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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Evangelii JESU.

§. 9. Diese Welt ist gleich einem stinckenden Kercker, darinn alleGOTT
überzeu-
get den
Sünder
durchs
Gesätz.

Menschen als Verdammnuß-würdige Ubelthäter ligen, die alle we-
gen der Sünde GOtt in der Straffe ligen, daher sie auch alle
vor GOttes Richter-Stuhl erscheinen müssen, es seye in dieser
oder in jener Welt. Und diß sein Elend und obschwebendes Ge-
richt weißt der Mensch nicht, ja achtet dasselbe nicht, es sey dann,
daß er es vom Vatter höre und lerne. Der Vatter nun, als
die erste Person der heiligen Dreyeinigkeit, thut den ersten Zug
und Streich, erscheinet dem Menschen in seiner strengen Gerech-
tigkeit und Heiligkeit, als ein strenger Richter, uud läßt Mosen
auftretten in der Seele des Sünders, mit Donnern, Blitzen,
mit Schrecken, Finsternuß und Gewissens-Angst, und zeiget ihme
seine Thorheit, sammt der Unreinigkeit; hernach läßt er ihn hö-
ren das Zeugnuß, welches GOtt gezeuget hat von seinem Sohn,
daß uns GOtt das ewige Leben habe gegeben, welches in ihme
seinem Sohn ist.

§. 10. Diese Handlung des Vatters mit dem Sünder machtWelcher
dardurch
gebracht
wird zum
Hören.

ihne aufmercksam und andächtig, daß er höret, was der HErr
redt: Hören/ heißt hiemit hier nichts anders, als aufmercken, Ach-
tung geben, ohne Geräusch, mit Andacht, in der Stille horchen,
eben wie man Achtung gibt auf den Glocken-Schlag damit man
wisse welche Stund es seye, in dem Tag oder in der Nacht. Al-
so soll man Achtung geben auf die Gerichte GOttes, und alle sei-
ne Wercke, damit man wisse, was noch zu erwarten, und wie
weit der Tag des Neuen Testaments zu Ende geloffen, ob es die
zehende oder eilffte Stund seye: Ein solch hörend Ohr hat der
HErr gemacht
a.

§. 11. Ein ander Hören geschiehet mit den Ohren des Glaubens,Welches
innerlich
geschicht.

ins Geheim, da Christi Geist dem Menschen pflegt zuzusprechen,
in ihme ruffet, Abba b, Vatter, JEsu, mein Schatz, Freund
und Bruder, und ist eine hohe Staffel der geheimen Freundschafft
mit GOtt, wie Job, der theure Glaubens-Held erfahren hat:
Jch habe dich mit meinen eigenen Ohren gehöret/ ja was noch
mehr ist, mein Aug hat dich gesehen/ darum verwirff ich alle mei-
ne Reden/ und habe Reu im Staub/ und in der Aschen
c.

§. 12. Sol-
a Prov. XX. 12.
b Gal. IV.
c Hiob XLII.
C 3
Evangelii JESU.

§. 9. Dieſe Welt iſt gleich einem ſtinckenden Kercker, darinn alleGOTT
uͤberzeu-
get den
Suͤnder
durchs
Geſaͤtz.

Menſchen als Verdammnuß-wuͤrdige Ubelthaͤter ligen, die alle we-
gen der Suͤnde GOtt in der Straffe ligen, daher ſie auch alle
vor GOttes Richter-Stuhl erſcheinen muͤſſen, es ſeye in dieſer
oder in jener Welt. Und diß ſein Elend und obſchwebendes Ge-
richt weißt der Menſch nicht, ja achtet daſſelbe nicht, es ſey dann,
daß er es vom Vatter hoͤre und lerne. Der Vatter nun, als
die erſte Perſon der heiligen Dreyeinigkeit, thut den erſten Zug
und Streich, erſcheinet dem Menſchen in ſeiner ſtrengen Gerech-
tigkeit und Heiligkeit, als ein ſtrenger Richter, uud laͤßt Moſen
auftretten in der Seele des Suͤnders, mit Donnern, Blitzen,
mit Schrecken, Finſternuß und Gewiſſens-Angſt, und zeiget ihme
ſeine Thorheit, ſammt der Unreinigkeit; hernach laͤßt er ihn hoͤ-
ren das Zeugnuß, welches GOtt gezeuget hat von ſeinem Sohn,
daß uns GOtt das ewige Leben habe gegeben, welches in ihme
ſeinem Sohn iſt.

§. 10. Dieſe Handlung des Vatters mit dem Suͤnder machtWelcher
dardurch
gebracht
wird zum
Hoͤren.

ihne aufmerckſam und andaͤchtig, daß er hoͤret, was der HErr
redt: Hoͤren/ heißt hiemit hier nichts anders, als aufmercken, Ach-
tung geben, ohne Geraͤuſch, mit Andacht, in der Stille horchen,
eben wie man Achtung gibt auf den Glocken-Schlag damit man
wiſſe welche Stund es ſeye, in dem Tag oder in der Nacht. Al-
ſo ſoll man Achtung geben auf die Gerichte GOttes, und alle ſei-
ne Wercke, damit man wiſſe, was noch zu erwarten, und wie
weit der Tag des Neuen Teſtaments zu Ende geloffen, ob es die
zehende oder eilffte Stund ſeye: Ein ſolch hoͤrend Ohr hat der
HErr gemacht
a.

§. 11. Ein ander Hoͤren geſchiehet mit den Ohren des Glaubens,Welches
innerlich
geſchicht.

ins Geheim, da Chriſti Geiſt dem Menſchen pflegt zuzuſprechen,
in ihme ruffet, Abba b, Vatter, JEſu, mein Schatz, Freund
und Bruder, und iſt eine hohe Staffel der geheimen Freundſchafft
mit GOtt, wie Job, der theure Glaubens-Held erfahren hat:
Jch habe dich mit meinen eigenen Ohren gehoͤret/ ja was noch
mehr iſt, mein Aug hat dich geſehen/ darum verwirff ich alle mei-
ne Reden/ und habe Reu im Staub/ und in der Aſchen
c.

§. 12. Sol-
a Prov. XX. 12.
b Gal. IV.
c Hiob XLII.
C 3
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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/117>, abgerufen am 24.11.2024.