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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Labsal in Trübsal.

§. 4. (3.) Ob man diesen unvergliechlichen Schatz, Reichthum,Dieses
Gut bietet
JEsus
selbsten an
und zwar
so,

Fried und Englische Ruh auch wohl haben könne? freylich es ist in
der Gnaden-Zeit von Christo angetragen, er strecket noch jetzund sei-
ne Hand aus den gantzen Tag voll himmlischer Gaben und Geschen-
cken, voll Gnad und Vergebung, voll Heyls-Gütern und Cronen
mit innigster Geneigtheit uns Arme zu bereichern, uns Verirrete und
Schwache auf dem Wege der Wahrheit und Gerechtigkeit fort zu
leiten, uns in den stinckenden Sünden-Pfuhl sehr tieff hinein gesunckene
heraus zu ziehen, uns zu wäschen und von allem Unrath zu reinigen
und gleich als eine zarte Mutter ihren Säugling auf den Armen zum
Vatter zu tragen. Rom. 10, 21. Prov. 1. Er zeigt sich in dem al-
lerlieblichsten Gemäld einer Gluck-Hennen vor, seine innigste Be-
kehrungs-Lust und Durst nach unserem Heyl auszutrucken, wie tieff
ihme unsere Noth und Gefahr zu Hertzen gehe, wie sehr es ihn jam-
mere, daß wir das zugedachte und angebottene Heyl so grob ver-
achten, und uns ehender von den höllischen Raub-Vöglen wegfüh-
ren und zerzerren lassen, als daß wir ihme folgeten, uns nahe zu
ihme hielten unter die Seel- erwärmenden Flügel seines Evangeli-
ums und H. Geistes, uns da stille zu halten; damit er uns von erst
als eine Brut-Henne mit seiner Liebes-Brunst sänfftiglich entzünde,
durchtringe, ausbrüte, zu einer gantz neuen Gestalt bilde, und zu
rechter Zeit zum Durchbruch aus der Schalen des Gesetzes und der
Eigenheit verhelffe; hernach als neu-gebohrne Küchlein nehre, lehre,
leite, beschirme, sammle, bewache und zur Göttlichen Grösse des
Alters Christi mächtiglich auferziehe a. Es ist jedermann angezeigt
und verdeutet: Suchet den HErrn, weil er zu finden ist, ruffet ihn
an, weil er doch nahe ist. Der Gottlose lasse von seinem Weg,
und der Ubelthäter seine Gedancken, und bekehren sich zum HErrn,
so wird er sich seyn erbarmen und zu unserm GOtt, dann bey ihm
ist viel Vergebung. O welch ein herrlicher Fund ist das! GOTT
finden, sollte einer doch wohl vor Freuden sterben über solcher un-
aussprechlichen Herrlichkeit, den nahen Lebendigen, sich also über-
schwencklich mittheilenden GOTT gefunden haben; Wie etwan ein
verlohrnes Kind seine Mutter, ein mit vielen schweren Schulden
Beladener einen unerschöpfflichen Schatz, ein von Durst Lechzender

eine
a Matth. XXIII. 37.
B b b b b b b
Labſal in Truͤbſal.

§. 4. (3.) Ob man dieſen unvergliechlichen Schatz, Reichthum,Dieſes
Gut bietet
JEſus
ſelbſten an
und zwar
ſo,

Fried und Engliſche Ruh auch wohl haben koͤnne? freylich es iſt in
der Gnaden-Zeit von Chriſto angetragen, er ſtrecket noch jetzund ſei-
ne Hand aus den gantzen Tag voll himmliſcher Gaben und Geſchen-
cken, voll Gnad und Vergebung, voll Heyls-Guͤtern und Cronen
mit innigſter Geneigtheit uns Arme zu bereichern, uns Verirrete und
Schwache auf dem Wege der Wahrheit und Gerechtigkeit fort zu
leiten, uns in den ſtinckenden Suͤnden-Pfuhl ſehr tieff hinein geſunckene
heraus zu ziehen, uns zu waͤſchen und von allem Unrath zu reinigen
und gleich als eine zarte Mutter ihren Saͤugling auf den Armen zum
Vatter zu tragen. Rom. 10, 21. Prov. 1. Er zeigt ſich in dem al-
lerlieblichſten Gemaͤld einer Gluck-Hennen vor, ſeine innigſte Be-
kehrungs-Luſt und Durſt nach unſerem Heyl auszutrucken, wie tieff
ihme unſere Noth und Gefahr zu Hertzen gehe, wie ſehr es ihn jam-
mere, daß wir das zugedachte und angebottene Heyl ſo grob ver-
achten, und uns ehender von den hoͤlliſchen Raub-Voͤglen wegfuͤh-
ren und zerzerren laſſen, als daß wir ihme folgeten, uns nahe zu
ihme hielten unter die Seel- erwaͤrmenden Fluͤgel ſeines Evangeli-
ums und H. Geiſtes, uns da ſtille zu halten; damit er uns von erſt
als eine Brut-Henne mit ſeiner Liebes-Brunſt ſaͤnfftiglich entzuͤnde,
durchtringe, ausbruͤte, zu einer gantz neuen Geſtalt bilde, und zu
rechter Zeit zum Durchbruch aus der Schalen des Geſetzes und der
Eigenheit verhelffe; hernach als neu-gebohrne Kuͤchlein nehre, lehre,
leite, beſchirme, ſammle, bewache und zur Goͤttlichen Groͤſſe des
Alters Chriſti maͤchtiglich auferziehe a. Es iſt jedermann angezeigt
und verdeutet: Suchet den HErrn, weil er zu finden iſt, ruffet ihn
an, weil er doch nahe iſt. Der Gottloſe laſſe von ſeinem Weg,
und der Ubelthaͤter ſeine Gedancken, und bekehren ſich zum HErrn,
ſo wird er ſich ſeyn erbarmen und zu unſerm GOtt, dann bey ihm
iſt viel Vergebung. O welch ein herrlicher Fund iſt das! GOTT
finden, ſollte einer doch wohl vor Freuden ſterben uͤber ſolcher un-
ausſprechlichen Herrlichkeit, den nahen Lebendigen, ſich alſo uͤber-
ſchwencklich mittheilenden GOTT gefunden haben; Wie etwan ein
verlohrnes Kind ſeine Mutter, ein mit vielen ſchweren Schulden
Beladener einen unerſchoͤpfflichen Schatz, ein von Durſt Lechzender

eine
a Matth. XXIII. 37.
B b b b b b b
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[1113/1209] Labſal in Truͤbſal. §. 4. (3.) Ob man dieſen unvergliechlichen Schatz, Reichthum, Fried und Engliſche Ruh auch wohl haben koͤnne? freylich es iſt in der Gnaden-Zeit von Chriſto angetragen, er ſtrecket noch jetzund ſei- ne Hand aus den gantzen Tag voll himmliſcher Gaben und Geſchen- cken, voll Gnad und Vergebung, voll Heyls-Guͤtern und Cronen mit innigſter Geneigtheit uns Arme zu bereichern, uns Verirrete und Schwache auf dem Wege der Wahrheit und Gerechtigkeit fort zu leiten, uns in den ſtinckenden Suͤnden-Pfuhl ſehr tieff hinein geſunckene heraus zu ziehen, uns zu waͤſchen und von allem Unrath zu reinigen und gleich als eine zarte Mutter ihren Saͤugling auf den Armen zum Vatter zu tragen. Rom. 10, 21. Prov. 1. Er zeigt ſich in dem al- lerlieblichſten Gemaͤld einer Gluck-Hennen vor, ſeine innigſte Be- kehrungs-Luſt und Durſt nach unſerem Heyl auszutrucken, wie tieff ihme unſere Noth und Gefahr zu Hertzen gehe, wie ſehr es ihn jam- mere, daß wir das zugedachte und angebottene Heyl ſo grob ver- achten, und uns ehender von den hoͤlliſchen Raub-Voͤglen wegfuͤh- ren und zerzerren laſſen, als daß wir ihme folgeten, uns nahe zu ihme hielten unter die Seel- erwaͤrmenden Fluͤgel ſeines Evangeli- ums und H. Geiſtes, uns da ſtille zu halten; damit er uns von erſt als eine Brut-Henne mit ſeiner Liebes-Brunſt ſaͤnfftiglich entzuͤnde, durchtringe, ausbruͤte, zu einer gantz neuen Geſtalt bilde, und zu rechter Zeit zum Durchbruch aus der Schalen des Geſetzes und der Eigenheit verhelffe; hernach als neu-gebohrne Kuͤchlein nehre, lehre, leite, beſchirme, ſammle, bewache und zur Goͤttlichen Groͤſſe des Alters Chriſti maͤchtiglich auferziehe a. Es iſt jedermann angezeigt und verdeutet: Suchet den HErrn, weil er zu finden iſt, ruffet ihn an, weil er doch nahe iſt. Der Gottloſe laſſe von ſeinem Weg, und der Ubelthaͤter ſeine Gedancken, und bekehren ſich zum HErrn, ſo wird er ſich ſeyn erbarmen und zu unſerm GOtt, dann bey ihm iſt viel Vergebung. O welch ein herrlicher Fund iſt das! GOTT finden, ſollte einer doch wohl vor Freuden ſterben uͤber ſolcher un- ausſprechlichen Herrlichkeit, den nahen Lebendigen, ſich alſo uͤber- ſchwencklich mittheilenden GOTT gefunden haben; Wie etwan ein verlohrnes Kind ſeine Mutter, ein mit vielen ſchweren Schulden Beladener einen unerſchoͤpfflichen Schatz, ein von Durſt Lechzender eine Dieſes Gut bietet JEſus ſelbſten an und zwar ſo, a Matth. XXIII. 37. B b b b b b b

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1209>, abgerufen am 22.11.2024.