2. Abraham schliesset die Augen seiner Vernunfft vor diesem al- lem zu, und bedenckt allermeist Jsaacs Seligkeit.
3. Weilen er nicht aus der Vernunfft, sondern aus dem Glauben lebte, so klebete er an GOTT, thate lediglich nichts ohne seinen Rath, übte sich gewaltig im Gebett: Nun wiese ihn dieser sein guter und bewährter Leitstern gegen Sonnen-Aufgang in Mesopo- tamiam.
4. Wo wären die unaufhörliche Glaubens-Proben geblieben, wann es ihm erlaubt gewesen wäre, sich sothane Welt-Stützen anzuschaf- fen: Einmahl thate ers nicht aus Eigensinn; dann daß Abraham kein wunderlicher eigensinniger Mann gewesen seye, erhellet augen- scheinlich aus dem Handel mit seines Bruders Sohn dem Loth a.
5. Ein Mann verrath seine Absichten allererst im Heurathen, wo- ran er Lust habe? Obs ihm um GOttes Reich und seiner Gerech- tigkeit pur und bloß in der Welt zu thun seye, oder ob er andere heimliche Gelüsten verborgentlich hege; das Sprüchwort ist anbey allzuwahr: Gleichs und Gleichs gesellt sich gern: Demnach ware dieses Jsaacs Kummer eben so wohl als Abrahams und nicht weni- ger: Jch soll ein Vatter des Messias werden, deßhalben muß ich nothwendig heurathen: Aber ach wo soll ich mich hinwenden, daß ich eine getreue Liebhaberin GOttes finde? Nach Ost oder West, nach Sud oder Nord? Dann es wäre mir eine Vorhölle Tag und Nacht ein Weib um mich herum zu haben, das mir nur von der Eitelkeit plauderte: Freylich so wenig Christus mit Belial, Liecht mit Finsterniß sich vereinbahren kan, eben so wenig hätte Jsaac ein Weib ohne Glauben und ohne Heiligen Geist lieben können.
Dieser beyder süsse Bey- sammen wohnung erhellet aus ihrer brünstigen Liebe.
§. 7. IV. Jhre süsseste Beysammenwohnung: Und hatte sie lieb. Sie ware die Lust seiner Augen, das Jauchtzen seines Hertzens, der Friede seines Gemüths: Er verlangte keine Welt-Stützen, wei- len sie ihm nirgend zu hätte dienen können, als sein Glaubens-Ge- sicht auf JEsu den ausgegossenen Glantz der Herrlichkeit deß himm- lischen Vatters zu benebeln; die Rebecca ware eben das; er ware keusch, fragte wenig nach fleischlicher Lust, sie auch nicht; Er wa- re still, friedsam, hassete allen Zanck und Streit, samt allem unnü- tzen, üppigen Klapperwerck, sie ebenmässig; Daher ware ihre Liebe in GOTT gegründet, hatte ihre Wurtzel in der Ewigkeit, und
ware
aGen. XIII. 8. 9.
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
2. Abraham ſchlieſſet die Augen ſeiner Vernunfft vor dieſem al- lem zu, und bedenckt allermeiſt Jſaacs Seligkeit.
3. Weilen er nicht aus der Vernunfft, ſondern aus dem Glauben lebte, ſo klebete er an GOTT, thate lediglich nichts ohne ſeinen Rath, uͤbte ſich gewaltig im Gebett: Nun wieſe ihn dieſer ſein guter und bewaͤhrter Leitſtern gegen Sonnen-Aufgang in Meſopo- tamiam.
4. Wo waͤren die unaufhoͤrliche Glaubens-Proben geblieben, wann es ihm erlaubt geweſen waͤre, ſich ſothane Welt-Stuͤtzen anzuſchaf- fen: Einmahl thate ers nicht aus Eigenſinn; dann daß Abraham kein wunderlicher eigenſinniger Mann geweſen ſeye, erhellet augen- ſcheinlich aus dem Handel mit ſeines Bruders Sohn dem Loth a.
5. Ein Mann verrath ſeine Abſichten allererſt im Heurathen, wo- ran er Luſt habe? Obs ihm um GOttes Reich und ſeiner Gerech- tigkeit pur und bloß in der Welt zu thun ſeye, oder ob er andere heimliche Geluͤſten verborgentlich hege; das Spruͤchwort iſt anbey allzuwahr: Gleichs und Gleichs geſellt ſich gern: Demnach ware dieſes Jſaacs Kummer eben ſo wohl als Abrahams und nicht weni- ger: Jch ſoll ein Vatter des Meſſias werden, deßhalben muß ich nothwendig heurathen: Aber ach wo ſoll ich mich hinwenden, daß ich eine getreue Liebhaberin GOttes finde? Nach Oſt oder Weſt, nach Sud oder Nord? Dann es waͤre mir eine Vorhoͤlle Tag und Nacht ein Weib um mich herum zu haben, das mir nur von der Eitelkeit plauderte: Freylich ſo wenig Chriſtus mit Belial, Liecht mit Finſterniß ſich vereinbahren kan, eben ſo wenig haͤtte Jſaac ein Weib ohne Glauben und ohne Heiligen Geiſt lieben koͤnnen.
Dieſer beyder ſuͤſſe Bey- ſammen wohnung erhellet aus ihrer bruͤnſtigen Liebe.
§. 7. IV. Jhre ſuͤſſeſte Beyſammenwohnung: Und hatte ſie lieb. Sie ware die Luſt ſeiner Augen, das Jauchtzen ſeines Hertzens, der Friede ſeines Gemuͤths: Er verlangte keine Welt-Stuͤtzen, wei- len ſie ihm nirgend zu haͤtte dienen koͤnnen, als ſein Glaubens-Ge- ſicht auf JEſu den ausgegoſſenen Glantz der Herrlichkeit deß himm- liſchen Vatters zu benebeln; die Rebecca ware eben das; er ware keuſch, fragte wenig nach fleiſchlicher Luſt, ſie auch nicht; Er wa- re ſtill, friedſam, haſſete allen Zanck und Streit, ſamt allem unnuͤ- tzen, uͤppigen Klapperwerck, ſie ebenmaͤſſig; Daher ware ihre Liebe in GOTT gegruͤndet, hatte ihre Wurtzel in der Ewigkeit, und
ware
aGen. XIII. 8. 9.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f1264"n="1168"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu</hi></fw><lb/><p>2. Abraham ſchlieſſet die Augen ſeiner Vernunfft vor dieſem al-<lb/>
lem zu, und bedenckt allermeiſt Jſaacs Seligkeit.</p><lb/><p>3. Weilen er nicht aus der Vernunfft, ſondern aus dem Glauben<lb/>
lebte, ſo klebete er an GOTT, thate lediglich nichts ohne ſeinen<lb/>
Rath, uͤbte ſich gewaltig im Gebett: Nun wieſe ihn dieſer ſein<lb/>
guter und bewaͤhrter Leitſtern gegen Sonnen-Aufgang in Meſopo-<lb/>
tamiam.</p><lb/><p>4. Wo waͤren die unaufhoͤrliche Glaubens-Proben geblieben, wann<lb/>
es ihm erlaubt geweſen waͤre, ſich ſothane Welt-Stuͤtzen anzuſchaf-<lb/>
fen: Einmahl thate ers nicht aus Eigenſinn; dann daß Abraham<lb/>
kein wunderlicher eigenſinniger Mann geweſen ſeye, erhellet augen-<lb/>ſcheinlich aus dem Handel mit ſeines Bruders Sohn dem Loth <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Gen. XIII.</hi> 8. 9.</note>.</p><lb/><p>5. Ein Mann verrath ſeine Abſichten allererſt im Heurathen, wo-<lb/>
ran er Luſt habe? Obs ihm um GOttes Reich und ſeiner Gerech-<lb/>
tigkeit pur und bloß in der Welt zu thun ſeye, oder ob er andere<lb/>
heimliche Geluͤſten verborgentlich hege; das Spruͤchwort iſt anbey<lb/>
allzuwahr: Gleichs und Gleichs geſellt ſich gern: Demnach ware<lb/>
dieſes Jſaacs Kummer eben ſo wohl als Abrahams und nicht weni-<lb/>
ger: Jch ſoll ein Vatter des Meſſias werden, deßhalben muß ich<lb/>
nothwendig heurathen: Aber ach wo ſoll ich mich hinwenden, daß<lb/>
ich eine getreue Liebhaberin GOttes finde? Nach Oſt oder Weſt,<lb/>
nach Sud oder Nord? Dann es waͤre mir eine Vorhoͤlle Tag und<lb/>
Nacht ein Weib um mich herum zu haben, das mir nur von der<lb/>
Eitelkeit plauderte: Freylich ſo wenig Chriſtus mit Belial, Liecht<lb/>
mit Finſterniß ſich vereinbahren kan, eben ſo wenig haͤtte Jſaac ein<lb/>
Weib ohne Glauben und ohne Heiligen Geiſt lieben koͤnnen.</p><lb/><noteplace="left">Dieſer<lb/>
beyder<lb/>ſuͤſſe Bey-<lb/>ſammen<lb/>
wohnung<lb/>
erhellet<lb/>
aus ihrer<lb/>
bruͤnſtigen<lb/>
Liebe.</note><p><hirendition="#i">§.</hi> 7. <hirendition="#aq">IV.</hi> Jhre ſuͤſſeſte Beyſammenwohnung: <hirendition="#fr">Und hatte ſie lieb.</hi><lb/>
Sie ware die Luſt ſeiner Augen, das Jauchtzen ſeines Hertzens,<lb/>
der Friede ſeines Gemuͤths: Er verlangte keine Welt-Stuͤtzen, wei-<lb/>
len ſie ihm nirgend zu haͤtte dienen koͤnnen, als ſein Glaubens-Ge-<lb/>ſicht auf JEſu den ausgegoſſenen Glantz der Herrlichkeit deß himm-<lb/>
liſchen Vatters zu benebeln; die Rebecca ware eben das; er ware<lb/>
keuſch, fragte wenig nach fleiſchlicher Luſt, ſie auch nicht; Er wa-<lb/>
re ſtill, friedſam, haſſete allen Zanck und Streit, ſamt allem unnuͤ-<lb/>
tzen, uͤppigen Klapperwerck, ſie ebenmaͤſſig; Daher ware ihre Liebe<lb/>
in GOTT gegruͤndet, hatte ihre Wurtzel in der Ewigkeit, und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ware</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1168/1264]
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
2. Abraham ſchlieſſet die Augen ſeiner Vernunfft vor dieſem al-
lem zu, und bedenckt allermeiſt Jſaacs Seligkeit.
3. Weilen er nicht aus der Vernunfft, ſondern aus dem Glauben
lebte, ſo klebete er an GOTT, thate lediglich nichts ohne ſeinen
Rath, uͤbte ſich gewaltig im Gebett: Nun wieſe ihn dieſer ſein
guter und bewaͤhrter Leitſtern gegen Sonnen-Aufgang in Meſopo-
tamiam.
4. Wo waͤren die unaufhoͤrliche Glaubens-Proben geblieben, wann
es ihm erlaubt geweſen waͤre, ſich ſothane Welt-Stuͤtzen anzuſchaf-
fen: Einmahl thate ers nicht aus Eigenſinn; dann daß Abraham
kein wunderlicher eigenſinniger Mann geweſen ſeye, erhellet augen-
ſcheinlich aus dem Handel mit ſeines Bruders Sohn dem Loth a.
5. Ein Mann verrath ſeine Abſichten allererſt im Heurathen, wo-
ran er Luſt habe? Obs ihm um GOttes Reich und ſeiner Gerech-
tigkeit pur und bloß in der Welt zu thun ſeye, oder ob er andere
heimliche Geluͤſten verborgentlich hege; das Spruͤchwort iſt anbey
allzuwahr: Gleichs und Gleichs geſellt ſich gern: Demnach ware
dieſes Jſaacs Kummer eben ſo wohl als Abrahams und nicht weni-
ger: Jch ſoll ein Vatter des Meſſias werden, deßhalben muß ich
nothwendig heurathen: Aber ach wo ſoll ich mich hinwenden, daß
ich eine getreue Liebhaberin GOttes finde? Nach Oſt oder Weſt,
nach Sud oder Nord? Dann es waͤre mir eine Vorhoͤlle Tag und
Nacht ein Weib um mich herum zu haben, das mir nur von der
Eitelkeit plauderte: Freylich ſo wenig Chriſtus mit Belial, Liecht
mit Finſterniß ſich vereinbahren kan, eben ſo wenig haͤtte Jſaac ein
Weib ohne Glauben und ohne Heiligen Geiſt lieben koͤnnen.
§. 7. IV. Jhre ſuͤſſeſte Beyſammenwohnung: Und hatte ſie lieb.
Sie ware die Luſt ſeiner Augen, das Jauchtzen ſeines Hertzens,
der Friede ſeines Gemuͤths: Er verlangte keine Welt-Stuͤtzen, wei-
len ſie ihm nirgend zu haͤtte dienen koͤnnen, als ſein Glaubens-Ge-
ſicht auf JEſu den ausgegoſſenen Glantz der Herrlichkeit deß himm-
liſchen Vatters zu benebeln; die Rebecca ware eben das; er ware
keuſch, fragte wenig nach fleiſchlicher Luſt, ſie auch nicht; Er wa-
re ſtill, friedſam, haſſete allen Zanck und Streit, ſamt allem unnuͤ-
tzen, uͤppigen Klapperwerck, ſie ebenmaͤſſig; Daher ware ihre Liebe
in GOTT gegruͤndet, hatte ihre Wurtzel in der Ewigkeit, und
ware
a Gen. XIII. 8. 9.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1264>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.