der das Holtz des Creutzes auf den Galgenberg getragen, und seinen Mund nicht aufgethan wie ein Lamm, das zur Schlacht-Banck ge- führet wird; eben wie Jsaac in grosser Gedult stille hielte und mit keinem Wort sein Leben vertheidigte. Aber dort opferte Abraham einen sterblichen Sohn, der dennoch nicht starbe; Hier opfert GOTT der Vatter einen unsterblichen Sohn, der gleichwohl stirbt.
§. 11. Nachdem er sie nun also des Handels berichtet, fragte erund sie über ihren Glauben, Hoffnung, Liebe und Gelessen- heit ge- prüffet hat. sie 1. Glaubest du das? Willt du das Hertz dem ewigen Wort öffnen lassen von der Krafft und Gnad deß Heiligen Geistes, also daß du nicht mehr der Schlange Gehör gebest, wie Eva und nach der Welt thust und deß ewigen Todes stirbst, sondern daß du fort- hin mit ernstem Glaubens-Hunger das Segens-Wort in dich einzie- hest, einsaugest und lebest ewiglich. 2. Fragte er sie: Willt du diese Dinge mit mir hoffen, darauf harren und warten, daß du der Einwohnung Christi gewürdiget werdest, und empfahest die Gabe deß Heiligen Geistes und den verheissenen Saamen? Willt du mit uns warten auf die Stadt die die Gründe hat, deren Baumeister und Schöpfer GOTT ist? Willt du mit uns die Verheissung von ferne sehen, dich derselben vertrösten, selbe umfangen und bekennen, daß du ein Gast und Fremdling auf Erden seyest? Dagegen aber ein Vatterland suchen, das besser seye, das ist himmlisch a, und nicht thun wie Eva und alle Kinder der blossen Natur, die mit eitelen Hoffnungen ihr Leben verschleissen und zuletzt am Ende nichts als Narrheit, nagende Finsterniß und Bangigkeit finden. 3. Fragte er sie: Willt du JEsum von gantzem Hertzen lieben, ihme anhan- gen, seiner Stimm gehorchen, seine Göttliche Süssigkeit, Gü- tigkeit, Weißheit, Wahrheit, Heiligkeit und holde Frucht seiner Liebe erfahren und nicht thun wie Eva und unveränderte unwieder- gebohrne Menschen thun, daß sie lieber vom verbottenen Versuch- Baum essen, sich selbst und die Welt mehr lieben als GOtt, sich al- so verderben, durch die Lust und täglichen Fluch Unsegen und Tod in sich essen? 4. Endlich fragte er sie, ob sie GOttes Gebotte fleis- sig bewahren wolle, seinen Willen thun, Christi Creutz-Joch tra- gen, und der Zucht und Zug des Heiligen Geistes sich überall un- terwerffen wolle? Und nicht thun wie Eva die deß Teufels Rath
gehorchete
aHebr. XI. 10-16.
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mit ſeiner Braut der Kirche.
der das Holtz des Creutzes auf den Galgenberg getragen, und ſeinen Mund nicht aufgethan wie ein Lamm, das zur Schlacht-Banck ge- fuͤhret wird; eben wie Jſaac in groſſer Gedult ſtille hielte und mit keinem Wort ſein Leben vertheidigte. Aber dort opferte Abraham einen ſterblichen Sohn, der dennoch nicht ſtarbe; Hier opfert GOTT der Vatter einen unſterblichen Sohn, der gleichwohl ſtirbt.
§. 11. Nachdem er ſie nun alſo des Handels berichtet, fragte erund ſie uͤber ihren Glauben, Hoffnung, Liebe und Geleſſen- heit ge- pruͤffet hat. ſie 1. Glaubeſt du das? Willt du das Hertz dem ewigen Wort oͤffnen laſſen von der Krafft und Gnad deß Heiligen Geiſtes, alſo daß du nicht mehr der Schlange Gehoͤr gebeſt, wie Eva und nach der Welt thuſt und deß ewigen Todes ſtirbſt, ſondern daß du fort- hin mit ernſtem Glaubens-Hunger das Segens-Wort in dich einzie- heſt, einſaugeſt und lebeſt ewiglich. 2. Fragte er ſie: Willt du dieſe Dinge mit mir hoffen, darauf harren und warten, daß du der Einwohnung Chriſti gewuͤrdiget werdeſt, und empfaheſt die Gabe deß Heiligen Geiſtes und den verheiſſenen Saamen? Willt du mit uns warten auf die Stadt die die Gruͤnde hat, deren Baumeiſter und Schoͤpfer GOTT iſt? Willt du mit uns die Verheiſſung von ferne ſehen, dich derſelben vertroͤſten, ſelbe umfangen und bekennen, daß du ein Gaſt und Fremdling auf Erden ſeyeſt? Dagegen aber ein Vatterland ſuchen, das beſſer ſeye, das iſt himmliſch a, und nicht thun wie Eva und alle Kinder der bloſſen Natur, die mit eitelen Hoffnungen ihr Leben verſchleiſſen und zuletzt am Ende nichts als Narrheit, nagende Finſterniß und Bangigkeit finden. 3. Fragte er ſie: Willt du JEſum von gantzem Hertzen lieben, ihme anhan- gen, ſeiner Stimm gehorchen, ſeine Goͤttliche Suͤſſigkeit, Guͤ- tigkeit, Weißheit, Wahrheit, Heiligkeit und holde Frucht ſeiner Liebe erfahren und nicht thun wie Eva und unveraͤnderte unwieder- gebohrne Menſchen thun, daß ſie lieber vom verbottenen Verſuch- Baum eſſen, ſich ſelbſt und die Welt mehr lieben als GOtt, ſich al- ſo verderben, durch die Luſt und taͤglichen Fluch Unſegen und Tod in ſich eſſen? 4. Endlich fragte er ſie, ob ſie GOttes Gebotte fleiſ- ſig bewahren wolle, ſeinen Willen thun, Chriſti Creutz-Joch tra- gen, und der Zucht und Zug des Heiligen Geiſtes ſich uͤberall un- terwerffen wolle? Und nicht thun wie Eva die deß Teufels Rath
gehorchete
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mit ſeiner Braut der Kirche.
der das Holtz des Creutzes auf den Galgenberg getragen, und ſeinen
Mund nicht aufgethan wie ein Lamm, das zur Schlacht-Banck ge-
fuͤhret wird; eben wie Jſaac in groſſer Gedult ſtille hielte und mit
keinem Wort ſein Leben vertheidigte. Aber dort opferte Abraham einen
ſterblichen Sohn, der dennoch nicht ſtarbe; Hier opfert GOTT
der Vatter einen unſterblichen Sohn, der gleichwohl ſtirbt.
§. 11. Nachdem er ſie nun alſo des Handels berichtet, fragte er
ſie 1. Glaubeſt du das? Willt du das Hertz dem ewigen Wort
oͤffnen laſſen von der Krafft und Gnad deß Heiligen Geiſtes, alſo
daß du nicht mehr der Schlange Gehoͤr gebeſt, wie Eva und nach
der Welt thuſt und deß ewigen Todes ſtirbſt, ſondern daß du fort-
hin mit ernſtem Glaubens-Hunger das Segens-Wort in dich einzie-
heſt, einſaugeſt und lebeſt ewiglich. 2. Fragte er ſie: Willt du
dieſe Dinge mit mir hoffen, darauf harren und warten, daß du der
Einwohnung Chriſti gewuͤrdiget werdeſt, und empfaheſt die Gabe
deß Heiligen Geiſtes und den verheiſſenen Saamen? Willt du mit
uns warten auf die Stadt die die Gruͤnde hat, deren Baumeiſter
und Schoͤpfer GOTT iſt? Willt du mit uns die Verheiſſung von
ferne ſehen, dich derſelben vertroͤſten, ſelbe umfangen und bekennen,
daß du ein Gaſt und Fremdling auf Erden ſeyeſt? Dagegen aber
ein Vatterland ſuchen, das beſſer ſeye, das iſt himmliſch a, und nicht
thun wie Eva und alle Kinder der bloſſen Natur, die mit eitelen
Hoffnungen ihr Leben verſchleiſſen und zuletzt am Ende nichts als
Narrheit, nagende Finſterniß und Bangigkeit finden. 3. Fragte
er ſie: Willt du JEſum von gantzem Hertzen lieben, ihme anhan-
gen, ſeiner Stimm gehorchen, ſeine Goͤttliche Suͤſſigkeit, Guͤ-
tigkeit, Weißheit, Wahrheit, Heiligkeit und holde Frucht ſeiner
Liebe erfahren und nicht thun wie Eva und unveraͤnderte unwieder-
gebohrne Menſchen thun, daß ſie lieber vom verbottenen Verſuch-
Baum eſſen, ſich ſelbſt und die Welt mehr lieben als GOtt, ſich al-
ſo verderben, durch die Luſt und taͤglichen Fluch Unſegen und Tod
in ſich eſſen? 4. Endlich fragte er ſie, ob ſie GOttes Gebotte fleiſ-
ſig bewahren wolle, ſeinen Willen thun, Chriſti Creutz-Joch tra-
gen, und der Zucht und Zug des Heiligen Geiſtes ſich uͤberall un-
terwerffen wolle? Und nicht thun wie Eva die deß Teufels Rath
gehorchete
und ſie
uͤber ihren
Glauben,
Hoffnung,
Liebe und
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hat.
a Hebr. XI. 10-16.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1257>, abgerufen am 22.11.2024.
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