Offenba- rung des Vatters.sie sich an Stöcke und Stauden gestossen und gestolpert a. Wer in der Finsternuß wandelt, weißt nicht wo er hingehet b. JEsus hat uns zwar im Evangelio den Rath GOttes von unserem Heyl geoffen- bahret; Thut er es aber nicht selbst unmittelbar in meiner Seel, so vergehet weder die Lust zur Sünd noch die Forcht des Todes recht, auch hat der höllische Ankläger immer sein teuflisches Affen-Spiel mit uns, es gelingt ihm allzuofft, daß er die angewohnte Busen-Sünd in uns rege macht; dadurch bekommt er Gewalt, daß er uns schrecken kan und von GOtt abtreiben und im Vertrauen schwach und zaghafft machen, weiters kan er nichts: bey nahe alle Frommen wissen hievon zu sagen, da er sie offt so eintreibt und so hertzlich angst macht, ehe sie diesen Mord-Geist kennen und unterscheiden lernen, ob es nemlich GOtt oder der Teufel seye, der so sehr anklagt, daß man offt nicht weißt, wo aus und ein. Dieses höllische Schweiß-Bad muß das ar- me Hertz unterweilen erfahren, so lang biß JEsus uns den Vatter offenbahret, daß er Liebe seye und in uns wohnen wolle; alsdann erkennet die Seele erst recht die arge List des Satans, daß er uns nur so will benebeln und forchtsam machen zu GOtt zu nahen und an JEsum zu Glauben, zweifelhafftig machen, ob uns JEsus das Himmelreich schencken, mit dem Heil. Geist tauffen und die unaussprechlich hohe Gnade thun wolle den Vatter zu offenbahren; Dencke aber du Sün- den-volles, unreines gepreßtes Hertz an c, da GOtt selbst sich erklärt: Wann euere Sünden gleich Blut-roth sind, sollen sie doch Schnee-weiß werden; wo wir nur Buß thun und mit ernster Demuth und Liebe zu GOtt kommen; also offenbahret uns JEsus den Vatter in dem er uns lehret uns im Gebett zu GOtt hal- ten, ihm das Hertz geben, da der allein gute GOtt wohnen will, 2 Cor. 6. da erfahret man wie freundlich er ist und wie er innwendig die Seel aufnimmt in seine Armen d. Also kehret der Mensch ein in die holdseelige Freund- lichkeit GOttes, darinnen man vor allen Feinden sicher ist; durch diese Offenbahrung führet uns JEsus ins volle Meer der Erbarmung! allwo der Abgrund so groß, daß uns kein Feind sehen kan, da GOtt unser höchstes Gut und tieffstes Wolleben ist.
Wie
aPs. XCVII. 11.
bJoh. XII. 35.
cJes. I. 18.
dJes. XI.
Labſal in Truͤbſal.
Offenba- rung des Vatters.ſie ſich an Stoͤcke und Stauden geſtoſſen und geſtolpert a. Wer in der Finſternuß wandelt, weißt nicht wo er hingehet b. JEſus hat uns zwar im Evangelio den Rath GOttes von unſerem Heyl geoffen- bahret; Thut er es aber nicht ſelbſt unmittelbar in meiner Seel, ſo vergehet weder die Luſt zur Suͤnd noch die Forcht des Todes recht, auch hat der hoͤlliſche Anklaͤger immer ſein teufliſches Affen-Spiel mit uns, es gelingt ihm allzuofft, daß er die angewohnte Buſen-Suͤnd in uns rege macht; dadurch bekommt er Gewalt, daß er uns ſchrecken kan und von GOtt abtreiben und im Vertrauen ſchwach und zaghafft machen, weiters kan er nichts: bey nahe alle Frommen wiſſen hievon zu ſagen, da er ſie offt ſo eintreibt und ſo hertzlich angſt macht, ehe ſie dieſen Mord-Geiſt kennen und unterſcheiden lernen, ob es nemlich GOtt oder der Teufel ſeye, der ſo ſehr anklagt, daß man offt nicht weißt, wo aus und ein. Dieſes hoͤlliſche Schweiß-Bad muß das ar- me Hertz unterweilen erfahren, ſo lang biß JEſus uns den Vatter offenbahret, daß er Liebe ſeye und in uns wohnen wolle; alsdann erkennet die Seele erſt recht die arge Liſt des Satans, daß er uns nur ſo will benebeln und forchtſam machen zu GOtt zu nahen und an JEſum zu Glauben, zweifelhafftig machen, ob uns JEſus das Himmelreich ſchencken, mit dem Heil. Geiſt tauffen und die unausſprechlich hohe Gnade thun wolle den Vatter zu offenbahren; Dencke aber du Suͤn- den-volles, unreines gepreßtes Hertz an c, da GOtt ſelbſt ſich erklaͤrt: Wann euere Suͤnden gleich Blut-roth ſind, ſollen ſie doch Schnee-weiß werden; wo wir nur Buß thun und mit ernſter Demuth und Liebe zu GOtt kommen; alſo offenbahret uns JEſus den Vatter in dem er uns lehret uns im Gebett zu GOtt hal- ten, ihm das Hertz geben, da der allein gute GOtt wohnen will, 2 Cor. 6. da eꝛfahꝛet man wie fꝛeundlich eꝛ iſt und wie eꝛ iñwendig die Seel aufnim̃t in ſeine Armen d. Alſo kehret der Menſch ein in die holdſeelige Freund- lichkeit GOttes, darinnen man vor allen Feinden ſicher iſt; durch dieſe Offenbahrung fuͤhret uns JEſus ins volle Meer der Erbarmung! allwo der Abgrund ſo groß, daß uns kein Feind ſehen kan, da GOtt unſer hoͤchſtes Gut und tieffſtes Wolleben iſt.
Wie
aPſ. XCVII. 11.
bJoh. XII. 35.
cJeſ. I. 18.
dJeſ. XI.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1200"n="1104"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Labſal in Truͤbſal.</hi></fw><lb/><noteplace="left">Offenba-<lb/>
rung des<lb/>
Vatters.</note>ſie ſich an Stoͤcke und Stauden geſtoſſen und geſtolpert <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Pſ. XCVII.</hi> 11.</note>. Wer in<lb/>
der Finſternuß wandelt, weißt nicht wo er hingehet <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Joh. XII.</hi> 35.</note>. JEſus hat<lb/>
uns zwar im Evangelio den Rath GOttes von unſerem Heyl geoffen-<lb/>
bahret; Thut er es aber nicht ſelbſt unmittelbar in meiner Seel, ſo<lb/>
vergehet weder die Luſt zur Suͤnd noch die Forcht des Todes recht, auch<lb/>
hat der hoͤlliſche Anklaͤger immer ſein teufliſches Affen-Spiel mit uns,<lb/>
es gelingt ihm allzuofft, daß er die angewohnte Buſen-Suͤnd in uns<lb/>
rege macht; dadurch bekommt er Gewalt, daß er uns ſchrecken kan<lb/>
und von GOtt abtreiben und im Vertrauen ſchwach und zaghafft<lb/>
machen, weiters kan er nichts: bey nahe alle Frommen wiſſen hievon<lb/>
zu ſagen, da er ſie offt ſo eintreibt und ſo hertzlich angſt macht, ehe ſie<lb/>
dieſen Mord-Geiſt kennen und unterſcheiden lernen, ob es nemlich<lb/>
GOtt oder der Teufel ſeye, der ſo ſehr anklagt, daß man offt nicht<lb/>
weißt, wo aus und ein. Dieſes hoͤlliſche Schweiß-Bad muß das ar-<lb/>
me Hertz unterweilen erfahren, ſo lang biß JEſus uns den Vatter<lb/>
offenbahret, daß er <hirendition="#fr">Liebe</hi>ſeye und in uns wohnen wolle; alsdann<lb/>
erkennet die Seele erſt recht die arge Liſt des Satans, daß er uns nur<lb/>ſo will benebeln und forchtſam machen zu GOtt zu nahen und an JEſum<lb/>
zu Glauben, zweifelhafftig machen, ob uns JEſus das Himmelreich<lb/>ſchencken, mit dem Heil. Geiſt tauffen und die unausſprechlich hohe<lb/>
Gnade thun wolle den Vatter zu offenbahren; Dencke aber du Suͤn-<lb/>
den-volles, unreines gepreßtes Hertz an <noteplace="foot"n="c"><hirendition="#aq">Jeſ. I.</hi> 18.</note>, da GOtt ſelbſt ſich erklaͤrt:<lb/><hirendition="#fr">Wann euere Suͤnden gleich Blut-roth ſind, ſollen<lb/>ſie doch Schnee-weiß werden;</hi> wo wir nur Buß thun und<lb/>
mit ernſter Demuth und Liebe zu GOtt kommen; alſo offenbahret uns<lb/>
JEſus den Vatter in dem er uns lehret uns im Gebett zu GOtt hal-<lb/>
ten, ihm das Hertz geben, da der allein gute GOtt wohnen will, 2 Cor. 6.<lb/>
da eꝛfahꝛet man wie fꝛeundlich eꝛ iſt und wie eꝛ iñwendig die Seel aufnim̃t<lb/>
in ſeine Armen <noteplace="foot"n="d"><hirendition="#aq">Jeſ. XI.</hi></note>. Alſo kehret der Menſch ein in die holdſeelige Freund-<lb/>
lichkeit GOttes, darinnen man vor allen Feinden ſicher iſt; durch dieſe<lb/>
Offenbahrung fuͤhret uns JEſus ins volle Meer der Erbarmung!<lb/>
allwo der Abgrund ſo groß, daß uns kein Feind ſehen kan, da GOtt<lb/>
unſer hoͤchſtes Gut und tieffſtes Wolleben iſt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wie</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[1104/1200]
Labſal in Truͤbſal.
ſie ſich an Stoͤcke und Stauden geſtoſſen und geſtolpert a. Wer in
der Finſternuß wandelt, weißt nicht wo er hingehet b. JEſus hat
uns zwar im Evangelio den Rath GOttes von unſerem Heyl geoffen-
bahret; Thut er es aber nicht ſelbſt unmittelbar in meiner Seel, ſo
vergehet weder die Luſt zur Suͤnd noch die Forcht des Todes recht, auch
hat der hoͤlliſche Anklaͤger immer ſein teufliſches Affen-Spiel mit uns,
es gelingt ihm allzuofft, daß er die angewohnte Buſen-Suͤnd in uns
rege macht; dadurch bekommt er Gewalt, daß er uns ſchrecken kan
und von GOtt abtreiben und im Vertrauen ſchwach und zaghafft
machen, weiters kan er nichts: bey nahe alle Frommen wiſſen hievon
zu ſagen, da er ſie offt ſo eintreibt und ſo hertzlich angſt macht, ehe ſie
dieſen Mord-Geiſt kennen und unterſcheiden lernen, ob es nemlich
GOtt oder der Teufel ſeye, der ſo ſehr anklagt, daß man offt nicht
weißt, wo aus und ein. Dieſes hoͤlliſche Schweiß-Bad muß das ar-
me Hertz unterweilen erfahren, ſo lang biß JEſus uns den Vatter
offenbahret, daß er Liebe ſeye und in uns wohnen wolle; alsdann
erkennet die Seele erſt recht die arge Liſt des Satans, daß er uns nur
ſo will benebeln und forchtſam machen zu GOtt zu nahen und an JEſum
zu Glauben, zweifelhafftig machen, ob uns JEſus das Himmelreich
ſchencken, mit dem Heil. Geiſt tauffen und die unausſprechlich hohe
Gnade thun wolle den Vatter zu offenbahren; Dencke aber du Suͤn-
den-volles, unreines gepreßtes Hertz an c, da GOtt ſelbſt ſich erklaͤrt:
Wann euere Suͤnden gleich Blut-roth ſind, ſollen
ſie doch Schnee-weiß werden; wo wir nur Buß thun und
mit ernſter Demuth und Liebe zu GOtt kommen; alſo offenbahret uns
JEſus den Vatter in dem er uns lehret uns im Gebett zu GOtt hal-
ten, ihm das Hertz geben, da der allein gute GOtt wohnen will, 2 Cor. 6.
da eꝛfahꝛet man wie fꝛeundlich eꝛ iſt und wie eꝛ iñwendig die Seel aufnim̃t
in ſeine Armen d. Alſo kehret der Menſch ein in die holdſeelige Freund-
lichkeit GOttes, darinnen man vor allen Feinden ſicher iſt; durch dieſe
Offenbahrung fuͤhret uns JEſus ins volle Meer der Erbarmung!
allwo der Abgrund ſo groß, daß uns kein Feind ſehen kan, da GOtt
unſer hoͤchſtes Gut und tieffſtes Wolleben iſt.
Offenba-
rung des
Vatters.
Wie
a Pſ. XCVII. 11.
b Joh. XII. 35.
c Jeſ. I. 18.
d Jeſ. XI.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1200>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.