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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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mit seiner Braut der Kirche.
ware; eben wie auch jetzt der Zweck der Ehen fürnehmlich seyn soll,
Kinder zu zeugen in welchen JESUS geistlich gebohren werde und
eine Gestalt gewinne. Wer das Reich GOTTES in sich hat und
der stäten Gegenwart des Allgenugsamen geniesset und sich befleisset,
daß wann der HERR komme, er ihne wachend finde und er allemahl
antworten könne: Siehe HERR hie bin ich! wie die Ertz-Vätter
gethan (ein Spieler etc. aber nicht thun dörffte ohne grausamen Schre-
cken) o ein solcher hat so wenig lange Zeit als die Engel im Himmel
denen tausend Jahre sind wie ein Tag, oder wie eine Nachtwache.
Hat also Jsaac. seine Zeit nicht mit Karten, Bretten oder andern
fleischlichen Ergötzlichkeiten verderbt; zumahlen er kein Spreuer wa-
re, sondern ein Baum an den Wasser-Bächen gepflantzet; von welchem
der Heil. Geist nichts dergleichen meldet, wohl aber daß er betrach-
te (gebe acht, hege sie, dichte, rede davon) die Zucht und Wegwei-
sung Jehova Tag und Nacht.

§. 6. Jsaac hat schließlich nicht immer mit der Rebecca geschertzet,Erklä-
rung des
Orts Gen.
XXVI.
8.

sondern meist ernsthaffte Gespräche mit ihr gehabt, daß er sie etwa
einmahl in unschuldigster Leutseligkeit seiner ehelichen Liebe umarmet,
gehertzet und geküsset wie man in dem Spruch Gen. 26, 8. verstehen
will, ware was seltsames und ungewohntes. Der Grund-Text lautet
also: Und es geschahe, dieweil sich ihme die Tage
daselbst verzogen hatten
(welches ein lange Zeit anzeiget)
da gucket Abimelech der Philister König durchs Fenster und er sahe
und siehe (als etwas gar sonderbar rares und so zu sagen ausseror-
dentlich) der Lächler lachete gegen der Rebecca seinem Weib. Wer
muß nicht erstaunen und erstarren über die Keuschheit der damahli-
gen Zeiten; daß ein kluger König aus einem bloß freymüthigen An-
lachen liebreich urtheilet; Rebecca müsse nicht einmahl nur des hei-
ligen Fremdlings Schwester sondern gar sein Weib seyn. Damahls
erzeigte man ohne die H. Schrifft die Wercke der H. Schrifft, welche
in ihrem Hertzen geschrieben waren a, die Evangelische Lehre ward
von jenen practicirt ehe sie sie gehört und gelesen hatten b, und wie
bey allen Predigen verschmurren und verfaulen in Sünden und La-
stern; wandeln immerhin nach dem Fleisch und lassen uns nicht zu-

ruck-
a Rom. II. 15.
b Matth. V. 28.
K k k k k k k 3

mit ſeiner Braut der Kirche.
ware; eben wie auch jetzt der Zweck der Ehen fuͤrnehmlich ſeyn ſoll,
Kinder zu zeugen in welchen JESUS geiſtlich gebohren werde und
eine Geſtalt gewinne. Wer das Reich GOTTES in ſich hat und
der ſtaͤten Gegenwart des Allgenugſamen genieſſet und ſich befleiſſet,
daß wann der HERR komme, er ihne wachend finde und er allemahl
antworten koͤnne: Siehe HERR hie bin ich! wie die Ertz-Vaͤtter
gethan (ein Spieler ꝛc. aber nicht thun doͤrffte ohne grauſamen Schre-
cken) o ein ſolcher hat ſo wenig lange Zeit als die Engel im Himmel
denen tauſend Jahre ſind wie ein Tag, oder wie eine Nachtwache.
Hat alſo Jſaac. ſeine Zeit nicht mit Karten, Bretten oder andern
fleiſchlichen Ergoͤtzlichkeiten verderbt; zumahlen er kein Spreuer wa-
re, ſondern ein Baum an den Waſſer-Baͤchen gepflantzet; von welchem
der Heil. Geiſt nichts dergleichen meldet, wohl aber daß er betrach-
te (gebe acht, hege ſie, dichte, rede davon) die Zucht und Wegwei-
ſung Jehova Tag und Nacht.

§. 6. Jſaac hat ſchließlich nicht immer mit der Rebecca geſchertzet,Erklaͤ-
rung des
Orts Gen.
XXVI.
8.

ſondern meiſt ernſthaffte Geſpraͤche mit ihr gehabt, daß er ſie etwa
einmahl in unſchuldigſter Leutſeligkeit ſeiner ehelichen Liebe umarmet,
gehertzet und gekuͤſſet wie man in dem Spruch Gen. 26, 8. verſtehen
will, ware was ſeltſames und ungewohntes. Der Grund-Text lautet
alſo: Und es geſchahe, dieweil ſich ihme die Tage
daſelbſt verzogen hatten
(welches ein lange Zeit anzeiget)
da gucket Abimelech der Philiſter Koͤnig durchs Fenſter und er ſahe
und ſiehe (als etwas gar ſonderbar rares und ſo zu ſagen auſſeror-
dentlich) der Laͤchler lachete gegen der Rebecca ſeinem Weib. Wer
muß nicht erſtaunen und erſtarren uͤber die Keuſchheit der damahli-
gen Zeiten; daß ein kluger Koͤnig aus einem bloß freymuͤthigen An-
lachen liebreich urtheilet; Rebecca muͤſſe nicht einmahl nur des hei-
ligen Fremdlings Schweſter ſondern gar ſein Weib ſeyn. Damahls
erzeigte man ohne die H. Schrifft die Wercke der H. Schrifft, welche
in ihrem Hertzen geſchrieben waren a, die Evangeliſche Lehre ward
von jenen practicirt ehe ſie ſie gehoͤrt und geleſen hatten b, und wie
bey allen Predigen verſchmurren und verfaulen in Suͤnden und La-
ſtern; wandeln immerhin nach dem Fleiſch und laſſen uns nicht zu-

ruck-
a Rom. II. 15.
b Matth. V. 28.
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[1181/1277] mit ſeiner Braut der Kirche. ware; eben wie auch jetzt der Zweck der Ehen fuͤrnehmlich ſeyn ſoll, Kinder zu zeugen in welchen JESUS geiſtlich gebohren werde und eine Geſtalt gewinne. Wer das Reich GOTTES in ſich hat und der ſtaͤten Gegenwart des Allgenugſamen genieſſet und ſich befleiſſet, daß wann der HERR komme, er ihne wachend finde und er allemahl antworten koͤnne: Siehe HERR hie bin ich! wie die Ertz-Vaͤtter gethan (ein Spieler ꝛc. aber nicht thun doͤrffte ohne grauſamen Schre- cken) o ein ſolcher hat ſo wenig lange Zeit als die Engel im Himmel denen tauſend Jahre ſind wie ein Tag, oder wie eine Nachtwache. Hat alſo Jſaac. ſeine Zeit nicht mit Karten, Bretten oder andern fleiſchlichen Ergoͤtzlichkeiten verderbt; zumahlen er kein Spreuer wa- re, ſondern ein Baum an den Waſſer-Baͤchen gepflantzet; von welchem der Heil. Geiſt nichts dergleichen meldet, wohl aber daß er betrach- te (gebe acht, hege ſie, dichte, rede davon) die Zucht und Wegwei- ſung Jehova Tag und Nacht. §. 6. Jſaac hat ſchließlich nicht immer mit der Rebecca geſchertzet, ſondern meiſt ernſthaffte Geſpraͤche mit ihr gehabt, daß er ſie etwa einmahl in unſchuldigſter Leutſeligkeit ſeiner ehelichen Liebe umarmet, gehertzet und gekuͤſſet wie man in dem Spruch Gen. 26, 8. verſtehen will, ware was ſeltſames und ungewohntes. Der Grund-Text lautet alſo: Und es geſchahe, dieweil ſich ihme die Tage daſelbſt verzogen hatten (welches ein lange Zeit anzeiget) da gucket Abimelech der Philiſter Koͤnig durchs Fenſter und er ſahe und ſiehe (als etwas gar ſonderbar rares und ſo zu ſagen auſſeror- dentlich) der Laͤchler lachete gegen der Rebecca ſeinem Weib. Wer muß nicht erſtaunen und erſtarren uͤber die Keuſchheit der damahli- gen Zeiten; daß ein kluger Koͤnig aus einem bloß freymuͤthigen An- lachen liebreich urtheilet; Rebecca muͤſſe nicht einmahl nur des hei- ligen Fremdlings Schweſter ſondern gar ſein Weib ſeyn. Damahls erzeigte man ohne die H. Schrifft die Wercke der H. Schrifft, welche in ihrem Hertzen geſchrieben waren a, die Evangeliſche Lehre ward von jenen practicirt ehe ſie ſie gehoͤrt und geleſen hatten b, und wie bey allen Predigen verſchmurren und verfaulen in Suͤnden und La- ſtern; wandeln immerhin nach dem Fleiſch und laſſen uns nicht zu- ruck- Erklaͤ- rung des Orts Gen. XXVI. 8. a Rom. II. 15. b Matth. V. 28. K k k k k k k 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1277>, abgerufen am 22.11.2024.