thaten, Bangigkeiten und Erquickungen, und dem darein gegosse- nen Segen des heiligen Geistes; So, daß jeder Haß und Ver- schmähung seiner selbst, jede Ubergab an JEsum, jedes Verlangen nach seiner innigen Vereinigung und Verwandlung ja Vorgestal- tung in sein edles Bild, jede Aufopfferung und Verbindung mit sei- nem Sinn, Begierden und Willen, ein Kommen ist zu JEsu. Summa, alles, was uns von der Welt, Fleisch und eigenem Ver- mögen entfernet, und JEsu näher bringet, das ist nichts anders, als ein continuirendes Geben des himmlischen Vatters.
§. 6. Merckwürdig ist, daß JEsus im Text sagt: Aus meinemDessen Fürtreff- lichkeit be- schrieben wird. Vatter/ weilen der H. Geist, als der Schöpffer der neuen Geburt, der Christi Reichthum, Sinn und Leben der Seelen mittheilt, von dem Vatter, als der Bach aus der Quellen, ausgehet a; So, daß es hiemit kein so liederlich Ding um den Glauben, sondern etwas Gött- liches, ewigbleibendes sey, dadurch die Seel aus GOtt gebohren, göttlicher Natur theilhafftig wird; ein himmlisches Wesen, eine neue Creatur, durch Uberschattung des H. Geistes, aus der Krafft des Allerhöchsten gezeuget, auf eben die Weiß, wie JEsus b, mit welchem sie auch die gantze Erbschafft, Majestät, Freud und Him- melreich gemein hat c, und eben darum ein Erb GOttes und Chri- sti Mit-Erb heisset d. Kurtz, alle Gläubige und Neugebohrne sind in GOtt ihrem Vatter e, und dem HErrn JEsu Christo, als schö- ne Zweige, die auf ihrem Stamm JEsu stehen, und durch JEsum, aus der ewigen Gottheit, als der Wurtzel, ihr neugrünendes Leben ziehen; dahin ziehlet der Name Schaddai, da der ewige Vatter seinen Sohn und H. Geist, dem Glauben, als zwey Brüste darbie- tet, aus denen alles, was zum Leben und Seligkeit in GOtt, die- net, gesogen und gezogen werden kan.
O voll vergnügte Seel, die nur zu GOtt sich kehret!
§. 7. JEsus sagt droben im 45. v. aus Esaja dem 54. Cap. VonErklä- rung des Spruchs Esaj. LIV. 13. GOtt werden alle Kinder des neuen himmlischen Jerusalems geleh- ret seyn: Jndem ein jeder Christ selbs ein Zion ist, da GOtt woh- net. Sein Tempel, welchen die H. Dreyeinigkeit mit heiligen Tu- gend-Zierden ausschmücket. Sein Lehr-Stuhl f, da GOtt uns
innwen-
aGenes. 1. Joh. III.
bLuc. I.
cJoh. XX.
dRom. VIII.
e 1 Thess. I. 1.
fPsalm. CXIX.
C 2
Evangelii JESU.
thaten, Bangigkeiten und Erquickungen, und dem darein gegoſſe- nen Segen des heiligen Geiſtes; So, daß jeder Haß und Ver- ſchmaͤhung ſeiner ſelbſt, jede Ubergab an JEſum, jedes Verlangen nach ſeiner innigen Vereinigung und Verwandlung ja Vorgeſtal- tung in ſein edles Bild, jede Aufopfferung und Verbindung mit ſei- nem Sinn, Begierden und Willen, ein Kommen iſt zu JEſu. Summa, alles, was uns von der Welt, Fleiſch und eigenem Ver- moͤgen entfernet, und JEſu naͤher bringet, das iſt nichts anders, als ein continuirendes Geben des himmliſchen Vatters.
§. 6. Merckwuͤrdig iſt, daß JEſus im Text ſagt: Aus meinemDeſſen Fuͤrtreff- lichkeit be- ſchrieben wird. Vatter/ weilen der H. Geiſt, als der Schoͤpffer der neuen Geburt, der Chriſti Reichthum, Sinn und Leben der Seelen mittheilt, von dem Vatter, als der Bach aus der Quellen, ausgehet a; So, daß es hiemit kein ſo liederlich Ding um den Glauben, ſondern etwas Goͤtt- liches, ewigbleibendes ſey, dadurch die Seel aus GOtt gebohren, goͤttlicher Natur theilhafftig wird; ein himmliſches Weſen, eine neue Creatur, durch Uberſchattung des H. Geiſtes, aus der Krafft des Allerhoͤchſten gezeuget, auf eben die Weiß, wie JEſus b, mit welchem ſie auch die gantze Erbſchafft, Majeſtaͤt, Freud und Him- melreich gemein hat c, und eben darum ein Erb GOttes und Chri- ſti Mit-Erb heiſſet d. Kurtz, alle Glaͤubige und Neugebohrne ſind in GOtt ihrem Vatter e, und dem HErrn JEſu Chriſto, als ſchoͤ- ne Zweige, die auf ihrem Stamm JEſu ſtehen, und durch JEſum, aus der ewigen Gottheit, als der Wurtzel, ihr neugruͤnendes Leben ziehen; dahin ziehlet der Name Schaddai, da der ewige Vatter ſeinen Sohn und H. Geiſt, dem Glauben, als zwey Bruͤſte darbie- tet, aus denen alles, was zum Leben und Seligkeit in GOtt, die- net, geſogen und gezogen werden kan.
O voll vergnuͤgte Seel, die nur zu GOtt ſich kehret!
§. 7. JEſus ſagt droben im 45. v. aus Eſaja dem 54. Cap. VonErklaͤ- rung des Spruchs Eſaj. LIV. 13. GOtt werden alle Kinder des neuen himmliſchen Jeruſalems geleh- ret ſeyn: Jndem ein jeder Chriſt ſelbs ein Zion iſt, da GOtt woh- net. Sein Tempel, welchen die H. Dreyeinigkeit mit heiligen Tu- gend-Zierden ausſchmuͤcket. Sein Lehr-Stuhl f, da GOtt uns
innwen-
aGeneſ. 1. Joh. III.
bLuc. I.
cJoh. XX.
dRom. VIII.
e 1 Theſſ. I. 1.
fPſalm. CXIX.
C 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0115"n="19"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Evangelii <hirendition="#g">JESU.</hi></hi></fw><lb/>
thaten, Bangigkeiten und Erquickungen, und dem darein gegoſſe-<lb/>
nen Segen des heiligen Geiſtes; So, daß jeder Haß und Ver-<lb/>ſchmaͤhung ſeiner ſelbſt, jede Ubergab an JEſum, jedes Verlangen<lb/>
nach ſeiner innigen Vereinigung und Verwandlung ja Vorgeſtal-<lb/>
tung in ſein edles Bild, jede Aufopfferung und Verbindung mit ſei-<lb/>
nem Sinn, Begierden und Willen, ein Kommen iſt zu JEſu.<lb/>
Summa, alles, was uns von der Welt, Fleiſch und eigenem Ver-<lb/>
moͤgen entfernet, und JEſu naͤher bringet, das iſt nichts anders,<lb/>
als ein continuirendes Geben des himmliſchen Vatters.</p><lb/><p>§. 6. Merckwuͤrdig iſt, daß JEſus im Text ſagt: <hirendition="#fr">Aus meinem</hi><noteplace="right">Deſſen<lb/>
Fuͤrtreff-<lb/>
lichkeit be-<lb/>ſchrieben<lb/>
wird.</note><lb/><hirendition="#fr">Vatter/</hi> weilen der H. Geiſt, als der Schoͤpffer der neuen Geburt,<lb/>
der Chriſti Reichthum, Sinn und Leben der Seelen mittheilt, von<lb/>
dem Vatter, als der Bach aus der Quellen, ausgehet <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Geneſ. 1. Joh. III.</hi></note>; So, daß es<lb/>
hiemit kein ſo liederlich Ding um den Glauben, ſondern etwas Goͤtt-<lb/>
liches, ewigbleibendes ſey, dadurch die Seel aus GOtt gebohren,<lb/>
goͤttlicher Natur theilhafftig wird; ein himmliſches Weſen, eine<lb/>
neue Creatur, durch Uberſchattung des H. Geiſtes, aus der Krafft<lb/>
des Allerhoͤchſten gezeuget, auf eben die Weiß, wie JEſus <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Luc. I.</hi></note>, mit<lb/>
welchem ſie auch die gantze Erbſchafft, Majeſtaͤt, Freud und Him-<lb/>
melreich gemein hat <noteplace="foot"n="c"><hirendition="#aq">Joh. XX.</hi></note>, und eben darum ein Erb GOttes und Chri-<lb/>ſti Mit-Erb heiſſet <noteplace="foot"n="d"><hirendition="#aq">Rom. VIII.</hi></note>. Kurtz, alle Glaͤubige und Neugebohrne ſind<lb/>
in GOtt ihrem Vatter <noteplace="foot"n="e">1 <hirendition="#aq">Theſſ. I.</hi> 1.</note>, und dem HErrn JEſu Chriſto, als ſchoͤ-<lb/>
ne Zweige, die auf ihrem Stamm JEſu ſtehen, und durch JEſum,<lb/>
aus der ewigen Gottheit, als der Wurtzel, ihr neugruͤnendes Leben<lb/>
ziehen; dahin ziehlet der Name Schaddai, da der ewige Vatter<lb/>ſeinen Sohn und H. Geiſt, dem Glauben, als zwey Bruͤſte darbie-<lb/>
tet, aus denen alles, was zum Leben und Seligkeit in GOtt, die-<lb/>
net, geſogen und gezogen werden kan.</p><lb/><p>O voll vergnuͤgte Seel, die nur zu GOtt ſich kehret!</p><lb/><p>§. 7. JEſus ſagt droben im 45. v. aus Eſaja dem 54. Cap. Von<noteplace="right">Erklaͤ-<lb/>
rung des<lb/>
Spruchs<lb/><hirendition="#aq">Eſaj. LIV.</hi><lb/>
13.</note><lb/>
GOtt werden <hirendition="#fr">alle Kinder</hi> des neuen himmliſchen Jeruſalems geleh-<lb/>
ret ſeyn: Jndem ein jeder Chriſt ſelbs ein Zion iſt, da GOtt woh-<lb/>
net. Sein Tempel, welchen die H. Dreyeinigkeit mit heiligen Tu-<lb/>
gend-Zierden ausſchmuͤcket. Sein Lehr-Stuhl <noteplace="foot"n="f"><hirendition="#aq">Pſalm. CXIX.</hi></note>, da GOtt uns<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">innwen-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[19/0115]
Evangelii JESU.
thaten, Bangigkeiten und Erquickungen, und dem darein gegoſſe-
nen Segen des heiligen Geiſtes; So, daß jeder Haß und Ver-
ſchmaͤhung ſeiner ſelbſt, jede Ubergab an JEſum, jedes Verlangen
nach ſeiner innigen Vereinigung und Verwandlung ja Vorgeſtal-
tung in ſein edles Bild, jede Aufopfferung und Verbindung mit ſei-
nem Sinn, Begierden und Willen, ein Kommen iſt zu JEſu.
Summa, alles, was uns von der Welt, Fleiſch und eigenem Ver-
moͤgen entfernet, und JEſu naͤher bringet, das iſt nichts anders,
als ein continuirendes Geben des himmliſchen Vatters.
§. 6. Merckwuͤrdig iſt, daß JEſus im Text ſagt: Aus meinem
Vatter/ weilen der H. Geiſt, als der Schoͤpffer der neuen Geburt,
der Chriſti Reichthum, Sinn und Leben der Seelen mittheilt, von
dem Vatter, als der Bach aus der Quellen, ausgehet a; So, daß es
hiemit kein ſo liederlich Ding um den Glauben, ſondern etwas Goͤtt-
liches, ewigbleibendes ſey, dadurch die Seel aus GOtt gebohren,
goͤttlicher Natur theilhafftig wird; ein himmliſches Weſen, eine
neue Creatur, durch Uberſchattung des H. Geiſtes, aus der Krafft
des Allerhoͤchſten gezeuget, auf eben die Weiß, wie JEſus b, mit
welchem ſie auch die gantze Erbſchafft, Majeſtaͤt, Freud und Him-
melreich gemein hat c, und eben darum ein Erb GOttes und Chri-
ſti Mit-Erb heiſſet d. Kurtz, alle Glaͤubige und Neugebohrne ſind
in GOtt ihrem Vatter e, und dem HErrn JEſu Chriſto, als ſchoͤ-
ne Zweige, die auf ihrem Stamm JEſu ſtehen, und durch JEſum,
aus der ewigen Gottheit, als der Wurtzel, ihr neugruͤnendes Leben
ziehen; dahin ziehlet der Name Schaddai, da der ewige Vatter
ſeinen Sohn und H. Geiſt, dem Glauben, als zwey Bruͤſte darbie-
tet, aus denen alles, was zum Leben und Seligkeit in GOtt, die-
net, geſogen und gezogen werden kan.
Deſſen
Fuͤrtreff-
lichkeit be-
ſchrieben
wird.
O voll vergnuͤgte Seel, die nur zu GOtt ſich kehret!
§. 7. JEſus ſagt droben im 45. v. aus Eſaja dem 54. Cap. Von
GOtt werden alle Kinder des neuen himmliſchen Jeruſalems geleh-
ret ſeyn: Jndem ein jeder Chriſt ſelbs ein Zion iſt, da GOtt woh-
net. Sein Tempel, welchen die H. Dreyeinigkeit mit heiligen Tu-
gend-Zierden ausſchmuͤcket. Sein Lehr-Stuhl f, da GOtt uns
innwen-
Erklaͤ-
rung des
Spruchs
Eſaj. LIV.
13.
a Geneſ. 1. Joh. III.
b Luc. I.
c Joh. XX.
d Rom. VIII.
e 1 Theſſ. I. 1.
f Pſalm. CXIX.
C 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/115>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.