mich gerecht und selig dem Vatter angenehm, ein König und Prie- ster in seinem Reich und mein Jünger wurdest, und darob alles ge- litten und überwunden hab, was beyde Teufel und Welt wider mich vermocht; Lieber, so bleibe doch auch in meiner Liebe, laß dich die Menge und Unlust der Anfechtung nicht abschrecken, stehe nur fest und wehre dich ritterlich: Jch hätte auch wohl Ursach zu klagen und ungedultig zu werden, daß mich der Vatter läßt so jämmerlich ver- lästert und so schmählich gekreutziget werden, und die Welt so übel dancket für meine Liebe, aber ich lasse mich keine Marter von solcher Liebe meines Vatters und euer abschrecken, darum ob euch die Welt leid und wehe thut, so sehet auf mich, was ich um euert willen ge- than und gelitten: Lasset sie zum Teufel fahren, wo sie hin will, thut aber das mir zu lieb, daß ihr nur an mir bleibet und mein Wort in euch bleibe.
§. 13. Solch Exempel Christi und seiner Kirch stellet Pauluswird vom seeligen Paulo weiters er- läutert. denen Verehlichten vor; daß das Weib sich halte gegen dem Mann, wie das Weib des Lamms gegen GOTT ihrem Ehemann sich hal- tet, in gleicher Liebes-Treue und Unterziehung deß Willens: Da- gegen der Mann soll sich gegen seiner Gemahlin halten, nicht anders als Christus gegen seine Kirch, und soll diesen Schluß machen: Jch will thun an meinem Weib wie Christus an mir seiner Braut, nehm- lich an meiner Seelen thut, gethan hat und thun wird ewiglich. Paulus wußte wohl, daß was der Natur schwer, ja gantz unmög- lich wäre zu halten und auszustehen, daß es Christi Exempel dem Glauben gar leicht und lustig mache: Dann wer es auch immer seye Mann oder Weib, so trotz allem Eigenwillen, Liebe und Ehre bey dem Mann Christo bleibet und sich daran genügen läßt, daß es von Christo und auch vom Vatter durch Christum geliebet werde, das kan bey allen Anstössen wiederum den Muth schöpfen und sagen: Wolan hat JESUS mir zu gute solches gethan, so seye diß und anders um seinet willen auch gelitten.
§. 14. Wann alle Eheleute also gesinnet und geartet wären, undJst das Mittel allem Ehe- streit vor- zubiegen. Paulo folgeten, (wie Jsaac und Rebecca so viele hundert Jahre, ehe Paulus gelebt, gethan und mit Gnaden-reichem Geist dieses Liebes-Gebott gehalten haben, er hatte sie lieb,) so wäre freylich nicht so viel Streit und Zwietracht in denen Haußhaltun-
gen,
mit ſeiner Braut der Kirche.
mich gerecht und ſelig dem Vatter angenehm, ein Koͤnig und Prie- ſter in ſeinem Reich und mein Juͤnger wurdeſt, und darob alles ge- litten und uͤberwunden hab, was beyde Teufel und Welt wider mich vermocht; Lieber, ſo bleibe doch auch in meiner Liebe, laß dich die Menge und Unluſt der Anfechtung nicht abſchrecken, ſtehe nur feſt und wehre dich ritterlich: Jch haͤtte auch wohl Urſach zu klagen und ungedultig zu werden, daß mich der Vatter laͤßt ſo jaͤmmerlich ver- laͤſtert und ſo ſchmaͤhlich gekreutziget werden, und die Welt ſo uͤbel dancket fuͤr meine Liebe, aber ich laſſe mich keine Marter von ſolcher Liebe meines Vatters und euer abſchrecken, darum ob euch die Welt leid und wehe thut, ſo ſehet auf mich, was ich um euert willen ge- than und gelitten: Laſſet ſie zum Teufel fahren, wo ſie hin will, thut aber das mir zu lieb, daß ihr nur an mir bleibet und mein Wort in euch bleibe.
§. 13. Solch Exempel Chriſti und ſeiner Kirch ſtellet Pauluswird vom ſeeligen Paulo weiters er- laͤutert. denen Verehlichten vor; daß das Weib ſich halte gegen dem Mann, wie das Weib des Lamms gegen GOTT ihrem Ehemann ſich hal- tet, in gleicher Liebes-Treue und Unterziehung deß Willens: Da- gegen der Mann ſoll ſich gegen ſeiner Gemahlin halten, nicht anders als Chriſtus gegen ſeine Kirch, und ſoll dieſen Schluß machen: Jch will thun an meinem Weib wie Chriſtus an mir ſeiner Braut, nehm- lich an meiner Seelen thut, gethan hat und thun wird ewiglich. Paulus wußte wohl, daß was der Natur ſchwer, ja gantz unmoͤg- lich waͤre zu halten und auszuſtehen, daß es Chriſti Exempel dem Glauben gar leicht und luſtig mache: Dann wer es auch immer ſeye Mann oder Weib, ſo trotz allem Eigenwillen, Liebe und Ehre bey dem Mann Chriſto bleibet und ſich daran genuͤgen laͤßt, daß es von Chriſto und auch vom Vatter durch Chriſtum geliebet werde, das kan bey allen Anſtoͤſſen wiederum den Muth ſchoͤpfen und ſagen: Wolan hat JESUS mir zu gute ſolches gethan, ſo ſeye diß und anders um ſeinet willen auch gelitten.
§. 14. Wann alle Eheleute alſo geſinnet und geartet waͤren, undJſt das Mittel allem Ehe- ſtreit vor- zubiegen. Paulo folgeten, (wie Jſaac und Rebecca ſo viele hundert Jahre, ehe Paulus gelebt, gethan und mit Gnaden-reichem Geiſt dieſes Liebes-Gebott gehalten haben, er hatte ſie lieb,) ſo waͤre freylich nicht ſo viel Streit und Zwietracht in denen Haußhaltun-
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mit ſeiner Braut der Kirche.
mich gerecht und ſelig dem Vatter angenehm, ein Koͤnig und Prie-
ſter in ſeinem Reich und mein Juͤnger wurdeſt, und darob alles ge-
litten und uͤberwunden hab, was beyde Teufel und Welt wider mich
vermocht; Lieber, ſo bleibe doch auch in meiner Liebe, laß dich die
Menge und Unluſt der Anfechtung nicht abſchrecken, ſtehe nur feſt
und wehre dich ritterlich: Jch haͤtte auch wohl Urſach zu klagen und
ungedultig zu werden, daß mich der Vatter laͤßt ſo jaͤmmerlich ver-
laͤſtert und ſo ſchmaͤhlich gekreutziget werden, und die Welt ſo uͤbel
dancket fuͤr meine Liebe, aber ich laſſe mich keine Marter von ſolcher
Liebe meines Vatters und euer abſchrecken, darum ob euch die Welt
leid und wehe thut, ſo ſehet auf mich, was ich um euert willen ge-
than und gelitten: Laſſet ſie zum Teufel fahren, wo ſie hin will,
thut aber das mir zu lieb, daß ihr nur an mir bleibet und mein
Wort in euch bleibe.
§. 13. Solch Exempel Chriſti und ſeiner Kirch ſtellet Paulus
denen Verehlichten vor; daß das Weib ſich halte gegen dem Mann,
wie das Weib des Lamms gegen GOTT ihrem Ehemann ſich hal-
tet, in gleicher Liebes-Treue und Unterziehung deß Willens: Da-
gegen der Mann ſoll ſich gegen ſeiner Gemahlin halten, nicht anders
als Chriſtus gegen ſeine Kirch, und ſoll dieſen Schluß machen: Jch
will thun an meinem Weib wie Chriſtus an mir ſeiner Braut, nehm-
lich an meiner Seelen thut, gethan hat und thun wird ewiglich.
Paulus wußte wohl, daß was der Natur ſchwer, ja gantz unmoͤg-
lich waͤre zu halten und auszuſtehen, daß es Chriſti Exempel dem
Glauben gar leicht und luſtig mache: Dann wer es auch immer ſeye
Mann oder Weib, ſo trotz allem Eigenwillen, Liebe und Ehre bey
dem Mann Chriſto bleibet und ſich daran genuͤgen laͤßt, daß es von
Chriſto und auch vom Vatter durch Chriſtum geliebet werde, das kan
bey allen Anſtoͤſſen wiederum den Muth ſchoͤpfen und ſagen: Wolan
hat JESUS mir zu gute ſolches gethan, ſo ſeye diß und anders
um ſeinet willen auch gelitten.
wird vom
ſeeligen
Paulo
weiters er-
laͤutert.
§. 14. Wann alle Eheleute alſo geſinnet und geartet waͤren, und
Paulo folgeten, (wie Jſaac und Rebecca ſo viele hundert Jahre,
ehe Paulus gelebt, gethan und mit Gnaden-reichem Geiſt dieſes
Liebes-Gebott gehalten haben, er hatte ſie lieb,) ſo waͤre
freylich nicht ſo viel Streit und Zwietracht in denen Haußhaltun-
gen,
Jſt das
Mittel
allem Ehe-
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zubiegen.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1271>, abgerufen am 22.11.2024.
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