Sorgen etc. wird aber zugleich von ihrem falschen, lang vergeben ge- suchten Ruh-Bett herab gerissen a, daß er seiner Raserey und Schwärmens nie froh wird, kommt in endliche Unruh; Hie that es ihm wehe ein Stund zu wachen im Gebett und seeligem Warten auf GOttes gütige Gnaden-Hand, dort muß er ewig wachen, wie gebe wohl nicht ein Verdammter die gantze Welt, so er nur eine 4tel Stund schlaffen könnt.
welche in der Eitel- keit er- soffen,
§. 5. Hier hat er ihm mit seinen irrdischen Welt-Gedancken eitel Stopplen in seine Seel gesammlet, die ihn dort ewig mit Reu und Schand brennen und braten werden! Du schlaffest oben dem Mastbaum, und wirst wachen: Wo? im feurigen Pful. Ach du bauest dein Nest auf einem Baum, den das Zorn-Feuer samt Wur- tzel, Blätter und Zweigen verzehrt, scharrest und grabest dir eine Wohnung, wie die Mäuß im Herd, da dich der Strick des ewigen Todes plötzlich hinraffet, du ruhest und schnarchest unter Schlangen, Scorpionen, Verräthern und Mördern, die schon vor viel Jahren, dein Verderben gewünscht und berathschlagt.
sich die Mühe dauren lassen,
§. 6. Du wolltest nicht einen kleinen Hügel ersteigen, zu kommen in das liebliche Erbtheil, das ebene Land und lustbare Gegend des ruhigen Reichs der H. Dreyeinigkeit; Dort must du vergebens klet- tern an den Pech-schwartzen, schlipffrigen Mauren des höllischen Ba- bylons! der ehrliche Dienst bey JEsu ware deiner Seelen hier uner- träglich. Seine Speiß, Tranck und Liberey vermochte nicht dich anzuziehen; wie wirds dir immer zu Muth seyn, wann du wirst Satans unbarmhertzigen, grausamen Befelchen gehorchen müssen, mit seinem brennenden Pech- und Schwefel-Pful vorlieb nehmen?
nicht in JESU Schos ruhen wollen,
§. 7. Die Zeit war dir zu lang mit eifrigem Gebett und andäch- tiger Betrachtung in JEsu Schooß zu ruhen, es machte dir so bang dein Hertz bey GOTT zu haben, als wie einen eingesperrten Die- ben! je eher du der heiligen Dingen loß seyn könntest, je lieber wa- re es dir; wirds dir denn wöhler thun in Satans Rachen liegen auf seinem feurigen Höllen-Grund und nie davon lauffen?
desselben Gnade ge- ring schä- tzen,
§. 8. Du hast die hochtheure Gnad, angenehmes Wohlseyn sehr gering geschätzt, da dir JEsus alle unnütze, beunruhigende Sinnen und Sorgen hat wollen abnehmen, dich, deinen ermüdeten Geist
sanfft
aLuc. XII. 19. 20. Syr. XI. 18. 19. Jac. V. 3. 5. Job. XXVII. 8. 9. Psal. XXXIX. 7. 8. Jer. XVII. 11.
Labſal in Truͤbſal.
Sorgen ꝛc. wird aber zugleich von ihrem falſchen, lang vergeben ge- ſuchten Ruh-Bett herab geriſſen a, daß er ſeiner Raſerey und Schwaͤrmens nie froh wird, kommt in endliche Unruh; Hie that es ihm wehe ein Stund zu wachen im Gebett und ſeeligem Warten auf GOttes guͤtige Gnaden-Hand, dort muß er ewig wachen, wie gebe wohl nicht ein Verdammter die gantze Welt, ſo er nur eine 4tel Stund ſchlaffen koͤnnt.
welche in der Eitel- keit er- ſoffen,
§. 5. Hier hat er ihm mit ſeinen irrdiſchen Welt-Gedancken eitel Stopplen in ſeine Seel geſammlet, die ihn dort ewig mit Reu und Schand brennen und braten werden! Du ſchlaffeſt oben dem Maſtbaum, und wirſt wachen: Wo? im feurigen Pful. Ach du baueſt dein Neſt auf einem Baum, den das Zorn-Feuer ſamt Wur- tzel, Blaͤtter und Zweigen verzehrt, ſcharreſt und grabeſt dir eine Wohnung, wie die Maͤuß im Herd, da dich der Strick des ewigen Todes ploͤtzlich hinraffet, du ruheſt und ſchnarcheſt unter Schlangen, Scorpionen, Verraͤthern und Moͤrdern, die ſchon vor viel Jahren, dein Verderben gewuͤnſcht und berathſchlagt.
ſich die Muͤhe dauren laſſen,
§. 6. Du wollteſt nicht einen kleinen Huͤgel erſteigen, zu kommen in das liebliche Erbtheil, das ebene Land und luſtbare Gegend des ruhigen Reichs der H. Dreyeinigkeit; Dort muſt du vergebens klet- tern an den Pech-ſchwartzen, ſchlipffrigen Mauren des hoͤlliſchen Ba- bylons! der ehrliche Dienſt bey JEſu ware deiner Seelen hier uner- traͤglich. Seine Speiß, Tranck und Liberey vermochte nicht dich anzuziehen; wie wirds dir immer zu Muth ſeyn, wann du wirſt Satans unbarmhertzigen, grauſamen Befelchen gehorchen muͤſſen, mit ſeinem brennenden Pech- und Schwefel-Pful vorlieb nehmen?
nicht in JESU Schos ruhen wollen,
§. 7. Die Zeit war dir zu lang mit eifrigem Gebett und andaͤch- tiger Betrachtung in JEſu Schooß zu ruhen, es machte dir ſo bang dein Hertz bey GOTT zu haben, als wie einen eingeſperrten Die- ben! je eher du der heiligen Dingen loß ſeyn koͤnnteſt, je lieber wa- re es dir; wirds dir denn woͤhler thun in Satans Rachen liegen auf ſeinem feurigen Hoͤllen-Grund und nie davon lauffen?
deſſelben Gnade ge- ring ſchaͤ- tzen,
§. 8. Du haſt die hochtheure Gnad, angenehmes Wohlſeyn ſehr gering geſchaͤtzt, da dir JEſus alle unnuͤtze, beunruhigende Sinnen und Sorgen hat wollen abnehmen, dich, deinen ermuͤdeten Geiſt
ſanfft
aLuc. XII. 19. 20. Syr. XI. 18. 19. Jac. V. 3. 5. Job. XXVII. 8. 9. Pſal. XXXIX. 7. 8. Jer. XVII. 11.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1224"n="1128"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Labſal in Truͤbſal.</hi></fw><lb/>
Sorgen ꝛc. wird aber zugleich von ihrem falſchen, lang vergeben ge-<lb/>ſuchten Ruh-Bett herab geriſſen <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Luc. XII. 19. 20. Syr. XI. 18. 19. Jac. V. 3. 5. Job. XXVII. 8. 9. Pſal.<lb/>
XXXIX. 7. 8. Jer. XVII.</hi> 11.</note>, daß er ſeiner Raſerey und<lb/>
Schwaͤrmens nie froh wird, kommt in endliche Unruh; Hie that es<lb/>
ihm wehe ein Stund zu wachen im Gebett und ſeeligem Warten<lb/>
auf GOttes guͤtige Gnaden-Hand, dort muß er ewig wachen, wie<lb/>
gebe wohl nicht ein Verdammter die gantze Welt, ſo er nur eine<lb/>
4tel Stund ſchlaffen koͤnnt.</p><lb/><noteplace="left">welche in<lb/>
der Eitel-<lb/>
keit er-<lb/>ſoffen,</note><p>§. 5. Hier hat er ihm mit ſeinen irrdiſchen Welt-Gedancken eitel<lb/>
Stopplen in ſeine Seel geſammlet, die ihn dort ewig mit Reu<lb/>
und Schand brennen und braten werden! Du ſchlaffeſt oben dem<lb/>
Maſtbaum, und wirſt wachen: Wo? im feurigen Pful. Ach du<lb/>
baueſt dein Neſt auf einem Baum, den das Zorn-Feuer ſamt Wur-<lb/>
tzel, Blaͤtter und Zweigen verzehrt, ſcharreſt und grabeſt dir eine<lb/>
Wohnung, wie die Maͤuß im Herd, da dich der Strick des ewigen<lb/>
Todes ploͤtzlich hinraffet, du ruheſt und ſchnarcheſt unter Schlangen,<lb/>
Scorpionen, Verraͤthern und Moͤrdern, die ſchon vor viel Jahren,<lb/>
dein Verderben gewuͤnſcht und berathſchlagt.</p><lb/><noteplace="left">ſich die<lb/>
Muͤhe<lb/>
dauren<lb/>
laſſen,</note><p><hirendition="#i">§.</hi> 6. Du wollteſt nicht einen kleinen Huͤgel erſteigen, zu kommen<lb/>
in das liebliche Erbtheil, das ebene Land und luſtbare Gegend des<lb/>
ruhigen Reichs der H. Dreyeinigkeit; Dort muſt du vergebens klet-<lb/>
tern an den Pech-ſchwartzen, ſchlipffrigen Mauren des hoͤlliſchen Ba-<lb/>
bylons! der ehrliche Dienſt bey JEſu ware deiner Seelen hier uner-<lb/>
traͤglich. Seine Speiß, Tranck und Liberey vermochte nicht dich<lb/>
anzuziehen; wie wirds dir immer zu Muth ſeyn, wann du wirſt<lb/>
Satans unbarmhertzigen, grauſamen Befelchen gehorchen muͤſſen,<lb/>
mit ſeinem brennenden Pech- und Schwefel-Pful vorlieb nehmen?</p><lb/><noteplace="left">nicht in<lb/>
JESU<lb/>
Schos<lb/>
ruhen<lb/>
wollen,</note><p>§. 7. Die Zeit war dir zu lang mit eifrigem Gebett und andaͤch-<lb/>
tiger Betrachtung in JEſu Schooß zu ruhen, es machte dir ſo bang<lb/>
dein Hertz bey GOTT zu haben, als wie einen eingeſperrten Die-<lb/>
ben! je eher du der heiligen Dingen loß ſeyn koͤnnteſt, je lieber wa-<lb/>
re es dir; wirds dir denn woͤhler thun in Satans Rachen liegen<lb/>
auf ſeinem feurigen Hoͤllen-Grund und nie davon lauffen?</p><lb/><noteplace="left">deſſelben<lb/>
Gnade ge-<lb/>
ring ſchaͤ-<lb/>
tzen,</note><p>§. 8. Du haſt die hochtheure Gnad, angenehmes Wohlſeyn ſehr<lb/>
gering geſchaͤtzt, da dir JEſus alle unnuͤtze, beunruhigende Sinnen<lb/>
und Sorgen hat wollen abnehmen, dich, deinen ermuͤdeten Geiſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſanfft</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1128/1224]
Labſal in Truͤbſal.
Sorgen ꝛc. wird aber zugleich von ihrem falſchen, lang vergeben ge-
ſuchten Ruh-Bett herab geriſſen a, daß er ſeiner Raſerey und
Schwaͤrmens nie froh wird, kommt in endliche Unruh; Hie that es
ihm wehe ein Stund zu wachen im Gebett und ſeeligem Warten
auf GOttes guͤtige Gnaden-Hand, dort muß er ewig wachen, wie
gebe wohl nicht ein Verdammter die gantze Welt, ſo er nur eine
4tel Stund ſchlaffen koͤnnt.
§. 5. Hier hat er ihm mit ſeinen irrdiſchen Welt-Gedancken eitel
Stopplen in ſeine Seel geſammlet, die ihn dort ewig mit Reu
und Schand brennen und braten werden! Du ſchlaffeſt oben dem
Maſtbaum, und wirſt wachen: Wo? im feurigen Pful. Ach du
baueſt dein Neſt auf einem Baum, den das Zorn-Feuer ſamt Wur-
tzel, Blaͤtter und Zweigen verzehrt, ſcharreſt und grabeſt dir eine
Wohnung, wie die Maͤuß im Herd, da dich der Strick des ewigen
Todes ploͤtzlich hinraffet, du ruheſt und ſchnarcheſt unter Schlangen,
Scorpionen, Verraͤthern und Moͤrdern, die ſchon vor viel Jahren,
dein Verderben gewuͤnſcht und berathſchlagt.
§. 6. Du wollteſt nicht einen kleinen Huͤgel erſteigen, zu kommen
in das liebliche Erbtheil, das ebene Land und luſtbare Gegend des
ruhigen Reichs der H. Dreyeinigkeit; Dort muſt du vergebens klet-
tern an den Pech-ſchwartzen, ſchlipffrigen Mauren des hoͤlliſchen Ba-
bylons! der ehrliche Dienſt bey JEſu ware deiner Seelen hier uner-
traͤglich. Seine Speiß, Tranck und Liberey vermochte nicht dich
anzuziehen; wie wirds dir immer zu Muth ſeyn, wann du wirſt
Satans unbarmhertzigen, grauſamen Befelchen gehorchen muͤſſen,
mit ſeinem brennenden Pech- und Schwefel-Pful vorlieb nehmen?
§. 7. Die Zeit war dir zu lang mit eifrigem Gebett und andaͤch-
tiger Betrachtung in JEſu Schooß zu ruhen, es machte dir ſo bang
dein Hertz bey GOTT zu haben, als wie einen eingeſperrten Die-
ben! je eher du der heiligen Dingen loß ſeyn koͤnnteſt, je lieber wa-
re es dir; wirds dir denn woͤhler thun in Satans Rachen liegen
auf ſeinem feurigen Hoͤllen-Grund und nie davon lauffen?
§. 8. Du haſt die hochtheure Gnad, angenehmes Wohlſeyn ſehr
gering geſchaͤtzt, da dir JEſus alle unnuͤtze, beunruhigende Sinnen
und Sorgen hat wollen abnehmen, dich, deinen ermuͤdeten Geiſt
ſanfft
a Luc. XII. 19. 20. Syr. XI. 18. 19. Jac. V. 3. 5. Job. XXVII. 8. 9. Pſal.
XXXIX. 7. 8. Jer. XVII. 11.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1224>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.