Haupt- Lehr. GOtt al- lein kan Christum offenbah- ren.
§. 2. Die Haupt-Lehr, die wir hier abfassen, ist diese: Daß GOtt der Vatter allein Christum offenbahre, dann niemand kan zu Jh- me kommen/ es sey ihm dann vom Vatter gegeben/ welches auch Paulus der Heilige Apostel in der Schule des Heiligen Geistes ge- lernet, und solches theils insgemein seinen Corinthern zu wissen thut: Von Jhm/ nemlich dem Vatter, seyd ihr in Christo JE- su/ welcher uns von GOtt gemacht ist zur Weißheit/ zur Ge- rechtigkeit und zur Heiligung und Erlösunga, theils auch mit sei- nem eigenen Exempel bestätiget, wie er zu JESU kommen seye, wann er zu den Galatern von sich selbst schreibet: Da es GOTT wohl gefiel/ der mich von meiner Mutter Leib hat ausgesondert/ und beruffen durch seine Gnade/ daß Er seinen Sohn offenbah- rete in mir/ daß ich Jhne durchs Evangelium verkündigen sol- te unter den Heyden/ alsobald fuhr ich zu/ und besprach mich nicht darüber mit Fleisch und Blutb. Welche Wayrheit JE- sus Petrum selbsten lehret, wann Er zu ihme foricht: Selig bist du Simon Barjona/ dann Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbahret/ sondern mein Vatter/ der im Himmel istc. Also rühmet er selbst auch die Gnade GOttes, so ihm neben andern wie- derfahren, in seiner andern Epistel am 1. Cap. sagende: Wir ha- ben nicht den klugen Fablen gefolget/ da wir euch kund gethan haben die Krafft und Zukunfft unsers HErrn JEsu Christi/ son- dern als diejenigen/ die seine Majestät mit Augen gesehen haben/ dann Er hat von GOtt dem Vatter empfangen Ehre und Herr- lichkeit/ indem eine solche Stimme zu Jhm geschah/ von der herrlichen Majestät: Dieser ist mein Sohn/ der Geliebte/ an dem Jch Wohlgefallen hab. Und diese Stimme haben wir gehöret vom Himmel bracht/ da wir mit Jhm waren auf dem heiligen Berged.
Welches er auch noch täg- lich thut.
§. 3. Und dieses Geben des Vatters und Kommen zu Christo geschihet noch täglich, und zwar nach den alten Weissagungen, als: Wann GOtt der Vatter zu seinem Sohn spricht in dem zweyten Psalmen: Heische von mir/ so will Jch dir die Heyden zum Erbe geben/ und die Ende des Erdbodens zum Eigenthume; Und abermal spricht GOTT der Vatter zu seinem Sohn, Du
hast
a 1 Cor. I. 30.
bGal. I. 15. 16.
cMatth. XVI. 17.
d 2 Petr. I. 16-18.
ePsalm II. 8.
Wunder-Geheimnuß des
Haupt- Lehr. GOtt al- lein kan Chriſtum offenbah- ren.
§. 2. Die Haupt-Lehr, die wir hier abfaſſen, iſt dieſe: Daß GOtt der Vatter allein Chriſtum offenbahre, dann niemand kan zu Jh- me kommen/ es ſey ihm dann vom Vatter gegeben/ welches auch Paulus der Heilige Apoſtel in der Schule des Heiligen Geiſtes ge- lernet, und ſolches theils insgemein ſeinen Corinthern zu wiſſen thut: Von Jhm/ nemlich dem Vatter, ſeyd ihr in Chriſto JE- ſu/ welcher uns von GOtt gemacht iſt zur Weißheit/ zur Ge- rechtigkeit und zur Heiligung und Erloͤſunga, theils auch mit ſei- nem eigenen Exempel beſtaͤtiget, wie er zu JESU kommen ſeye, wann er zu den Galatern von ſich ſelbſt ſchreibet: Da es GOTT wohl gefiel/ der mich von meiner Mutter Leib hat ausgeſondert/ und beruffen durch ſeine Gnade/ daß Er ſeinen Sohn offenbah- rete in mir/ daß ich Jhne durchs Evangelium verkuͤndigen ſol- te unter den Heyden/ alſobald fuhr ich zu/ und beſprach mich nicht daruͤber mit Fleiſch und Blutb. Welche Wayrheit JE- ſus Petrum ſelbſten lehret, wann Er zu ihme foricht: Selig biſt du Simon Barjona/ dann Fleiſch und Blut hat dir das nicht geoffenbahret/ ſondern mein Vatter/ der im Himmel iſtc. Alſo ruͤhmet er ſelbſt auch die Gnade GOttes, ſo ihm neben andern wie- derfahren, in ſeiner andern Epiſtel am 1. Cap. ſagende: Wir ha- ben nicht den klugen Fablen gefolget/ da wir euch kund gethan haben die Krafft und Zukunfft unſers HErrn JEſu Chriſti/ ſon- dern als diejenigen/ die ſeine Majeſtaͤt mit Augen geſehen haben/ dann Er hat von GOtt dem Vatter empfangen Ehre und Herr- lichkeit/ indem eine ſolche Stimme zu Jhm geſchah/ von der herrlichen Majeſtaͤt: Dieſer iſt mein Sohn/ der Geliebte/ an dem Jch Wohlgefallen hab. Und dieſe Stimme haben wir gehoͤret vom Himmel bracht/ da wir mit Jhm waren auf dem heiligen Berged.
Welches er auch noch taͤg- lich thut.
§. 3. Und dieſes Geben des Vatters und Kommen zu Chriſto geſchihet noch taͤglich, und zwar nach den alten Weiſſagungen, als: Wann GOtt der Vatter zu ſeinem Sohn ſpricht in dem zweyten Pſalmen: Heiſche von mir/ ſo will Jch dir die Heyden zum Erbe geben/ und die Ende des Erdbodens zum Eigenthume; Und abermal ſpricht GOTT der Vatter zu ſeinem Sohn, Du
haſt
a 1 Cor. I. 30.
bGal. I. 15. 16.
cMatth. XVI. 17.
d 2 Petr. I. 16-18.
ePſalm II. 8.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0122"n="26"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Wunder-Geheimnuß des</hi></fw><lb/><noteplace="left"><hirendition="#fr">Haupt-<lb/>
Lehr.</hi><lb/>
GOtt al-<lb/>
lein kan<lb/>
Chriſtum<lb/>
offenbah-<lb/>
ren.</note><p>§. 2. Die Haupt-Lehr, die wir hier abfaſſen, iſt dieſe: Daß GOtt<lb/>
der Vatter allein Chriſtum offenbahre, dann <hirendition="#fr">niemand kan zu Jh-<lb/>
me kommen/ es ſey ihm dann vom Vatter gegeben/</hi> welches auch<lb/>
Paulus der Heilige Apoſtel in der Schule des Heiligen Geiſtes ge-<lb/>
lernet, und ſolches theils insgemein ſeinen Corinthern zu wiſſen<lb/>
thut: <hirendition="#fr">Von Jhm/</hi> nemlich dem Vatter, <hirendition="#fr">ſeyd ihr in Chriſto JE-<lb/>ſu/ welcher uns von GOtt gemacht iſt zur Weißheit/ zur Ge-<lb/>
rechtigkeit und zur Heiligung und Erloͤſung</hi><noteplace="foot"n="a">1 <hirendition="#aq">Cor. I.</hi> 30.</note>, theils auch mit ſei-<lb/>
nem eigenen Exempel beſtaͤtiget, wie er zu JESU kommen ſeye,<lb/>
wann er zu den Galatern von ſich ſelbſt ſchreibet: <hirendition="#fr">Da es GOTT<lb/>
wohl gefiel/ der mich von meiner Mutter Leib hat ausgeſondert/<lb/>
und beruffen durch ſeine Gnade/ daß Er ſeinen Sohn offenbah-<lb/>
rete in mir/ daß ich Jhne durchs Evangelium verkuͤndigen ſol-<lb/>
te unter den Heyden/ alſobald fuhr ich zu/ und beſprach mich<lb/>
nicht daruͤber mit Fleiſch und Blut</hi><noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Gal. I.</hi> 15. 16.</note>. Welche Wayrheit JE-<lb/>ſus Petrum ſelbſten lehret, wann Er zu ihme foricht: <hirendition="#fr">Selig biſt<lb/>
du Simon Barjona/ dann Fleiſch und Blut hat dir das nicht<lb/>
geoffenbahret/ ſondern mein Vatter/ der im Himmel iſt</hi><noteplace="foot"n="c"><hirendition="#aq">Matth. XVI.</hi> 17.</note>. Alſo<lb/>
ruͤhmet er ſelbſt auch die Gnade GOttes, ſo ihm neben andern wie-<lb/>
derfahren, in ſeiner andern Epiſtel am 1. Cap. ſagende: <hirendition="#fr">Wir ha-<lb/>
ben nicht den klugen Fablen gefolget/ da wir euch kund gethan<lb/>
haben die Krafft und Zukunfft unſers HErrn JEſu Chriſti/ ſon-<lb/>
dern als diejenigen/ die ſeine Majeſtaͤt mit Augen geſehen haben/<lb/>
dann Er hat von GOtt dem Vatter empfangen Ehre und Herr-<lb/>
lichkeit/ indem eine ſolche Stimme zu Jhm geſchah/ von der<lb/>
herrlichen Majeſtaͤt: Dieſer iſt mein Sohn/ der Geliebte/ an dem<lb/>
Jch Wohlgefallen hab. Und dieſe Stimme haben wir gehoͤret<lb/>
vom Himmel bracht/ da wir mit Jhm waren auf dem heiligen<lb/>
Berge</hi><noteplace="foot"n="d">2 <hirendition="#aq">Petr. I.</hi> 16-18.</note>.</p><lb/><noteplace="left">Welches<lb/>
er auch<lb/>
noch taͤg-<lb/>
lich thut.</note><p>§. 3. Und dieſes Geben des Vatters und Kommen zu Chriſto<lb/>
geſchihet noch taͤglich, und zwar nach den alten Weiſſagungen,<lb/>
als: Wann GOtt der Vatter zu ſeinem Sohn ſpricht in dem<lb/>
zweyten Pſalmen: <hirendition="#fr">Heiſche von mir/ ſo will Jch dir die Heyden<lb/>
zum Erbe geben/ und die Ende des Erdbodens zum Eigenthum</hi><noteplace="foot"n="e"><hirendition="#aq">Pſalm II.</hi> 8.</note>;<lb/>
Und abermal ſpricht GOTT der Vatter zu ſeinem Sohn, <hirendition="#fr">Du</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">haſt</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[26/0122]
Wunder-Geheimnuß des
§. 2. Die Haupt-Lehr, die wir hier abfaſſen, iſt dieſe: Daß GOtt
der Vatter allein Chriſtum offenbahre, dann niemand kan zu Jh-
me kommen/ es ſey ihm dann vom Vatter gegeben/ welches auch
Paulus der Heilige Apoſtel in der Schule des Heiligen Geiſtes ge-
lernet, und ſolches theils insgemein ſeinen Corinthern zu wiſſen
thut: Von Jhm/ nemlich dem Vatter, ſeyd ihr in Chriſto JE-
ſu/ welcher uns von GOtt gemacht iſt zur Weißheit/ zur Ge-
rechtigkeit und zur Heiligung und Erloͤſung a, theils auch mit ſei-
nem eigenen Exempel beſtaͤtiget, wie er zu JESU kommen ſeye,
wann er zu den Galatern von ſich ſelbſt ſchreibet: Da es GOTT
wohl gefiel/ der mich von meiner Mutter Leib hat ausgeſondert/
und beruffen durch ſeine Gnade/ daß Er ſeinen Sohn offenbah-
rete in mir/ daß ich Jhne durchs Evangelium verkuͤndigen ſol-
te unter den Heyden/ alſobald fuhr ich zu/ und beſprach mich
nicht daruͤber mit Fleiſch und Blut b. Welche Wayrheit JE-
ſus Petrum ſelbſten lehret, wann Er zu ihme foricht: Selig biſt
du Simon Barjona/ dann Fleiſch und Blut hat dir das nicht
geoffenbahret/ ſondern mein Vatter/ der im Himmel iſt c. Alſo
ruͤhmet er ſelbſt auch die Gnade GOttes, ſo ihm neben andern wie-
derfahren, in ſeiner andern Epiſtel am 1. Cap. ſagende: Wir ha-
ben nicht den klugen Fablen gefolget/ da wir euch kund gethan
haben die Krafft und Zukunfft unſers HErrn JEſu Chriſti/ ſon-
dern als diejenigen/ die ſeine Majeſtaͤt mit Augen geſehen haben/
dann Er hat von GOtt dem Vatter empfangen Ehre und Herr-
lichkeit/ indem eine ſolche Stimme zu Jhm geſchah/ von der
herrlichen Majeſtaͤt: Dieſer iſt mein Sohn/ der Geliebte/ an dem
Jch Wohlgefallen hab. Und dieſe Stimme haben wir gehoͤret
vom Himmel bracht/ da wir mit Jhm waren auf dem heiligen
Berge d.
§. 3. Und dieſes Geben des Vatters und Kommen zu Chriſto
geſchihet noch taͤglich, und zwar nach den alten Weiſſagungen,
als: Wann GOtt der Vatter zu ſeinem Sohn ſpricht in dem
zweyten Pſalmen: Heiſche von mir/ ſo will Jch dir die Heyden
zum Erbe geben/ und die Ende des Erdbodens zum Eigenthum e;
Und abermal ſpricht GOTT der Vatter zu ſeinem Sohn, Du
haſt
a 1 Cor. I. 30.
b Gal. I. 15. 16.
c Matth. XVI. 17.
d 2 Petr. I. 16-18.
e Pſalm II. 8.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/122>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.