sanfft niederlegen in sein heiliges Ruh-Bett unter seinem Schat- ten a, dort sticht dich die erzörnte Sonne deß ewigen Gerichts und Feuer-Eifers, und fällt ein unaufhörlicher Schwefel-Regen auf dich b, welch unerträgliche Schmertzens-Reue wird dir dein Hertz abbren- nen wann du bißweilen zu Vermehrung deiner Quaal sehen must die Seligen, deren Thun und Lassen dir unleidentlich gewesen, wie sie nun in ewig-unendlicher Lieblichkeit aller ihrer kurtzen Müh und Ar- beit ergötzt werden.
§. 9. Die Sonntagen waren deine Sünden-Tage, da dein HertzDie Sonn- tage zu Sünden- Tagen machen. mehr als an Wercktagen eine Werckstatt aller bösen Geistern ware, die du mit Nachdencken Göttlicher Worten und Wercken vertrei- ben solltest, damit der Heil. Geist Raum hätte seine Reinigung in dir auszuführen, und dich mit seinem Gut, Gaben, Freud zu er- füllen: Was wirst du dannzumahl halten von deinem hoffärtigen, eiteln Predig-Gehen, von deiner Unandacht, Schläfferigkeit, aus- schweiffenden Sinnen, von deinen heillosen, hurischen, geitzigen, nei- digen Gedancken, da du dir den Teufel hast auf deinem Genicke und Hertzen sitzen lassen mitten unter der Verkündigung deß Evangeliums, allweil der Gesandte des lebendigen GOttes dir im Nahmen JE- SU Christi das Himmelreich aufgetragen, und zu seiner Gemein- schafft beruffen? Was wirst du halten von deinem Gelächter, leicht- fertigen Schimpf-Reden, Narrentheidung, Spielen, schandlichem Müssiggang und Eckel an heiligen Betrachtungen der Liebe GOttes in Christo? Was wirst du halten von deiner muthwilligen Verges- senheit aller der Geheimnissen, so die Apostele und Propheten GOt- tes geschrieben, du aber zu lesen und nachzusinnen nicht gewürdiget, geschweigen daß du deren Genuß in stiller Einkehr des Hertzens vom Heil. Geist erwartet hättest. Nun wie wirds dir seyn unter dem Grassel der Quaalen, Schlägen, Streichen der Flammen und Gei- stern! da keine nächtliche Ruhe, kein Sonntag mehr ist, sondern ein unnachlässiges Zerwerchen bey den heissen Badstuben, brennenden Ziegel-Oeffen im Dampf, Rauch und Finsterniß.
Es kame dir eckelhafft und verächtlich vor etwan zu Hause ein Zions-Liedlein mit stillem gesammletem Gemüth vor Jehovah zu sin- gen und auf den Harpffen zu spielen: Wie wirst du dich befinden bey dem Geheul und Zetter-Geschrey der Höllen-Bränden, da die Rech-
nung
aCant. II. 3.
bPs. XI.
D d d d d d d
Labſal in Truͤbſal.
ſanfft niederlegen in ſein heiliges Ruh-Bett unter ſeinem Schat- ten a, dort ſticht dich die erzoͤrnte Sonne deß ewigen Gerichts und Feuer-Eifers, und faͤllt ein unaufhoͤrlicher Schwefel-Regen auf dich b, welch unertraͤgliche Schmertzens-Reue wird dir dein Hertz abbren- nen wann du bißweilen zu Vermehrung deiner Quaal ſehen muſt die Seligen, deren Thun und Laſſen dir unleidentlich geweſen, wie ſie nun in ewig-unendlicher Lieblichkeit aller ihrer kurtzen Muͤh und Ar- beit ergoͤtzt werden.
§. 9. Die Sonntagen waren deine Suͤnden-Tage, da dein HertzDie Sonn- tage zu Suͤnden- Tagen machen. mehr als an Wercktagen eine Werckſtatt aller boͤſen Geiſtern ware, die du mit Nachdencken Goͤttlicher Worten und Wercken vertrei- ben ſollteſt, damit der Heil. Geiſt Raum haͤtte ſeine Reinigung in dir auszufuͤhren, und dich mit ſeinem Gut, Gaben, Freud zu er- fuͤllen: Was wirſt du dannzumahl halten von deinem hoffaͤrtigen, eiteln Predig-Gehen, von deiner Unandacht, Schlaͤfferigkeit, aus- ſchweiffenden Sinnen, von deinen heilloſen, huriſchen, geitzigen, nei- digen Gedancken, da du dir den Teufel haſt auf deinem Genicke und Hertzen ſitzen laſſen mitten unter der Verkuͤndigung deß Evangeliums, allweil der Geſandte des lebendigen GOttes dir im Nahmen JE- SU Chriſti das Himmelreich aufgetragen, und zu ſeiner Gemein- ſchafft beruffen? Was wirſt du halten von deinem Gelaͤchter, leicht- fertigen Schimpf-Reden, Narrentheidung, Spielen, ſchandlichem Muͤſſiggang und Eckel an heiligen Betrachtungen der Liebe GOttes in Chriſto? Was wirſt du halten von deiner muthwilligen Vergeſ- ſenheit aller der Geheimniſſen, ſo die Apoſtele und Propheten GOt- tes geſchrieben, du aber zu leſen und nachzuſinnen nicht gewuͤrdiget, geſchweigen daß du deren Genuß in ſtiller Einkehr des Hertzens vom Heil. Geiſt erwartet haͤtteſt. Nun wie wirds dir ſeyn unter dem Graſſel der Quaalen, Schlaͤgen, Streichen der Flammen und Gei- ſtern! da keine naͤchtliche Ruhe, kein Sonntag mehr iſt, ſondern ein unnachlaͤſſiges Zerwerchen bey den heiſſen Badſtuben, brennenden Ziegel-Oeffen im Dampf, Rauch und Finſterniß.
Es kame dir eckelhafft und veraͤchtlich vor etwan zu Hauſe ein Zions-Liedlein mit ſtillem geſammletem Gemuͤth vor Jehovah zu ſin- gen und auf den Harpffen zu ſpielen: Wie wirſt du dich befinden bey dem Geheul und Zetter-Geſchrey der Hoͤllen-Braͤnden, da die Rech-
nung
aCant. II. 3.
bPſ. XI.
D d d d d d d
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1225"n="1129"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Labſal in Truͤbſal.</hi></fw><lb/>ſanfft niederlegen in ſein heiliges Ruh-Bett unter ſeinem Schat-<lb/>
ten <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Cant. II.</hi> 3.</note>, dort ſticht dich die erzoͤrnte Sonne deß ewigen Gerichts und<lb/>
Feuer-Eifers, und faͤllt ein unaufhoͤrlicher Schwefel-Regen auf dich <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Pſ. XI.</hi></note>,<lb/>
welch unertraͤgliche Schmertzens-Reue wird dir dein Hertz abbren-<lb/>
nen wann du bißweilen zu Vermehrung deiner Quaal ſehen muſt die<lb/>
Seligen, deren Thun und Laſſen dir unleidentlich geweſen, wie ſie<lb/>
nun in ewig-unendlicher Lieblichkeit aller ihrer kurtzen Muͤh und Ar-<lb/>
beit ergoͤtzt werden.</p><lb/><p>§. 9. Die Sonntagen waren deine Suͤnden-Tage, da dein Hertz<noteplace="right">Die Sonn-<lb/>
tage zu<lb/>
Suͤnden-<lb/>
Tagen<lb/>
machen.</note><lb/>
mehr als an Wercktagen eine Werckſtatt aller boͤſen Geiſtern ware,<lb/>
die du mit Nachdencken Goͤttlicher Worten und Wercken vertrei-<lb/>
ben ſollteſt, damit der Heil. Geiſt Raum haͤtte ſeine Reinigung in<lb/>
dir auszufuͤhren, und dich mit ſeinem Gut, Gaben, Freud zu er-<lb/>
fuͤllen: Was wirſt du dannzumahl halten von deinem hoffaͤrtigen,<lb/>
eiteln Predig-Gehen, von deiner Unandacht, Schlaͤfferigkeit, aus-<lb/>ſchweiffenden Sinnen, von deinen heilloſen, huriſchen, geitzigen, nei-<lb/>
digen Gedancken, da du dir den Teufel haſt auf deinem Genicke und<lb/>
Hertzen ſitzen laſſen mitten unter der Verkuͤndigung deß Evangeliums,<lb/>
allweil der Geſandte des lebendigen GOttes dir im Nahmen JE-<lb/>
SU Chriſti das Himmelreich aufgetragen, und zu ſeiner Gemein-<lb/>ſchafft beruffen? Was wirſt du halten von deinem Gelaͤchter, leicht-<lb/>
fertigen Schimpf-Reden, Narrentheidung, Spielen, ſchandlichem<lb/>
Muͤſſiggang und Eckel an heiligen Betrachtungen der Liebe GOttes<lb/>
in Chriſto? Was wirſt du halten von deiner muthwilligen Vergeſ-<lb/>ſenheit aller der Geheimniſſen, ſo die Apoſtele und Propheten GOt-<lb/>
tes geſchrieben, du aber zu leſen und nachzuſinnen nicht gewuͤrdiget,<lb/>
geſchweigen daß du deren Genuß in ſtiller Einkehr des Hertzens vom<lb/>
Heil. Geiſt erwartet haͤtteſt. Nun wie wirds dir ſeyn unter dem<lb/>
Graſſel der Quaalen, Schlaͤgen, Streichen der Flammen und Gei-<lb/>ſtern! da keine naͤchtliche Ruhe, kein Sonntag mehr iſt, ſondern ein<lb/>
unnachlaͤſſiges Zerwerchen bey den heiſſen Badſtuben, brennenden<lb/>
Ziegel-Oeffen im Dampf, Rauch und Finſterniß.</p><lb/><p>Es kame dir eckelhafft und veraͤchtlich vor etwan zu Hauſe ein<lb/>
Zions-Liedlein mit ſtillem geſammletem Gemuͤth vor Jehovah zu ſin-<lb/>
gen und auf den Harpffen zu ſpielen: Wie wirſt du dich befinden bey<lb/>
dem Geheul und Zetter-Geſchrey der Hoͤllen-Braͤnden, da die Rech-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D d d d d d d</fw><fwplace="bottom"type="catch">nung</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1129/1225]
Labſal in Truͤbſal.
ſanfft niederlegen in ſein heiliges Ruh-Bett unter ſeinem Schat-
ten a, dort ſticht dich die erzoͤrnte Sonne deß ewigen Gerichts und
Feuer-Eifers, und faͤllt ein unaufhoͤrlicher Schwefel-Regen auf dich b,
welch unertraͤgliche Schmertzens-Reue wird dir dein Hertz abbren-
nen wann du bißweilen zu Vermehrung deiner Quaal ſehen muſt die
Seligen, deren Thun und Laſſen dir unleidentlich geweſen, wie ſie
nun in ewig-unendlicher Lieblichkeit aller ihrer kurtzen Muͤh und Ar-
beit ergoͤtzt werden.
§. 9. Die Sonntagen waren deine Suͤnden-Tage, da dein Hertz
mehr als an Wercktagen eine Werckſtatt aller boͤſen Geiſtern ware,
die du mit Nachdencken Goͤttlicher Worten und Wercken vertrei-
ben ſollteſt, damit der Heil. Geiſt Raum haͤtte ſeine Reinigung in
dir auszufuͤhren, und dich mit ſeinem Gut, Gaben, Freud zu er-
fuͤllen: Was wirſt du dannzumahl halten von deinem hoffaͤrtigen,
eiteln Predig-Gehen, von deiner Unandacht, Schlaͤfferigkeit, aus-
ſchweiffenden Sinnen, von deinen heilloſen, huriſchen, geitzigen, nei-
digen Gedancken, da du dir den Teufel haſt auf deinem Genicke und
Hertzen ſitzen laſſen mitten unter der Verkuͤndigung deß Evangeliums,
allweil der Geſandte des lebendigen GOttes dir im Nahmen JE-
SU Chriſti das Himmelreich aufgetragen, und zu ſeiner Gemein-
ſchafft beruffen? Was wirſt du halten von deinem Gelaͤchter, leicht-
fertigen Schimpf-Reden, Narrentheidung, Spielen, ſchandlichem
Muͤſſiggang und Eckel an heiligen Betrachtungen der Liebe GOttes
in Chriſto? Was wirſt du halten von deiner muthwilligen Vergeſ-
ſenheit aller der Geheimniſſen, ſo die Apoſtele und Propheten GOt-
tes geſchrieben, du aber zu leſen und nachzuſinnen nicht gewuͤrdiget,
geſchweigen daß du deren Genuß in ſtiller Einkehr des Hertzens vom
Heil. Geiſt erwartet haͤtteſt. Nun wie wirds dir ſeyn unter dem
Graſſel der Quaalen, Schlaͤgen, Streichen der Flammen und Gei-
ſtern! da keine naͤchtliche Ruhe, kein Sonntag mehr iſt, ſondern ein
unnachlaͤſſiges Zerwerchen bey den heiſſen Badſtuben, brennenden
Ziegel-Oeffen im Dampf, Rauch und Finſterniß.
Die Sonn-
tage zu
Suͤnden-
Tagen
machen.
Es kame dir eckelhafft und veraͤchtlich vor etwan zu Hauſe ein
Zions-Liedlein mit ſtillem geſammletem Gemuͤth vor Jehovah zu ſin-
gen und auf den Harpffen zu ſpielen: Wie wirſt du dich befinden bey
dem Geheul und Zetter-Geſchrey der Hoͤllen-Braͤnden, da die Rech-
nung
a Cant. II. 3.
b Pſ. XI.
D d d d d d d
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1225>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.