Das achte Capitel. Noch ein Wort vom Geheimniß-reichen Verstand dieser Vermählung, wie diese in einer jeden Seelen ins besonder geistlich erfüllet werde.
Geistliche Bedeu- tung der Worten vom 3ten biß zum 17ten Vers.
§. 1. 1. Verß 3. Daß ich dich beeydige bey dem HErrn dem GOtt Himmels und der Erde, daß du meinem Sohn kein Weib nehmest von den Töchtern der Cananiter unter welchen Jch wohne. Jst zu wissen, daß Gelt- und Welt-Verliebte, Lust-süchtige Spötter, Hoffärtige keine Bräute Christi seyn können, sintemal sie von GOtt verflucht und verbannet sind.
2. Verß 4. Sondern daß du ziehest in mein Land und zu meiner Bluts-Freundschafft, und nehmest meinem Sohn dem Jsaac ein Weib. Es muß da eine Zubereitung geschehen vom Heil. Geist, daß das Hertz nicht so gar abgekehrt von dem niederträchtigen, sanfftmüthigen, armen Leben Christi, sondern seinem Sinn verwandt seye und etwel- cher Massen in der Bluts-Freundschafft stehe.
3. Verß 5. Und der Knecht sprach zu ihm: vielleicht möchte das Weib nicht einwilligen, daß es mir nachfolgete in diß Land. Soll ich dann dei- nen Sohn allerdings wieder bringen in das Land von dannen du aus- gegangen bist. Welche Seele nicht verwilliget aus dem Sünden- Land der Eigenheit auszugehen, die hat keine Hoffnung jemals in Christi Gemeinschafft zu kommen; Sintemal Christus sich hinfort nicht mehr in unser Sünden Elend stecken und zu dem End zu uns in diese Welt begeben wird; wer zu ihm will, muß die Welt verlaug- nen und das Himmlische suchen.
4. Verß 6. Und Abraham sprach zu ihm: da hüte dich für daß du meinen Sohn nicht wieder dahin bringest. Wer Christi Braut seyn will, hüte sich, daß er ja Christum nicht zum Sünden-Diener ma- che Gal. 2, 17. noch Jhn vom Himmel herab oder von den Todten herauf hohle durch Unglauben a.
5. Verß 7. Der HErr der GOtt des Himmels, der mich aus meines Vatters Haus genommen hat, und aus dem Land meiner Bluts-Freund- schafft und der mir geredt, und der mir geschworen hat und gesagt: Diß Land will ich deinem Saame geben: derselbe wird seinen Engel vor dir her senden, daß du meinem Sohn von dannen ein Weib nehmest. Jn des
Men-
aRom. X. 6. 7.
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
Das achte Capitel. Noch ein Wort vom Geheimniß-reichen Verſtand dieſer Vermaͤhlung, wie dieſe in einer jeden Seelen ins beſonder geiſtlich erfuͤllet werde.
Geiſtliche Bedeu- tung der Worten vom 3ten biß zum 17ten Vers.
§. 1. 1. Verß 3. Daß ich dich beeydige bey dem HErrn dem GOtt Himmels und der Erde, daß du meinem Sohn kein Weib nehmeſt von den Toͤchtern der Cananiter unter welchen Jch wohne. Jſt zu wiſſen, daß Gelt- und Welt-Verliebte, Luſt-ſuͤchtige Spoͤtter, Hoffaͤrtige keine Braͤute Chriſti ſeyn koͤnnen, ſintemal ſie von GOtt verflucht und verbannet ſind.
2. Verß 4. Sondern daß du zieheſt in mein Land und zu meiner Bluts-Freundſchafft, und nehmeſt meinem Sohn dem Jſaac ein Weib. Es muß da eine Zubereitung geſchehen vom Heil. Geiſt, daß das Hertz nicht ſo gar abgekehrt von dem niedertraͤchtigen, ſanfftmuͤthigen, armen Leben Chriſti, ſondern ſeinem Sinn verwandt ſeye und etwel- cher Maſſen in der Bluts-Freundſchafft ſtehe.
3. Verß 5. Und der Knecht ſprach zu ihm: vielleicht moͤchte das Weib nicht einwilligen, daß es mir nachfolgete in diß Land. Soll ich dann dei- nen Sohn allerdings wieder bringen in das Land von dannen du aus- gegangen biſt. Welche Seele nicht verwilliget aus dem Suͤnden- Land der Eigenheit auszugehen, die hat keine Hoffnung jemals in Chriſti Gemeinſchafft zu kommen; Sintemal Chriſtus ſich hinfort nicht mehr in unſer Suͤnden Elend ſtecken und zu dem End zu uns in dieſe Welt begeben wird; wer zu ihm will, muß die Welt verlaug- nen und das Himmliſche ſuchen.
4. Verß 6. Und Abraham ſprach zu ihm: da huͤte dich fuͤr daß du meinen Sohn nicht wieder dahin bringeſt. Wer Chriſti Braut ſeyn will, huͤte ſich, daß er ja Chriſtum nicht zum Suͤnden-Diener ma- che Gal. 2, 17. noch Jhn vom Himmel herab oder von den Todten herauf hohle durch Unglauben a.
5. Verß 7. Der HErr der GOtt des Himmels, der mich aus meines Vatters Haus genommen hat, und aus dem Land meiner Bluts-Freund- ſchafft und der mir geredt, und der mir geſchworen hat und geſagt: Diß Land will ich deinem Saame geben: derſelbe wird ſeinen Engel vor dir her ſenden, daß du meinem Sohn von dannen ein Weib nehmeſt. Jn des
Men-
aRom. X. 6. 7.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f1324"n="1228"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das achte Capitel.</hi><lb/><hirendition="#fr">Noch ein Wort vom Geheimniß-reichen Verſtand dieſer Vermaͤhlung,<lb/>
wie dieſe in einer jeden Seelen ins beſonder geiſtlich erfuͤllet werde.</hi></head><lb/><noteplace="left">Geiſtliche<lb/>
Bedeu-<lb/>
tung der<lb/>
Worten<lb/>
vom 3ten<lb/>
biß zum<lb/>
17ten<lb/>
Vers.</note><p><hirendition="#i">§.</hi> 1. 1. Verß 3. <hirendition="#fr">Daß ich dich beeydige bey dem HErrn dem GOtt<lb/>
Himmels und der Erde, daß du meinem Sohn kein Weib nehmeſt von<lb/>
den Toͤchtern der Cananiter unter welchen Jch wohne.</hi> Jſt zu wiſſen,<lb/>
daß Gelt- und Welt-Verliebte, Luſt-ſuͤchtige Spoͤtter, Hoffaͤrtige<lb/>
keine Braͤute Chriſti ſeyn koͤnnen, ſintemal ſie von GOtt verflucht<lb/>
und verbannet ſind.</p><lb/><p>2. Verß 4. <hirendition="#fr">Sondern daß du zieheſt in mein Land und zu meiner<lb/>
Bluts-Freundſchafft, und nehmeſt meinem Sohn dem Jſaac ein Weib.</hi><lb/>
Es muß da eine Zubereitung geſchehen vom Heil. Geiſt, daß das Hertz<lb/>
nicht ſo gar abgekehrt von dem niedertraͤchtigen, ſanfftmuͤthigen,<lb/>
armen Leben Chriſti, ſondern ſeinem Sinn verwandt ſeye und etwel-<lb/>
cher Maſſen in der Bluts-Freundſchafft ſtehe.</p><lb/><p>3. Verß 5. <hirendition="#fr">Und der Knecht ſprach zu ihm: vielleicht moͤchte das Weib<lb/>
nicht einwilligen, daß es mir nachfolgete in diß Land. Soll ich dann dei-<lb/>
nen Sohn allerdings wieder bringen in das Land von dannen du aus-<lb/>
gegangen biſt.</hi> Welche Seele nicht verwilliget aus dem Suͤnden-<lb/>
Land der Eigenheit auszugehen, die hat keine Hoffnung jemals in<lb/>
Chriſti Gemeinſchafft zu kommen; Sintemal Chriſtus ſich hinfort<lb/>
nicht mehr in unſer Suͤnden Elend ſtecken und zu dem End zu uns in<lb/>
dieſe Welt begeben wird; wer zu ihm will, muß die Welt verlaug-<lb/>
nen und das Himmliſche ſuchen.</p><lb/><p>4. Verß 6. <hirendition="#fr">Und Abraham ſprach zu ihm: da huͤte dich fuͤr daß du<lb/>
meinen Sohn nicht wieder dahin bringeſt.</hi> Wer Chriſti Braut ſeyn<lb/>
will, huͤte ſich, daß er ja Chriſtum nicht zum Suͤnden-Diener ma-<lb/>
che Gal. 2, 17. noch Jhn vom Himmel herab oder von den Todten<lb/>
herauf hohle durch Unglauben <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Rom. X.</hi> 6. 7.</note>.</p><lb/><p>5. Verß 7. <hirendition="#fr">Der HErr der GOtt des Himmels, der mich aus meines<lb/>
Vatters Haus genommen hat, und aus dem Land meiner Bluts-Freund-<lb/>ſchafft und der mir geredt, und der mir geſchworen hat und geſagt: Diß<lb/>
Land will ich deinem Saame geben: derſelbe wird ſeinen Engel vor dir<lb/>
her ſenden, daß du meinem Sohn von dannen ein Weib nehmeſt.</hi> Jn des<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Men-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1228/1324]
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
Das achte Capitel.
Noch ein Wort vom Geheimniß-reichen Verſtand dieſer Vermaͤhlung,
wie dieſe in einer jeden Seelen ins beſonder geiſtlich erfuͤllet werde.
§. 1. 1. Verß 3. Daß ich dich beeydige bey dem HErrn dem GOtt
Himmels und der Erde, daß du meinem Sohn kein Weib nehmeſt von
den Toͤchtern der Cananiter unter welchen Jch wohne. Jſt zu wiſſen,
daß Gelt- und Welt-Verliebte, Luſt-ſuͤchtige Spoͤtter, Hoffaͤrtige
keine Braͤute Chriſti ſeyn koͤnnen, ſintemal ſie von GOtt verflucht
und verbannet ſind.
2. Verß 4. Sondern daß du zieheſt in mein Land und zu meiner
Bluts-Freundſchafft, und nehmeſt meinem Sohn dem Jſaac ein Weib.
Es muß da eine Zubereitung geſchehen vom Heil. Geiſt, daß das Hertz
nicht ſo gar abgekehrt von dem niedertraͤchtigen, ſanfftmuͤthigen,
armen Leben Chriſti, ſondern ſeinem Sinn verwandt ſeye und etwel-
cher Maſſen in der Bluts-Freundſchafft ſtehe.
3. Verß 5. Und der Knecht ſprach zu ihm: vielleicht moͤchte das Weib
nicht einwilligen, daß es mir nachfolgete in diß Land. Soll ich dann dei-
nen Sohn allerdings wieder bringen in das Land von dannen du aus-
gegangen biſt. Welche Seele nicht verwilliget aus dem Suͤnden-
Land der Eigenheit auszugehen, die hat keine Hoffnung jemals in
Chriſti Gemeinſchafft zu kommen; Sintemal Chriſtus ſich hinfort
nicht mehr in unſer Suͤnden Elend ſtecken und zu dem End zu uns in
dieſe Welt begeben wird; wer zu ihm will, muß die Welt verlaug-
nen und das Himmliſche ſuchen.
4. Verß 6. Und Abraham ſprach zu ihm: da huͤte dich fuͤr daß du
meinen Sohn nicht wieder dahin bringeſt. Wer Chriſti Braut ſeyn
will, huͤte ſich, daß er ja Chriſtum nicht zum Suͤnden-Diener ma-
che Gal. 2, 17. noch Jhn vom Himmel herab oder von den Todten
herauf hohle durch Unglauben a.
5. Verß 7. Der HErr der GOtt des Himmels, der mich aus meines
Vatters Haus genommen hat, und aus dem Land meiner Bluts-Freund-
ſchafft und der mir geredt, und der mir geſchworen hat und geſagt: Diß
Land will ich deinem Saame geben: derſelbe wird ſeinen Engel vor dir
her ſenden, daß du meinem Sohn von dannen ein Weib nehmeſt. Jn des
Men-
a Rom. X. 6. 7.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1324>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.