Triumph-Gepräng, Freuden-Geschrey, Jauch- tzen, Singen, Loben und jubilierendes Frolocken dabey vorgehe, was vor ein Harffenspiel, Drommeten-Klang und Schall der Po- saunen, wissen diejenige, so es erfahren, und daß solch himmlisch- Freuden-Spiel keine Fantasey seye, beweisen die Göttliche Psalmen Davids b, das Halleluja c. Da werden die unausforschliche Reich- thümer Christi und Güter deß H. Geistes, so die Verheissungen ge- bracht haben, bekannt und offenbahr, man wigt und beschauet sie: es wäre eine Grobheit und Unbarmhertzigkeit gegen die Verheissun- gen, wann man sie da mit ihren Centner-schweren Ladungen stehen liesse, und ihnen nicht abnähme, was sie bringen, und sie mit Glau- bens-Regungen fütterte, welches sehr köstlich Stroh ist, sintemahl das Weitzen-Körnlein JESUS darauf wächßt d, dadurch denn die Verheissungen recht belebet und gestärcket werden, nachdem sie so genug auf der Welt herumgegangen, und man sie fast vor allen Häu- sern, Städten und Dörffern vorbey streichen lassen mit allen ihren Seligkeiten.
Nach dem sich auch JESUS gleich müd gesucht eine Braut auf Erden zu finden, o wie ist ihm das ein Balsam-Oel, eine Erfri- schung, ein Hertz gefunden zu haben, das sich ihme samt seinen Hei- ligen Aposteln und Propheten gantz aufthut, also daß es von allem Willen GOttes nicht ein Jota, Tittel oder Düpflein aufzulösen gedencket e, o da badet JESUS seine müden Füsse im Malvasier! es würde Elieser verdrossen haben, wann Laban einen einigen Mann von seiner Suite, oder Gefolg hätte lassen draussen stehen; aber das thut Laban oder die Begierde nach JEsu ähnlicher Heiligkeit nicht, der Braut sind alle Kinder GOttes, (sie seyen ihres Sinnes oder nicht, und ha- ben noch so der Natur unerträgliche Manieren) und alle Tugenden, auch die so Haß und Ungunst übern Halß ziehen, eine wie die ande- re willkomm, eben darum, weilen sie mit JESU Christo kom- men.
Es hat die Erde oder irrdisch-gesinnte Christenheit viel Staubs Christo und seinen Aposteln an die Füsse gehengt, (welcher dermah- leneins auf ihre Köpfe abgeschüttelt werden soll) mit ihren finsteren
Erklärun-
aPs. XLV. 5.
bPs. XCVI. 11. 12.
cPs. CXLVIII. Ps. LXVIII. 4. 5. 25. 26.
dJoh. XII.
eMatth. V. 17-19.
S s s s s s s 3
mit ſeiner Braut der Kirche.
Herrlichkeit ins Hertz hinein reitet auf dem Wort der Warheit a! Was bißweilen vor ein Triumph-Gepraͤng, Freuden-Geſchrey, Jauch- tzen, Singen, Loben und jubilierendes Frolocken dabey vorgehe, was vor ein Harffenſpiel, Drommeten-Klang und Schall der Po- ſaunen, wiſſen diejenige, ſo es erfahren, und daß ſolch himmliſch- Freuden-Spiel keine Fantaſey ſeye, beweiſen die Goͤttliche Pſalmen Davids b, das Halleluja c. Da werden die unausforſchliche Reich- thuͤmer Chriſti und Guͤter deß H. Geiſtes, ſo die Verheiſſungen ge- bracht haben, bekannt und offenbahr, man wigt und beſchauet ſie: es waͤre eine Grobheit und Unbarmhertzigkeit gegen die Verheiſſun- gen, wann man ſie da mit ihren Centner-ſchweren Ladungen ſtehen lieſſe, und ihnen nicht abnaͤhme, was ſie bringen, und ſie mit Glau- bens-Regungen fuͤtterte, welches ſehr koͤſtlich Stroh iſt, ſintemahl das Weitzen-Koͤrnlein JESUS darauf waͤchßt d, dadurch denn die Verheiſſungen recht belebet und geſtaͤrcket werden, nachdem ſie ſo genug auf der Welt herumgegangen, und man ſie faſt vor allen Haͤu- ſern, Staͤdten und Doͤrffern vorbey ſtreichen laſſen mit allen ihren Seligkeiten.
Nach dem ſich auch JESUS gleich muͤd geſucht eine Braut auf Erden zu finden, o wie iſt ihm das ein Balſam-Oel, eine Erfri- ſchung, ein Hertz gefunden zu haben, das ſich ihme ſamt ſeinen Hei- ligen Apoſteln und Propheten gantz aufthut, alſo daß es von allem Willen GOttes nicht ein Jota, Tittel oder Duͤpflein aufzuloͤſen gedencket e, o da badet JESUS ſeine muͤden Fuͤſſe im Malvaſier! es wuͤrde Elieſer verdroſſen haben, wann Laban einen einigen Mann von ſeiner Suite, oder Gefolg haͤtte laſſen drauſſen ſtehen; aber das thut Laban oder die Begierde nach JEſu aͤhnlicher Heiligkeit nicht, der Braut ſind alle Kinder GOttes, (ſie ſeyen ihres Sinnes oder nicht, und ha- ben noch ſo der Natur unertraͤgliche Manieren) und alle Tugenden, auch die ſo Haß und Ungunſt uͤbern Halß ziehen, eine wie die ande- re willkomm, eben darum, weilen ſie mit JESU Chriſto kom- men.
Es hat die Erde oder irrdiſch-geſinnte Chriſtenheit viel Staubs Chriſto und ſeinen Apoſteln an die Fuͤſſe gehengt, (welcher dermah- leneins auf ihre Koͤpfe abgeſchuͤttelt werden ſoll) mit ihren finſteren
Erklaͤrun-
aPſ. XLV. 5.
bPſ. XCVI. 11. 12.
cPſ. CXLVIII. Pſ. LXVIII. 4. 5. 25. 26.
dJoh. XII.
eMatth. V. 17-19.
S s s s s s s 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1341"n="1245"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">mit ſeiner Braut der Kirche.</hi></fw><lb/>
Herrlichkeit ins Hertz hinein reitet auf dem Wort der Warheit <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Pſ. XLV.</hi> 5.</note>!<lb/>
Was bißweilen vor ein Triumph-Gepraͤng, Freuden-Geſchrey, Jauch-<lb/>
tzen, Singen, Loben und jubilierendes Frolocken dabey vorgehe,<lb/>
was vor ein Harffenſpiel, Drommeten-Klang und Schall der Po-<lb/>ſaunen, wiſſen diejenige, ſo es erfahren, und daß ſolch himmliſch-<lb/>
Freuden-Spiel keine Fantaſey ſeye, beweiſen die Goͤttliche Pſalmen<lb/>
Davids <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">P</hi>ſ. XCVI.</hi> 11. 12.</note>, das Halleluja <noteplace="foot"n="c"><hirendition="#aq">Pſ. CXLVIII. Pſ. LXVIII.</hi> 4. 5.<lb/>
25. 26.</note>. Da werden die unausforſchliche Reich-<lb/>
thuͤmer Chriſti und Guͤter deß H. Geiſtes, ſo die Verheiſſungen ge-<lb/>
bracht haben, bekannt und offenbahr, man wigt und beſchauet ſie:<lb/>
es waͤre eine Grobheit und Unbarmhertzigkeit gegen die Verheiſſun-<lb/>
gen, wann man ſie da mit ihren Centner-ſchweren Ladungen ſtehen<lb/>
lieſſe, und ihnen nicht abnaͤhme, was ſie bringen, und ſie mit Glau-<lb/>
bens-Regungen fuͤtterte, welches ſehr koͤſtlich Stroh iſt, ſintemahl<lb/>
das Weitzen-Koͤrnlein JESUS darauf waͤchßt <noteplace="foot"n="d"><hirendition="#aq">Joh. XII.</hi></note>, dadurch denn die<lb/>
Verheiſſungen recht belebet und geſtaͤrcket werden, nachdem ſie ſo<lb/>
genug auf der Welt herumgegangen, und man ſie faſt vor allen Haͤu-<lb/>ſern, Staͤdten und Doͤrffern vorbey ſtreichen laſſen mit allen ihren<lb/>
Seligkeiten.</p><lb/><p>Nach dem ſich auch JESUS gleich muͤd geſucht eine Braut auf<lb/>
Erden zu finden, o wie iſt ihm das ein Balſam-Oel, eine Erfri-<lb/>ſchung, ein Hertz gefunden zu haben, das ſich ihme ſamt ſeinen Hei-<lb/>
ligen Apoſteln und Propheten gantz aufthut, alſo daß es von allem<lb/>
Willen GOttes nicht ein Jota, Tittel oder Duͤpflein aufzuloͤſen<lb/>
gedencket <noteplace="foot"n="e"><hirendition="#aq">Matth. V.</hi> 17-19.</note>, o da badet JESUS ſeine muͤden Fuͤſſe im Malvaſier!<lb/>
es wuͤrde Elieſer verdroſſen haben, wann Laban einen einigen Mann<lb/>
von ſeiner Suite, oder Gefolg haͤtte laſſen drauſſen ſtehen; aber das thut<lb/>
Laban oder die Begierde nach JEſu aͤhnlicher Heiligkeit nicht, der Braut<lb/>ſind alle Kinder GOttes, (ſie ſeyen ihres Sinnes oder nicht, und ha-<lb/>
ben noch ſo der Natur unertraͤgliche Manieren) und alle Tugenden,<lb/>
auch die ſo Haß und Ungunſt uͤbern Halß ziehen, eine wie die ande-<lb/>
re willkomm, eben darum, weilen ſie mit JESU Chriſto kom-<lb/>
men.</p><lb/><p>Es hat die Erde oder irrdiſch-geſinnte Chriſtenheit viel Staubs<lb/>
Chriſto und ſeinen Apoſteln an die Fuͤſſe gehengt, (welcher dermah-<lb/>
leneins auf ihre Koͤpfe abgeſchuͤttelt werden ſoll) mit ihren finſteren<lb/><fwplace="bottom"type="sig">S s s s s s s 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Erklaͤrun-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1245/1341]
mit ſeiner Braut der Kirche.
Herrlichkeit ins Hertz hinein reitet auf dem Wort der Warheit a!
Was bißweilen vor ein Triumph-Gepraͤng, Freuden-Geſchrey, Jauch-
tzen, Singen, Loben und jubilierendes Frolocken dabey vorgehe,
was vor ein Harffenſpiel, Drommeten-Klang und Schall der Po-
ſaunen, wiſſen diejenige, ſo es erfahren, und daß ſolch himmliſch-
Freuden-Spiel keine Fantaſey ſeye, beweiſen die Goͤttliche Pſalmen
Davids b, das Halleluja c. Da werden die unausforſchliche Reich-
thuͤmer Chriſti und Guͤter deß H. Geiſtes, ſo die Verheiſſungen ge-
bracht haben, bekannt und offenbahr, man wigt und beſchauet ſie:
es waͤre eine Grobheit und Unbarmhertzigkeit gegen die Verheiſſun-
gen, wann man ſie da mit ihren Centner-ſchweren Ladungen ſtehen
lieſſe, und ihnen nicht abnaͤhme, was ſie bringen, und ſie mit Glau-
bens-Regungen fuͤtterte, welches ſehr koͤſtlich Stroh iſt, ſintemahl
das Weitzen-Koͤrnlein JESUS darauf waͤchßt d, dadurch denn die
Verheiſſungen recht belebet und geſtaͤrcket werden, nachdem ſie ſo
genug auf der Welt herumgegangen, und man ſie faſt vor allen Haͤu-
ſern, Staͤdten und Doͤrffern vorbey ſtreichen laſſen mit allen ihren
Seligkeiten.
Nach dem ſich auch JESUS gleich muͤd geſucht eine Braut auf
Erden zu finden, o wie iſt ihm das ein Balſam-Oel, eine Erfri-
ſchung, ein Hertz gefunden zu haben, das ſich ihme ſamt ſeinen Hei-
ligen Apoſteln und Propheten gantz aufthut, alſo daß es von allem
Willen GOttes nicht ein Jota, Tittel oder Duͤpflein aufzuloͤſen
gedencket e, o da badet JESUS ſeine muͤden Fuͤſſe im Malvaſier!
es wuͤrde Elieſer verdroſſen haben, wann Laban einen einigen Mann
von ſeiner Suite, oder Gefolg haͤtte laſſen drauſſen ſtehen; aber das thut
Laban oder die Begierde nach JEſu aͤhnlicher Heiligkeit nicht, der Braut
ſind alle Kinder GOttes, (ſie ſeyen ihres Sinnes oder nicht, und ha-
ben noch ſo der Natur unertraͤgliche Manieren) und alle Tugenden,
auch die ſo Haß und Ungunſt uͤbern Halß ziehen, eine wie die ande-
re willkomm, eben darum, weilen ſie mit JESU Chriſto kom-
men.
Es hat die Erde oder irrdiſch-geſinnte Chriſtenheit viel Staubs
Chriſto und ſeinen Apoſteln an die Fuͤſſe gehengt, (welcher dermah-
leneins auf ihre Koͤpfe abgeſchuͤttelt werden ſoll) mit ihren finſteren
Erklaͤrun-
a Pſ. XLV. 5.
b Pſ. XCVI. 11. 12.
c Pſ. CXLVIII. Pſ. LXVIII. 4. 5.
25. 26.
d Joh. XII.
e Matth. V. 17-19.
S s s s s s s 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1341>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.