stes als des göttlichen Bräutigams-Botten zu beherbergen; sonst ist des natürlichen Menschen Hertz ein gar zu unruhiger Gast-Hof, eine von fremden Gedancken angefüllte Herberg, allwo das holde JE- sulein keinen Raum findt, wann Maria seine Gebährerin nur einen Tritt in die Stube thut, so muß sie gleich wieder heraus: Ach ja, wann schon etwa ein heiliger Gedancken ins Gemüth fallt, so kan er in die- sem Hause der Finsterniß nicht eine Minute bleiben, geschweige über nacht: Es ist solch ein Getümmel von fremden Bildern, die da ge- wohnt sind heraus und hinein zu lauffen; daß die heilige Würckun- gen keine Ruhe daselbst haben können vor dem wilden Wüten aller- hand eiteler Einfällen; Diß ist das Hauß des Vatters der Lügen, da keine Wort, kein Warheit GOttes Platz hat, daß sie da geheget, an- und eingenommen und genossen werden möge: Es muß stille seyn im Hause, da die Anwerbung vor GOttes Sohn angehört werden soll, nemlich die ernsthaffte Propositionen, Vorschläge vom Heil. Geist; also daß man fast nichts anders sinne und gedencke.
Aus Buß, Glauben und Liebe wird die Braut Christi gezeuget.
§. 6. Vers 24. Und sie sprach zu ihm: Jch bin Betuels Tochter, des Sohns Milca, den sie dem Nachor gebohren hat. Die Antwort lautet gar schön: Jch bin Bethuels Tochter, des Sohns Milca, den sie dem Nachor gebohren hatte. Die Groß-Eltern sind Nachor und Milca; Nachor ist Eyfer, Zorn, Rach, Haß der Sünd, entbrann- ter Eyfer und Lust zur Gerechtigkeit. Milca Königin, das ist Buß und Glauben; Nachor ist was finsteres, Traurigkeit nach GOtt, da der Mensch zornig wird über sein eigen, widerspennig, ausschweiffend, böses Hertz, das allzeit sündigen will und GOttes Liebe vergessen; das ist die Buß; worüber auch Welt und Satan zürnen, ergrim- men. Die Buß aber so mit Milca dem Glauben vermählet ist, über- windet alles, trachtende nur nach GOttes Königreich und seiner Ge- rechtigkeit. Dieses Ehe-Paar hat einen königlichen Geist und nimmt alles unter die Füsse als viel zu schlecht und verächtlich vor eine See- le, die mit Christi Geburt, Hochzeit und Königreich schwanger ge- het. Alle Bräute haben den Nachor zum Groß-Vatter und die Mil- ca zu ihrer Groß-Mutter.
Dann sie sind von oben aus göttlichem Stamme Die GOtt durch sein mächtig Wort selber gezeugt:
Ein
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
ſtes als des goͤttlichen Braͤutigams-Botten zu beherbergen; ſonſt iſt des natuͤrlichen Menſchen Hertz ein gar zu unruhiger Gaſt-Hof, eine von fremden Gedancken angefuͤllte Herberg, allwo das holde JE- ſulein keinen Raum findt, wann Maria ſeine Gebaͤhrerin nur einen Tritt in die Stube thut, ſo muß ſie gleich wieder heraus: Ach ja, wann ſchon etwa ein heiliger Gedancken ins Gemuͤth fallt, ſo kan er in die- ſem Hauſe der Finſterniß nicht eine Minute bleiben, geſchweige uͤber nacht: Es iſt ſolch ein Getuͤmmel von fremden Bildern, die da ge- wohnt ſind heraus und hinein zu lauffen; daß die heilige Wuͤrckun- gen keine Ruhe daſelbſt haben koͤnnen vor dem wilden Wuͤten aller- hand eiteler Einfaͤllen; Diß iſt das Hauß des Vatters der Luͤgen, da keine Wort, kein Warheit GOttes Platz hat, daß ſie da geheget, an- und eingenommen und genoſſen werden moͤge: Es muß ſtille ſeyn im Hauſe, da die Anwerbung vor GOttes Sohn angehoͤrt werden ſoll, nemlich die ernſthaffte Propoſitionen, Vorſchlaͤge vom Heil. Geiſt; alſo daß man faſt nichts anders ſinne und gedencke.
Aus Buß, Glauben und Liebe wird die Braut Chriſti gezeuget.
§. 6. Vers 24. Und ſie ſprach zu ihm: Jch bin Betuels Tochter, des Sohns Milca, den ſie dem Nachor gebohren hat. Die Antwort lautet gar ſchoͤn: Jch bin Bethuels Tochter, des Sohns Milca, den ſie dem Nachor gebohren hatte. Die Groß-Eltern ſind Nachor und Milca; Nachor iſt Eyfer, Zorn, Rach, Haß der Suͤnd, entbrann- ter Eyfer und Luſt zur Gerechtigkeit. Milca Koͤnigin, das iſt Buß und Glauben; Nachor iſt was finſteres, Traurigkeit nach GOtt, da der Menſch zornig wird uͤber ſein eigen, widerſpennig, ausſchweiffend, boͤſes Hertz, das allzeit ſuͤndigen will und GOttes Liebe vergeſſen; das iſt die Buß; woruͤber auch Welt und Satan zuͤrnen, ergrim- men. Die Buß aber ſo mit Milca dem Glauben vermaͤhlet iſt, uͤber- windet alles, trachtende nur nach GOttes Koͤnigreich und ſeiner Ge- rechtigkeit. Dieſes Ehe-Paar hat einen koͤniglichen Geiſt und nimmt alles unter die Fuͤſſe als viel zu ſchlecht und veraͤchtlich vor eine See- le, die mit Chriſti Geburt, Hochzeit und Koͤnigreich ſchwanger ge- het. Alle Braͤute haben den Nachor zum Groß-Vatter und die Mil- ca zu ihrer Groß-Mutter.
Dann ſie ſind von oben aus goͤttlichem Stamme Die GOtt durch ſein maͤchtig Wort ſelber gezeugt:
Ein
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ſtes als des goͤttlichen Braͤutigams-Botten zu beherbergen; ſonſt
iſt des natuͤrlichen Menſchen Hertz ein gar zu unruhiger Gaſt-Hof,
eine von fremden Gedancken angefuͤllte Herberg, allwo das holde JE-
ſulein keinen Raum findt, wann Maria ſeine Gebaͤhrerin nur einen Tritt
in die Stube thut, ſo muß ſie gleich wieder heraus: Ach ja, wann
ſchon etwa ein heiliger Gedancken ins Gemuͤth fallt, ſo kan er in die-
ſem Hauſe der Finſterniß nicht eine Minute bleiben, geſchweige uͤber
nacht: Es iſt ſolch ein Getuͤmmel von fremden Bildern, die da ge-
wohnt ſind heraus und hinein zu lauffen; daß die heilige Wuͤrckun-
gen keine Ruhe daſelbſt haben koͤnnen vor dem wilden Wuͤten aller-
hand eiteler Einfaͤllen; Diß iſt das Hauß des Vatters der Luͤgen,
da keine Wort, kein Warheit GOttes Platz hat, daß ſie da geheget,
an- und eingenommen und genoſſen werden moͤge: Es muß ſtille ſeyn
im Hauſe, da die Anwerbung vor GOttes Sohn angehoͤrt werden
ſoll, nemlich die ernſthaffte Propoſitionen, Vorſchlaͤge vom Heil.
Geiſt; alſo daß man faſt nichts anders ſinne und gedencke.
§. 6. Vers 24. Und ſie ſprach zu ihm: Jch bin Betuels Tochter, des
Sohns Milca, den ſie dem Nachor gebohren hat. Die Antwort lautet
gar ſchoͤn: Jch bin Bethuels Tochter, des Sohns Milca, den ſie
dem Nachor gebohren hatte. Die Groß-Eltern ſind Nachor und
Milca; Nachor iſt Eyfer, Zorn, Rach, Haß der Suͤnd, entbrann-
ter Eyfer und Luſt zur Gerechtigkeit. Milca Koͤnigin, das iſt Buß
und Glauben; Nachor iſt was finſteres, Traurigkeit nach GOtt, da
der Menſch zornig wird uͤber ſein eigen, widerſpennig, ausſchweiffend,
boͤſes Hertz, das allzeit ſuͤndigen will und GOttes Liebe vergeſſen;
das iſt die Buß; woruͤber auch Welt und Satan zuͤrnen, ergrim-
men. Die Buß aber ſo mit Milca dem Glauben vermaͤhlet iſt, uͤber-
windet alles, trachtende nur nach GOttes Koͤnigreich und ſeiner Ge-
rechtigkeit. Dieſes Ehe-Paar hat einen koͤniglichen Geiſt und nimmt
alles unter die Fuͤſſe als viel zu ſchlecht und veraͤchtlich vor eine See-
le, die mit Chriſti Geburt, Hochzeit und Koͤnigreich ſchwanger ge-
het. Alle Braͤute haben den Nachor zum Groß-Vatter und die Mil-
ca zu ihrer Groß-Mutter.
Dann ſie ſind von oben aus goͤttlichem Stamme
Die GOtt durch ſein maͤchtig Wort ſelber gezeugt:
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1334>, abgerufen am 22.11.2024.
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