Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Labsal in Trübsal.
hast du etwas bessers als das, so die Welt geben kan, Milch und
Honig, Aeckern und Weinberg, Gold und Silber, Schlösser
und schöne Palläste, Ehre und Hochzeit, lustige Freudenmähler und
mancherley Kurtzweil; deine Nachfolg führet durch eine tödende
Wüste und deine Herrschafft bringt Verdruß und Melancholey;
wir sehens ja! willt du uns die Augen ausgraben? Nein! wir kom-
men nicht hinauf. Der himmlische Moses ergrimmet sehr und
spricht zum Vatter: Wende dich nicht zu ihrem Heuchel-Dienst;
Jch hab diesen Leuten nur Sünd, Fluch und Höllen-Bande wollen
abnehmen und habe keinem von ihnen was Leyds gethan. Wie
giengs zu letzt? Die Erde thäte ihren Mund auf und verschlang sie
mit ihren Häusern, mit allen Menschen, die bey ihnen waren, und
mit aller Haabe. Und sie fuhren hinunter lebendig in die Hölle mit
allem, was sie hatten und die Erde deckte sie zu und kamen um aus
der Gemeine. Ach daß gantz Jsrael der Verdammten Geschrey
höre, Mosi und den Propheten, Christo und den Aposteln glaube,
weit vom Sünden- und Welt-Weg hinweg fliehe, zu JEsu dem Noth-
helffer und Hertzens-Freund lauffe, in seine ausgestreckte Gnaden-Ar-
men falle; damit keiner mehr vom Feuer-Eifer des HErren gefressen
werde a.

Das neunte Capitel.
Uberzeugende Beweggründe dem Ruff JEsu zu folgen.
Kräfftige
Uberzeu-
gung wie
unver-
nünfftig
die hand-
len welche
dem Ruff
JEsu
nicht fol-
gen.

§. 1. Sinn ihm doch ein wenig nach

1. Wer der sey der dir ruffet? Es ist der, dem alle Creaturen und
Elemente zu Gebott stehen, endlich alles unterthan werden muß, der
leutselige HErr, der die Menschen so lieb hat.

2. Zu wem? Zu sich als dem Seligmacher, Brunn der Gütigkeit,
Wunsch der Heyden, Wollust der Aposteln und Martyrer, Freud der
Engel und Propheten, Ertz-Hirten, Gnaden-Thron, Getreuen,
Heiligen, Warhafftigen.

3. Dencke, in was Zustand du seyest, unter schwerem, gräulichem
Last, das Blut-Urtheil schon gefällt, du zu Fluch, Tod und Höll schon
verdammt bist dazu vom Teufel, Sünd, Gesetz gefangen, kanst dich nicht
loß machen, noch die Schuld zahlen, hast JEsum alle Augenblick vonnö-
then etc.

4. Be-
a Num. XVI. 12. 15. 32. 35.

Labſal in Truͤbſal.
haſt du etwas beſſers als das, ſo die Welt geben kan, Milch und
Honig, Aeckern und Weinberg, Gold und Silber, Schloͤſſer
und ſchoͤne Pallaͤſte, Ehre und Hochzeit, luſtige Freudenmaͤhler und
mancherley Kurtzweil; deine Nachfolg fuͤhret durch eine toͤdende
Wuͤſte und deine Herrſchafft bringt Verdruß und Melancholey;
wir ſehens ja! willt du uns die Augen ausgraben? Nein! wir kom-
men nicht hinauf. Der himmliſche Moſes ergrimmet ſehr und
ſpricht zum Vatter: Wende dich nicht zu ihrem Heuchel-Dienſt;
Jch hab dieſen Leuten nur Suͤnd, Fluch und Hoͤllen-Bande wollen
abnehmen und habe keinem von ihnen was Leyds gethan. Wie
giengs zu letzt? Die Erde thaͤte ihren Mund auf und verſchlang ſie
mit ihren Haͤuſern, mit allen Menſchen, die bey ihnen waren, und
mit aller Haabe. Und ſie fuhren hinunter lebendig in die Hoͤlle mit
allem, was ſie hatten und die Erde deckte ſie zu und kamen um aus
der Gemeine. Ach daß gantz Jſrael der Verdammten Geſchrey
hoͤre, Moſi und den Propheten, Chriſto und den Apoſteln glaube,
weit vom Suͤnden- und Welt-Weg hinweg fliehe, zu JEſu dem Noth-
helffer und Hertzens-Freund lauffe, in ſeine ausgeſtreckte Gnaden-Ar-
men falle; damit keiner mehr vom Feuer-Eifer des HErren gefreſſen
werde a.

Das neunte Capitel.
Uberzeugende Beweggruͤnde dem Ruff JEſu zu folgen.
Kraͤfftige
Uberzeu-
gung wie
unver-
nuͤnfftig
die hand-
len welche
dem Ruff
JEſu
nicht fol-
gen.

§. 1. Sinn ihm doch ein wenig nach

1. Wer der ſey der dir ruffet? Es iſt der, dem alle Creaturen und
Elemente zu Gebott ſtehen, endlich alles unterthan werden muß, der
leutſelige HErr, der die Menſchen ſo lieb hat.

2. Zu wem? Zu ſich als dem Seligmacher, Brunn der Guͤtigkeit,
Wunſch der Heyden, Wolluſt der Apoſteln und Martyrer, Freud der
Engel und Propheten, Ertz-Hirten, Gnaden-Thron, Getreuen,
Heiligen, Warhafftigen.

3. Dencke, in was Zuſtand du ſeyeſt, unter ſchwerem, graͤulichem
Laſt, das Blut-Urtheil ſchon gefaͤllt, du zu Fluch, Tod und Hoͤll ſchon
verdammt biſt dazu vom Teufel, Suͤnd, Geſetz gefangen, kanſt dich nicht
loß machen, noch die Schuld zahlen, haſt JEſum alle Augenblick vonnoͤ-
then ꝛc.

4. Be-
a Num. XVI. 12. 15. 32. 35.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1228" n="1132"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lab&#x017F;al in Tru&#x0364;b&#x017F;al.</hi></fw><lb/>
ha&#x017F;t du etwas be&#x017F;&#x017F;ers als das, &#x017F;o die Welt geben kan, Milch und<lb/>
Honig, Aeckern und Weinberg, Gold und Silber, Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
und &#x017F;cho&#x0364;ne Palla&#x0364;&#x017F;te, Ehre und Hochzeit, lu&#x017F;tige Freudenma&#x0364;hler und<lb/>
mancherley Kurtzweil; deine Nachfolg fu&#x0364;hret durch eine to&#x0364;dende<lb/>
Wu&#x0364;&#x017F;te und deine Herr&#x017F;chafft bringt Verdruß und Melancholey;<lb/>
wir &#x017F;ehens ja! willt du uns die Augen ausgraben? Nein! wir kom-<lb/>
men nicht hinauf. Der himmli&#x017F;che Mo&#x017F;es ergrimmet &#x017F;ehr und<lb/>
&#x017F;pricht zum Vatter: Wende dich nicht zu ihrem Heuchel-Dien&#x017F;t;<lb/>
Jch hab die&#x017F;en Leuten nur Su&#x0364;nd, Fluch und Ho&#x0364;llen-Bande wollen<lb/>
abnehmen und habe keinem von ihnen was Leyds gethan. Wie<lb/>
giengs zu letzt? Die Erde tha&#x0364;te ihren Mund auf und ver&#x017F;chlang &#x017F;ie<lb/>
mit ihren Ha&#x0364;u&#x017F;ern, mit allen Men&#x017F;chen, die bey ihnen waren, und<lb/>
mit aller Haabe. Und &#x017F;ie fuhren hinunter lebendig in die Ho&#x0364;lle mit<lb/>
allem, was &#x017F;ie hatten und die Erde deckte &#x017F;ie zu und kamen um aus<lb/>
der Gemeine. Ach daß gantz J&#x017F;rael der Verdammten Ge&#x017F;chrey<lb/>
ho&#x0364;re, Mo&#x017F;i und den Propheten, Chri&#x017F;to und den Apo&#x017F;teln glaube,<lb/>
weit vom Su&#x0364;nden- und Welt-Weg hinweg fliehe, zu JE&#x017F;u dem Noth-<lb/>
helffer und Hertzens-Freund lauffe, in &#x017F;eine ausge&#x017F;treckte Gnaden-Ar-<lb/>
men falle; damit keiner mehr vom Feuer-Eifer des HErren gefre&#x017F;&#x017F;en<lb/>
werde <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Num. XVI.</hi> 12. 15. 32. 35.</note>.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das neunte Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Uberzeugende Beweggru&#x0364;nde dem Ruff JE&#x017F;u zu folgen.</hi> </head><lb/>
          <note place="left">Kra&#x0364;fftige<lb/>
Uberzeu-<lb/>
gung wie<lb/>
unver-<lb/>
nu&#x0364;nfftig<lb/>
die hand-<lb/>
len welche<lb/>
dem Ruff<lb/>
JE&#x017F;u<lb/>
nicht fol-<lb/>
gen.</note>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 1. Sinn ihm doch ein wenig nach</p><lb/>
          <p>1. Wer der &#x017F;ey der dir ruffet? Es i&#x017F;t der, dem alle Creaturen und<lb/>
Elemente zu Gebott &#x017F;tehen, endlich alles unterthan werden muß, der<lb/>
leut&#x017F;elige HErr, der die Men&#x017F;chen &#x017F;o lieb hat.</p><lb/>
          <p>2. Zu wem? Zu &#x017F;ich als dem Seligmacher, Brunn der Gu&#x0364;tigkeit,<lb/>
Wun&#x017F;ch der Heyden, Wollu&#x017F;t der Apo&#x017F;teln und Martyrer, Freud der<lb/>
Engel und Propheten, Ertz-Hirten, Gnaden-Thron, Getreuen,<lb/>
Heiligen, Warhafftigen.</p><lb/>
          <p>3. Dencke, in was Zu&#x017F;tand du &#x017F;eye&#x017F;t, unter &#x017F;chwerem, gra&#x0364;ulichem<lb/>
La&#x017F;t, das Blut-Urtheil &#x017F;chon gefa&#x0364;llt, du zu Fluch, Tod und Ho&#x0364;ll &#x017F;chon<lb/>
verdammt bi&#x017F;t dazu vom Teufel, Su&#x0364;nd, Ge&#x017F;etz gefangen, kan&#x017F;t dich nicht<lb/>
loß machen, noch die Schuld zahlen, ha&#x017F;t JE&#x017F;um alle Augenblick vonno&#x0364;-<lb/>
then &#xA75B;c.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">4. Be-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1132/1228] Labſal in Truͤbſal. haſt du etwas beſſers als das, ſo die Welt geben kan, Milch und Honig, Aeckern und Weinberg, Gold und Silber, Schloͤſſer und ſchoͤne Pallaͤſte, Ehre und Hochzeit, luſtige Freudenmaͤhler und mancherley Kurtzweil; deine Nachfolg fuͤhret durch eine toͤdende Wuͤſte und deine Herrſchafft bringt Verdruß und Melancholey; wir ſehens ja! willt du uns die Augen ausgraben? Nein! wir kom- men nicht hinauf. Der himmliſche Moſes ergrimmet ſehr und ſpricht zum Vatter: Wende dich nicht zu ihrem Heuchel-Dienſt; Jch hab dieſen Leuten nur Suͤnd, Fluch und Hoͤllen-Bande wollen abnehmen und habe keinem von ihnen was Leyds gethan. Wie giengs zu letzt? Die Erde thaͤte ihren Mund auf und verſchlang ſie mit ihren Haͤuſern, mit allen Menſchen, die bey ihnen waren, und mit aller Haabe. Und ſie fuhren hinunter lebendig in die Hoͤlle mit allem, was ſie hatten und die Erde deckte ſie zu und kamen um aus der Gemeine. Ach daß gantz Jſrael der Verdammten Geſchrey hoͤre, Moſi und den Propheten, Chriſto und den Apoſteln glaube, weit vom Suͤnden- und Welt-Weg hinweg fliehe, zu JEſu dem Noth- helffer und Hertzens-Freund lauffe, in ſeine ausgeſtreckte Gnaden-Ar- men falle; damit keiner mehr vom Feuer-Eifer des HErren gefreſſen werde a. Das neunte Capitel. Uberzeugende Beweggruͤnde dem Ruff JEſu zu folgen. §. 1. Sinn ihm doch ein wenig nach 1. Wer der ſey der dir ruffet? Es iſt der, dem alle Creaturen und Elemente zu Gebott ſtehen, endlich alles unterthan werden muß, der leutſelige HErr, der die Menſchen ſo lieb hat. 2. Zu wem? Zu ſich als dem Seligmacher, Brunn der Guͤtigkeit, Wunſch der Heyden, Wolluſt der Apoſteln und Martyrer, Freud der Engel und Propheten, Ertz-Hirten, Gnaden-Thron, Getreuen, Heiligen, Warhafftigen. 3. Dencke, in was Zuſtand du ſeyeſt, unter ſchwerem, graͤulichem Laſt, das Blut-Urtheil ſchon gefaͤllt, du zu Fluch, Tod und Hoͤll ſchon verdammt biſt dazu vom Teufel, Suͤnd, Geſetz gefangen, kanſt dich nicht loß machen, noch die Schuld zahlen, haſt JEſum alle Augenblick vonnoͤ- then ꝛc. 4. Be- a Num. XVI. 12. 15. 32. 35.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1228
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1228>, abgerufen am 25.11.2024.