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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Lebens-Mahlzeit.
ren den Reichthum seines heiligen Geistes und die Herrlichkeit seines
göttlichen Bildes im Glauben anzunehmen um hier im Verborgenen
und dort offenbarlich reich und herrlich unter denen himmlischen
Heerschaaren zu erscheinen vor GOtt.

seine
Rechnung
unter die
Ubelthä-
ter,

§. 8. JEsus hat wollen unter die allerärgsten Ubelthäter und Teu-
fels-Kinder gerechnet werden, damit er in der besten Blüthe seines
irrdischen Lebens als ein Fluch zwischen Himmel und Erden aufge-
henckt wurde, und wir wolten uns beschwären dem Glauben und der
Heiligung nachzujagen, damit wir unter die gerechtfertigte und be-
gnadigte Kinder GOttes gezehlet, mit über-himmlischen Seegen
überhäuffet auf Christi Thron erhaben wurden.

solle uns
zur Nach-
folge die-
nen.

§. 9. Jenes ware des Vatters Wille an JEsum aus Liebe zu uns
und JEsus thate diesen Willen GOttes; Dieses hingegen ist Chri-
sti Willen an uns, und wir solten noch lange Bedencken tragen,
ob wir ihm gehorchen wolten und ihne mit unserem Gehorsam er-
freuen, wie JEsus den Vatter mit seinem Gehorsam erfreuet hat;
Der himmelische Vatter sendet diesen seinen eingeliebten Joseph zu sei-
nen Blut-dürstigen, mörderischen Brüderen, und er gieng willig hin,
obschon er wol wußte, was ihme begegnen wurde; und JEsus sen-
det uns zum Vatter mit Brieff und Sieglen, von ihm benebens eyd-
lichen Versicherung, daß es uns über alles Verhoffen, ja über alle
Gedancken wolgehen werde, wir sollen nur sagen, er schicke uns,
wir kommen in seinem Namen, da sollen wir als wanns vor ihn wä-
re die nöthigste und köstlichste Güter heuschen, so werden wirs gewiß
erlangen, und JEsus muß uns mit Verdruß zusehen, wie unlustig
und gleichsam gezwungen wir hingehen, ja uns offt vom ernsthafften
Glaubens-Gebett austrähen, wann wir auch nur die schlechteste Ent-
schuldigung zu haben gedencken.

Wir sol-
len mit
Gedult
erwarten
biß JE-
sus seine
Herrlich-
keit an
uns offen-
bare.

§. 10. JEsus wolte nach seinem vollkommenen Gehorsam und so
herrlichen, vollkommenen Sieg dennoch seinen Triumph nicht antret-
ten, nicht aufferstehen von den Todten, noch in seinem selbst eigenen
Pallast und himmlischen Residentz-Stadt heimfahren als nach ge-
messenem Befelch seines Vatters, obschon ers so verdient a, und wir
machen gleich so viele Ansprachen und Prätensionen an alle Vorrech-
ten des Himmelreichs, wann wir nur ein wenig gebettet, uns in etwas

ver-
a Joh. X. 18. Ps. CX. 1.

Lebens-Mahlzeit.
ren den Reichthum ſeines heiligen Geiſtes und die Herrlichkeit ſeines
goͤttlichen Bildes im Glauben anzunehmen um hier im Verborgenen
und dort offenbarlich reich und herrlich unter denen himmliſchen
Heerſchaaren zu erſcheinen vor GOtt.

ſeine
Rechnung
unter die
Ubelthaͤ-
ter,

§. 8. JEſus hat wollen unter die alleraͤrgſten Ubelthaͤter und Teu-
fels-Kinder gerechnet werden, damit er in der beſten Bluͤthe ſeines
irrdiſchen Lebens als ein Fluch zwiſchen Himmel und Erden aufge-
henckt wurde, und wir wolten uns beſchwaͤren dem Glauben und der
Heiligung nachzujagen, damit wir unter die gerechtfertigte und be-
gnadigte Kinder GOttes gezehlet, mit uͤber-himmliſchen Seegen
uͤberhaͤuffet auf Chriſti Thron erhaben wurden.

ſolle uns
zur Nach-
folge die-
nen.

§. 9. Jenes ware des Vatters Wille an JEſum aus Liebe zu uns
und JEſus thate dieſen Willen GOttes; Dieſes hingegen iſt Chri-
ſti Willen an uns, und wir ſolten noch lange Bedencken tragen,
ob wir ihm gehorchen wolten und ihne mit unſerem Gehorſam er-
freuen, wie JEſus den Vatter mit ſeinem Gehorſam erfreuet hat;
Der himmeliſche Vatter ſendet dieſen ſeinen eingeliebten Joſeph zu ſei-
nen Blut-duͤrſtigen, moͤrderiſchen Bruͤderen, und er gieng willig hin,
obſchon er wol wußte, was ihme begegnen wurde; und JEſus ſen-
det uns zum Vatter mit Brieff und Sieglen, von ihm benebens eyd-
lichen Verſicherung, daß es uns uͤber alles Verhoffen, ja uͤber alle
Gedancken wolgehen werde, wir ſollen nur ſagen, er ſchicke uns,
wir kommen in ſeinem Namen, da ſollen wir als wanns vor ihn waͤ-
re die noͤthigſte und koͤſtlichſte Guͤter heuſchen, ſo werden wirs gewiß
erlangen, und JEſus muß uns mit Verdruß zuſehen, wie unluſtig
und gleichſam gezwungen wir hingehen, ja uns offt vom ernſthafften
Glaubens-Gebett austraͤhen, wann wir auch nur die ſchlechteſte Ent-
ſchuldigung zu haben gedencken.

Wir ſol-
len mit
Gedult
erwarten
biß JE-
ſus ſeine
Herrlich-
keit an
uns offen-
bare.

§. 10. JEſus wolte nach ſeinem vollkommenen Gehorſam und ſo
herrlichen, vollkommenen Sieg dennoch ſeinen Triumph nicht antret-
ten, nicht aufferſtehen von den Todten, noch in ſeinem ſelbſt eigenen
Pallaſt und himmliſchen Reſidentz-Stadt heimfahren als nach ge-
meſſenem Befelch ſeines Vatters, obſchon ers ſo verdient a, und wir
machen gleich ſo viele Anſprachen und Praͤtenſionen an alle Vorrech-
ten des Himmelreichs, wann wir nur ein wenig gebettet, uns in etwas

ver-
a Joh. X. 18. Pſ. CX. 1.
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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1048. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1144>, abgerufen am 22.11.2024.