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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die geistliche Vermählung JEsu
bete? Wo du nicht in mich hinein kommest: ich mag lange dichten
und trachten, so lange du draussen bist, so ist mir so wenig geholf-
fen zur Hertzens-Beschneidung, Reinigung, Ruhe, Seeligkeit, als
die Wolcken- und Feuer-Säule, und alle Ausbrüche und Erscheinun-
gen der Herrlichkeit denen Jsraeliten dazu geholffen. Derowegen
flehe ich dir:

Mein Freund komm doch zu mir,
Jch sehne mich nach dir,
Du stehst verborgen.
Ach komm, befrey das Hertz
Von Sünden, Forcht und Schmertz
Und allen Sorgen.

Dann ich habe das Haus geraumet. Jch sage ab allem was ich hab,
und was ich bin, ich will kein Schlänglein mehr in meinem Busen
verbergen, mein allerinnigster Hertzens-Wunsch ist, daß fein gar
nichts in mir bleibe, das die Augen deiner Majestät erbittern möch-
te; O wie sehr verlange ich, daß nur dein Wort der Wahrheit in
meinem Verstand scheine, nur deine Liebe in meinem Willen lebe,
nur deine Ehrforcht, Weißheit und Sanfftmuth in meinen Affecten,
nur dein Verdienst und Erlösung in meinem Gewissen, nur deine
Gnaden-Wercke und Wohlthaten in meiner Gedächtniß, nur der
Glaube an dich in allen meinen Wegen.

Und den Ort für die Kameelen. Die Verheissungen sind gar zu groß
und hoch, erfordern einen weiten Raum, derowegen es billich ist,
daß man derselben insbesondere Meldung thue: die Seel will sagen,
der himmlische Vatter hat durch seinen Gnaden-Zug mein Hertz so
mächtig erweitert, daß auch deinen hoch-theueren Verheissungen ei-
ne Stätte darinnen bereitet ist. Mancher hätte die Sünd in Heil.
Geist nicht begangen, wann er also gehandelt hätte, sein Hauß
nicht lähr gelassen, sondern JESUM und seinen Geist hinein genö-
Eine un-
aussprech-
liche Freud
ist daselb-
sten, wo
JEsus
einkehret.
thiget hätte.

§. 12. v. 32. Da gieng der Mann ins Hauß, und man sattelte die Kamele ab,
und man gab den Kamelen Stroh und Futter, und Wasser zu waschen sei-
ne Füsse, und die Füsse seiner Männer, so mit ihm waren. Da gieng der
Mann ins Hauß.
O glückseliger Tag, an welchem der König der

Herrlich-

Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
bete? Wo du nicht in mich hinein kommeſt: ich mag lange dichten
und trachten, ſo lange du drauſſen biſt, ſo iſt mir ſo wenig geholf-
fen zur Hertzens-Beſchneidung, Reinigung, Ruhe, Seeligkeit, als
die Wolcken- und Feuer-Saͤule, und alle Ausbruͤche und Erſcheinun-
gen der Herrlichkeit denen Jſraeliten dazu geholffen. Derowegen
flehe ich dir:

Mein Freund komm doch zu mir,
Jch ſehne mich nach dir,
Du ſtehſt verborgen.
Ach komm, befrey das Hertz
Von Suͤnden, Forcht und Schmertz
Und allen Sorgen.

Dann ich habe das Haus geraumet. Jch ſage ab allem was ich hab,
und was ich bin, ich will kein Schlaͤnglein mehr in meinem Buſen
verbergen, mein allerinnigſter Hertzens-Wunſch iſt, daß fein gar
nichts in mir bleibe, das die Augen deiner Majeſtaͤt erbittern moͤch-
te; O wie ſehr verlange ich, daß nur dein Wort der Wahrheit in
meinem Verſtand ſcheine, nur deine Liebe in meinem Willen lebe,
nur deine Ehrforcht, Weißheit und Sanfftmuth in meinen Affecten,
nur dein Verdienſt und Erloͤſung in meinem Gewiſſen, nur deine
Gnaden-Wercke und Wohlthaten in meiner Gedaͤchtniß, nur der
Glaube an dich in allen meinen Wegen.

Und den Ort fuͤr die Kameelen. Die Verheiſſungen ſind gar zu groß
und hoch, erfordern einen weiten Raum, derowegen es billich iſt,
daß man derſelben insbeſondere Meldung thue: die Seel will ſagen,
der himmliſche Vatter hat durch ſeinen Gnaden-Zug mein Hertz ſo
maͤchtig erweitert, daß auch deinen hoch-theueren Verheiſſungen ei-
ne Staͤtte darinnen bereitet iſt. Mancher haͤtte die Suͤnd in Heil.
Geiſt nicht begangen, wann er alſo gehandelt haͤtte, ſein Hauß
nicht laͤhr gelaſſen, ſondern JESUM und ſeinen Geiſt hinein genoͤ-
Eine un-
ausſprech-
liche Freud
iſt daſelb-
ſten, wo
JEſus
einkehret.
thiget haͤtte.

§. 12. v. 32. Da gieng der Mann ins Hauß, und man ſattelte die Kamele ab,
und man gab den Kamelen Stroh und Futter, und Waſſer zu waſchen ſei-
ne Fuͤſſe, und die Fuͤſſe ſeiner Maͤnner, ſo mit ihm waren. Da gieng der
Mann ins Hauß.
O gluͤckſeliger Tag, an welchem der Koͤnig der

Herrlich-
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[1244/1340] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu bete? Wo du nicht in mich hinein kommeſt: ich mag lange dichten und trachten, ſo lange du drauſſen biſt, ſo iſt mir ſo wenig geholf- fen zur Hertzens-Beſchneidung, Reinigung, Ruhe, Seeligkeit, als die Wolcken- und Feuer-Saͤule, und alle Ausbruͤche und Erſcheinun- gen der Herrlichkeit denen Jſraeliten dazu geholffen. Derowegen flehe ich dir: Mein Freund komm doch zu mir, Jch ſehne mich nach dir, Du ſtehſt verborgen. Ach komm, befrey das Hertz Von Suͤnden, Forcht und Schmertz Und allen Sorgen. Dann ich habe das Haus geraumet. Jch ſage ab allem was ich hab, und was ich bin, ich will kein Schlaͤnglein mehr in meinem Buſen verbergen, mein allerinnigſter Hertzens-Wunſch iſt, daß fein gar nichts in mir bleibe, das die Augen deiner Majeſtaͤt erbittern moͤch- te; O wie ſehr verlange ich, daß nur dein Wort der Wahrheit in meinem Verſtand ſcheine, nur deine Liebe in meinem Willen lebe, nur deine Ehrforcht, Weißheit und Sanfftmuth in meinen Affecten, nur dein Verdienſt und Erloͤſung in meinem Gewiſſen, nur deine Gnaden-Wercke und Wohlthaten in meiner Gedaͤchtniß, nur der Glaube an dich in allen meinen Wegen. Und den Ort fuͤr die Kameelen. Die Verheiſſungen ſind gar zu groß und hoch, erfordern einen weiten Raum, derowegen es billich iſt, daß man derſelben insbeſondere Meldung thue: die Seel will ſagen, der himmliſche Vatter hat durch ſeinen Gnaden-Zug mein Hertz ſo maͤchtig erweitert, daß auch deinen hoch-theueren Verheiſſungen ei- ne Staͤtte darinnen bereitet iſt. Mancher haͤtte die Suͤnd in Heil. Geiſt nicht begangen, wann er alſo gehandelt haͤtte, ſein Hauß nicht laͤhr gelaſſen, ſondern JESUM und ſeinen Geiſt hinein genoͤ- thiget haͤtte. Eine un- ausſprech- liche Freud iſt daſelb- ſten, wo JEſus einkehret. §. 12. v. 32. Da gieng der Mann ins Hauß, und man ſattelte die Kamele ab, und man gab den Kamelen Stroh und Futter, und Waſſer zu waſchen ſei- ne Fuͤſſe, und die Fuͤſſe ſeiner Maͤnner, ſo mit ihm waren. Da gieng der Mann ins Hauß. O gluͤckſeliger Tag, an welchem der Koͤnig der Herrlich-

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1340>, abgerufen am 25.11.2024.