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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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mit seiner Braut der Kirche.
bereitungen der Braut-Liebe in der Seele durch Uberschattung deß
Heiligen Geistes also geschehen, daß sie unter die unaussprechliche
Dinge gehören, die Paulus in seiner Verzuckung ins Paradieß
gehöret hat. Dieses Geheimniß ist groß, es ist unbeschreiblich und
unbegreifflich, ich rede aber von Christo und der Gemeine, schreibt
Paulus a. Hier möchte auch gesagt werden, was fragst du nach
meinem Nahmen, so er doch wunderbar ist, und diese Wunder-Per-
le eben nicht in der Leuten Mäulern herum lauffen muß, oder wann
geistliche Führer hier verstanden werden, so mit Aengsten gebähren b
so sollen sie in diesem Geschäfft keinen Nahmen haben, so wenig als
die Braut-Werber. Jndessen ist die Seele glückselig, die noch so
ein Mutter-Hauß hat, da sie in ihren Angelegenheiten und Bedürff-
nissen hinlauffen, und über ausserordentliche Zutragenheiten sich
Raths erhohlen kan; sothane erfahrne Weg-Weiser, die ein Mut-
ter-Hertz haben, sind unschätzbar; da aber beyderseits Hertzen offen
seyn müssen; dann wo entweders verschlossen ist, gehets nicht gut.

§. 9. v. 29. Und Rebecca hatte einen Bruder der hieß Laban. Und La-
ban lieff zu dem Mann hinaus zu dem Brunnen.
Hier kommt der un-Von der
Begierde
nach der
Offenbah-
rung
Christi.

ter der genauen Zucht deß H. Geistes lebenden und unter dem Gold-glän-
tzenden Liebes-Joch eingespannten Rebecca ihr Bruder vor, nehmlich La-
ban d. i. weiß: die weisse Farb ist sehr rein, hell, lauter, lieblich, kommt von ei-
ner völligen Zuruckwerffung aller Liechts-Strahlen in ihren Ursprung;
bedeutet demnach Unschuld, Reinheit, Freyheit deß Gemüths, Entblös-
sung aller Eigenheit, GOttes Lauterkeit und stäte Wiederaufopferung
alles Glantzes, Ruhms, Friedens, Freude, Krafft, Erkanntnissen, Gaben,
Gnaden, Wercken, Leiden, Vergnügungen, Empfindungen in GOttes
Schooß und Hand, ohne Anmassung und Zueignung. Kurtz: Laban nach
seinem Nahmen ist die Begierde nach der unsträfflichen untadentli-
chen Heiligkeit für GOTT unserm Vatter in dem Angesicht unsers
HErren JEsu Christi. Diese Begierd eilet aus allem hinaus um die
lockende, ziehende, ruffende, anwerbende Liebe des Vatters von na-
hem zu kennen und in Erfahrung zu bringen, wie sie sich bey der
Lebens-Quell, dem Zeugniß von Christo offenbahret.

§. 10. 30. Und es geschah als er sahe das Stirnband und die Armring anWordurch
sie ange-
feuert
werde.

seiner Schwester Händen, und als er die Wort Rebecca seiner Schwester
hörte, da sie sprach: Also hat der Mann zu mir geredt: Da kame er zu
dem Mann, und siehe er stund bey den Kameel am Brunne.

Diese Begierde wird noch hefftiger entzündet, wo man bey dem Be-

ruff
a Eph. V.
b Gal. IV.
S s s s s s s

mit ſeiner Braut der Kirche.
bereitungen der Braut-Liebe in der Seele durch Uberſchattung deß
Heiligen Geiſtes alſo geſchehen, daß ſie unter die unausſprechliche
Dinge gehoͤren, die Paulus in ſeiner Verzuckung ins Paradieß
gehoͤret hat. Dieſes Geheimniß iſt groß, es iſt unbeſchreiblich und
unbegreifflich, ich rede aber von Chriſto und der Gemeine, ſchreibt
Paulus a. Hier moͤchte auch geſagt werden, was fragſt du nach
meinem Nahmen, ſo er doch wunderbar iſt, und dieſe Wunder-Per-
le eben nicht in der Leuten Maͤulern herum lauffen muß, oder wann
geiſtliche Fuͤhrer hier verſtanden werden, ſo mit Aengſten gebaͤhren b
ſo ſollen ſie in dieſem Geſchaͤfft keinen Nahmen haben, ſo wenig als
die Braut-Werber. Jndeſſen iſt die Seele gluͤckſelig, die noch ſo
ein Mutter-Hauß hat, da ſie in ihren Angelegenheiten und Beduͤrff-
niſſen hinlauffen, und uͤber auſſerordentliche Zutragenheiten ſich
Raths erhohlen kan; ſothane erfahrne Weg-Weiſer, die ein Mut-
ter-Hertz haben, ſind unſchaͤtzbar; da aber beyderſeits Hertzen offen
ſeyn muͤſſen; dann wo entweders verſchloſſen iſt, gehets nicht gut.

§. 9. v. 29. Und Rebecca hatte einen Bruder der hieß Laban. Und La-
ban lieff zu dem Mann hinaus zu dem Brunnen.
Hier kommt der un-Von der
Begierde
nach der
Offenbah-
rung
Chriſti.

ter der genauen Zucht deß H. Geiſtes lebenden und unter dem Gold-glaͤn-
tzenden Liebes-Joch eingeſpannten Rebecca ihr Bruder vor, nehmlich La-
ban d. i. weiß: die weiſſe Farb iſt ſehr rein, hell, lauter, lieblich, kom̃t von ei-
ner voͤlligen Zuruckwerffung aller Liechts-Strahlen in ihren Urſprung;
bedeutet demnach Unſchuld, Reinheit, Freyheit deß Gemuͤths, Entbloͤſ-
ſung aller Eigenheit, GOttes Lauterkeit und ſtaͤte Wiederaufopferung
alles Glantzes, Ruhms, Friedens, Freude, Krafft, Erkanntniſſen, Gaben,
Gnaden, Wercken, Leiden, Vergnuͤgungen, Empfindungen in GOttes
Schooß und Hand, ohne Anmaſſung und Zueignung. Kurtz: Laban nach
ſeinem Nahmen iſt die Begierde nach der unſtraͤfflichen untadentli-
chen Heiligkeit fuͤr GOTT unſerm Vatter in dem Angeſicht unſers
HErren JEſu Chriſti. Dieſe Begierd eilet aus allem hinaus um die
lockende, ziehende, ruffende, anwerbende Liebe des Vatters von na-
hem zu kennen und in Erfahrung zu bringen, wie ſie ſich bey der
Lebens-Quell, dem Zeugniß von Chriſto offenbahret.

§. 10. 30. Und es geſchah als er ſahe das Stirnband und die Armring anWordurch
ſie ange-
feuert
werde.

ſeiner Schweſter Haͤnden, und als er die Wort Rebecca ſeiner Schweſter
hoͤrte, da ſie ſprach: Alſo hat der Mann zu mir geredt: Da kame er zu
dem Mann, und ſiehe er ſtund bey den Kameel am Brunne.

Dieſe Begierde wird noch hefftiger entzuͤndet, wo man bey dem Be-

ruff
a Eph. V.
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[1241/1337] mit ſeiner Braut der Kirche. bereitungen der Braut-Liebe in der Seele durch Uberſchattung deß Heiligen Geiſtes alſo geſchehen, daß ſie unter die unausſprechliche Dinge gehoͤren, die Paulus in ſeiner Verzuckung ins Paradieß gehoͤret hat. Dieſes Geheimniß iſt groß, es iſt unbeſchreiblich und unbegreifflich, ich rede aber von Chriſto und der Gemeine, ſchreibt Paulus a. Hier moͤchte auch geſagt werden, was fragſt du nach meinem Nahmen, ſo er doch wunderbar iſt, und dieſe Wunder-Per- le eben nicht in der Leuten Maͤulern herum lauffen muß, oder wann geiſtliche Fuͤhrer hier verſtanden werden, ſo mit Aengſten gebaͤhren b ſo ſollen ſie in dieſem Geſchaͤfft keinen Nahmen haben, ſo wenig als die Braut-Werber. Jndeſſen iſt die Seele gluͤckſelig, die noch ſo ein Mutter-Hauß hat, da ſie in ihren Angelegenheiten und Beduͤrff- niſſen hinlauffen, und uͤber auſſerordentliche Zutragenheiten ſich Raths erhohlen kan; ſothane erfahrne Weg-Weiſer, die ein Mut- ter-Hertz haben, ſind unſchaͤtzbar; da aber beyderſeits Hertzen offen ſeyn muͤſſen; dann wo entweders verſchloſſen iſt, gehets nicht gut. §. 9. v. 29. Und Rebecca hatte einen Bruder der hieß Laban. Und La- ban lieff zu dem Mann hinaus zu dem Brunnen. Hier kommt der un- ter der genauen Zucht deß H. Geiſtes lebenden und unter dem Gold-glaͤn- tzenden Liebes-Joch eingeſpannten Rebecca ihr Bruder vor, nehmlich La- ban d. i. weiß: die weiſſe Farb iſt ſehr rein, hell, lauter, lieblich, kom̃t von ei- ner voͤlligen Zuruckwerffung aller Liechts-Strahlen in ihren Urſprung; bedeutet demnach Unſchuld, Reinheit, Freyheit deß Gemuͤths, Entbloͤſ- ſung aller Eigenheit, GOttes Lauterkeit und ſtaͤte Wiederaufopferung alles Glantzes, Ruhms, Friedens, Freude, Krafft, Erkanntniſſen, Gaben, Gnaden, Wercken, Leiden, Vergnuͤgungen, Empfindungen in GOttes Schooß und Hand, ohne Anmaſſung und Zueignung. Kurtz: Laban nach ſeinem Nahmen iſt die Begierde nach der unſtraͤfflichen untadentli- chen Heiligkeit fuͤr GOTT unſerm Vatter in dem Angeſicht unſers HErren JEſu Chriſti. Dieſe Begierd eilet aus allem hinaus um die lockende, ziehende, ruffende, anwerbende Liebe des Vatters von na- hem zu kennen und in Erfahrung zu bringen, wie ſie ſich bey der Lebens-Quell, dem Zeugniß von Chriſto offenbahret. Von der Begierde nach der Offenbah- rung Chriſti. §. 10. 30. Und es geſchah als er ſahe das Stirnband und die Armring an ſeiner Schweſter Haͤnden, und als er die Wort Rebecca ſeiner Schweſter hoͤrte, da ſie ſprach: Alſo hat der Mann zu mir geredt: Da kame er zu dem Mann, und ſiehe er ſtund bey den Kameel am Brunne. Dieſe Begierde wird noch hefftiger entzuͤndet, wo man bey dem Be- ruff Wordurch ſie ange- feuert werde. a Eph. V. b Gal. IV. S s s s s s s

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1337>, abgerufen am 25.11.2024.