Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Labsal in Trübsal.
die Meisterschafft lasse und völligen Eingang gestatte, da werffe er al-
les unter ob sich; JEsus muß überall Unrecht haben, was er in denen
Seinigen würcket, das muß gefährlich und schädlich seyn und Un-
ordnung heissen; GOttes heiliger Geist und der Welt böser Geist
können nie mit einander übereinstimmen: Die ewige Weißheit ruffet
einen Tag nach dem andern; Kommet her zu mir! so ists der
geschäfftigen, ungeschickten Welt nie gelegen. O armer Christ!
o greulicher abscheulicher Mamlue [fremdsprachliches Material - fehlt] jene forchten sich vor
dem Abgrund, und hatten Ursach, du aber vor JEsu Ruh; Jst sie
dann ärger als die Hölle? welche Schande thust du mit deinem Ver-
zögern dem HErren Christo an, als ob es unrichtiger wäre sich in
Christi Göttliche Ruhe mit gäntzlicher Ubergab seiner selbst hinein zu
wagen, als noch länger vor der Höllen Rachen ins Teufels Ketten
zu stehen; Dorten bestrafft der H. Geist durch Debora die einbildi-
sche weise Fürsten der Rubeniter; daß sie ein Bedencken getragen
wider Sisera in Streit zu ziehen: Ruben hat grosse Anschlä-
ge des Hertzens. Warum bleibst du zwischen den
Hirten, zu hören das Blöcken der Heerden, an den
Bächen Rubens sind die Uberlegungen des Hertzens
groß gewesen
a. Wann die Uberdenckungen in leiblichen Din-
gen so mannigfaltig wären, so giengen wohl viele Jahre vorbey, ehe
mancher Hauß-Vatter säete, mayete oder erndete. O erkenntest du
GOttes Gabe! nun ists dir verborgen!

Man fol-
get eher
dem Ruf
der Welt
des Sa-
tans etc.
als dem
Ruf JE-
SU.

§. 3. Dannenher ist man bald fertig und geschickt, so der Teufel
rufft zum Hochmuth, Zanck, Unglauben, Hartnäckigkeit, Sicher-
heit, falscher Hoffnung! so die Welt schreyt: Hieher zum Jagen,
Spielen, Sauffen, Tantzen, Spatzieren, müßigen Schwätzen
und Stotzen, Geitzen und Scharren, Geilheit und Uppigkeit, da
findt man gantze Compagnien, Schaaren-weise eilt man herbey,
man mag fast nicht warten biß die Communions-Tage vorbey, so hi-
tzig ist alles drauf, so gierig ist das Welt-Hertz darnach:

Heißt das JEsum im Hertzen haben von seinem Geist getrieben,
sein Jünger seyn, da jeder Schritt zu JEsu so viel Müh kostet, da
man jede gezwungene Andacht JEsu so hoch anrechnet! da man so

lustig,
a Jud. V. 16.

Labſal in Truͤbſal.
die Meiſterſchafft laſſe und voͤlligen Eingang geſtatte, da werffe er al-
les unter ob ſich; JEſus muß uͤberall Unrecht haben, was er in denen
Seinigen wuͤrcket, das muß gefaͤhrlich und ſchaͤdlich ſeyn und Un-
ordnung heiſſen; GOttes heiliger Geiſt und der Welt boͤſer Geiſt
koͤnnen nie mit einander uͤbereinſtimmen: Die ewige Weißheit ruffet
einen Tag nach dem andern; Kommet her zu mir! ſo iſts der
geſchaͤfftigen, ungeſchickten Welt nie gelegen. O armer Chriſt!
o greulicher abſcheulicher Mamlue [fremdsprachliches Material – fehlt] jene forchten ſich vor
dem Abgrund, und hatten Urſach, du aber vor JEſu Ruh; Jſt ſie
dann aͤrger als die Hoͤlle? welche Schande thuſt du mit deinem Ver-
zoͤgern dem HErren Chriſto an, als ob es unrichtiger waͤre ſich in
Chriſti Goͤttliche Ruhe mit gaͤntzlicher Ubergab ſeiner ſelbſt hinein zu
wagen, als noch laͤnger vor der Hoͤllen Rachen ins Teufels Ketten
zu ſtehen; Dorten beſtrafft der H. Geiſt durch Debora die einbildi-
ſche weiſe Fuͤrſten der Rubeniter; daß ſie ein Bedencken getragen
wider Siſera in Streit zu ziehen: Ruben hat groſſe Anſchlaͤ-
ge des Hertzens. Warum bleibſt du zwiſchen den
Hirten, zu hoͤren das Bloͤcken der Heerden, an den
Baͤchen Rubens ſind die Uberlegungen des Hertzens
groß geweſen
a. Wann die Uberdenckungen in leiblichen Din-
gen ſo mannigfaltig waͤren, ſo giengen wohl viele Jahre vorbey, ehe
mancher Hauß-Vatter ſaͤete, mayete oder erndete. O erkennteſt du
GOttes Gabe! nun iſts dir verborgen!

Man fol-
get eher
dem Ruf
der Welt
des Sa-
tans ꝛc.
als dem
Ruf JE-
SU.

§. 3. Dannenher iſt man bald fertig und geſchickt, ſo der Teufel
rufft zum Hochmuth, Zanck, Unglauben, Hartnaͤckigkeit, Sicher-
heit, falſcher Hoffnung! ſo die Welt ſchreyt: Hieher zum Jagen,
Spielen, Sauffen, Tantzen, Spatzieren, muͤßigen Schwaͤtzen
und Stotzen, Geitzen und Scharren, Geilheit und Uppigkeit, da
findt man gantze Compagnien, Schaaren-weiſe eilt man herbey,
man mag faſt nicht warten biß die Communions-Tage vorbey, ſo hi-
tzig iſt alles drauf, ſo gierig iſt das Welt-Hertz darnach:

Heißt das JEſum im Hertzen haben von ſeinem Geiſt getrieben,
ſein Juͤnger ſeyn, da jeder Schritt zu JEſu ſo viel Muͤh koſtet, da
man jede gezwungene Andacht JEſu ſo hoch anrechnet! da man ſo

luſtig,
a Jud. V. 16.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1222" n="1126"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lab&#x017F;al in Tru&#x0364;b&#x017F;al.</hi></fw><lb/>
die Mei&#x017F;ter&#x017F;chafft la&#x017F;&#x017F;e und vo&#x0364;lligen Eingang ge&#x017F;tatte, da werffe er al-<lb/>
les unter ob &#x017F;ich; JE&#x017F;us muß u&#x0364;berall Unrecht haben, was er in denen<lb/>
Seinigen wu&#x0364;rcket, das muß gefa&#x0364;hrlich und &#x017F;cha&#x0364;dlich &#x017F;eyn und Un-<lb/>
ordnung hei&#x017F;&#x017F;en; GOttes heiliger Gei&#x017F;t und der Welt bo&#x0364;&#x017F;er Gei&#x017F;t<lb/>
ko&#x0364;nnen nie mit einander u&#x0364;berein&#x017F;timmen: Die ewige Weißheit ruffet<lb/>
einen Tag nach dem andern; <hi rendition="#fr">Kommet her zu mir!</hi> &#x017F;o i&#x017F;ts der<lb/>
ge&#x017F;cha&#x0364;fftigen, unge&#x017F;chickten Welt nie gelegen. O armer Chri&#x017F;t!<lb/>
o greulicher ab&#x017F;cheulicher Mamlue <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> jene forchten &#x017F;ich vor<lb/>
dem Abgrund, und hatten Ur&#x017F;ach, du aber vor JE&#x017F;u Ruh; J&#x017F;t &#x017F;ie<lb/>
dann a&#x0364;rger als die Ho&#x0364;lle? welche Schande thu&#x017F;t du mit deinem Ver-<lb/>
zo&#x0364;gern dem HErren Chri&#x017F;to an, als ob es unrichtiger wa&#x0364;re &#x017F;ich in<lb/>
Chri&#x017F;ti Go&#x0364;ttliche Ruhe mit ga&#x0364;ntzlicher Ubergab &#x017F;einer &#x017F;elb&#x017F;t hinein zu<lb/>
wagen, als noch la&#x0364;nger vor der Ho&#x0364;llen Rachen ins Teufels Ketten<lb/>
zu &#x017F;tehen; Dorten be&#x017F;trafft der H. Gei&#x017F;t durch Debora die einbildi-<lb/>
&#x017F;che wei&#x017F;e Fu&#x0364;r&#x017F;ten der Rubeniter; daß &#x017F;ie ein Bedencken getragen<lb/>
wider Si&#x017F;era in Streit zu ziehen: <hi rendition="#fr">Ruben hat gro&#x017F;&#x017F;e An&#x017F;chla&#x0364;-<lb/>
ge des Hertzens. Warum bleib&#x017F;t du zwi&#x017F;chen den<lb/>
Hirten, zu ho&#x0364;ren das Blo&#x0364;cken der Heerden, an den<lb/>
Ba&#x0364;chen Rubens &#x017F;ind die Uberlegungen des Hertzens<lb/>
groß gewe&#x017F;en</hi> <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Jud. V.</hi> 16.</note>. Wann die Uberdenckungen in leiblichen Din-<lb/>
gen &#x017F;o mannigfaltig wa&#x0364;ren, &#x017F;o giengen wohl viele Jahre vorbey, ehe<lb/>
mancher Hauß-Vatter &#x017F;a&#x0364;ete, mayete oder erndete. O erkennte&#x017F;t du<lb/>
GOttes Gabe! nun i&#x017F;ts dir verborgen!</p><lb/>
          <note place="left">Man fol-<lb/>
get eher<lb/>
dem Ruf<lb/>
der Welt<lb/>
des Sa-<lb/>
tans &#xA75B;c.<lb/>
als dem<lb/>
Ruf JE-<lb/>
SU.</note>
          <p>§. 3. Dannenher i&#x017F;t man bald fertig und ge&#x017F;chickt, &#x017F;o der Teufel<lb/>
rufft zum Hochmuth, Zanck, Unglauben, Hartna&#x0364;ckigkeit, Sicher-<lb/>
heit, fal&#x017F;cher Hoffnung! &#x017F;o die Welt &#x017F;chreyt: Hieher zum Jagen,<lb/>
Spielen, Sauffen, Tantzen, Spatzieren, mu&#x0364;ßigen Schwa&#x0364;tzen<lb/>
und Stotzen, Geitzen und Scharren, Geilheit und Uppigkeit, da<lb/>
findt man gantze Compagnien, Schaaren-wei&#x017F;e eilt man herbey,<lb/>
man mag fa&#x017F;t nicht warten biß die Communions-Tage vorbey, &#x017F;o hi-<lb/>
tzig i&#x017F;t alles drauf, &#x017F;o gierig i&#x017F;t das Welt-Hertz darnach:</p><lb/>
          <p>Heißt das JE&#x017F;um im Hertzen haben von &#x017F;einem Gei&#x017F;t getrieben,<lb/>
&#x017F;ein Ju&#x0364;nger &#x017F;eyn, da jeder Schritt zu JE&#x017F;u &#x017F;o viel Mu&#x0364;h ko&#x017F;tet, da<lb/>
man jede gezwungene Andacht JE&#x017F;u &#x017F;o hoch anrechnet! da man &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lu&#x017F;tig,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1126/1222] Labſal in Truͤbſal. die Meiſterſchafft laſſe und voͤlligen Eingang geſtatte, da werffe er al- les unter ob ſich; JEſus muß uͤberall Unrecht haben, was er in denen Seinigen wuͤrcket, das muß gefaͤhrlich und ſchaͤdlich ſeyn und Un- ordnung heiſſen; GOttes heiliger Geiſt und der Welt boͤſer Geiſt koͤnnen nie mit einander uͤbereinſtimmen: Die ewige Weißheit ruffet einen Tag nach dem andern; Kommet her zu mir! ſo iſts der geſchaͤfftigen, ungeſchickten Welt nie gelegen. O armer Chriſt! o greulicher abſcheulicher Mamlue _ jene forchten ſich vor dem Abgrund, und hatten Urſach, du aber vor JEſu Ruh; Jſt ſie dann aͤrger als die Hoͤlle? welche Schande thuſt du mit deinem Ver- zoͤgern dem HErren Chriſto an, als ob es unrichtiger waͤre ſich in Chriſti Goͤttliche Ruhe mit gaͤntzlicher Ubergab ſeiner ſelbſt hinein zu wagen, als noch laͤnger vor der Hoͤllen Rachen ins Teufels Ketten zu ſtehen; Dorten beſtrafft der H. Geiſt durch Debora die einbildi- ſche weiſe Fuͤrſten der Rubeniter; daß ſie ein Bedencken getragen wider Siſera in Streit zu ziehen: Ruben hat groſſe Anſchlaͤ- ge des Hertzens. Warum bleibſt du zwiſchen den Hirten, zu hoͤren das Bloͤcken der Heerden, an den Baͤchen Rubens ſind die Uberlegungen des Hertzens groß geweſen a. Wann die Uberdenckungen in leiblichen Din- gen ſo mannigfaltig waͤren, ſo giengen wohl viele Jahre vorbey, ehe mancher Hauß-Vatter ſaͤete, mayete oder erndete. O erkennteſt du GOttes Gabe! nun iſts dir verborgen! §. 3. Dannenher iſt man bald fertig und geſchickt, ſo der Teufel rufft zum Hochmuth, Zanck, Unglauben, Hartnaͤckigkeit, Sicher- heit, falſcher Hoffnung! ſo die Welt ſchreyt: Hieher zum Jagen, Spielen, Sauffen, Tantzen, Spatzieren, muͤßigen Schwaͤtzen und Stotzen, Geitzen und Scharren, Geilheit und Uppigkeit, da findt man gantze Compagnien, Schaaren-weiſe eilt man herbey, man mag faſt nicht warten biß die Communions-Tage vorbey, ſo hi- tzig iſt alles drauf, ſo gierig iſt das Welt-Hertz darnach: Heißt das JEſum im Hertzen haben von ſeinem Geiſt getrieben, ſein Juͤnger ſeyn, da jeder Schritt zu JEſu ſo viel Muͤh koſtet, da man jede gezwungene Andacht JEſu ſo hoch anrechnet! da man ſo luſtig, a Jud. V. 16.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1222
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1222>, abgerufen am 23.11.2024.