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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Labsal in Trübsal.
angefüllet und das Wunder-Oel und Lebens-Wein des H. Geistes
zu empfahen unfähig gemacht haben, daß es aber anderst mit ihnen
werd, können sie im geringsten nicht mercken, was wollen sie anfan-
gen ohne H. Geist? Wie will GOtt diesen köstlichen Balsam in sie
giessen, wann das Geschirr nicht von erst wohl geschwenckt ist durch
das Thränen-Wasser, der Unrath aus Leib und Seel ausgebrannt
durch den Feuer-Eifer der Heiligkeit GOttes gegen der Sünd;
wie will man ihm aber thun, wann GOtt nicht will und seine Flam-
me das Hertz nicht durchwandlet.

Das macht schwer und werden theil Seelen offt gar unwillig dar-
bey, welches ja nicht seyn soll, aber wer will in einer Sach helffen,
die eintzig GOttes Werck ist? O das ist ein Bürde! Es ist nicht
gut reisen, wann die Sonn heißt sticht und kein Wind gehet, oder
zornig Wetter ist, ungestümm, haglet, donnert, strahlet, und
es doch muß gereiset seyn oder den Mördern in die Hand gerathen
und ausbeschlossen von der Nacht etc. und kein Schärmen weit und
breit; GOtt einem zuwider scheint wie den Egyptern Exod. 14, 25.
GOTT wili sich nicht richten nach des geschäfftigen Sünders Kopf,
da giebts tausenderley seltzame Gedancken von GOttes Rath, Wil-
len, Wegen und Vornehmen. Da hat die Vernunfft ihr wunderlich
Spiel, und giebt bald diß ein bald ein anders: O was vielerley
Geister trifft die Seel da an, und sind doch alles leidige Tröster.

Bald will der Mensch GOTT aufgeben und es so gehen lassen,
alles aus dem Sinn schlagen, die Bürde hinter einen Hag werffen,
weil es ihm erleidet immerfort mit der Sach umzugehen und immer
an GOtt zu gedencken, ein so mächtiger Uberlast wird ihr das We-
sen: Es vergeben mir alle Unerfahrene, so diese Schrifft lesen möch-
ten und sich drab besegnen.

Ja, aber wo will die arme Seel hinlauffen, schauet sie den Him-
mel an, die Wolcken, Erden und aller Creaturen Schönheit, so
dunckt es sie, es liege alles auf ihr, als wäre sie Atlas und spre-
che zu ihr: Siehe, wer ist der, mit dem du so im Unfrieden lebst,
wie hoch ist seine Macht und Gewalt, deß, der uns erschaffen, wie
übergrossen gütigen Wesens muß er seyn! Willt du dann nicht, daß
seine Herrlichkeit auch an dir o Mensch! o Mensch! offenbahr werd?
Mit Hadern, Murren, kommst du nicht zur Ruh, da druckt sie
die Last noch mehr und schlagt darzu

§. 3.

Labſal in Truͤbſal.
angefuͤllet und das Wunder-Oel und Lebens-Wein des H. Geiſtes
zu empfahen unfaͤhig gemacht haben, daß es aber anderſt mit ihnen
werd, koͤnnen ſie im geringſten nicht mercken, was wollen ſie anfan-
gen ohne H. Geiſt? Wie will GOtt dieſen koͤſtlichen Balſam in ſie
gieſſen, wann das Geſchirr nicht von erſt wohl geſchwenckt iſt durch
das Thraͤnen-Waſſer, der Unrath aus Leib und Seel ausgebrannt
durch den Feuer-Eifer der Heiligkeit GOttes gegen der Suͤnd;
wie will man ihm aber thun, wann GOtt nicht will und ſeine Flam-
me das Hertz nicht durchwandlet.

Das macht ſchwer und werden theil Seelen offt gar unwillig dar-
bey, welches ja nicht ſeyn ſoll, aber wer will in einer Sach helffen,
die eintzig GOttes Werck iſt? O das iſt ein Buͤrde! Es iſt nicht
gut reiſen, wann die Sonn heißt ſticht und kein Wind gehet, oder
zornig Wetter iſt, ungeſtuͤmm, haglet, donnert, ſtrahlet, und
es doch muß gereiſet ſeyn oder den Moͤrdern in die Hand gerathen
und ausbeſchloſſen von der Nacht ꝛc. und kein Schaͤrmen weit und
breit; GOtt einem zuwider ſcheint wie den Egyptern Exod. 14, 25.
GOTT wili ſich nicht richten nach des geſchaͤfftigen Suͤnders Kopf,
da giebts tauſenderley ſeltzame Gedancken von GOttes Rath, Wil-
len, Wegen und Vornehmen. Da hat die Vernunfft ihr wunderlich
Spiel, und giebt bald diß ein bald ein anders: O was vielerley
Geiſter trifft die Seel da an, und ſind doch alles leidige Troͤſter.

Bald will der Menſch GOTT aufgeben und es ſo gehen laſſen,
alles aus dem Sinn ſchlagen, die Buͤrde hinter einen Hag werffen,
weil es ihm erleidet immerfort mit der Sach umzugehen und immer
an GOtt zu gedencken, ein ſo maͤchtiger Uberlaſt wird ihr das We-
ſen: Es vergeben mir alle Unerfahrene, ſo dieſe Schrifft leſen moͤch-
ten und ſich drab beſegnen.

Ja, aber wo will die arme Seel hinlauffen, ſchauet ſie den Him-
mel an, die Wolcken, Erden und aller Creaturen Schoͤnheit, ſo
dunckt es ſie, es liege alles auf ihr, als waͤre ſie Atlas und ſpre-
che zu ihr: Siehe, wer iſt der, mit dem du ſo im Unfrieden lebſt,
wie hoch iſt ſeine Macht und Gewalt, deß, der uns erſchaffen, wie
uͤbergroſſen guͤtigen Weſens muß er ſeyn! Willt du dann nicht, daß
ſeine Herrlichkeit auch an dir o Menſch! o Menſch! offenbahr werd?
Mit Hadern, Murren, kommſt du nicht zur Ruh, da druckt ſie
die Laſt noch mehr und ſchlagt darzu

§. 3.
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[1098/1194] Labſal in Truͤbſal. angefuͤllet und das Wunder-Oel und Lebens-Wein des H. Geiſtes zu empfahen unfaͤhig gemacht haben, daß es aber anderſt mit ihnen werd, koͤnnen ſie im geringſten nicht mercken, was wollen ſie anfan- gen ohne H. Geiſt? Wie will GOtt dieſen koͤſtlichen Balſam in ſie gieſſen, wann das Geſchirr nicht von erſt wohl geſchwenckt iſt durch das Thraͤnen-Waſſer, der Unrath aus Leib und Seel ausgebrannt durch den Feuer-Eifer der Heiligkeit GOttes gegen der Suͤnd; wie will man ihm aber thun, wann GOtt nicht will und ſeine Flam- me das Hertz nicht durchwandlet. Das macht ſchwer und werden theil Seelen offt gar unwillig dar- bey, welches ja nicht ſeyn ſoll, aber wer will in einer Sach helffen, die eintzig GOttes Werck iſt? O das iſt ein Buͤrde! Es iſt nicht gut reiſen, wann die Sonn heißt ſticht und kein Wind gehet, oder zornig Wetter iſt, ungeſtuͤmm, haglet, donnert, ſtrahlet, und es doch muß gereiſet ſeyn oder den Moͤrdern in die Hand gerathen und ausbeſchloſſen von der Nacht ꝛc. und kein Schaͤrmen weit und breit; GOtt einem zuwider ſcheint wie den Egyptern Exod. 14, 25. GOTT wili ſich nicht richten nach des geſchaͤfftigen Suͤnders Kopf, da giebts tauſenderley ſeltzame Gedancken von GOttes Rath, Wil- len, Wegen und Vornehmen. Da hat die Vernunfft ihr wunderlich Spiel, und giebt bald diß ein bald ein anders: O was vielerley Geiſter trifft die Seel da an, und ſind doch alles leidige Troͤſter. Bald will der Menſch GOTT aufgeben und es ſo gehen laſſen, alles aus dem Sinn ſchlagen, die Buͤrde hinter einen Hag werffen, weil es ihm erleidet immerfort mit der Sach umzugehen und immer an GOtt zu gedencken, ein ſo maͤchtiger Uberlaſt wird ihr das We- ſen: Es vergeben mir alle Unerfahrene, ſo dieſe Schrifft leſen moͤch- ten und ſich drab beſegnen. Ja, aber wo will die arme Seel hinlauffen, ſchauet ſie den Him- mel an, die Wolcken, Erden und aller Creaturen Schoͤnheit, ſo dunckt es ſie, es liege alles auf ihr, als waͤre ſie Atlas und ſpre- che zu ihr: Siehe, wer iſt der, mit dem du ſo im Unfrieden lebſt, wie hoch iſt ſeine Macht und Gewalt, deß, der uns erſchaffen, wie uͤbergroſſen guͤtigen Weſens muß er ſeyn! Willt du dann nicht, daß ſeine Herrlichkeit auch an dir o Menſch! o Menſch! offenbahr werd? Mit Hadern, Murren, kommſt du nicht zur Ruh, da druckt ſie die Laſt noch mehr und ſchlagt darzu §. 3.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1098. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1194>, abgerufen am 24.11.2024.