complimentierische Unglaube Christo! massen wir ihm wohl unzähli- che mal Anlaß geben uns in unserem Blut verzaplen zu lassen, eben darum zeigt dieses Wort kommet nicht nur JEsu sanfften Gna- den-Willen an, sondern auch.
§. 8. (2.) Seine Arbeit an denen, welche JEsus seelig machentheils sei- ne Arbeit, da er zei- get, daß man ausser seiner Ge- mein- schafft elend seye. will; Er zeiget ihnen 1. wie alles ausser seiner späten Gemeinschafft ihnen ewige Zerscheiterung drohe, wie weit sie sich in tödtliche Ge- fahren hinein gewagt etc. zumahl das Lieb-volleste Hertz JEsu offt mit solchen eigensinnigen Menschen zu schaffen hat, daß sie stündlich müs- sen geschrecket, erinneret und mit heimlicher Angst beleget werden, wo sie sich nicht an jedem verbottenen Versuch-Baum vergaffen, und in ihrem Kommen zu Christo fast jeden Augenblick still stehen, und leichtsinnig wie träge Esel zaudern sollen, also daß sie stets der Stupf- Ruthen nöthig haben, vieler scharffen Schlägen, damit sie nicht zuruck bleiben; Ach wie viel Verdruß und Unmuth würde nicht offt eine eintzige Seel unserem HErren JEsu Christo machen, wann die- ser leutselige Jmmanuel nicht GOTT wäre, gewiß der sanfftmüthig- ste Mensch würde in kurtzem so müd und überdrüßig seyn, daß er al- les bleiben liesse; Dann wie viel 100 mahl muß JEsus nicht in einem eintzelen Tag warnen, mahnen, ruffen komm ach arme Seele komm. Verstehest du denn nicht wie die Zeit hinschleicht und du bist dem Teufel noch so nahe und so sehr weit zuruck von der seeligen Sab- bath-Feyr und Ruhe in GOTT, komme doch, eile und errette dei- ne Seele: Ach mit was Unwillen, so zu reden, muß JEsus offt se- hen, daß die Seel unterwegs zugreifft und es unangesehen alles Zu- ruffens aufs neue waget mit ihrer Schooß-Sünde, welche sie doch schon mehr als einmahl biß an der Höllen-Rand gebracht und sie JESUS Ungnad, Trübsal und Angst genugsam darüber bereits erfahren müssen, dennoch lasset JEsu Treue noch nicht ab.
§. 9. (2.) Sie zu lehren, wie sie diesem allem entgehen sollen,Daß man aus sich selbsten und der Welt aus- gehen müsse, nemlich fliehen von Sodom, Welt, Fleisch, Zerstreuung, eigner Einbildung, selbst-gemachten Glauben, Hoffnung etc. so alles bau- fällig, den Feur-Strahlen des Zorns GOttes gewidmet.
Also daß sie mit diesem allem unmöglich vor GOTT kommen und vor seinem Gerichte bestehen dörffen, welches niemand besser weißt als JEsus unser Zukünfftige von GOTT verordnete Richter, der
sich
Labſal in Truͤbſal.
complimentieriſche Unglaube Chriſto! maſſen wir ihm wohl unzaͤhli- che mal Anlaß geben uns in unſerem Blut verzaplen zu laſſen, eben darum zeigt dieſes Wort kommet nicht nur JEſu ſanfften Gna- den-Willen an, ſondern auch.
§. 8. (2.) Seine Arbeit an denen, welche JEſus ſeelig machentheils ſei- ne Arbeit, da er zei- get, daß man auſſeꝛ ſeiner Ge- mein- ſchafft elend ſeye. will; Er zeiget ihnen 1. wie alles auſſer ſeiner ſpaͤten Gemeinſchafft ihnen ewige Zerſcheiterung drohe, wie weit ſie ſich in toͤdtliche Ge- fahren hinein gewagt ꝛc. zumahl das Lieb-volleſte Hertz JEſu offt mit ſolchen eigenſinnigen Menſchen zu ſchaffen hat, daß ſie ſtuͤndlich muͤſ- ſen geſchrecket, erinneret und mit heimlicher Angſt beleget werden, wo ſie ſich nicht an jedem verbottenen Verſuch-Baum vergaffen, und in ihrem Kommen zu Chriſto faſt jeden Augenblick ſtill ſtehen, und leichtſinnig wie traͤge Eſel zaudern ſollen, alſo daß ſie ſtets der Stupf- Ruthen noͤthig haben, vieler ſcharffen Schlaͤgen, damit ſie nicht zuruck bleiben; Ach wie viel Verdruß und Unmuth wuͤrde nicht offt eine eintzige Seel unſerem HErren JEſu Chriſto machen, wann die- ſer leutſelige Jmmanuel nicht GOTT waͤre, gewiß der ſanfftmuͤthig- ſte Menſch wuͤrde in kurtzem ſo muͤd und uͤberdruͤßig ſeyn, daß er al- les bleiben lieſſe; Dann wie viel 100 mahl muß JEſus nicht in einem eintzelen Tag warnen, mahnen, ruffen komm ach arme Seele komm. Verſteheſt du denn nicht wie die Zeit hinſchleicht und du biſt dem Teufel noch ſo nahe und ſo ſehr weit zuruck von der ſeeligen Sab- bath-Feyr und Ruhe in GOTT, komme doch, eile und errette dei- ne Seele: Ach mit was Unwillen, ſo zu reden, muß JEſus offt ſe- hen, daß die Seel unterwegs zugreifft und es unangeſehen alles Zu- ruffens aufs neue waget mit ihrer Schooß-Suͤnde, welche ſie doch ſchon mehr als einmahl biß an der Hoͤllen-Rand gebracht und ſie JESUS Ungnad, Truͤbſal und Angſt genugſam daruͤber bereits erfahren muͤſſen, dennoch laſſet JEſu Treue noch nicht ab.
§. 9. (2.) Sie zu lehren, wie ſie dieſem allem entgehen ſollen,Daß man aus ſich ſelbſten und der Welt aus- gehen muͤſſe, nemlich fliehen von Sodom, Welt, Fleiſch, Zerſtreuung, eigner Einbildung, ſelbſt-gemachten Glauben, Hoffnung ꝛc. ſo alles bau- faͤllig, den Feur-Strahlen des Zorns GOttes gewidmet.
Alſo daß ſie mit dieſem allem unmoͤglich vor GOTT kommen und vor ſeinem Gerichte beſtehen doͤrffen, welches niemand beſſer weißt als JEſus unſer Zukuͤnfftige von GOTT verordnete Richter, der
ſich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1183"n="1087"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Labſal in Truͤbſal.</hi></fw><lb/>
complimentieriſche Unglaube Chriſto! maſſen wir ihm wohl unzaͤhli-<lb/>
che mal Anlaß geben uns in unſerem Blut verzaplen zu laſſen, eben<lb/>
darum zeigt dieſes Wort <hirendition="#fr">kommet</hi> nicht nur JEſu ſanfften Gna-<lb/>
den-Willen an, ſondern auch.</p><lb/><p>§. 8. (2.) Seine Arbeit an denen, welche JEſus ſeelig machen<noteplace="right">theils ſei-<lb/>
ne Arbeit,<lb/>
da er zei-<lb/>
get, daß<lb/>
man auſſeꝛ<lb/>ſeiner Ge-<lb/>
mein-<lb/>ſchafft<lb/>
elend ſeye.</note><lb/>
will; Er zeiget ihnen 1. wie alles auſſer ſeiner ſpaͤten Gemeinſchafft<lb/>
ihnen ewige Zerſcheiterung drohe, wie weit ſie ſich in toͤdtliche Ge-<lb/>
fahren hinein gewagt ꝛc. zumahl das Lieb-volleſte Hertz JEſu offt mit<lb/>ſolchen eigenſinnigen Menſchen zu ſchaffen hat, daß ſie ſtuͤndlich muͤſ-<lb/>ſen geſchrecket, erinneret und mit heimlicher Angſt beleget werden,<lb/>
wo ſie ſich nicht an jedem verbottenen Verſuch-Baum vergaffen, und<lb/>
in ihrem Kommen zu Chriſto faſt jeden Augenblick ſtill ſtehen, und<lb/>
leichtſinnig wie traͤge Eſel zaudern ſollen, alſo daß ſie ſtets der Stupf-<lb/>
Ruthen noͤthig haben, vieler ſcharffen Schlaͤgen, damit ſie nicht<lb/>
zuruck bleiben; Ach wie viel Verdruß und Unmuth wuͤrde nicht offt<lb/>
eine eintzige Seel unſerem HErren JEſu Chriſto machen, wann die-<lb/>ſer leutſelige Jmmanuel nicht GOTT waͤre, gewiß der ſanfftmuͤthig-<lb/>ſte Menſch wuͤrde in kurtzem ſo muͤd und uͤberdruͤßig ſeyn, daß er al-<lb/>
les bleiben lieſſe; Dann wie viel 100 mahl muß JEſus nicht in einem<lb/>
eintzelen Tag warnen, mahnen, ruffen komm ach arme Seele komm.<lb/>
Verſteheſt du denn nicht wie die Zeit hinſchleicht und du biſt dem<lb/>
Teufel noch ſo nahe und ſo ſehr weit zuruck von der ſeeligen Sab-<lb/>
bath-Feyr und Ruhe in GOTT, komme doch, eile und errette dei-<lb/>
ne Seele: Ach mit was Unwillen, ſo zu reden, muß JEſus offt ſe-<lb/>
hen, daß die Seel unterwegs zugreifft und es unangeſehen alles Zu-<lb/>
ruffens aufs neue waget mit ihrer Schooß-Suͤnde, welche ſie doch<lb/>ſchon mehr als einmahl biß an der Hoͤllen-Rand gebracht und ſie<lb/>
JESUS Ungnad, Truͤbſal und Angſt genugſam daruͤber bereits<lb/>
erfahren muͤſſen, dennoch laſſet JEſu Treue noch nicht ab.</p><lb/><p>§. 9. (2.) Sie zu lehren, wie ſie dieſem allem entgehen ſollen,<noteplace="right">Daß man<lb/>
aus ſich<lb/>ſelbſten<lb/>
und der<lb/>
Welt aus-<lb/>
gehen<lb/>
muͤſſe,</note><lb/>
nemlich fliehen von Sodom, Welt, Fleiſch, Zerſtreuung, eigner<lb/>
Einbildung, ſelbſt-gemachten Glauben, Hoffnung ꝛc. ſo alles bau-<lb/>
faͤllig, den Feur-Strahlen des Zorns GOttes gewidmet.</p><lb/><p>Alſo daß ſie mit dieſem allem unmoͤglich vor GOTT kommen und<lb/>
vor ſeinem Gerichte beſtehen doͤrffen, welches niemand beſſer weißt<lb/>
als JEſus unſer Zukuͤnfftige von GOTT verordnete Richter, der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſich</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1087/1183]
Labſal in Truͤbſal.
complimentieriſche Unglaube Chriſto! maſſen wir ihm wohl unzaͤhli-
che mal Anlaß geben uns in unſerem Blut verzaplen zu laſſen, eben
darum zeigt dieſes Wort kommet nicht nur JEſu ſanfften Gna-
den-Willen an, ſondern auch.
§. 8. (2.) Seine Arbeit an denen, welche JEſus ſeelig machen
will; Er zeiget ihnen 1. wie alles auſſer ſeiner ſpaͤten Gemeinſchafft
ihnen ewige Zerſcheiterung drohe, wie weit ſie ſich in toͤdtliche Ge-
fahren hinein gewagt ꝛc. zumahl das Lieb-volleſte Hertz JEſu offt mit
ſolchen eigenſinnigen Menſchen zu ſchaffen hat, daß ſie ſtuͤndlich muͤſ-
ſen geſchrecket, erinneret und mit heimlicher Angſt beleget werden,
wo ſie ſich nicht an jedem verbottenen Verſuch-Baum vergaffen, und
in ihrem Kommen zu Chriſto faſt jeden Augenblick ſtill ſtehen, und
leichtſinnig wie traͤge Eſel zaudern ſollen, alſo daß ſie ſtets der Stupf-
Ruthen noͤthig haben, vieler ſcharffen Schlaͤgen, damit ſie nicht
zuruck bleiben; Ach wie viel Verdruß und Unmuth wuͤrde nicht offt
eine eintzige Seel unſerem HErren JEſu Chriſto machen, wann die-
ſer leutſelige Jmmanuel nicht GOTT waͤre, gewiß der ſanfftmuͤthig-
ſte Menſch wuͤrde in kurtzem ſo muͤd und uͤberdruͤßig ſeyn, daß er al-
les bleiben lieſſe; Dann wie viel 100 mahl muß JEſus nicht in einem
eintzelen Tag warnen, mahnen, ruffen komm ach arme Seele komm.
Verſteheſt du denn nicht wie die Zeit hinſchleicht und du biſt dem
Teufel noch ſo nahe und ſo ſehr weit zuruck von der ſeeligen Sab-
bath-Feyr und Ruhe in GOTT, komme doch, eile und errette dei-
ne Seele: Ach mit was Unwillen, ſo zu reden, muß JEſus offt ſe-
hen, daß die Seel unterwegs zugreifft und es unangeſehen alles Zu-
ruffens aufs neue waget mit ihrer Schooß-Suͤnde, welche ſie doch
ſchon mehr als einmahl biß an der Hoͤllen-Rand gebracht und ſie
JESUS Ungnad, Truͤbſal und Angſt genugſam daruͤber bereits
erfahren muͤſſen, dennoch laſſet JEſu Treue noch nicht ab.
theils ſei-
ne Arbeit,
da er zei-
get, daß
man auſſeꝛ
ſeiner Ge-
mein-
ſchafft
elend ſeye.
§. 9. (2.) Sie zu lehren, wie ſie dieſem allem entgehen ſollen,
nemlich fliehen von Sodom, Welt, Fleiſch, Zerſtreuung, eigner
Einbildung, ſelbſt-gemachten Glauben, Hoffnung ꝛc. ſo alles bau-
faͤllig, den Feur-Strahlen des Zorns GOttes gewidmet.
Daß man
aus ſich
ſelbſten
und der
Welt aus-
gehen
muͤſſe,
Alſo daß ſie mit dieſem allem unmoͤglich vor GOTT kommen und
vor ſeinem Gerichte beſtehen doͤrffen, welches niemand beſſer weißt
als JEſus unſer Zukuͤnfftige von GOTT verordnete Richter, der
ſich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1087. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1183>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.