Das zehende Capitel. Von dem Weg zu JEsu zu kommen und daß man sich durch nichts solle lassen abhalten.
§. 1. Einw. Was hilffts daß ichs gleich weiß JEsus Christus ruffeWelches der Weg seye zu JEsu zu kommen. mir, wie soll ich zu JEsu kommen, wo mag ich JEsum antref- fen?
Antw. O liebe Leute! das wird euch warlich nicht verhalten, man weiset euch Weg und Steig, Thür und Thor, daß ihr ja zu die- sem Christo kommen möget im Wort, Glauben, Heiligen Geist, Ausgang von der Welt, hitziger Begierd nach dem Ewigen etc. Das ist euch reichlich genug fürgetragen worden, so daß niemand mit Wahrheit sagen kan, er wüsse nicht wo Christus zu finden sey, dann darauf sind ja alle Predigten gerichtet, daß man euch zu JEsu weise, daß aber viel Leute sind die nicht groß Verlangen tragen, zu wis- sen und zu folgen, sich mit ihme als dem getreusten Hertzens-Freund bekannt zu machen, seiner Gnad zur Heiligung zu gebrauchen, in freudigem Glauben und brünstiger Liebe, wie Kletten allezeit etwa mit einem Häcklein der Seelen-Begierd an ihm zu kleben, seine Zu- sag in der rechten Heyls-Ordnung an sich erfüllen zu lassen, alle sein Anliegen und Bangigkeiten vom Hertzen ab in Christi allgewaltige Vorsorg und Obhut zu werffen, und sein beschwertes Gemüth da- von zu erleichteren; mithin die Krafft und Süssigkeit deß grossen Heyls desto inniger und reichlicher zu schmecken, und zu erfahren. Ach das ist leyder zu erbarmen, und geben sie selbst zu ihrer Ver- dammniß mit solcher Verachtung grosse Ursach.
Wann man nicht gar gute Lust hat an ein Ort, so wendt man vor man wisse nicht wo durch? Wem es recht Ernst ist seine Seele an ein sicher Ort zu bringen, der wird so lang in heiliger Schrifft nach blättern, so genau alles erlesen, so gar steiff auf alle Weg- Weissungen Acht haben, so gar exact sie in Obacht nehmen, und so er im Finstern tappet, so daß ihm kein Liecht scheinet, so wird er, wo er eine Latern antrifft, mitgehen Gesellschaffts-weise, nur damit er Christum nicht versaume, sondern an diesem so erwünschten seeligen Ort glücklich anlange, und deß rechten wahren Christi nicht verfeh-
le, ausser
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Labſal in Truͤbſal.
Das zehende Capitel. Von dem Weg zu JEſu zu kommen und daß man ſich durch nichts ſolle laſſen abhalten.
§. 1. Einw. Was hilffts daß ichs gleich weiß JEſus Chriſtus ruffeWelches der Weg ſeye zu JEſu zu kommen. mir, wie ſoll ich zu JEſu kommen, wo mag ich JEſum antref- fen?
Antw. O liebe Leute! das wird euch warlich nicht verhalten, man weiſet euch Weg und Steig, Thuͤr und Thor, daß ihr ja zu die- ſem Chriſto kommen moͤget im Wort, Glauben, Heiligen Geiſt, Ausgang von der Welt, hitziger Begierd nach dem Ewigen ꝛc. Das iſt euch reichlich genug fuͤrgetragen worden, ſo daß niemand mit Wahrheit ſagen kan, er wuͤſſe nicht wo Chriſtus zu finden ſey, dann darauf ſind ja alle Predigten gerichtet, daß man euch zu JEſu weiſe, daß aber viel Leute ſind die nicht groß Verlangen tragen, zu wiſ- ſen und zu folgen, ſich mit ihme als dem getreuſten Hertzens-Freund bekannt zu machen, ſeiner Gnad zur Heiligung zu gebrauchen, in freudigem Glauben und bruͤnſtiger Liebe, wie Kletten allezeit etwa mit einem Haͤcklein der Seelen-Begierd an ihm zu kleben, ſeine Zu- ſag in der rechten Heyls-Ordnung an ſich erfuͤllen zu laſſen, alle ſein Anliegen und Bangigkeiten vom Hertzen ab in Chriſti allgewaltige Vorſorg und Obhut zu werffen, und ſein beſchwertes Gemuͤth da- von zu erleichteren; mithin die Krafft und Suͤſſigkeit deß groſſen Heyls deſto inniger und reichlicher zu ſchmecken, und zu erfahren. Ach das iſt leyder zu erbarmen, und geben ſie ſelbſt zu ihrer Ver- dammniß mit ſolcher Verachtung groſſe Urſach.
Wann man nicht gar gute Luſt hat an ein Ort, ſo wendt man vor man wiſſe nicht wo durch? Wem es recht Ernſt iſt ſeine Seele an ein ſicher Ort zu bringen, der wird ſo lang in heiliger Schrifft nach blaͤttern, ſo genau alles erleſen, ſo gar ſteiff auf alle Weg- Weiſſungen Acht haben, ſo gar exact ſie in Obacht nehmen, und ſo er im Finſtern tappet, ſo daß ihm kein Liecht ſcheinet, ſo wird er, wo er eine Latern antrifft, mitgehen Geſellſchaffts-weiſe, nur damit er Chriſtum nicht verſaume, ſondern an dieſem ſo erwuͤnſchten ſeeligen Ort gluͤcklich anlange, und deß rechten wahren Chriſti nicht verfeh-
le, auſſer
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Labſal in Truͤbſal.
Das zehende Capitel.
Von dem Weg zu JEſu zu kommen und daß man ſich durch nichts
ſolle laſſen abhalten.
§. 1. Einw. Was hilffts daß ichs gleich weiß JEſus Chriſtus ruffe
mir, wie ſoll ich zu JEſu kommen, wo mag ich JEſum antref-
fen?
Welches
der Weg
ſeye zu
JEſu zu
kommen.
Antw. O liebe Leute! das wird euch warlich nicht verhalten, man
weiſet euch Weg und Steig, Thuͤr und Thor, daß ihr ja zu die-
ſem Chriſto kommen moͤget im Wort, Glauben, Heiligen Geiſt,
Ausgang von der Welt, hitziger Begierd nach dem Ewigen ꝛc.
Das iſt euch reichlich genug fuͤrgetragen worden, ſo daß niemand mit
Wahrheit ſagen kan, er wuͤſſe nicht wo Chriſtus zu finden ſey, dann
darauf ſind ja alle Predigten gerichtet, daß man euch zu JEſu weiſe,
daß aber viel Leute ſind die nicht groß Verlangen tragen, zu wiſ-
ſen und zu folgen, ſich mit ihme als dem getreuſten Hertzens-Freund
bekannt zu machen, ſeiner Gnad zur Heiligung zu gebrauchen, in
freudigem Glauben und bruͤnſtiger Liebe, wie Kletten allezeit etwa
mit einem Haͤcklein der Seelen-Begierd an ihm zu kleben, ſeine Zu-
ſag in der rechten Heyls-Ordnung an ſich erfuͤllen zu laſſen, alle ſein
Anliegen und Bangigkeiten vom Hertzen ab in Chriſti allgewaltige
Vorſorg und Obhut zu werffen, und ſein beſchwertes Gemuͤth da-
von zu erleichteren; mithin die Krafft und Suͤſſigkeit deß groſſen
Heyls deſto inniger und reichlicher zu ſchmecken, und zu erfahren.
Ach das iſt leyder zu erbarmen, und geben ſie ſelbſt zu ihrer Ver-
dammniß mit ſolcher Verachtung groſſe Urſach.
Wann man nicht gar gute Luſt hat an ein Ort, ſo wendt man
vor man wiſſe nicht wo durch? Wem es recht Ernſt iſt ſeine Seele
an ein ſicher Ort zu bringen, der wird ſo lang in heiliger Schrifft
nach blaͤttern, ſo genau alles erleſen, ſo gar ſteiff auf alle Weg-
Weiſſungen Acht haben, ſo gar exact ſie in Obacht nehmen, und ſo er
im Finſtern tappet, ſo daß ihm kein Liecht ſcheinet, ſo wird er, wo
er eine Latern antrifft, mitgehen Geſellſchaffts-weiſe, nur damit er
Chriſtum nicht verſaume, ſondern an dieſem ſo erwuͤnſchten ſeeligen
Ort gluͤcklich anlange, und deß rechten wahren Chriſti nicht verfeh-
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1235>, abgerufen am 13.11.2024.
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