Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Lebens-Mahlzeit.
verbindet das menschliche Vertrauen nicht sich selbst und allem abzu-
sagen: aber der Glaub verwirfft alle fremde Zuversicht auf sich oder
was anders a. Zweytens verpflichtet der menschliche Glaub nieman-
den seine Vernunfft dem zu unterwerffen, was ein anderer sagt; hin-
gegen nimmt der göttliche Glaub alle Gedancken gefangen unter Chri-
sti Gehorsam b. Der Glaube leidet nicht daß die Seeligkeit einiger
massen getheilt werde, mit wem und wormit es auch seye, auf daß ge-
schehe wie geschrieben steht, wer sich rühmet, der rühme sich des HErren c.
Drittens folget der Effect, Krafft und Würckung eben nicht unfehl-
bar daraus, ob man schon einem frommen, geneigten, mächtigen Freund
noch so steiff trauet; wer aber JEsum trauet, der wird in seiner Hoff-
nung nimmermehr zu schanden, darum ists noch auf den heutigen Tag
wahr, daß wer Christum JEsum isset, auch durch Jhn lebe.

§. 14. Muß ich euch handgreiflich zeigen, die höchst-heilige Ursach,Die Ur-
sachen
warum
GOtt den
Glauben
zum Be-
ding des
Gnaden-
Bundes
eingese-
tzet.

warum GOtt den Glauben zum Beding des Gnaden-Bunds erwählet,
unter welchem allein Er seine Güter in JEsu schencken will. a) Jst es
allezeit das beste, wie es GOtt macht; Das Evangelium wird eben
darum der Rath GOttes genennt, weilen der Glaubens-Weg in de-
nen ewigen Schätzen seiner unendlichen Weißheit auserkohren wor-
den, welches alles seine tieffe Ursachen hat, falls ihr einige davon zu
wissen begehret, so will ichs sagen. b) GOttes Vorhaben im Werck
des Heils ist, seine Gnad groß und herrlich machen, daß man sich nur
JEsu rühme d. Zu diesem Zweck schickt sich der Glaub trefflich, sin-
temal er nichts thut als lediglich nehmen, was GOtt uns armen Bett-
leren anbietet, die wir alle einmüthiglich mit grossem Jubel-Geschrey
GOttes Barmhertzigkeit ausruffen und preisen in aller Welt. c) Mer-
cket GOttes Absicht aus dem Spruch Pauli e. Dieweil die Welt
durch ihre Weißheit GOtt in seiner Weißheit nicht erkannt hat, hat es
GOtt wolgefallen, durch die thörichte Predigt seelig zu machen die da
glauben. Seine Intention oder Zweck ist allezeit gewesen, daß er als
der Ursprung alles Guten erkennt werde, dazu hat er dem Menschen
in der Schöpffung die Vernunfft gegeben zu erkennen wie er aus nichts
seye und alles GOtt zu dancken habe, allein dieser Weg ist nicht gelun-
gen; dann die Welt hat GOtt nicht erkannt noch die verborgene, un-
sichtbare Tünckel seiner Güte gesehen, noch seine Vorsehung angebet-

tet,
a Jerem. XVII.
b 2 Cor. X. 5.
c 1 Cor. I. 31.
d 1 Cor. I. 31.
e 1 Cor. I. 21.

Lebens-Mahlzeit.
verbindet das menſchliche Vertrauen nicht ſich ſelbſt und allem abzu-
ſagen: aber der Glaub verwirfft alle fremde Zuverſicht auf ſich oder
was anders a. Zweytens verpflichtet der menſchliche Glaub nieman-
den ſeine Vernunfft dem zu unterwerffen, was ein anderer ſagt; hin-
gegen nimmt der goͤttliche Glaub alle Gedancken gefangen unter Chri-
ſti Gehorſam b. Der Glaube leidet nicht daß die Seeligkeit einiger
maſſen getheilt werde, mit wem und wormit es auch ſeye, auf daß ge-
ſchehe wie geſchrieben ſteht, wer ſich ruͤhmet, der ruͤhme ſich des HErren c.
Drittens folget der Effect, Krafft und Wuͤrckung eben nicht unfehl-
bar daraus, ob man ſchon einem frommen, geneigten, maͤchtigen Freund
noch ſo ſteiff trauet; wer aber JEſum trauet, der wird in ſeiner Hoff-
nung nimmermehr zu ſchanden, darum iſts noch auf den heutigen Tag
wahr, daß wer Chriſtum JEſum iſſet, auch durch Jhn lebe.

§. 14. Muß ich euch handgreiflich zeigen, die hoͤchſt-heilige Urſach,Die Ur-
ſachen
warum
GOtt den
Glauben
zum Be-
ding des
Gnaden-
Bundes
eingeſe-
tzet.

warum GOtt den Glauben zum Beding des Gnaden-Bunds erwaͤhlet,
unter welchem allein Er ſeine Guͤter in JEſu ſchencken will. a) Jſt es
allezeit das beſte, wie es GOtt macht; Das Evangelium wird eben
darum der Rath GOttes genennt, weilen der Glaubens-Weg in de-
nen ewigen Schaͤtzen ſeiner unendlichen Weißheit auserkohren wor-
den, welches alles ſeine tieffe Urſachen hat, falls ihr einige davon zu
wiſſen begehret, ſo will ichs ſagen. b) GOttes Vorhaben im Werck
des Heils iſt, ſeine Gnad groß und herrlich machen, daß man ſich nur
JEſu ruͤhme d. Zu dieſem Zweck ſchickt ſich der Glaub trefflich, ſin-
temal er nichts thut als lediglich nehmen, was GOtt uns armen Bett-
leren anbietet, die wir alle einmuͤthiglich mit groſſem Jubel-Geſchrey
GOttes Barmhertzigkeit ausruffen und preiſen in aller Welt. c) Mer-
cket GOttes Abſicht aus dem Spruch Pauli e. Dieweil die Welt
durch ihre Weißheit GOtt in ſeiner Weißheit nicht erkannt hat, hat es
GOtt wolgefallen, durch die thoͤrichte Predigt ſeelig zu machen die da
glauben. Seine Intention oder Zweck iſt allezeit geweſen, daß er als
der Urſprung alles Guten erkennt werde, dazu hat er dem Menſchen
in der Schoͤpffung die Vernunfft gegeben zu erkennen wie er aus nichts
ſeye und alles GOtt zu dancken habe, allein dieſer Weg iſt nicht gelun-
gen; dann die Welt hat GOtt nicht erkannt noch die verborgene, un-
ſichtbare Tuͤnckel ſeiner Guͤte geſehen, noch ſeine Vorſehung angebet-

tet,
a Jerem. XVII.
b 2 Cor. X. 5.
c 1 Cor. I. 31.
d 1 Cor. I. 31.
e 1 Cor. I. 21.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1135" n="1039"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lebens-Mahlzeit.</hi></fw><lb/>
verbindet das men&#x017F;chliche Vertrauen nicht &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t und allem abzu-<lb/>
&#x017F;agen: aber der Glaub verwirfft alle fremde Zuver&#x017F;icht auf &#x017F;ich oder<lb/>
was anders <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Jerem. XVII.</hi></note>. Zweytens verpflichtet der men&#x017F;chliche Glaub nieman-<lb/>
den &#x017F;eine Vernunfft dem zu unterwerffen, was ein anderer &#x017F;agt; hin-<lb/>
gegen nimmt der go&#x0364;ttliche Glaub alle Gedancken gefangen unter Chri-<lb/>
&#x017F;ti Gehor&#x017F;am <note place="foot" n="b">2 <hi rendition="#aq">Cor. X.</hi> 5.</note>. Der Glaube leidet nicht daß die Seeligkeit einiger<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en getheilt werde, mit wem und wormit es auch &#x017F;eye, auf daß ge-<lb/>
&#x017F;chehe wie ge&#x017F;chrieben &#x017F;teht, wer &#x017F;ich ru&#x0364;hmet, der ru&#x0364;hme &#x017F;ich des HErren <note place="foot" n="c">1 <hi rendition="#aq">Cor. I.</hi> 31.</note>.<lb/>
Drittens folget der Effect, Krafft und Wu&#x0364;rckung eben nicht unfehl-<lb/>
bar daraus, ob man &#x017F;chon einem frommen, geneigten, ma&#x0364;chtigen Freund<lb/>
noch &#x017F;o &#x017F;teiff trauet; wer aber JE&#x017F;um trauet, der wird in &#x017F;einer Hoff-<lb/>
nung nimmermehr zu &#x017F;chanden, darum i&#x017F;ts noch auf den heutigen Tag<lb/>
wahr, daß wer Chri&#x017F;tum JE&#x017F;um i&#x017F;&#x017F;et, auch durch Jhn lebe.</p><lb/>
          <p>§. 14. Muß ich euch handgreiflich zeigen, die ho&#x0364;ch&#x017F;t-heilige Ur&#x017F;ach,<note place="right">Die Ur-<lb/>
&#x017F;achen<lb/>
warum<lb/>
GOtt den<lb/>
Glauben<lb/>
zum Be-<lb/>
ding des<lb/>
Gnaden-<lb/>
Bundes<lb/>
einge&#x017F;e-<lb/>
tzet.</note><lb/>
warum GOtt den Glauben zum Beding des Gnaden-Bunds erwa&#x0364;hlet,<lb/>
unter welchem allein Er &#x017F;eine Gu&#x0364;ter in JE&#x017F;u &#x017F;chencken will. <hi rendition="#aq">a</hi>) J&#x017F;t es<lb/>
allezeit das be&#x017F;te, wie es GOtt macht; Das Evangelium wird eben<lb/>
darum der Rath GOttes genennt, weilen der Glaubens-Weg in de-<lb/>
nen ewigen Scha&#x0364;tzen &#x017F;einer unendlichen Weißheit auserkohren wor-<lb/>
den, welches alles &#x017F;eine tieffe Ur&#x017F;achen hat, falls ihr einige davon zu<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en begehret, &#x017F;o will ichs &#x017F;agen. <hi rendition="#aq">b</hi>) GOttes Vorhaben im Werck<lb/>
des Heils i&#x017F;t, &#x017F;eine Gnad groß und herrlich machen, daß man &#x017F;ich nur<lb/>
JE&#x017F;u ru&#x0364;hme <note place="foot" n="d">1 <hi rendition="#aq">Cor. I.</hi> 31.</note>. Zu die&#x017F;em Zweck &#x017F;chickt &#x017F;ich der Glaub trefflich, &#x017F;in-<lb/>
temal er nichts thut als lediglich nehmen, was GOtt uns armen Bett-<lb/>
leren anbietet, die wir alle einmu&#x0364;thiglich mit gro&#x017F;&#x017F;em Jubel-Ge&#x017F;chrey<lb/>
GOttes Barmhertzigkeit ausruffen und prei&#x017F;en in aller Welt. <hi rendition="#aq">c</hi>) Mer-<lb/>
cket GOttes Ab&#x017F;icht aus dem Spruch Pauli <note place="foot" n="e">1 <hi rendition="#aq">Cor. I.</hi> 21.</note>. Dieweil die Welt<lb/>
durch ihre Weißheit GOtt in &#x017F;einer Weißheit nicht erkannt hat, hat es<lb/>
GOtt wolgefallen, durch die tho&#x0364;richte Predigt &#x017F;eelig zu machen die da<lb/>
glauben. Seine <hi rendition="#aq">Intention</hi> oder Zweck i&#x017F;t allezeit gewe&#x017F;en, daß er als<lb/>
der Ur&#x017F;prung alles Guten erkennt werde, dazu hat er dem Men&#x017F;chen<lb/>
in der Scho&#x0364;pffung die Vernunfft gegeben zu erkennen wie er aus nichts<lb/>
&#x017F;eye und alles GOtt zu dancken habe, allein die&#x017F;er Weg i&#x017F;t nicht gelun-<lb/>
gen; dann die Welt hat GOtt nicht erkannt noch die verborgene, un-<lb/>
&#x017F;ichtbare Tu&#x0364;nckel &#x017F;einer Gu&#x0364;te ge&#x017F;ehen, noch &#x017F;eine Vor&#x017F;ehung angebet-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tet,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1039/1135] Lebens-Mahlzeit. verbindet das menſchliche Vertrauen nicht ſich ſelbſt und allem abzu- ſagen: aber der Glaub verwirfft alle fremde Zuverſicht auf ſich oder was anders a. Zweytens verpflichtet der menſchliche Glaub nieman- den ſeine Vernunfft dem zu unterwerffen, was ein anderer ſagt; hin- gegen nimmt der goͤttliche Glaub alle Gedancken gefangen unter Chri- ſti Gehorſam b. Der Glaube leidet nicht daß die Seeligkeit einiger maſſen getheilt werde, mit wem und wormit es auch ſeye, auf daß ge- ſchehe wie geſchrieben ſteht, wer ſich ruͤhmet, der ruͤhme ſich des HErren c. Drittens folget der Effect, Krafft und Wuͤrckung eben nicht unfehl- bar daraus, ob man ſchon einem frommen, geneigten, maͤchtigen Freund noch ſo ſteiff trauet; wer aber JEſum trauet, der wird in ſeiner Hoff- nung nimmermehr zu ſchanden, darum iſts noch auf den heutigen Tag wahr, daß wer Chriſtum JEſum iſſet, auch durch Jhn lebe. §. 14. Muß ich euch handgreiflich zeigen, die hoͤchſt-heilige Urſach, warum GOtt den Glauben zum Beding des Gnaden-Bunds erwaͤhlet, unter welchem allein Er ſeine Guͤter in JEſu ſchencken will. a) Jſt es allezeit das beſte, wie es GOtt macht; Das Evangelium wird eben darum der Rath GOttes genennt, weilen der Glaubens-Weg in de- nen ewigen Schaͤtzen ſeiner unendlichen Weißheit auserkohren wor- den, welches alles ſeine tieffe Urſachen hat, falls ihr einige davon zu wiſſen begehret, ſo will ichs ſagen. b) GOttes Vorhaben im Werck des Heils iſt, ſeine Gnad groß und herrlich machen, daß man ſich nur JEſu ruͤhme d. Zu dieſem Zweck ſchickt ſich der Glaub trefflich, ſin- temal er nichts thut als lediglich nehmen, was GOtt uns armen Bett- leren anbietet, die wir alle einmuͤthiglich mit groſſem Jubel-Geſchrey GOttes Barmhertzigkeit ausruffen und preiſen in aller Welt. c) Mer- cket GOttes Abſicht aus dem Spruch Pauli e. Dieweil die Welt durch ihre Weißheit GOtt in ſeiner Weißheit nicht erkannt hat, hat es GOtt wolgefallen, durch die thoͤrichte Predigt ſeelig zu machen die da glauben. Seine Intention oder Zweck iſt allezeit geweſen, daß er als der Urſprung alles Guten erkennt werde, dazu hat er dem Menſchen in der Schoͤpffung die Vernunfft gegeben zu erkennen wie er aus nichts ſeye und alles GOtt zu dancken habe, allein dieſer Weg iſt nicht gelun- gen; dann die Welt hat GOtt nicht erkannt noch die verborgene, un- ſichtbare Tuͤnckel ſeiner Guͤte geſehen, noch ſeine Vorſehung angebet- tet, Die Ur- ſachen warum GOtt den Glauben zum Be- ding des Gnaden- Bundes eingeſe- tzet. a Jerem. XVII. b 2 Cor. X. 5. c 1 Cor. I. 31. d 1 Cor. I. 31. e 1 Cor. I. 21.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1135
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1039. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1135>, abgerufen am 22.11.2024.